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72. Fahrgang. S Abend-Ausgabe Montag» 2. Januar 1S2S Gegründet 18S8 Drakiansckritt: Stachricktten Pre.don Keriilvrecher-Sammelnummcr: SV S41 Nur iür Nachiaesprächc: SO 011 vom >- bi» «».Januar NW« bei löglick üwclmaliaer 8»ßellun, frei «aus >.5u Mk. Poftbezugsvreis für Monat Januar 1 Mark okne PosUuslellunasacbübr. Lim,elnu««er lv Psennta- Die Ameisen werden nach Volbmark berechnet: die einsvalti"» i» mm breit: Seile 15 Psa., tür aurwürts 4v Psg. flamilienamciaen und StcNenaesuche ohn> ^tttat-ttz''" » Nabatt >5 Psa.. ankert,alb 25 Pfg.. die an »>»> breite Ncklanic>elle 2>n> Pta. aukerbatb 2SoPia. QtieilcngebLtir snPia. Ausw. Auitrüge aeaen Doraurbembla T liriftleltuns nnd .tzaiivIgeschSstssteller Marienürahe 3S »2 Druck u. Vertag von LiepIN» L Retchardt in Dresden Postscheck-Kon,° 1OSS Dre.de» Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe «.Dresdner Nachr.'l lulSMg. Unverlangte Schriftstücke werden nicht ausbcwabrt. Bedenklicher Wischensall im Burgenland. Ungarische Waffengewalt gegen österreichische Zollbeamte. - Geheimer Maschinengewehrtransport. Die Zollbehörde verliihk -en Grenzbahnhof. Wie«. 2. Han. Eine linksstehende Morgcnzcstung melde« n« l Graz daß sich in 2t. Gotthard, der aus ungarischem G> üict gelegenen Zollstatio« der Raabtal-Rahu au der ftc irisch-ungarischen Grenze, am 2o»ntaa ein Zwischenfall ereignete, der großes Aussehen hcrvorgcrufen hat. Es trafen mit einem Gülerzugc aus Berona siinl Waggons, deren Ladung als „Maschinellbestandteile" de klariert war. in Tt. Gotthard etn. Tie Waggons entliicltc» aber, wie sich hcrauSstcllte. zerlegte Maschinen gewehre. Tic österreichischen Zollbehörden verlangten nun daß die Waggons nicht wcilcrgclchoben würden. Trotzdem schoben die ungarischen Bahnbehörden unter militari, scher Bewachung die fünf Waggons mit den Maschinen gewehren weiter und traten den österreichischen Zollbeamten, -ie sie daran hindern wollten, mit Waffengewalt ent gegen. Tie österreichische Zollbehörde hat nach dem Borsall St. Gotthardt verlassen so das, die Züge nicht mehr ab gefertigt wurden. Weitere Nachrichten sind nicht zu erhalten, da das Telephon gestört ist. Sine tschechische Erklärung. Prag, 2. Jan. Das Tschecho-slowakrsch« Preßbüro be- richtet: Zum Zwischenfall an der österreichisch-ungarischen GrenzzvllftaUon St Gotthard wird ergänzend mitgetcilt. das! dte zerlegte Teile von Maschinengewehren enthalten den Waggons ans Verona nach Slowakisch-Neu- stabt adressiert waren und im Transit.vege über Oesterreich und Ungarn gesandt werden sollten. Tatsächlich sollte» aber diese Waffe» in Ungarn bleiben. Ein besubelkes Bismarck Denkmal. „Heldentaten" französischer Osfizicre in Zwcibrlickcn. Zwei brücken, 2. Jan. In der Bcvölkernng der Stadt Zwcibriicken herrscht gros,e Erregung über verschiedene Sachbeschädigungen, die sich IS jüngere fran zösische Offiziere haben zuschulden kommen lassen. Tie Osfizicre bewarfen das Bismarck-Denkmal mit Flaschen und besudelten den Denkmalssockcl stark. Unter lautem Gesang zogen sie dann zu dem Brunnen am Hall-Platz, wo einer der Beteiligten in französischer Sprache eine Ncde hielt, die von den übrigen mit Beifall anfgenommcn wurde. An der Herzog-Brücke rissen die französischen Ossi ziere eine Warnungstafel für Krastfahrzenge herab. In der Hauptstratzc entfernten sic das Aushängeschild eines Laden geschäftes. Abfuhr Dr. Deckers auch in Graz. Eine Erklärung der steirischen Hochschulrektoren. Graz. 