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Ottendorfer Zeitung 11 Bezugspreis: vterteljihrüch ^20 Mark frÄ k» ^NlS. Ju der Geschäftsstelle abgeholt viertel, jährlich Mk. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «1» Setmabenü Nachmittag, a — a Unterüaktunfi8" »tnä Anzeigeökatt rl«r«iMt»r,»: M dir Ntins^tigt N»rp»».M« ober der«: Raum w -sg. — Im Rekiemetiil fitr »ie NMspalttg« Petit-Keil» ,s psg. »Ußeigenannahme bi» U llhr mit»^». Hella,egstthr nach Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". Donk »t Verlag vo« Hermann Rühle, Buchdrucker«: in Groß-Vkrilla. verantwortlich fiir die Redaktion H. Rühl« in Oraß-G-Ma. Nummer 57 Mittwoch, den s2. Mai W5. Jahrgang Neuestrs vom Tage. — Nun hat endlich die schon vor langer Zeit mit so viel Tamtam angekündigte, aber immer wieder hinausgeschobene fran zösisch englische Offensive eingesetzt. Schließ lich mußte man ja damit, wollte man sich nicht lächerlich machen, endlich einmal Ernst machen, zumal nachdem die Gegenseite, ganz ohne alle marktschreierischen An kündigungen, bereits mit einer kräftig zu packenden Offensive oorangegangen war. ES folgte nun die „Antwort", und zwar begann der Angriff südwestlich von Lille. Aber, obwohl der Feind nicht weniger als vier neue Armeekorps heransührte, ist ihm bisher kein Erfolg beschieden gewesen. Auch das arg gefährdete Apern scheint er kaum mehr retten zu können. Die Londoner .Daily Mail' sagt zwar etwas höhnisch: Die Deutschen rücken Zoll für Zoll gegen Ipern vor. Nun, die Hauptsache ist, daß wir oorrücken. Zudem vollzieht sich dieser Vormarsch doch trotz aller sich ihm ent gegentürmenden Hindernisse in einem wesentlich schnellerem Tempo, als das eng lische Blatt in seinem leicht erklärlichen Beschwichtigungsdrange glauben will. Zu verlässigen Nachrichten zufolge sind wir an Upern schon bis auf 3 Kilometer heran gekommen. Wien. Der Kriegsberichterstatter des .Tageblatt' meldet: Die Verbündeten haben schon die Zdolhöhe östlich Pilzno erreicht, von wo aus sie die aus Jaslo nordwärts abftrömenden russischen Kolonnen unter schweres Feuer nahmen. Hiermit ist auch das WiSlokatal bereits abgesperrt. Im Süden, wo die Vorrückung der Durchbcuchs- kolönnen unaufhaltsam wie ein WUdbach jeden Widerstand wegfegt, ist die Lage der Russen geradezu verzweifelt. Die deutschen Truppen sind schon in KroSno eingetroffen, wo die für den Rückzug der russischen BeSlidenarmee wichtige Straße von Me- zolaborcz über Jasltka mündet. Ebenso ist die mehr südlich verlausende einzige Quer straße Gorliee—Zmigrod-Dukla gänzlich in unserem Besitz. Südlich davon rückt in der BeSktdenfront die verfolgende Armee Borövie nach und keilt die dritte russische Armee in einen immer enger werdenden Raum ein, so daß ein S.dan zumindest für die ganze Artillerie und den Train der Russen zu erwarten ist. Bisher wurde schon eine Anzahl schwerer Gefchütze ge nommen, die sich ohne Ahnung von der eingetrelenen Katastrophe auf dem Marsch über Zmigrod westwärts befanden. Ueberaü verstopfen Fuhrwerkskolonnen die Wege. Die Verwirrung nimmt stündlich zu. In allen Wäldern werden Massen verirrter Russen gefangen. Der von den Russin am allerzäheslen gehaltene Teil ihrer zer trümmerten Front, der Raum von Tarnow wo nicht nur die doppelgleisige Hauptbahn sür den riesenhaften Abschub aller Vorräte nach Osten endete, sondern auch tue von Szczuzin an die Weichsel östlich vom Dunajec jührende Bahn mündet. Diese trachteten die Ruffen um