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Dresdner Journal : 21.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-21
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 21.12.1897
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Mk DreSd-u vierteljährlich: »Mark 50 Pf, bei den Kaiser lich dentschen Poftaustalle» vierteljährlich »Diark; außer halb de« Deutschen Reiche- Post - und Stempelzuschlaa Einzelne Nummern: tv Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernjpr.Anschluß: Nr. 1LKL «»rß»bt«»««««e»«tzr«i: Für de» Naum einer aefpal- tenea Zeile deiner Schrift »0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile »0 M. vet Tabellen- und Zistern! atz entsprechender Aufschlag HerenOgeder Königlich« Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Znnngerstr »0 Frruspr -Anschluß: Nr. 1L-L 18S7. ^296 Dienstag, den 21. Dezember abends. Amtlicher Teil. TreSdeu, 20. Dezember Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberlehrern Friedrich Hermann Johannes Schlurick am König!. Gym nasium zu Leipzig, Or. Ludwig Max Haferkorn am Wettiner Gymnasium zu Dresden, Ör. Karl Louis Hüllemann an der Thomasschule zu Leipzig, Anton Friedrich Büsching und Georg Adalbert Bernhard Hesse an der Drci-Königschule in Dresden, Max Flemming und Karl Demme an der Annen- schule daselbst, vr. Johannes Emil Gelhorn am Realgymnasium zu Zwickau, Johannes Quaas am Realgymnasium zu Freiberg, dem Direktor Karl Her mann Lösche an der Realschule zu Stollberg, den Oberlehrern Karl Moritz Löwe an der I. Realschule in Leipzig und Karl Richard Holtheuer an der Realschule zu LeiSnig den Titel und Rang als Pro fessor in der 4. Klasse der Hofrangordnung zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Major a. D. von Winckler auf Dölitz das Offizierskreuz vom AlbrechtSorden zu verleihen. Se. Königl. Majestät haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die Nachgenannten die ihnen von L>r. Majestät dem Kaiser von Österreich ver liehenen Orden, und zwar: der Ministerialdirektor im Finanzministerium, Geheime Rath vr. Diller das Komthurkreuz mit dem Stern, der Vortragende Rath im Finanzministerium, Geheime Finanzrath Or. Wachler das Komthurkreuz und der Bezirks- steuerinfpektor in Dresden, Stcuerrath Pfalz das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens annehmen und tragen. »rueuuuage«, versetz«»,e» rc. i« -ffeutltche« Dienste. Im steschSftSberetche des Ministerium« «erFinanzen. Bei der Verwaltung der StaatSeisenbahnen sind ernannt worden: Lehnert, zcühcr Weichenwärter II. Kl, als Schirrmeister in Großenhain; Berger, Ittner und Preusche, zeithcr Bauausseher, al« Bahnmeister-Assistenten in Potschappel, Zwickau und Reichenbach i./B.; Herrlich und Röhr, zeilher Slreckenvormänner, als Bahnmeister-Assistenten in Leipzig ll und DrcSden-A; Gärtner und Grimm, zeither Weich«nwärter ll. Kl., als Weichenwärter I. Kl. in Riesa und Aue; dir nachgrnannten Bremser als Schaffner: Bergmann' in Gtanchau, Eismann ' und Ruppert in Werdau Franke " und Lieb scher' in Dresden-A, Gründer in Görlitz, Gülich in Zittau, Militäranwärter Heinrich" in Dresden-N l, Helbig', Neubert' und Wagner " in Zwickau, Herster rn Limbach, Kern' in Reichenberg, Peschel' in Mügeln b./O , Richter" in Schwarzenberg, Schelter und Winterling in Hos, Schumannin Zeitz, Straube in Reichenbach