2. Jan. lPrivatmcldung.l Ter deutschen Stu dentenschaft in Graz ist von den Vektoren der drei steiri schen Hochschulen eine Entschlicfmug zugegangcn. in welcher zu der Verordnung des vrcnpi'chen Unterrichts- Ministers Tr. Becker zum Stndentcnrccht Stellung genommen und u. a. erklärt wird die Vektoren der steirischen Hochschulen schließen sich der seincrzcttigen Kundgebung der Wiener Hochschulen vollinhaltlich an und werden auch ihrer seits für den grokdeuti'che» Ausbau der deutschen Studenten schaft einlrcten. Tic Versuche, die nach langwierigen Kämpfen endlich hergcstellte Einigkeit in der deutschen Studentenschaft wieder zu stören, bedeuten eine schwere Schädigung nicht nur der gesamten deutschen, sondern auch der steirischen Studciitenschaft. weil die letztere bei Aus- rcchlerhaliung der von der preußische» Untcrrichisvcrivaltung verlangte» Aendcriiiig der Satzungen der deutschen Stu dentenschaft ans dem studentischen Geiaintverband anö scheide» »lüsztc. Dadurch würde ein überaus wertvolles kulturelles Band und eine der wichtigste,. Stützen für die steirische Studciitenschaft und für das Grcnzlandbeiltschtni» verloren gehen. Die österrcichisch-dcntschcn Verhandlungen über bas Strafrecht, die im November in Wie» begonnen haben, werden vom ll. bis 16. Januar im deutschen Vcichstage unter Leitung von Pros. Dr. Kahl sortgesührt. An den Verband liiiige» nehmen sechs Vertreter des österreichischen National rateö und zehn Vertreter des deutschen Reichstages teil. Neue Linlsatlacke gegen Ir. Gehler. Wegen eines Korresporiberrzbiiros Angeblich 2««««« Mk. Zuschüsse dcS NcichSwchrministerS. Berlin, 2. Jan. Der durch übelste Ncichswchrhctze immer » wieder hervorgctrctcnc „Montagmorgen" bringt in grober Ausmachung einen Bericht seines Nürnberger Bericht erstatters. wonach NcichSwchrministcr Dr. Gebler seit vielen Jahren in München ein Korrespondcuz- büro unterhalten soll das Unsummen verschlnnqcn habe Vs soll sich um einen Gesamtbetrag von rund 20« lM Mark handcln. » Zu dieser Meldung wird von zuständiger Seite mitgetcilt: Der Süddeutsche Zeituiigsdicnst ist tatsächlich mit Unter- stützung Dr. Geblcrs, der damals noch VeichSlagsabgcord- netcr war und ein bäurisches Mandat vertrat, gegründet wor den. Dte Gründung dieser Korrespondenz fällt in die Zeit s ch w erer i n n e r p o l t t t s ch c r Krisen. ES sei daran er innert. datz damals starke Strömungen für eine Abtrennung Bayerns vom Reiche sich geltend gemacht haben. Ausgabe dieser Korrespondenz war es. diesen Strömungen in der bayrischen Ocssentlichkcit entgegenzutrcten und für einen Ausgleich der damaligen Gegensätze zwischen dem Reich und Bayern zu wirken. Auf Vermittlung Geßlcrü sind wiederholt U n t e r st ü v » n g S g e I d e r aus Reich s- sondS gegeben worden. Man legt aber Wert ans dte Fest stellung. dass diese Gelder nicht ans irgendwelchen Fonds oder Etatsmitteln des N c i ch s w c h r in i n i st c - rin ms stammen. Soweit die Vermittlung Dr. Gehlcrs in Frage kommt, hat er dabei nicht in leinerEigcnkchast als Wchrmtnister gehandelt. Wetter wird darauf hin- gcwiescn. das, alle maßgebenden und zuständigen Stellen im Reich von diesen Vorgängen unterrichtet gewesen sind. Tie Unterstützungen sind mit Zustimmung dieser Kresse erfolgt. ——. Um den Anlikriegspakk. Französisch-amerikanische Verhandlungen schon im Ganges Paris. 