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Dresdner Journal : 11.06.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187006116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-06
- Tag 1870-06-11
-
Monat
1870-06
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Journal : 11.06.1870
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De«,L°.e ^oue».i., ' vrsiüen, Ll«ex»r»td«oxx,„ K». l. DrrMerIomMl. Ämllicher Theil. Dresden, 10. Juni. Ihre Kaiserlich Königliche Hoheit dir Frau Erzherzogin Sophie ist gestern Abend von der Weinbergs-Villa Ihrer Majestät der Königin Maria nach Schönbrunn abgereist. ssStzDreSde«, 1. Juni. Seine Majestät der König haben allergnäbigst zu genehmigen geruht, daß der Thetlhabrr de- Bankhauses Heinrich Küstner Sc Co., Adolph Rein« dard Küstner zu Leipzig, das von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Sachsen-Weimar-Eisenach ihm verliehene Ritterkreuz erster Abthetlung des Haus- ordenS der Wachsamkeit oder vom weißen Falken an- nehme und trage. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. relegraphische Nachrichten. ZeittlNgSschau. (St. Petersburger Zeitung. — Mos kauer Zeitung.) TageSgeschichte. (Berlin. Ems. Koburg. München. Stuttgart. Heidelberg. Wien. Pcsth. Paris. Florenz. London. Konstantinopel.) Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichtrn. Statistik und LolkSwirthschaft. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Statistik und LolkSwirthschaft. LermischteS. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Lemberg, Donnerstag, 9. Juni. (Corr.-Bür.) In einer politischen Conferen» wurde daS Pro gramm der vereinigten Parteien ZiemialkowSki, Smolka und deS Krakauer Clubs angenommen. Die rndgiltige Präcisirung der Wünsche de» Lan des behielt man einer besonder« Commission vor. Smolka'S Antrag, nur der staatsrechtlichen Oppo- fitton angehörevde LandeScandidaten aufzustellen, »nrde abgelehnt, worauf sich dessen Partei volle ActtonSfreihrit vorbehielt. Graz, Donnerstag, S. Juni. (Corr.-Bür.) DaS Befinden deS Grasen Beust hat sich gebessert; der selbe kehrt Abends nach Wien zurück. Pesth, Kreitag, IO. Jnni. (W.T.B.) Die ge- strige Batthyanyifrier (vcrgl. unter „Tagesaeschichtc") ist in größter Ordnung verlaufen. Die Betbeilia, uug war eine sehr bedeutende. Sämmtliche Comi- täte, die Sonvedvrreine, Akademien und literari schen Gesellschaften waren vertreten. Agram, Donnerstag, 9. Juni. (Corr.-Bür.) Zwei Professoren deS Gymnasiums wurden auS polizeilichen Motiven ihrer Stellen enthoben. Triest, Donnerstag, 9. Juni. Die neueste Levantepost bringt folgende Nachrichten: Athen, 4. Juni. Die königliche Familie reist Dienstag nach Korsu. — Die Hinrichtung der Bri ganten erfolgt wahrscheinlich am nächsten Sonn abend. Von den geflüchteten Räubern iü keine Spur aufzufinden. Der Präfect von Korfu ist plötzlich ab- gesetzt worden. Smyrna, 4. Juni. Eine aus Griechenland ge landete Räuberbande befindet sich bei Vurla. Konstantinopel, 4. Juni. Der Schah von Per sien wird im Oktober eine Wallfahrt nach Kcrbelak unterEhmen und 8 Tage in Bagdad bleiben, woselbst große Vorbereitungen zu seinem Empfange getroffen werden. Paris, Donnerstag, 9. Juni, Abends. (W. T B.) Im gesetzgebenden Körper brachte heute Mony eine Interpellation