i./B, Wohlfarth' in Chemnitz und Ziegenbalg in Wilsdruff; Schneider, zeilher Packer, als Weichenwärter ll. Kl. in Zwickau: Köckritz und Sörgel, zeither Bahnwäiter, als Weichenwärter ll Kl. in Rathen; die nachgenanntcn HilsS- weichcnwärier als Weichenwärter II. Kl: Bretschneider in Neumark, Jentzsch in Döbeln, Klug in Hos, Möckel in Pirna, Pfass in Reichenbach i./B., Roßberg in Großenhain und Schumann in Coswig; Jatzke, zeither Gütelschreiber, und Psass, zeither Auswärter, als Packer in Zittau und Bad Elster; Hantsche, Köhler und Walther, zeither Stellvertreter, und Krause, zeither Hilfsweichenwärter, als Bahnwäiter für Posten Görlitz-DreSden 48/49, Nossen-MoldauS, Leipzig-Hof 84a* und Chemnitz-Aue 44. Bei der Poft-Berwaltung sind ernannt worden Seidel, zeither Postdirector in Borna, als solcher in Glauchau; Becker, Grohnert, Krähe, Möbius und Petzold, zeither Postpraktikanten, als Postsecreläre im Be zirke der Kaiser!. Ober Postdirection zu Dresden: Beck und Thiele, zeither Postassistenten, als Ober-Pvstassistenten un Bezirk.- der Kaiser!. Ober-Postdirection zu Leipzig I» GeschiftSberetche de« «tnifterinmo de« Kult«« und öffentlichen Unterricht«. Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle an der Bürgerschule zu Brandts Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen IVVO M. Gehalt, so M bez. ISO M. Wohnungsgeld, 100 M. persönlich« Zulage bei Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt — Am 20. d. Mts.: „Die Zauberflöte". Große Oper in zwei Akten von Schikaneder. Musik von M. A Mozart In der gestrigen Vorstellung hat Frl Anna Reinisch, von der Königl Hofoper in Berlin, als Königin der Nacht mitgewirkt Sehr jugendlich in der Erscheinung, zeigt sie auch in ihrer Kunst erst die Ansätze zur Reife, allerdings gesunde und verheißende. Ihr etwas dunkler Sopran entbehrt zwar in der Höhe deS reinen Silber klanges, der an Koloraturstimmen geschätzt wird, giebt aber in Ton und Umfang genügend her und ist gut geschult, soweit es sich nach dem kurzen Eindruck von gestern beurteilen läßt Daß ihr Vortrag im Rezitativ und Larghetto der ersten Arie schleppte, fällt bei einem ersten Auftreten nicht voll ins Gewicht; auch daß sic die Verzierungen im Allegro nicht rhythmisch haarscharf brachte, läßt sich übergehen, namentlich da sie die Rouladen sonst sehr geschickt und flüssig ausführte Insgesamt war die Wirkung eine vorteilhafte, was der lebhafte Beifall der Hörer bekräftigte. Die letzteren waren übrigens in sehr geringer Anzahl erschienen. Wie in so mancher klassischen Oper, befand sich auch gestern in der „Zauberflöte" da« stärkste und denkbarste Publikum in den oberen Rängen P Historische Romane. Die naturalistisch angehauchte Ästhetik und nicht bloß sie, sondern auch eine tiefere und unbesangenere Anschau ung der Kunst steht, wie an dieser Stelle mehrfach her- vorgehoben worden ist, seit manchem Jahr der Gattung des historischen Romans mit ernsten Zweifeln gegenüber Sieht man genauer zu, so ist es freilich nicht sowohl die Einseitigkeit, die bei jeder Rückwendung zur Dergangen erreichtem 24. Lebensjahre, event. 72 M sür FortbildungS- Ichulunierricht B< werbungsgefuche sind unter Anschluß sämt licher Zeugnisse bis zum d Januar 1898 bei dem K BezirlS- schulinspcktor Schulrat Schütze in Grimma einzureichen; — di« zweite ständige Lehrerstelle an der vierNayigen Schule zu Schönbach. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen der Stelle außer sreier Wohnung im Schulhaus: 1000 M Gehalt, 36 M sür Turnunterricht, 75 M für Heizung de« Cchulzimmcrs. Bewerbungsgesuche sind unter Anschluß sämtlicher Zeugnisse bis zum b. Januar 1898 bei dem K. Bczirksschulinsprltor Schulrat Schütze in Grimma rinzureichen. Nichtamtlicher Seil. Die Besetzung Port Arthurs durch Rußlaud beschäftigt alle politische Kreise, hält die ganze europäische Presse in Aiem. Dicht auf das Vorgehen Deutsch lands ist eine Aktion Rußlands gefolgt und beides steigert die Begehrlichkeit anderer Mächte, namentlich Eng lands, sodaß eS nicht verwunderlich, obwohl kaum schon zutreffend ist, wenn die „Köln. Ztg." heute von dem Beginn einer Aufteilung Chinas spricht. Gewiß bedeutete die Besetzung Port Arthurs für genau unterricht-te Politiker keine völlige Ueberraschung, aber auf die größeren Kreise hat sie doch als eine solche gewirkt. Man muß eben die russische Politik in Ost asien seit dem Ausbruche des letzten chinesisch japani lchen Krieges sehr scharf veifolgt haben, wenn man von diesem Eindruck weniger berührt wurde. Im ersten Falle erscheint allerdings die russische Aktion als ein natürlicher und lange vorbereiteter Abschluß der ostasiatischen Politik des Zarenreiches Rußlands legitimes Bestreben, in den südöstlichen Teilen des asiatischen Festlandes die ihm gebührende politische und kommerzielle Stellung eiuzunehmen, um seinen Einfluß dort zum mindesten in der gleichen Stärke wie das territorial nicht angrenzende England zur Geltung bringen zu können, bildet ja den roten Faden der russischen Politik im äußersten Osten Asiens. Ter Endzweck und zugleich das Durch- führungsmittel dieser Politik war der Ausbau der großen sibirischen Transversalbahn einerseits bis nach Wladiwostok anderseits nach einem südlicher liegenden, auch während der Winterszeit offenen Hafen. Den Widerstand Chinas dagegen hat Rußland auf die ge schickteste Weise bezwungen. Es hat das Reich der Mitte keineswkgs mit Gewalt daz« genötigt, sondern durch einen großen „freundnachbarlichcn Dienst" bei Vermittelung des ehrenvollen Friedens mit Japan be wogen. Und nachdem China Rußland einmal seine Grenzen behufs Durchquerung der Mandschurei durch die sibirische Zweigbahn eröffnet, den Russen eine Art t!vnäomiQium über diese Verkehrslinie eingeräumt hatte, mußte es diesem Mitbesitzer der mandschurischen Eisen bahn auch gestatten, für die Sicherheit und regel rechte Nutzbarmachung des Besitzes die erforter- lichen Vorkehrungen zu treffen. Daß die Ausmündung der mandschurischen Bahn in den chinesischen Ge wässern unter keinen andern als den Schutz durch die russische Marine gestellt werden konnte, leuchtet um jo mehr ein, als nach der Zertrümmerung der chine fischen Flotte durch die japanischen Sieger die chine sische Marine selbst ja nicht in Betracht kam. Bekanntlich ist die Besetzung Port Arthurs von den Engländern zunächst als ein russischer Gegenzug gegen Deutschlands Vorgehen bezeichnet worden. Wie die gestern von uns bekannt ge gebene verläßliche Mitteilung der „Köln. Ztg." besagt, trifft aber gerade das Entgegengesetzte zu, erscheint die nahezu gleichzeitige Besetzung der Kiao Tschau-Bucht deutscherseits und Port Arthurs russische r- seits lediglich als eine Fortsetzung des Zusammen gehens