jeden Preis be- triebssähig zu erhalten, da aus ihr die so drillgend im Süden gebrauchten Ver» stärkungen herangezogen werden sollten. Tarnow war aber für die Russen unhaltbar geworden, als die Höhe von Trzemeona 402, die bastionarlig den Südraum der Stadt beherrschte, am b. Mai nach schweren Kämpfen genommen war; ihr Vorwerk aus der Waldhöhe westlich des BialaflusseS war schon vor dem Beginn der Rresenschlacht gefallen. — Ein Londoner Sonderdrahtbericht meldet; Kem Ereignis des Krieges Hai bislang in England einen so großen Ein druck gemacht wie die Versenkung des Ozeanriesen „Lusitania" durch ein deutsches Unterseeboot, nicht einmal die Zeppelin besuche haben die öffentliche Stimmung in so große Aufregung versetzt. Der lähmende Eindruck des Ereignisses wird noch dadurch verstärkt, daß man sich jetzt daran erinnert — was auch Reuter in der vorigen Woche gemeldet hatte — wie den auf der „Lusi tania" eingeschriebenen Amerikanern vor der Ausreise geheimnisvolle Warnungen zugingen, das Schiff werde torpediert werden, ja selbst im Hafen von Liverpool wurden Amerikaner von Personen „deutschen Sprachbeiklangs" angesprochen und auf die bevorstehende Torpedierung aufmerksam ge macht. Jetzt hat man das eigentümliche Gefühl, daß die deutsche Kriegswaffe des Unterseebootes sowohl was technische Durchbildung und Handhabung wie den Kundschafterdienst anlangt, in der Lage ist sich genau die Opfer auszusuchen und sie zu treffen. Man glaubt vor einem neuen Abschnitte des Unterseebootskrieges mit wesentlich zahlreicheren und noch verbesserten Unterseebooten zu stehen und fürchtet, daß nun regelrecht auch auf große Ozeandampfer Jagd gemacht werden wird. Kopenhagen. Tie Möglichkeit eines Krieges zwischen Deutschland und den Ver einigten Staaten von Nordamerika erörtert „Politiken" an leitender Stelle und schreibt u a : Für Präsident Wilson und seinen Staatssekretär Bryan meldet sich sofort die Frage: Kann es mit den Interessen der Vereinigten Staaten als vereinbar an gesehen werden, Krieg mit Deutschland zu beginnen? Wird Amerika in einem solchen Kriege etwas ausrtchten können? Deutsch land fürchtet offenbar die Vereinigten Staaten als Feind nicht Die U-bersührung von amerikanischen Truppen nach dem Kriegsschauplätze in Nordfrankrcich würde wenig Bedeutung haben. Für die ameri kanische Flotte haben England und Frank reich keine Verwendung. Falls die Ver einigten Staaten die Richtigkeit dieses Ge sichtspunktes anerkennen, würde für die Union unzweifelhaft die Versuchung zur Annahme einer kriegerischen Haltung ver ringert. Außerdem wird aus die ameri kanischen Kriegösttmmungen auch dämpfend einwirken, daß die Union unter ihren Bürgern eine große Anzahl von deutschen Bürgern zählt. Ein deutsch amerikanischer Krieg könnte sehr leicht verhängnisvolle Reibungen unter den Völkern der Union hervorbringen." — Aus London wird berichtet: Die neueste englische Verlustliste meldet den Verlust von t15 Offizieren. Der Gesamt verlust an Offizieren in der letzten Woche beträgt 870. Die Times teilt außerdem nichtamtlich den Tod von 23 Offizieren mit. — Aus London wird berichtet: Der Brotpreis steigt am Montag aus 9 Pence sür vier Pfund. Er betrug vor dem Kriege fünfeinhalb Pence, Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Mkrilla, ft. Mai M5. — Eine Todesanzeige nach de: anderen — mit dem schlichten, viel-agenden Krsuzesschmuck in ver Ecke. Was für bülcrcs Herzeleid um- »chwebt Vie paar Worte! Ein Vater und