2. Jan. Am Sonnabend soll ein wichtiges Telegramm des französischen Botschafters ln Washington. Claudel, elngetrofsen lein wonach die amerikanische Regle- rnng anscheinend bereit ist. zwei verschiedene Verträge mit Frankreich abznschlieben: 1. Der Schiedsgerichts» er trag von 1008 würde eine neue Form erhalten durch Anfügung einer Präambel, Frai^relch n»d Amerika würden sich nach dem neuen Vertrag verpflichten, alle zwischen ihnen entstehen den Differenzen schiedsgerichtlicher Entschei dung zu unterbreiten, mit dem Vorbehalt, dah folgende Fragen ausgenommen bleiben: Fragen, dte sich aus innerpolitischen Entscheidungen ergeben. Fragen, die eine dritte Macht berühren, und Fragen, die sich auf die An wendung der Monroe-Doktrin beziehen. 2. Ein Vertrag, enthaltend eine Erklärung der Unter, zctchiicr. zur Lösung Internationaler Differenzen nicht zum Kriege zu schreiten. In amerikanischen Kreisen wird erklärt, dah Staats- sckrctär Kellogg einen persönlichen Brief an Briand gesandt habe, worin er seine Idee preise. Die Zusammenkunft Briand—Mussolini. Wien, 2. Januar. Rach oUiziösrn Informationen soll di- Zusammcnkunft Mussolini — Briand zwischen dem 18. nnd 22. Januar stattsindrn. und zwar vor dem Zusammentritt der nächsten BölkcrbnndsratStagnng. Duroff über Bulgariens Politik. Sofia. 2. Jan. Aubenminisier Buroff äußerte sich über seine Genfer Unterredung mit MichalakopuloS dahin, dah über die Schaffung einer Eisenbahnverbindung zwischen Bulgarien und Saloniki verhandelt wurden sei. lieber die Beziehungen zu Jugoslawien erklärte Burvff. es sei verständlich, wenn in Zeiten grober Nervosität Jugoslawien aus polizeilichen Gründen die Grenze gesperrt habe. Wenn die Grenze jedoch monatelang ge sperrt bleibe, so erhalte diese Maßnahme politischen Charakter. Er erwarte tedoch hier eine baldige Aende- rung. Burvff unterstrich dann de» Wille» Bulgariens. mH Jugoslawien gute Beziehungen aufrecht zu erhalten. Die französischen Versuche zur Herbeiführung einer tngoslawisch-bnlgartschen Verständigung bestätigte der Minister. lieber seine Genfer Unterredung mit Strele- mann sagte Burosf, baß dieser für die Leiden Bulgariens größte Teilnahme gezeigt habe. Parker Gilberts Rückreise nach Berlin. Parker Gilbert verläßt am Dienstag Washington und tritt am Frcitaa die Rückreise nach Berlin au. Das politische Thealer im Elsaß. >Bon unserem Straßburger Korrespondenten.! So viel Geschrei zuerst in den Pariser und elsässischcn Propagandablättern über das angebliche Ergebnis der Massenhailsiuchnngen in den ersten Tagen gemacht morden ist. so still beginnt es bereits darüber zu werden Es steht heute schon außer jedem Zweifel, daß der Erfvlg dcS „Sturm angriffs" mehr als mäßig sei» wird, mährend auf der anderen Seite der elsaß-lothringischen Bevölkerung nun völlig klar geworden ist. wessen sie sich von den französischen „Be freiern" zu versehen haben. Das „Komplott gegen die Sicher- heit des Staates" existiert nur in der Phantasie der Pariser Regierung und ihrer Einbläser. Gewiß gibt es in Elsaß- Lothringen Autonomistcn. sehr viele sogar. Man gewähre dem Volke das Recht, sich darüber zu erklären, wie es seine Verhältnisse geordnet zu haben wünscht, und man wird sehen, daß eine vernichtende Mehrheit autonomistisch gesinnt ist. Aber von da bis zur Gefährdung der Sicherheit des Staates ist ein weiter Schritt. Man hatte es bei den Haus suchungen vor allem aus die angeblichen Waffen» lager abgesehen und daneben ans die Beweise sür da» Bvt- hanbcnsetn des deutschen Geldes. Die ganze vffenk- lichc Meinung in Frankreich ist davon überzeugt, baß es nur eine Ursache der