Deutschlands und Rußlands in Ostasien. heil „die Bettlerkrücke, die rm Schutt der Jahrhunderte wühlt", zu erblicken wähnt, und ebensowenig die sichere Erkenntnis der Schranken des historischen Romans, als das Bewußtsein von der poetischen Unzulänglichkeit über aus zahlreicher Werke der Gattung, das jenen Zweifeln zu Grunde liegt. Daher dieselbe Kritik, die heute den historischen Roman im ganzen befehdet und im Ernst doch nur seine Verflachung oder sonstige Entartung meinen kann, nur zu ost in die Lage kommt, das einzelne, echt poetische Werk, unbekümmert um seinen historischen Stoff, vor aller Gegenwartsdarstellung zu preisen Das Publi kum, da» sich ohnehin um die letzten Gründe und Ab gründe alles Schaffens wenig bekümmert, hat in die Ver urteilung des historischen Romans ohnehin niemals ein- gestimmt und neben den echten Dichtern von Wilibald Alexis bis Konr Ferd. Meyer auch auf diesem Gebiete die Halb- und Talmitalente freundlich duldsam beschützt Zu lange ist's nicht her, daß H Klencke und Louise Mühlbach im Ansehen standen, und wenn eine Gruppe neuester Butzenscheibcnpoeten nn Kolorit etwas echter ist als die vorgenannten, so ist sie, was die Hauptsachen: poetische Erfindung und Gestaltung, innere Wahrheit und künstlerische Komposition, anlangt, nicht eben viel höher zu schätzen. Die historischen Romane dieses Jahres reichen wieder über die ganze Breite von der charakteristischen Schöpf ung de» selbständigen Dichters bi« zum Moderoman de« gewandten Schriftsteller», der jedes Jahr seinen Band auf den WeihnachtSmarkt schickt, hinweg, und das Publikum läßt wie immer seine Sonne scheinen, nicht über Gerechte und Ungerechte, sondern über jeden, der es in irgend einer Form und nach irgend einer Richtung hin unter halten kann Gewiß ist auch die Kritik berechtigt je nach den inneren Ansprüchen der Werke verschiedene Maßstäbe anzulegen, sie darf das leichte Phantasiebild, über dem nur ein Hauch historischer Stimmung schwebt, nicht in eine Linie mit der gewichtigen Erfindung rücken, die Ernst Unter diesem Gesichtspunkt wird zugleich die hohe Auf regung in England verständlich. Ja, wenn man die nachstehend verzeichnete Pariser Nachricht de« rheinischen Blatte» liest, möchte man glauben, England habe selbst sein Auge auf Port Arthur geworfen. Die bezügliche Nachricht besagt, daß bereits vor acht Tagen der eng lischt Kreuzer „Daphne" trotz ausdrücklicher Ver wahrung und trotz Verbotes des chinesischen Hafen kommandanten in den inneren Hafen von Port Arthur einlief, angeblich, um sich zu überzeugen, ob russische Schiffe im Hafen lägen. „Daphne" verließ alsbald wieder den Hafen und es wurde daselbst nunmehr das Einlaufen des englischen Geschwaders er wartet, das seit einigen Wochen in auffälliger Weise im Gelben Meer kreuzt und sich zur Zeit in Talienwan befinden soll. Die chinesische Re gierung beschwerte sich alsbald über das gewaltsame Vorgehen der „Daphne" bei den Vertretern der Mächte in Peking. . . . Jedenfalls dürfte mit diesem Vorgänge dos jetzige im Einverständnis mit China erfolgte Einlaufen eines russischen Ge schwaders in Port Arthur in Zusammenhang stehen. Zu mindesten dürfte England durch seine „Rekognoi zierung" den Zeitpunkt des Einlaufens des russischen Geichwaders beschleunigt haben. Da Port Arthur nun „in festen Händen" ist, sieht man sich englischerseits nach