ein in Betreff des Uebereinkom- menS deS Norddeutschen Bundes, Badens, Italiens und der Schweiz über die St. Gotthardbahn. Der Tag der Verhandlung dieser Interpellation wird in der morgenden Sitzung festgesetzt werden. Der Budgetbericht wurde heute der Kammer vorgelegt. London, Freitag, 19. Juni. (W.T.B.) Der berühmte Romanschriftsteller Charles Dickens (Pseu donym Boz, geb. 7. Februar 1812) ist gestern Abend auf seinem Landgute an einem vorgestern erlittenen Gehirnschlagflusse gestorben. Dresden, 10. Juni. In Verfolg ihrer, das lebhafte Interesse weiterer Kreise erregenden Artikel über die baltische Frage kommt die deutsche „St. Petersburger Zeitung", nachdem sie in den vorhergcgangcnen Ausführungen nachzuwcisen versucht hatte, daß provinzielle Eigenthüm- lichkeiten und Sonderheiten gewissen allgemeinen An forderungen des Staates gegenüber keine absolute Gil tigkeit und Bedeutung für sich in Anspruch nehmen können, —auf den wesentlichen Streitpunkt zu spre chen, ob die Sondcrexistenz anderer Nationali täten neben des herrschenden der nöthigen Staatsrin- heit widerspreche und wie sich dieselben gegen einan der zu verhalten haben. Interessant ist es, daß die Beantwortung dieser Frage dem nationalen Werke eines Moskauer Professors unv Kollegen des Herrn Katkow, dem Buche des russischen Schriftstellers Tschitscherio „lieber Volksrepräsentation" entnommen wird. „Nicht immer kann," heißt es dort, „das Vorhandensein na tionaler Eigenthümlichkeiten in einem Staate als ein Uebel gelten. Der Staat setzt sich auf historischem Wege aus verschiedenen Theilen zusammen, deren Mannich- faltigkeit dem öffentlichen Leben eine größere Breite giebt, manchmal neue Principien und eine höbere Bil dung in dasselbe hineinträgt. Aber damit diese Ver schiedenheit der Nationalitäten dem Staate Nutzen und nicht Schaden bringe, ist es nothwendig, daß dieselben in Frieden leben, daß sich die untergeordneten Nationen der herrschenden anschließen, indem sie dabei ihre Eigen thümlichkeiten bewahren, aber ohne nach Selbstständig keit zu streben, ohne sich in feindliche Beziehungen zum Ganzen zu stellen. Aber auch die herrschende Nationa lität kann nur dann auf eine freundschaftliche Mitwir kung der andern zählen, wenn sie ihnen nicht Gewalt authut, nicht bestrebt ist, mit welchen Mitteln es auch sei, dieselben zu absorbiren, sondern vielmehr ihre Eigen thümlichkeiten, ihre Rechte, ja ihre Vorurtheile achtet. . . . Die friedliche Einwirkung der einen Nationalität auf dir andere ist wichtiger als RegirrungSmaßregeln, welche die gesellschaftlichen Kräfte wohl unterstützen, niemals aber sie vollständig ersetzen können. Aber nicht immer existirrn die vothwendigen Bedingungen zu einem solchen Resultate. Manchmal liegt das Hmderniß in den Mängeln der herrschenden Nation, manchmal in historischen Gründen, die die Bestrebungen der unter worfenen bestimmen. In einem solchen Falle, wenn aus friedlichem Wege die feindliche Stimmung nicht zu besiegen ist, bleibt nichts Anderes übrig, als mit Re- gicrungsmitteln vorzu-chen." Von diesen Deduktionen eines dem russischen Publicum gewiß unverdächtigen Gewährsmannes ausgehend, gelangt das nordische Blatt zu folgendem Schluffe: „Also der Staat kann die Exi stenz anderer Nationalitäten neben der herrschenden