gewaltige» Unzufriedenheit in Elsaß- Lothringen geben kann: die deutsche Propaganda, das deutsche Geld. Tie Franzosen werden cs eben nie begreifen, daß die Elsaß-Lothringer sich unter der französischen Herrschaft nicht wohl fühlen können. Daneben verfolgt Poincarä mit diesem neuen Lpcktakelstück den Zweck, die autonomistischc Bewegung vollständig nicderzuknüppeln und wenigstens für die in Aus sicht stehenden Wahlen unmöglich zu machen. So hofft man. der Welt noch einmal ein „französisches Elsaß" vorsühren zw können. Tara» hat auch der Klüngel i» unserem Lande ein großes Interesse, der bis jetzt an der Macht war. der davon riesigen Prosit hatte, dessen Leute an der immer vollen Krippe sitzen und der sich durch die autonomistische Bewegung in seiner Stellung bedroht sieht. Ans dieses Gesindel, das zum größte» Teil aus Jnnersranzoien, zum kleineren aus Ein- heimischen und zum Teil aus Leuten deutscher Abstammung besteht, kann sich Pvincarö stütze». Lasten wir ihm das Ver gnügen! Es wird trotz und alledem nicht mehr lange bauern! Das elsaß-lothringische Volk läßt sich auch durch de« schlimmsten Terror nicht nnterkriegen. Wie brutal ist die französische Macht an dem ..historischen* Weihnachtsabend in den angeblich „befreiten" Provinze» wieder in die Erscheinung getreten! Wie hat sie in den aller meisten Wohnungen „gehaust"! Tic Wohnungen glichen nach der Durchsuchung vom Keller bis zum Speicher Ställen. Alles wurde kunterbunt diirchcinandergcworsen. Ebenso wurde alles mitaenommcn. was irgend von Belang schien. Ucberall wurde» Säcke gefüllt und aus Autos verstaut, versiegelt und dem NntcrsilchungSrichtcr in Mülhausen zugekührt An? de» Geschäftsräumen der „Zukunft" wurden drei Säcke voll Zei tungen sortgcschlcppt. bei dem Präsidenten der unabhängigen Landespartci. Tr. News wurden wahllos Zeitungen Bücher, ein Brief und allerhand .>l„ri,tzcvlwttrse auch e>n Protest an den französische» Ministcrrat wegen Unterdrückung der anto- nomistjschen Zeitungen mitgenommen. Was hat man weiter gefunden? Die Satzungen der katholischen Vvlkspartei nebst Programm, die Satzungen der katholischen Studienzirkel, das Statut der nationalen Minderheiten in Frankreich lviellcicht macht man jetzt auch Haussuchungen bei den französischen Vlamcn. bet den Vrelone» und Korkens. Bei mehreren Geistlichen beschlagnahmte man den Briefwechsel zwischen Ihnen und dem Bischof, weiter fand man ein Flug, blatt ans Lothringen, bas zur Gründung einer neuen Partei gegen die bisherige katholische Bolkspartei ausrust. Darin ist dargetan, daß die Abgeordneten dieser Partei die lothrin gischen Interessen stets mit Füßen getreten nnd daß die Partei selbst das Wort christlich aus ihrem Namen entfernt habe. Dann wird sestgcstcllt. was die neue Partei will. Bei einem der lothringischen Pfarrer wurden Auszeichnungen über eine Nci,'e In die Bretagne gefunden. Danach haben sich b r e t o n t >'ch e Geistliche folgendermaßen geäußert: „Hätten wir statt des Meeres Deutschland im Niicken. bann hätten wir die französischen Schweinehunde schon längst z» unserem Lande hinausgcjagt." iEs kann gar nichts schaden, wenn man aus diese Weise die wahre Gesinnung der Bretagne In Paris kennenlernt.s In einem Falle wurde ein Stück Band eines Eisernen. Kreuzes gesunden und als „sehr interessantes Beweisstück" der beschlagnahmten Sammlung clnverleibt. Wieder tn einen, anderen Falle dagegen schien der Staatsanwalt für ein gan ze« Paket der bekannten „Ikirtoirs» ck'un Lne" in denen die