einem anderen Anteil und zugleich nach einem Verbündeten um, den man am nächsten in Japan zu finden glaubt Daher die Meldung der „Times", daß die Besetzung Port Arthuis durch Rußland nicht verfehlen (!) könne, den Volksunwillen in Japan zu erregen, wo die öffentliche Meinung bereits durch die Vorgänge in Kiao-Tschau in Aufregung versetzt sei. Um „Kompensationsobjekte" ist man englffcherseits natür lich nicht verlegen. Die „Times" bringen Tschu- san in Vorschlag, eine große Insel und ein Archipel am Eingänge der Bucht von Hang-Tschu, südlich von Shanghai, ohne Zweifel ein fetter Bissen. Die „Morning Post" giebt in Erwägung, Port Ha milton, das England 1887 räumen mußte, wiederzu besetzen over die Abtretung Port Lazareffs zu erlangen. Ersteres liegt in der Japan von Korea trennenden Korea-Straße, letzteres an der nordöstlichen Küste Korea». An diesen beiden Punkten würde England aber mit Korea in Konflikt geraten und in Korea hat zur Zeit Rußland das meiste zu sagen. Deutschland wird bei den Folgen, die das rus sische Vorgehen nach sich ziehen könnte, vorläufig ganz außer Spiel bleiben. In der Hauptsache handelt es sich um England und Japan. Dies bezüglich stellt die „K. Z." eine Prognose, die weht unwahrscheinlich klii gt. Tas rheinische Blatt schreibt: Als vor zwei Jahren die „Times" die nicht bestätigte Meldung brach en, China habe Rußland das AnkerungSrecht in Port Arthur verliehen, brauste die gesamte öffentliche Meinung Englands entrüstet auf und rief Teutschland, Frankreich, Japan, die ganze Welt gegen die „russische Frechheit" in die Schranken. Und doch war das, was damals geschehen sollte, harmlos und unbedeutend gegen die vollzogene That- sache, vor die Rußland Großbritannien heute gestellt hat. Aber die Entwickelung der Dinge schreitet schnell in Ostasien und wenn sich jetzt sein englischer Neben buhler sauersüßen Antlitzes mit Vorgängen abfinden muß, die er noch vor kurzem für einen Kriegsfall hielt, so verzeichnet darin Rußland einen abermaligen und nicht den kleinsten Erfolg, denn seine zähe und an ihren Zwecken unablässig festhaltende Diplomatie ver steht es, durch Jahre voraus dre Welt auf die Er eignisse vorzuberciten, und ihnen durch eine langsame Gewöhnung die schreckhafte Spitze zu nehmen. So vertrauen wir denn, daß der Fall eines ostasiatischen Krieges auch diesmal vermieden und daß England sich bei der Anerkennung der Thatsache bescheiden damit macht, die Urelemente geschichtlicher Vorgänge zu binden und zu verkörpern. Als ein historischer Roman letztbezcichneten Gepräges, ein in seiner Weise tief ernstes und eigentümliches poetisches Werk erweist sich der zweibändige Roman „Die Dithmarscher" von Adolf Bartels (Kiel und Leipzig, Verlag von Lipsius u Tischer 1898). Bei der bloßen Nennung des Titels steigt eine bestimmte Vorstellungs- reihe auf, eine flüchtige allgemeine Erinnerung an große Siege eines kleinen tapsern Baucrnvolkes über nachbar liche Übermacht, alte Überlieferungen von der Hemming stedter Schlacht, in der König Hans von Dänemark und der holsteinische Adel den Dithmarschern erlag: Zumal auch, waS von Holstein her, um den Danebrog sich scharte, Fünf Rantzaus, sieben von Ahleseld und vierzehn Wacker, barte! Doch freilich ist im großen Deutschland selbst diese Erinnerung schwankend und unbestimmt und nur auf schle-wig-holsteinschem Boden