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Erscheinen: DienStag, Donnerstag, Sonnabend, Sonntag. — Vierteljährliches Abonnement: 1 M. 25 Pf., durch die Post 1 M. 50 Pf. — Inserate: vier gespaltene Zeile 12 Pf., Lokalpreis 10 Pf. Größere JnsertionSaufträge mit Rabatt. 0 Großenhainer Inserate für die am vorhergehenden Abend auSzugebcnde Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. H— WMmMMnMtM. AmEatt /ür äie könig^m und stääMlm Oe^öräen zu Ero^en^ain. j. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick ^Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich GsHerr mann Richard Starke. Dienstag, de« 17. Deeember 1889 Nr. 178 77. Jahrgang. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen des Töpfers Carl Ernst Hensel eingetragene Grundstück, Wohnhaus, Folium 1300 des Grundbuchs, Nr. 584 8/5 des Brandkatasters und Nr. 5065 des Flurbuchs für Großenhain, geschätzt auf 11000 M. — Pf-, soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 17. Januar 188V Vormittags 10 Uhr als Anmeld etermi«, ferner der 3. Februar 1890 Vormittags 10 Uhr als Bersteigernngstermin, sowie der 18. Februar 1890 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des BertheilungsPlanS anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhält« nifses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amts gerichts eingesehen werden. Großenhain, am 12. December 1889. Königliches Amtsgericht. Ocheusfler. Hch. Holz - Versteigerung. Dienstag, den 17. Deeember 1889, Nachmittags 3 Uhr sollen auf der Weß- nitzer Straße 11 Haufen pappelueö Stammholz und 11 Haufen Äftholz gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verkauft werden. Großenhain, am 14. December 1889. Dxx Stgdtrgth. Herrmann. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 18. Deeember 1889, Nachmittags 5 Uhr. Tages - Ordnuug: Haushallplan. Großenhain, am 16. December 1889. Keystelitz. Brennholz - Auction. Freitag, den 27. und Moatag, den 30. Dklmber 1889, sollen folgende im Weistiger Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: 4, IV. in Abtheilung 56, weicher 60 22 II. IV. 25 2 24 13 300 1 12 1 161 7 200 in den Abtheilungen 53 und 54, den Abtheilungen 41, 42, 52 und 54, Wellenhundert kiefernes Brennreisig, in Abtheilung 30, kieferne Langhaufen I. Classe, in Abtheilung 34, Raummeter fichtenes Deckreisig, in Abtheilung 18, „ kieferne Stöcke, in den Abtheilungen 20, 21 und 36; im Gasthofe zu Schönfeld, im Gasthofe zu Weitzig a. R., Freitag, den 27. December u. von Vormittags 11 Uhr an Raummeter fichtenes Deckreisig, „ harte Stöcke, s „ weiche „ j Raummeter kieferne Brennknüppel, „ ,, Aeste, harter Langhaufen I. Classe, Montag, den 3v. December «. v., von Vormittags 11 Uhr an einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den unterzeichneten Revierverwalter zu Weitzig a. R. zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Waldorte zu begeben. Königl. Forstreutamt Moritzburg und Königs. Forstrevierverwaltuug Weitzig a. R., am 5. December 1889. Michael. Riedel. Lagesnachrichten. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser traf von den Hofjagden bei Springe, an denen auf kaiserliche Einladung auch der Erzherzog Franz Ferdinand, der präsumtive öster reichisch-ungarische Thronfolger, theilnahm, am Sonnabend Abends 9 Uhr 45 Min. auf der Station Wildpark ein und fuhr mit seinem hohen Gaste im Wagen nach dem Neuen Palais zu Potsdam. Der jugendliche Erzherzog war bekannt lich schon wiederholt der Gast unseres Kaiserhauses und legt auch sein jüngster Besuch wiederum Zeugniß ab von den herzlichen Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Wien. — Bei dem schon erwähnten Frühstück im Casino des Königs - Ulanen»Regiments zu Hannover brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: „Laffen Sie Mich das Wort er greifen und dem Regiment Meinen Dank sagen, daß es den Wunsch geäußert hat, Mich eine Stunde in seiner Mitte verweilen zu sehen. Der Einladung bin Ich gern gefolgt, habe Ich doch, glauben Sie Mir, nach langem reiflichen Ueberlegen und Suchen Mich entschlossen, dem Regiment Meinen Namen zu geben und Mich zum Chef desselben zu erklären, in Anerkennung seiner vortrefflichen Zusammensetzung und seiner hervorragenden Verdienste im letzten Feldzuge. Die heutigen Zeiten erforderten eine Umbewaffnung der Cavallerie. Das Regiment hat wesentlich dazu beigetragen, daß die Um bewaffnung und Ummodellirung der ganzen Cavallerie mit der Lanze ausgesührt werden konnte. Wieder und immer wieder bezogen sich die einlaufenden Berichte auf die Thaten, welche daS Regiment im letzten Feldzuge mit der Lanze erfochten hat. Rechnen Sie es sich zum Verdienst an, für die Neubewaffnung der Cavallerie den Anhalt gegeben zu haben, und Ihr Re giment kann stolz darauf sein, gewissermaßen als Muster- Regiment unserer gesammten Cavallerie zu gelten. In der Hoffnung, daß das Regiment denselben Ruhm und Schneid wie bisher, auch wenn es wieder einmal vor den Feind kommen sollte, bewähren wird, erhebe Ich das GlaS und rufe: Mein Regiment lebe hoch, hoch, hoch!" Wenn in der Presse mit Lebhaftigkeit die Frage erörtert wird, welche Stellung der BundeSrath zu den Beschlüssen der ReichStagöcommission über das Socialistengesetz etnnehme, so liegt, wie die „Berl. Polit. Nachr." schreiben, darin eine merk würdige Verkennung der Sachlage und insbesondere der Stel lung des BundesratHS. Folgende Betrachtung wird darüber keinen Zweifel lassen. Der BundeSrath hat auf Grund ein gehendster Erwägungen den Entwurf des SoctalfftengesetzeS festgestellt. Der letztere stellt diejenige Form dar, unter Welcker nach der Ueberzeugung der verbündeten Regierungen die mit dem Socialistengesetz verfolgten Ziele sich am zweckmäßigsten erreichen lassen. Bei der commissarischen Borberathung ist die Vorlage in einem wesentlichen Punkte, und zwar, wie dies in der Natur der Sache liegt, in einer Weise geändert, daß damit die Erreichung der mit dem Gesetzentwurf ver folgten Ziele nach der Auffassung der verbündeten Regierungen in ungleich unvollkommenerer Weise als durch ihre eigene Vor lage gesichert wird. Aber der Beschluß der Commission hat nur eine vorbereitende Bedeutung; der neben dem BundeS- rathe bestehende Factor der Reichsgesetzgebung spricht erst vermittelst Beschlüssen des Reichstages selbst. So lange ein solcher Beschluß nicht ergangen ist, liegt auch eine Antwort re« Reichstages auf die Vorlage des Bundesraths und somit ein Anlaß zu einer erneuten Beschlußfassung des letzteren nicht vor. Ein bloßer CommisfionSbeschluß bietet die Unterlage für eine erneute Beschlußfassung des Bundesraths nicht, wie denn in der That auch keinerlei Beralhungen im Bundesrathe über die Commissionsbeschlüsse gepflogen sind. Die verbündeten Regierungen halten an ihrer Vorlage unverrückt fest und werden sie bei ter Plenarberatbung auch gegenüber den Com missionsbeschlüssen mit allem Nackdrucke vertreten, wie dies auch materiell ihrer Ausfassung über die zweckmäßigste Lösung der vorliegenden gesetzgeberischen Frage entspricht. Erst wenn der Reichstag durch Plenarbeschluß seine Willensmeinung klar ausgesprochen haben wird, wird die Reihe der Beschlußfassung wieder am Bundesrathe sein, und zwar wird eventuell dann darüber Beschluß zu fassen sein, ob einer minder befriedigen den Lösung der gesetzgeberischen Aufgabe zuzustimmen oder ob auf die Verfolgung des gesetzgeberischen Planes ganz zu ver zichten sein wird. Die beträchtlichen Veränderungen, welchen die Formation der Feldartillerie am 1. April 1890 entgegengeht, werden da durch noch vergrößert, daß