dulden, ohne dadurch in Widerspruch mit seinem Wesen zu gerathen; erst dann entsteht für ihn die Pflicht, sie zu absorbiren, wenn infolge historischer Gründe in ihnen eine feindliche Stimmung gegen das Ganze be steht, die auf friedlichem Wege nicht zu überwinden ist. Diese historischen Gründe, diese feindliche Stimmung aber vermögen wir in den Ostsceprovinzen keinenfalls zu finden.... So lange die Deutschen der Ostseepro- vinzcn als Deutsche ihre staatlichen Pflichten erfüllen, so lange halten wir ihre Entnationalisirung als durch das Staatswohl nicht indicirt; ebensowenig aber wer den wir jedesmal über „„Ruffificirung"" klagen, wenn irgend eine Administrativbehörde veranlaßt wird, sich zu ihrer Correspoudenz der russischen Sprache zu be dienen. Dieses wird der Standpunkt sein, der uns bei Besprechung der einzelnen Streitobjekte leitet." Ueber die Stimmung der lithauischen Be völkerung entwirft die „Moskauer Zeitung" ein, wenngleich tendenziös ein wenig übertriebenes, so doch bedeutungsvolles Bild, wonach der Russificirungspolt- tik in den nordwestlichen Provinzen keine großen Er folge nachzurühmen sind. Das bekannte Organ der ultranationalen Partei giebt nachstehende alarmirende Schilderung: „Leider haben dir russischen Schulen ihren russificirrnden Einfluß in Lithauen nicht bewährt, und immer ungünstiger gestalten sich die dortigen Verhält- Nisse in Bezug auf die Absicht der Regierung, die dahin gerichtet ist, das Land vom Joche der polnischen Partei zu befreien. Das Vertrauen der Bauern in die Regierung ist vollständig erschüttert. Alle Die jenigen, welche vor wenigen Jahren stolz darauf waren, sich Russen zu nennen, schämen sich heute dieses Na mens. Die weisen Maßregeln der Regierung, welche die Expropriirung des polnischen Adels bezwecken, brin gen keine Wirkung mehr hervor. Die russische Sprache endlich, welche das Mittel zur Begründung der Staats einheit werden sollte, wird als Anlaß zu Demon strationen gegen diese Einheit benutzt. Die Einführung der russischen Sprache, welche dem Polenthum: den Todesstoß geben sollte, hat merkwürdigerweise den Sieg desselben herbeigeführt. Der Wille der lithauischen Be völkerung und Geistlichkeit hat sich nämlich bet der Ab stimmung über bie Einführung der russischen Spracke beim katholischen Gottesdienste für das Polenthum ent schieden und dadurch der Herrschaft desselben eine ge wisse Berechtigung gegeben." Tagesgeschichte. * Berlin, 9. Juni. Heute hat der Bundesrath des Norddeutschen Bundes seine Schlußsitzung gehalten. — In den nächsten Tagen geht das ansehnlichste Panzer- geschwader, welches die preußische und norddeutsche Flotte bisher ausgerüstet, unter dem Oberbefehle des Admirals, Prinzen Adalbert von Preußen, in See, um seine Reise bis nach Madeira auszudehnen. Das Ge schwader besteht aus den Panzerfregatten „König Wil helm", „Kronprinz" und „Friedrich Karl" mit 1300 Mann Besatzung und dem Panzerfahrzeug „Prinz Adalbert". Der „Friedrich Karl" ist in Portsmouth gedockt worden, um außer den Ausbesserungen der schraube eine Reinigung des Rumpfes durchzumachen. Die „Times", welche der norddeutschen Kriegsmarine allerdings von jeher keine besondcrn Sympathien be zeugt hat, äußert sich über das (in Frankreich gebaute) Schiff keineswegs günstig. Sie