lebendiger und greifbarer geblieben. Und obschon im Laufe der neuern Zeit, in der die Überproduktion ja so ziemlich alle vorhandenen Stoffe ausgegriffen hat, der Tag von Hemmingstedt in Balladen, Dramen und Erzählungen zumeist von Unberufenen, poetisch verwertet worden ist, so hat der größte poetische Sohn deS Landes Dithmarschen, Friedrich Hebbel, den von ihm zu Anfang der vierziger Jahre beabsichtigten Dith marscher Roman niemals auSgeführt, auch vom Drama „Die Dithmarscher" nur ein Bruchstück hinterlaßen, und gleichsam wie sein Erbe übernimmt ein junger Poet, der aus Hebbels HeimatSort Wesselburen stammt, den un gehobenen Schatz eines wunderbaren Stückes deutscher Provinzialgeschichte, in dem sich im Verlaus von sechzig Jahren die höchste Erhebung eine« eigentümlichen kleinen Volkes und da« Ende der alten Dithmarsischen Landes freiheit zusammendrängen Die einfache, aber in großen Zügen und mit ebenlo viel Klarheit als Energie wird, wie peinlich ihm auch das Zugeständnis sein mag, daß Rußland in China den Finger um einen Zoll tiefer in der Pastete hat als es selbst Der neueste Zuwachs der deutscheu Kreuzer- flotte. Mit dem Stapellauf des Kreuzers II. Kl. „Ll", der heute auf der Kaiser!. Werft zu Danzig erfolgt, tritt der deutschen Kriegsflotte der vorletzte der 10 großen Kreuzer hinzu, die nach Aufstellung des neuen Flottengesetzes auS den bisherigen älteren Schiffen und den Neubauten auf die zu schaffende Gesamt anzahl von 12 großen Kreuzern in Anrechnung zu bringen sind. Nominell würden also im Laufe der für das „Retablissement'" in Aussicht genommenen sieben Jahre nur noch 2 große Kreuzer neu zu bauen sein, von denen mau je einen im Rechnungsjahr 1898 dezw. 1899 in Angriff zu nehmen beabsichtigt. That sächlich würde die dann geschaffene Flotte von 12 großen Kreuzern allerdings aus einem so verschieden geordneten und zum Teil sehr veralteten Material bestehen, daß schon jetzt die sofortige Inangriffnahme der Ersatzbauten für die gegenwärtig als große Kreuzer fungierenden Panzerkreuzer „Kaiser", „Deutschland" und „König Wilhelm" in den drei aufeinander fol genden Rechnungsjahren 1900, 1901 und 1902 in Aussicht genommen ist. Von 1902 an ist bi» 190-1 zunächst noch kein einziger weiterer Neubau für diese Schiffsklasse vorgesehen, woraus hervorgeht, daß die Manncverwaltung sich vorerst mit dem dann vor handenen Material begnügen will. Die großen Kreuzer würden sich daher von 1904 ab zujammenietzen aus 4 Panzerkreuzern und 8 ge schützten Kreu ern. Denn für die abgängig werdenden drei alten Panzerkreuzer weiden jedenfalls wiederum Panzerkreuzer geschaffen, und ein neuer Panzerkreuzer („Furst Blsmarck") ist bekanntlich schon vor einiger Zeit vom Stapel gelaufen. Unter den 8 geschützten Kreuzern ist einer („Kaiserin Augusta") ohne jeden Panzerschutz für die Geschützstände und selbst nur mit einem inneren Panzerdeck versehen, fünf — „Viktoria Luise", „Hertha", „Freya", und — haben außer dem inneren Panzerdeck auch Panzerschutz für ihre Geschützstände, und bei den bevorstehenden Neubauten der nach dem Flottengesetz noch erforderlichen 2 großen Kreuzer wird dasselbe der Fall fein. Ob sie als Panzerkreuzer, d. h. also mit vertikalem Seiteopanzer in der Wasserlinie (wie „Fürst BiSmarck") projektiert sind, ist nicht ohne weiteres zu ersehen, denn ihr Gesamtkostenbetrag von 14 