Gatte blieb auf dem Felde der Ehre. Oder es war der Bräutigam, der hoffnungsvolle Sohn, der blutjunge Mensch vielleicht, der eben el st ansangen sollte, in die aufgabenreiche große Welt hineinzuwachfen. Vorbei — vor- b-i — zu gen Toten entboten . . . Und man möchte trösten, und es ist doch so schwer. Es ist mit dem Trösten auch dann nicht leicht, wenn innerhalb des täglichen, natürlichen Lebens der kalt und hart eingreifende Tod in ein reundliches Familienleben und in berus- iches Streben eine schmerzliche Lücke bringt. Man sagt und schreibt Sätze der herzlichen Anteilnahme. Man redet am Ende ganz wenig oder gar nichts, drückt dem andern lieber still die Hand, und es ist auch ein Dösten Aber man hat doch ost das Gs ühl, daß ein großer Schmerz sein eigenes wrch nichts zu beseitigendes volles Recht haben muß und will. Lange, lange dauert es vielfach, bis sich die Wogen des Leids einigermaßen glä len. Oft bricht die Seelen wunde -plötzlich wieder auf, und der ganze schwere Schmerz drückt mit neuer, noch erhöhter Gewalt. Wie es da mit dem Trösten? Es möchte doch nicht fehlen. Es würde vermißt werden, wenn es von gar keiner Seite käme Aber es bedarf eines besonders taktvollen Trostes. Keine banalen Redensarten! Keim plumpe Aufdringlichkeit! Nur etwas nach- tühlende wirkliche Herzlichkeit! Hinweis auf die Pflicht zum Leben, auch wenn es jo leer und arm erscheint! Und es gibt wunderbare Trostestieien in der Religion. „Ewigkeit — in die Zeit leuchte hell herein!" Es ist eine wundecstarke Sache um die christliche Ewigkeits hoffnung. Auf den Kriegergräbern ragt manch schlichtes Kreuz. Man hatte keine Zeit zu langen Beerdigungsfeiern, aber ein kurzes Ge bet hielt man doch, Ein tapferes Dennoch uehr durchs Herz. Ja, es gibt einen letzten, tiefsten Trost, und wer einen zweifelnden, v zweifelnden Menschen mild und klar daraufhinleitei, der tut ihm einen gulen Dienst. — Die Brotfrage und dos bevorstehende Himmelfahlts- und Pfingstfest. Für die bevorstehenden Festtage dürfte es für das Publikum, das nähere oder weitere Ausflüge zu unternehmen beabsichtigt, von Wichtigkeit lein, sich genügend mit Brot zu versehen, da in den amtshauptmannschajtlichen Bezirk in den Gastwirtschaften Schwarz« und Weißbrot nur noch gegen besondere Brotkarten-Abschnitte und zwar solange, als der Vorrat reicht, abgegeben werden kann, — Die nächste Vorratserhebung von Kartoffeln. Um bei dem gesteigerten Ver» krauch von Kartoffeln über die Bestände unterrichtet zu fein, hatte der Bundesrat eine erste Vorratserhebung angeordnet, die am 15. März staltfand. Gleichzeitig war der Reichs kanzler ermächtigt, in den beiden folgenden Monaten eine zweite Erhebung zu veranstalten. Für diese ist der 15. Mai festgesetzt. In vielen Teilen des Reiches besteht die Ge wohnheit, daß die Bevölkerung ihren Kartoffel bedarf für längere Zeit, teilweise sogar bis zur nächsten Ernte, aus Vorrat einkauft. In Zeiten vorübergehender Knappheit pflegt eine solche Versorgung in verstärktem Maße itaitzufinden. Man muß deshalb damit rechnen, daß sich in Haushaltungen erhebliche Kartoffelvorräie befinden. Aus diesem Grunde wird die Vorratserhebung auch auf oie Haushaltungen ausgedehnt. Dabei hat der Bundesrat als Grenze der Anzeigepflicht einen Vorrat von 50lcx sestgesetzt, geringere Bestände bleiben von der Erhebung srei. Es brauchen also Haushaltungsvorstände, die nicht über wenigstens einen Zentner Kartoffeln verjügen, keine Erklärung abgeben Die Durch