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Amts- und Anzeigeblatt für den S.ZM-- «Wl des Amtsgerichts Ltbcnttsck --M- sertionspreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- ZeilelOPf und dessen Umgebung. Pstanstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — 11. Jahrgang. 13. Dienstag, den 30. Januar 18S4. St. Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 24b flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Zwickau im Monat Dezember 1893 festgesetzte und um Fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Ge meinden resp. Ouartierwirthen im Monat Januar 1894 an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschsourage beträgt: 9 M. 98 Pf. für 50 Ko. Safer, 7 „ 35 „ „ 50 „ Sei» und 4 „ 20 „ „ 50 „ Stroh. Schwarzenberg, am 2b. Januar 1894. Königliche Amtshauptmannschast Frhr. v. Wirsing. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Kaufmanns Inhaber« eines Droguengeschäfts in Schönheide, wird heute am 9. Jan. 1894, Nachmittags b Uhr da« Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Landrock in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 10. Februar 1894 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, so wie über die Bestellung eines Gtäubigerausschusses und eintreienden Falles über die in ß l20 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 23. Januar 1894, WormMag 11 Ahr und zur Prüfung der angemetdeten Forderungen auf den 20. Ievruar 1894, Wormittag 11 Mr vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Ge meinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache uno von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 2b. Januar 1894 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. Kautzsch. Bckanntmiichllliis. Am I. Februar rs. Js. ist der 1. Grundsteuertermin auf das Jahr 1894 fällig. Derselbe ist bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bis spätestens zum 10. Februar ds. Js. in hiesiger Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Hierbei wirb an die Bezahlung ree noch rückständigen Ortsschank- gewerbestener für I. Halbjahr und Hundesteuer für das Jahr 1894 bis zum 3l. Januar ds. Js. nochmals erinnert. Eibenstock, am 22. Januar 1894. Der Rath der Stadt. vr. Körner. Beger. Königliche Industrieschule zu Plauen i. B. Abtheilung für Musterzeichnen. Unterricht im Zeichnen und Musterentwerfen für die hauptsächlichsten Zweige der Textil-Jndustrie, sowie auch im praktischen Maschinensticken, Weben, Patro- niren und Mustervrrgrößern für Stickerei. Unterrichtsdauer 4'^ Jahr. Abtheilung für Frauen-Arbeiten. Unterricht in weiblichen Handarbeiten im Allgemeinen. Ausbildung von Direktricen und Arbeiterinnen für Weißwaaren-Confektion. Unterricht im Kunststicken: Hohlsaum- und Durchbruch Arbeiten, Franchen-Knüpsen, A-jour-Arbeiten, Arabische Stickerei, Nadel-Malerei, Gold- und Silberstickerei, Application und Elfenbein, sowie alle übrigen Arten von Stickereien. Das Stecken und Uebertragen der Muster auf den Stoff. Unterricht in Kleidermachen: Schnittzeichnen nach neuester Methode, Stoffberechnung. Unterricht im Putzmachen: Garniren von Hüten und Hauben, Her stellen von eleganten Schleifen, Aufsätzen, Fichus u. s. w. (Die Theilnahme am Unterrichte in den einzelnen Fächern kann jederzeit erfolgen. Das Schul geld beträgt vierteljährlich lst.o» M.) Dauer des vollen Unterrichts l'/?—2 Jahr. Abtheilung für Fabrikanten. Unterricht im Zeichnen (Skizzircn), praktischen Masckinen-Skicken und Weben. Unierrichtsdauer 1 Jahr für jede Abtheilung. Beginn des neuen Cursus am 2. April 1894. Anmeldungen sind im Bureau der Anstalt bis zum 15. Februar d. Js. zu bewirken. Nähere Auskunft wird jederzeit durch die Direktion erkheilk. Plauen i. V., am 18. Januar 1894. Die Direktion. Pros. R. Hofmann, Direktor. Fürst Bismarck in Berlin. Die Kaiserstadt an der Spree hat einen großen Tag hinter sich. Bismarck in Berlin, als hochver ehrter, mit zartester Rücksicht und Liebe umgebener Gast des Kaisers einziehend in das Königshaus der Hohenzollern! ES war ein wirkliches Festgeschenk für daS deutsche Volk, ein Festgeschenk, das ihm plötzlich und unerwartet am Tage der Vorfeier von Kaisers Geburtstag in den Schooß fiel. Der Verlauf des Tages, insbesondere die herzliche Abschiedsszene, be rechtigt zu der Ueberzeugung, daß die Aussöhnung de« Kaisers mit dem alten Kanzler sich zu einer dauernden und vollständigen, Herz und Seele der Be theiligten erfüllenden gestaltet hat. Empfangen von tausendstimmigem Jubel, erdrückt von Huldigungen, umwogt von nationaler Begeisterung, hat Fürst Bis marck am Freiiag seinen Einzug in die Reichshaupt stadt vollzogen. Die Stadt Berlin hatte sich