sagt: das Schiff sei ganz bedeutend leck, und eine genaue Untersuchung des Rumpfes unter der Wasserlinie zeige, daß die Sielen (Nälhe) der Panzerplatten im Vergleiche mit Effen- schtffen, die in England gebaut wurden, nur sehr mit telmäßig verbunden sind, und daß eine Sieke sogar mit Werg kalfatert sei. Das Bug verlängere sich unter der Wasserlinie in Sporrform und sei nicht sehr stark gebaut, während der Achtersteven und das Ruder in folge der niedrigen Termen gegen einen feindlichen Schuß gänzlich unbeschützt und überdies roh und schwach gebaut seien. — Ueber eine am 30. v. M. in der Nord see stattgehabte Collision eines dänischen Scho ners mit der Panzerfregatte „Friedrich Karl" ist der „Kiel. C." in den Stand gefitzt, nachstehende that- sächliche Mittheilungen zu geben: An dem erwähniea Tage Abends 6 Uhr befand sich die Pauzersregatte „Kronprinz" mit dem „Friedrich Karl" im Schlepptau ans der östlichen Svitze der Doggersbank, als ein so dichter Nebel auskam, daß sich oft die beiden Schiffe nicht sehen konnten. Die Fahrt deS „Kronprinz" wurde demgemäß von 8 auf ä Knoten ermäßigt, die Dampspleise pfiff alle halbe Minuten, aus dem „Friedrich Karl" wurde das Nebelhorn ge blasen und durch Ausstcllen von zahlreichen Posten als Aus guck jede Vorsichtsmaßregel erfüllt. Gegen 7 Uhr wurde von der »ordern Commandvbrücke deS „Kronprinz" aus ein Schiff gesehen, das kaum 200 Schritt entfernt rechts vor dem Bug aus dem Nebel auftouchte; dasselbe lag mit südöstlichem Wiude über Steoerbordhalseu und kam gerade auf den „Kronprinz" zu. Sobald dies deutlich wahrzunehmen war, wurde das Ru der hart Backbord gelegt. Gleichzeitig luvte auch daS fremde Schiff und ging dadurch eine halbe Schiffslänge vom „Kron- prinz" klar, der seine Maschine stoppte, nm ersterm Zeit zu lassen, auch vom „Friedrich Karl" frei zu gehen. Wäre der Schoner, wie er nach den Regeln über das Ausweichen auf See thun mußte, aus seinem Courle geblieben, weil er mit Steoerbordhalseu segelte, so wäre Alles gut gegangen. Statt dessen aber machte er, mvalicherweise durch die plötzlich« Erscheinung eine« so großen Schiffe« in Verwirrung gebracht, ein sallches Manöver und wendete. Vom „Kronprinz" auS wurde ihm zwar zugerufen, er solle seine Raacn wieder springen lassen, da noch ein Schiff im Schlepptau komme, und er that dies auch, jedoch ließ er die Schooten seiner Vorsegel back stehen und mußte nun nothweodigerweise dem „Friedrich Karl" vor den Bog kommen, obwohl dieser bereits ebenfalls sein Ruder Backbord gelegt hatte. Sehr bald erfolgte auch der Zusammen stoß und der Krahnbalken deS „Friedlich Karl" nahm beide Masten des Jahr>eugeS fort, wahrend Letzteres nach hinten trieb und in dem Nebel sehr bald aus Sicht kam. Zwei Mann der Besatzung waren bei der Collision an Bord des „Friedrich Karl" geklettert, die übrigen ans dem Wrack geblieben. Ersterer schickte sofort zwei Boote ab, um den Rest der Maonkchait zu retten, während der „Kronprinz" vor Anker ging. Kanonen schüsse und Glockengeläute gab den Booten Signal, wo sie ihr Schiff wiederzufinden batten. Nach einer Halden Stunde brach ten sie auch den Rest der Mannschaft, zugleich aber auch die Nachricht, daß der Rumpf des Schoners keinen erheblichen Schaden gelitten habe und schwimme. Sie wurden nun