führung der Erhebung ist hierdurch vereinfacht und die Behörden können dem statistischen Amt die Nachweisungen über die Vorräte in kurzer Zeit einreichen. — Die Kriegsgetreidegesellschaft ermäßigt am 15. Mai die Mchlpreise durchschnittlich um 37,50 Mark pro Tonne, und zwar für Roggenmehl um 25 Mark pro Tonne und für Weizenmehl um 50 Mark pro Tonne. Die Ermäßigung des Preises sür Weizenmehl ist größer um auch der minderbemittelten Be völkerung das vsrhältnismäßig reichlich vor handene Weizenmehl zu verbilligen. Demgemäß betragen demnächst die Preise der Kriegs- getreideyesellschaft für Roggenmehl 32,50 bis 35,50 Mark und sür Weizenmehl 35,75 Mk. bis 38,75 Mark pro Doppelzenter. — Einstellung der verstärkten Schweine schlachtungen. Die abschließenden Ergebnisse >er Schweinezählung vom 15. April 1915 iegen zwar noch nicht in allen Einzelheiten vor. Das Gesamtbild rechtfertigt jedoch die Annahme, daß die Gefahr der Verfütterung der zur menschlichen Ernährung geegneten Kartoffeln durch die Schweine im wesentlichen behoben oder doch erheblich herabgsmindert ist. Damit dürste das Ziel der Maßnahmen, die die vermehrte Abschlachtung von Schweinen zum Gegenstände haben, als erreicht betrachtet werden können. Unter diesen Umständen steht das alsbaldige Außerkraft setzen der Bundes ratsverordnung zu erwarten, durch die den Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohner die Verpflichtung zum Ankauf und zur Ver arbeitung von Schweinen auferlegt ist. Dir Ausschaltung dieser Zwangsankäuse wird hoffentlich dazu beitragen, die außerordlich gestiegenen Fleischpreise auf ein den Zeil verhältnissen talsächlich entsprechendes Maß herabzudrücken. Riesa. Die anhaltend trockene Witterung Hal den Wasserstand der Elbe in den letzen Tagen rasch zurückgehen lasten. Die hiesige Strompegel steht heute aus 27 Zentimeter plus. Die Getreideeinladungen im Gröbaer Hafen dauern noch in beschränktem Umsange an. Der AuSladeverkehr ist in Hauptsache auf Eilgüter beschränkt. Schandau. Neben der Schiffahrt hat sich auch der Flößereibeirieb seit voriger Woche wesentlich lebhafter angelasssn. In der letzten Aprilwoche wurden am elbaufwärts gelegenen Zollamte Hirschmühle nur 5 Flöße, vorige Woche hingegen 20 böhmische Flöße zollamtlich abgeserligt. Von diesen Flößen war ein Floß sür Magdeburg, die übrigen für sächsische Elbstationen bestimmt, unter denen Schandau und Riesa obenan stehen. Leipzig. Ein Schirrmeister hatte ver sehentlich seine Kraftwagenschlanchpumpe mit Manometer im Werte von 40 Mark am ver gangenen Donnerstag in der Blücherstraße stehen lassen. Kaum hatte sie ein Ratsarbeiter iu einstweilige Verwahrung genommen, so trat ein etwa 17—I8jähriger Bursche an diesen heran und erkundigte sich nach der Schlauch pumpe, diesr selbstbewußt als sein Eigentum bezeichnete. Der Arbeiter zweifelte nicht an den Angaben des jungen Schwindlers und händigte diesem die Pumpe aus. Zwickau. Auf dem ersten Schachte des Brückenberg-Steinkohlenbauvereins ist jetzt eine neue Kokerei mit Ammoniak- und Benzolfabrik in Betrieb genommen worden. Kirchennachrichten. Donnestag, den 13. Mai 1915. Himmelfahrtsfest. Ottendorf-Okrilla. Borm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte. Medingen. Vorm. »/»II Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte. Großdittmannsdorf. Vorm. V, 8 Beichte, insbesondere für die Jugend. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Danach Feier des heiligen Abendmahls. Kollekte,