860000 M. überschreitet zwar denjenigen der jetzt noch vom Stare! zu laßen den Neubau tcn,M"und „dl"( 11990000 M), bleibt aber hinter demjenigen deS einzigen neuen Panzerkreuzers unserer Marine „Fürst Bismarck" (17 280000 M.) um fast ebenso viel zurück. Die Thatsache, daß die Marineverwaltung die von 1900 ab erst nach und nach zu ersetzenden sehr veralteten Panzerschiffe „Kaiser", „Deutschland" und „König Wilhelm" noch jahrelang als Panzerkreuzer fungieren lassen will, ist ein Zeichen äußerster Selbst beschränkuug; nach dem Flottenbauplan wird der Ersatz bau für den jetzt 90jährigen „König Wilhelm" erst nach 8 Jahren, im fünften Jahre des neuen Jahr hundert», fertig werden. Über den unter Benutzung der neuesten technischen und militärischen Erfahrungen gebauten, nun von Stapel lausenden „Großen Kreuzer" (Neubau Ll) ist folgende- anzuführen: Der neue Kreuzer wurde am 10 August 1896 auf der Kaiser!. Werst zu Danzig auf Stapel gesetzt. Seine Fertig stellung war bis zum März 1898 in Aussicht genommen, woraus die Probefahrten, da« Anschieße» der Gefchützstände rc erfolgen müßen, fodaß daS Schiff gegen Ende 1898 in die Flone eingereiht werden kann Kreuzer Ick ist, wie fein auf der Weis: „Vulkan" aus Stapel stehendes Schwesterfchiff K «n durchgeführte Komposition diefe« geschichtlichen Romans in vier Büchern, umspannt die Zeit von der Hemmingstedter Siegesschlacht bis zur „letzten Fehde", ihr Held ist daS kühn-trotzige, sreiheitsstolze und in beinahe antiker Weise an daS Land, an seine Ueberlieferungen und Sitten ge bundene Volk der Dithmarscher selbst Der Verfaffer schaut aus einer lebendig empfundncn Gegenwart in die ruhmreiche, aber erschütternde Konflikte und tragische Ge schicke bergende Vergangenheit seiner Heimat zurück, er schöpft aus vollem Leben, denn die bewahrte StammeS- art der Landsleute wie die intuitive Kraft, die in einem Zuge das Ganze erkennt, stellt ihm die Männer und Frauen des sechzehnten Jahrhunderts in schlichter Stärke, voll eigentümlichen inneren Leben«, zum Greisen deutlich vor« Auge Es geht ein starker Herzschlag persönlicher Sympathie mit dem dargestellten Stück Leben und der alten auf Waffenbrüderschaft und GeschlechtSgenoffenschast ge stellten Gleichheit der Dithmarscher durch Bartels' poetische Erfindung hindurch. Da» tragische Geschick de« urgermanischen Stammes, der zwischen Geest und Westsee die Marschen bebaute, stellt Bartels in einer Folge von Vorgängen und Einzel schicksalen dar, in der daS ganze Volk selbst in die Aktion tritt, in der, wie beim Flug der Wandervögel, wechselnd die einzelnen an der Spitze schweben, die unaufhaltsamen Wandlungen im Leben der Welt, wie im Leben der Dithmarscher sich im Menschen dreier Generationen, aber gleichen Blutes vollziehen Die mächtige, durch alle vier Bücher hindurchgchende Gestalt de« Johanne« Holm, ter al« Jüngling in den Tagen von Hemmingstedt seinen Brautlauf hält und al« Achtziger in den letzten Kämpfen wider Dänen und Holsteiner einen Kriegertod findet, der den eignen landesverräterischen Bruder tötet, dem Re formator Heinrich v Zütphen den Märtyrertod bereitet, im Bürgerkrieg, den die Auflösung der alten Geschlecht«verbände verursacht, feine dämonische Kraft entfaltet, vertritt nur die eine Seite de« dithmarsischen Wesens, da« unerschütterte
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