zum Empfang ihres größten Ehrenbürger« in glänzender Weise gerüstet. Vom königlichen Schlosse wehte die gelbe Kaiser- und die rothe Königsstandarte, das Zeughaus und die Kommandantur halten ihre Fahnen gehißt, überhaupt hatten auf Befehl des Kaiser« sämmtlicke Staatsge bäude Flaggenschmuck angelegt. Aber auch die Privat häuser der Straßen, die der Zug passiren mußte, erglänzten alle in herrlichem Blumen- und Fahnen schmuck. Schon mit Beginn der elften Stunde war die Straße .Unter den Linden" und die zum Lehrter Bahnhof führenden Alleen und Straßen von er wartungsvollen Menschenmassen erfüllt. Herrlicher Sonnenschein strahlte über der Stadt und ein milde« Frostwetter hatte den Aufenthalt im Freien zu einem angenehmen und erfrischenden gemacht: da« rechte alte Kaiserwetter. Von 12 Uhr an waren die Straßen züge von dichten schwarzen Menschenmauern gesäumt, die allenthalben eine musterhafte Haltung bewahrten. Vornehm und Gering stand einträchtig bei einander, alles in freudiger Erregung und gehobener Stimmung. Galt es doch unseren Bismarck, den alten eisernen Kanzler, de« neuen Deutschen Reiche« Baumeister, den in tausend Gefahren erprobten treuen Berather weiland Kaiser Wilhelm« des Großen, nach jahre langer Abwesenheit von hier wieder in der Reichs hauptstadt zu bewillkommnen. Ein viertel vor 1 Uhr ging lebhafte Bewegung durch die Menge. Prinz Heinrich in Marineuniform in Begleitung des Freiherrn von Seckendorfs fuhr nach dem Lehrter Bahnhof, auf seiner ganzen Fahrt von jubelnden Zurufen begleitet. Dann folgte Ge neraloberst v. Pape, der Stadtkommandant Oberst von Natzmer, Fürst von Radziwill, der Polizei-Präsi dent, Ober-Stallmeister Graf Wedel und drei Flügel adjutanten. Die Annahme der Menge, daß der Kaiser folgen werde, erwies sich nicht al« richtig. Wenige Minuten nach 1 Uhr erschien der Wagen mit Prinz Heinrich und dem Fürsten Bismarck, letz terer in Kürassieruniform mit schwarzem Mantel, auf der Moltkebrücke. Je nachdem die Menge de« Heran nahen« des erlauchten Gastes des Kaiser« inne wurde, bemächtigte sich ihrer eine fast beispiellose Aufregung. Jubelrufe: .HurrahS", .Willkommen", .Hierbleiben", .Bald wiederkommen" erschütterten die Luft, Hüte und Taschentücher wurden geschwenkt, einzelne Herren mit Blumensträußen durchbrachen tode«muthig die Chaine der Polizei, stürzten sich zwischen die Pferde der Eskorte und reichten ihre Blumen dem Fürsten in den Wagen. Der alte Kanzler lehnte sichtlich er griffen im geschloffenen Wagen und vermochte augen scheinlich nur schwer seiner Rührung Herr zu werden. Nach dem Passiren de« kaiserlichen Galawagen», dessen Insassen eben Prinz Heinrich und Fürst Bi«marck waren, und de- Wagen«, in dem Graf Herbert Bis marck in Zivil Platz genommen halte, war die Menge nicht mehr zu halten, sie überfluthete die Fahrdämme, um nack dem Schloß zu gelangen und dort dem er lauchten kaiserlichen Gaste nockmals ihre Grüße zu- zurusen. Vor dem Schlosse, da« im weiten Umkreise abgesperrt war, stand eine Ehrenkompagnie au« dem zweiten Garde-Regiment mit Fahne und Musik. Fürst Bismarck verließ mit dem Prinzen Heinrich den Wagen und schritt die Ehrenkompagnie ab, die dann in Zügen an ihm vorbeidefilirte. Dann brachte der Hofwagen den Altreichskanzler in das Schloß, wo der Kaiser in der Uniform der Halberstädter Kürassiere ihn durch Umarmung und Kuß begrüßte. Fürst Bis marck war durch die Beweise der kaiserlichen Huld auf das Tiefste gerührt. Der Fürst betrat nach Begrüßung der Herren des Hauptquartier« das zweite Zimmer und blieb längere Zeit mit dem Kaiser allein, ohne Zeugen. Um 1'/, Uhr fand bei Ihren Majestäten Frühstückstafel von nur drei Gedecken statt; am Frühstück nahmen Theil der Kaiser, die Kaiserin und Fürst Bismarck. Nach dem Frühstück erschienen auch die ältesten drei Kaiser lichen Prinzen beim Fürsten. Der Kaiser trug die Uniform de« Lcibkürassier-RegimentS Großer Kurfürst (Schlesisches) Nr. 1. Den Ehrenposten vor den Ge mächern de» Fürsten BiSmarck stellte da« Kürassier- Regiment von Seydlitz (MazkeburgischeS) Nr. 7, von welckem eine Regimentsdeputation auf Befehl de» Kaiser« Hierselbst eingetroffen war. Nach der Früh- ftückStafel begab sich Fürst Bismarck in seine Ge mächer, um etwas zu ruhen; der Kaiser unternahm inzwischen einen Spazierritt und wurde bei seinem Erscheinen überall von der Volksmenge enthusiastisch begrüßt. Um tU/^ Uhr sand im Schlöffe, und zwar in den Gemächern BiSmarck», eine Tafel zu zehn Gedecken statt, an welcher da» Kaiserpaar und König Albert von Sachsen, sowie Graf Herbert BiSmarck theilnahmen. König Albert hatte schon vorher, kurz nach dem Frühstück, dem Fürsten BiSmarck einen Be such abgestattet.