in der Vertheilung der Batterien hohen Etats nicht unbedeutende Modificationen nöthig werden. Am 1. April d. I. war die Zahl der Batterien hohen Etats wesentlich vermehrt worden (oon 29 fahrenden, 5 reitenden im preußischen Contingent auf 180 fahrende, 19 reitende) und dabet wurden auch zahlreiche Batterien der Regimenter im Innern des Reichs auf den hohen Etat gebracht. Diese kommen zum Theil wieder auf den niederen Etat, da die vermehrten Bespannungen benutzt werden müssen, um sämmtlichen in die Grenzdistricte zu verlegenden Batterien den Uebergang auf den hohen Etat, soweit sie solchen noch nicht haben, zu er- mögltchen. Die im Elberfelder Socialistenproceß vernommenen Zeugen Gemmer, Krause und Riekmann - Düsseldorf wurden wegen Meineids verhaftet. Der Abgeordnete Or. Haarmann bat, unterstützt von 57 Mit gliedern der nationalliberalen Fraction dem Reichstage den An trag eingereicht, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, im nächsten Etat für die Verwaltung des Reichsheeres die Position „Reisekosten und Taggelder" angemessen zu erhöhen, um den Mannschaften des stehenden Heeres im Falle der Urlaubs- ertheilung alljährlich für eine Reise in die Heimath freie Fahrt auf den deutschen Eisenbahnen zu gewähren. Oesterreich-Ungarn. Prinz Louis Napoleon ist unter dem Jncognito eines Grafen Montfaliere aus Petersburg in Wien eingelroffen. In dem Hirtenbriefe des Prager Erzbischofs, Cardinal Schönborn, gegen den Huß-Cultus heißt es, der von der Kirche als Ketzer verurtheilte unglückliche Magister Johannes Huß werde jetzt als Märtyrer seiner Ueberzeugung unv al ber größte Wohlthäter der Heimath und des Volkes gerühmt, damit das Volk ihn feiere. Wenn aber die heiligsten Grund lagen des reinen Glaubens untergraben werden, dürfe der Oberhirt nicht schweigen. Huß könne nicht zu den Wohl- thälern des Landes gezählt werden; sein Andenken erfülle mit Schmerz und Bitterkeit, und die Erneuerung dieses Andenken bedeute Unglück und Verderben. „Mit bitterem Schmerze", fährt der Hirtenbrief fort, „muß es mein Herz erfüllen, wenn ich höre, wie einige Leute sich bemühen, das Unglück ver kündende Andenken dieses Mannes zu beleben, Unfrieden und Haß in meine Heerde zu säen und nun den Aufruhr gegen die Hoheit Gottes zu entzünden. Darum bitte und beschwöre ich Euch: Vergeßt nicht, daß Ihr verpflichtet seid, Euch nicht von den Bestrebungen einiger Verblendeten beirren zu lassen. Enthaltet Euch von allen Vorbereitungen, welche auf die Feier des genannten ManneS abzielen, sowohl von allen diesbezüg lichen Versammlungen, als auch von Sammlungen; an diesen darf kein Sohn und keine Tochter der Kirche theilnehmen." Schließlich werden die Gläubigen gebeten, für die Irrenden und Verblendeten zu beten. Der Cardinal Ganglbauer, Fürst-Erzbischof von Wien, ist am Sonnabend im Alter von 72 Jahren gestorben. Schweiz. Der RegierungSrath des Cantons Zürich ist von seinem großen Rache beauftragt worden, bet den Bundes behörden die Entführung des Tabakmonopols anzuregen. Der BundeSrath an den sich die Setzer um Vermittelung zur Beilegung ihres LohnerhöhungsstrikeS mit dem Vereine der Buchvruckereibesitzer gewandt haben, hat seine Vermittelung abgelehnt. Italien. In der Freitags-Sitzung der Deputirtenkammer interpelliere der Deputirte Plebano den Kriegsminister und den Minister des Auswärtigen über die Lage und die Organisation der afrikanischen Colonie. — Währenv dieser Sitzung warf ein entlassener Bahnbeamter ein Packet, welches eine Bittschrift enthielt, von der Tribüne des Hauses herab, wodurch eine vorübergehende Panik entstand, welche eine Unterbrechung der Sitzung veranlaßte. Der „Diritto" bestürmt die französischen Kammern, den Zugeständnissen Italiens gegenüber sich nicht systematisch feind lich zu erweisen.