aber mals sorigeschickt, um das Wrack beranzubugsiren und es am „Friedrich Karl" sesNumacheo; bei ihrer Ankunft fanden sie eS jedoch bereits von niederländischen Fischern b. setzt, die zusälli- ger Weife vorbeigesegelt waren und es in Beschlag oenommen hatten. Da den Findern eines von seiner Mannschast ver lassenen Fahrzeuges nach dem Seerechte ein hohes Bergelohn zusteht, so mußie der Schoner den Niederlande'» überlassen bleiben. Die Mannschaft des Schoners veiblieb aus dem „Friedrich Karl" uud wurde in Portsmouth gelandet, wo die beiden Panzerfregatten am 2. Juai eintrasen. — Nach der „N.-Zlg." hat der Bundesrath dem vom Reichstage beschlossenen Gesetzentwürfe wegen Einfüh rung der Braumalzsteuer in Nordhcssen seine Zu stimmung gegeben mtt dem Vorbehalte, daß der Er laß des Gesetzes nicht erfolgen könne, bevor nicht die hessische Regierung ihre Zustimmung dazu ertbeilt habe. — Auf d»n Bericht der vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Seewesen, für Handel und Ver kehr und für das Rechnungswesen über die Vorschläge der zur Voib.ratbung über die Beobachtung des Ve nusdurchganges von 1874 niedergesctztcn Com mission hat der Bundesrath beschlossen, zur Vornahme der noch für nöthig erachteten Vorarbeiten für den Beobachtungeplan und für die Aufstellung eines ge nauen Kostenanschlages 3000 Thlr. aus dem Dispo- stlionSfond zu verwenden. Ueber die für die Beob achtung des VenusdurchgangeS im Jahre 1874 pro- jectirteu Expeditionen zu bewilligenden Mittel soll späterhin Beschluß gefaßt werden. — Die Verhandlungen üb:r einen Handelsver trag mit der Republik San Salvador haben be gonnen; der ersten Konferenz wobntc auch der spanische Gesandte bet. Als Grundlage sür den neu ab.ulchlie» ßenden Vertrag wird der am 30. Dccember 1852 un terzeichnete, nicht zur Nat.fication gelangte Vertrag zwischen Preußen und der genannten Republik unter Berücksichtigung der später mit südamcrikantschen Re gierungen abgeschlossenen Verträge benutzt. In dem neuen Entwuife wird u. A. den Deutschen die Nieder lassung und der Erwerb von Grundeigenthum im gan zen Gebiete der Republik zugesichert. — Mtt Bezug auf die Verordnung des Bundeskanzlers vom 6. Juni d.I:, betreffend die Einführung der Correspondenz- karten, hat, wie die„N.Pr.Z " hört, die k. bayersche Verwaltung bereits die Erklärung hierher gelangen lassen, zum 1. Juli d. I. auch beim dortigen Postwesen dieses neue Communicationsmittel in voller Ueberein- stimmung mit den sür den Norddeutschen Bund getrof fenen Festsetzungen cinzuführen. —" Bad EmS, 8. Juui. Wie die „Kobl. Ztz." aus „sicherer Quelle" erfährt, hätte während der Zusam menkunft der Monarchen von Preußen und Rußland di: Verlobung d.s russischen Großfürsten Wladimir mit der Prinzessin Marie, Tochter des Prinzen Fried rich Karl, stattgefunden. Feuilleton. Der Bernstein. In der Monatsversammlung des Vereins sür Erd kunde hielt am 3. Juni Herr Vr. Mehwald einen Vortrag über den Bernstein und sagte unter Anderm: „Daß die Benennung Bernstein eine falsche ist, darf ich als bekannt voraussetzen. Schon TacituS erklärte ihn für Baumharz, und Göppert — der gründlichste Forscher in der tertiären Erdbildung — hat nicht nur über 200 Thtrre und Pflanzentheile im Bernsteinharze gefunden, sondern auch frstgestellt, daß der Bernstein einer Pinusart entfloß, und hat dieser unbekannten Kieferaattuug einen Namen gegeben. Wo aber der unendliche Kiefrrwald gestanden, welcher Tausende von Jahren ununterbrochene Ersten von Bernstein geliefert; wir dieser Wald untergegangen und auf welche Weise daS Harz in Fluß gekommen, ist unbekannt. Wollte man annehmen, es seien jene Kieferbäume angebohrt worden, wie eS auf Neuholland mit llcu» elsstic» ge schieht, so müßten Menschen und zwar sehr viele Men schen in jenem Walde gelebt haben; da aber nachge- wtesen ist, daß zur Zeit der Bernsteinbildung noch keine Menschen rxistirten, so muß der Bernsteinfluß auf an dere Weise erregt worden sein, und meine ich, daß dies auf dieselbe Weise, wie bet andern Holzarten in den Braunkohlen, geschah, nämlich durch Verschüttung deS WaldeS mittelst unterirdischer Kräfte und AuSschwell: ng de- KiensasteS durch unterirdische Hitze, wie bet der Pechschwellerri. Merkwürdig ist's, daß man einzelne Stücke Bernstein in der Erde bis an den Fuß der Karpathen und de- RiesengebirgeS, sowie am Strande der friesischen und englischen Küsten, in Jütland, Skandinavien, Schottland, Sibirien, Siciliev, im Be« rtngSmerre, ja sogar in Nordamerika fand; aber nir ¬ gends kommt der Bernstein in solchen Massen zu Tage, als an den Küsten Ost- und Westpreußens. Denn Werlaus giebt in seinem Buche über den Bernstein- Handel an, daß der Umsatz zweier jüiischer Handels häuser in diesem Secproducte nur 30,000 Thlr. jähr lich betrage; während die Bernstcinernte an der preußi schen Küste 200,000 bis 300,000 Thlr. pro Jahr an- zunekmen sei. Eigenthümlich ist's, daß das dcr Bernsteinküste nahe Schweden und das noch nähere Bornholm keinen An theil an dieser reichen Ernte hat. Ueber das kaufmännische Alter des Bernsteins ist man nicht einig; soviel ist aber gewiß, daß vor länger als 3000 Jahren der Bernstein schon in Griechenland und Kleinasien bekannt war und dem Golde gleich ge schätzt wurde. Ja man wußte schon, daß derselbe, wenn man ihn etwas reibe, elektro-magnetisch werde, weshalb man ihn Elektron nannte. Auch der große Sandinselkranz an der kimbrischen, schleswtgschcn, hol- steinschen und hannöverschen Küste bis Holland, wo man zuerst den Bernstein gelesen haben dürste, wurde von den Alten ElcktrtdeS genannt. Auf welche Weise die Griechen und Asiaten ur sprünglich in den Besitz von Bernstein kamen, ist nicht bestimmt nachzuweisrn. Einige glauben, daß die Phö nizier zu Schiffe an die englischen und friesischen Küsten gekommen, dort Bernstein gefunden und in ihre Hei- math mitgenommen hätten. Ein wahrscheinlicherer Weg war aber wohl die sogenannte Schnitsch, d. h. ein LandhandelSweg vom adriatischen Meere durch Oester reich, Schlesien und die polni,chen Lande bis zur Ostsee. Der Bernstein hat eine durch Hin- und Herrollen im Wasser geglättete Rinde, welche bald braun, bald aelblich, bald weiß ausstrht. Im Innern ist der Wasser- bernstetn, d. h. derjenige, den man unmittelbar vom Wasser empfängt, meist durchsichtig, oder doch durch scheinend, glasartig; während der aus der Erde gegra bene, d. h. der sogenannte Erdbernstcin, meist undurch- scheincnd, wolkig und hellgelbfarbig ist. Die Gewinnung genannten Harzes ist eine ver schiedene. Theils werden Strandstrecken an Bernstein- leser verpachtet; theils üben die grundbercchtigten Ge meinden nicht allein dieses Lescrecht i« corpore aus, sondern sie fischen auch Bernstein auf ihren Territorien. Dies geschieht auf folgende Weise: Es fahren bei ruhi ger See Männer auf Kähnen hinaus aufs hohe Wasser, reißen mtt an langen Stangen befestigten Eisen auf seichtem Meergrunde den Seetang und andere Wasser gewächse los und fischen den dadurch frei werdenden Bernstein mit kleinen Netzen auf. Oder die Strand wächter überschauen bei Stürmen das Meer, ob die Wellen Seegewächse nach dem Strande treiben, und bieten, wenn dies der Fall ist,' die Gemeinden auf, damit die Männer mit großen Netzen den Seetang aus- sangen, aus welchem die Weiber den Bernstein heraus- schälen und lesen. Oder Gesellschaften arbeiten mit Dampf- und Hardbaggcrn, wenn das Wetter es er laubt, und holen fortwährend Meergrund herauf, welcher von den Brrnstcinlesern und Sortirern durch sucht wird. Gegenwärtig sind an tausend Menschen bei dirser Baggeret beschäftigt. Der jährliche Ertrag des Wasserbernsteins wird zu 130,000 bis 150,000 Pfund angenommen. Je nach der Größe der Stücke, der Reinheit des Innern, der Gleichmäßigkeit der Farbe, der gewünschten Form u. s. w. steigt oder fällt der Preis des Bernsteins von 3 bis 6 Sgr., bis 100 und 200 Thlr. pro Pfund. Durchschnittlich kann da- Pfund Wasserbernftriu auf 3 bi- 5 Thlr. angenommen werden. BernstringruS ' und Abfälle beim Verarbeiten können nur zu Bern- steinräucherung, Bernstcinsalbe, Bernsteinsäure, Bern- stcinlack u. s. w. verbraucht werden und sind dahcr sehr billig. Der Erdbernstein, d. h. derjenige, welcher aus der Erde gegraben wird und ein bloßgelbes, undurchichei- nendes, wolkiges Ansehen hat, wird im Galanlerie- waarenhandel Höker geschätzt, als der glasige Wasser- bernstetn. Der Erdbernstein liegt in blauer Lette bi- 100 Fuß tief und ist von Braunkohlen und Lehmschich- teu überlagert. Die Gräbcret ist daher etwas mühsam, aber sehr lohnend, da man annimmt, daß 12 PfmO Erde 1 bis 2 Pfund Bernstein geben und daß der Preis dieses Products, weil man häufig sehr große Stücke findet, durchschnittlich mehr als 5 Thlr. pro Pfund beträgt. Die jährliche DurchschnittSernte diese- Landbernsteins wird auf 200,000 Thlr. angenommen. Da nun aus Obigem hervorgeht. daß in den öst lichen preußischenProvinzen jährlich 200,000biS300,000 Pfund Bernstein gefördert werden, so entstehen bie Fra gen: wohin geht dieses im Ganzen theure Product? wozu braucht man eS? und was macht man daraus? Dte Wege des Handels sind oft verwunderlich. So geht auch der an der Ostsee gefundene Bernstein meist nach Livorno und Venedig, wird dort im Negergeschmack für Putz- oder religiöse Gegenstände bearbeitet und bann in Afrika unter den Wilden verhandelt. Dage gen gehen wieder von Livorno und Venedig ungeheure Massen von rothen Corallenkugrln nach d:n östlichen preußischen Provinzen, namentlich nach Kujavien, weil die dortige polnische Mode verlangt, daß die Bräute und jungen Damen bet Festen in einer Art Corallen- Harnisch erscheinen. Auf diese Weise balanctrt der Werth der italienischen Corallen mit dem Werthe de- Bern stein- in Ost- und Wrstpreußen. Außer den Italienern und Mohren find auch dte
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