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Mchmh-AitiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde Nr. 108 52. Jahrgang. Sonnabend, den 18. September 1886 Bvm frischen, grüngeschmückten Lenze Mit seiner Blüthenherrlichkeit Bis an des falben Herbstes Grenze, Welch eine kurze Spanne Jett! Was aber sollte fie erfüllen An Hoffnungen, so froh und frisch, Genährt von Tausenden im Stillen Um ihrer Mutter Erde Tisch! Die Gamenkirnlrin allerwegen Geleitete das fromme Wort: Sproßt und gedeiht zu gold'nem Segen, Und Gott sei Euer Schutz und Hort! Drum ist so voll der Schoß der Erde, Drum ist so reich ihr Lisch gedeckt, Daß dran sein Theil Jedwedem werde, Den früh die GotteSsonne weckt. Wer hat'S gethan? — Ihr, die Ihr Gäste Da, wo der große Tisch bereit, Auf, höret heut' zum Erntefeste Der Kirchenglvcken Frühgeläut'. Singt Lob und Preis dem Gott zu Ehren, Der Alles Euch gegeben hat; Singt laut vor Euer» Dankaltären Den Gellert-Psalm an heil'ger Statt: „Wie groß ist des Allmächt'gen Güte! Ist der ein Mensch, den fie nicht rührt? Der mit verhärtetem Gemüthe Den Dank erstickt, der ihm gebührt? ja in seiner Proklamation die Gründe für seine Ab- dankuna daraeleat. Rußland. Die „Moskauer Ztg." bespricht die Frage der Neuwahl eines Fürsten von Bulgarien und sagt hierbei, daß der Berliner Vertrag die Möglichkeit einer Wahl zwar voraussetze, daß sich aber in der That Herausstellen dürfte, ein Fürst von Bulgarien werde direkt eingesetzt werden und eine wirkliche Wahl nicht der bulgarischen Volksversammlung, sondern der Uebereinstimmung der Mächte überlasten werden müssen. In letzterem Punkte aber läge gegenwärtig die Haupt schwierigkeit für die Lösung der bulgarischen Frage. Oesterreich-Ungar«. Es ist ein eigenthümliches Zusammentreffen, daß die gegenwärtigen großen Herbst manöver der österreichischen und der russischen Armee in denjenigen Landestheilen stattfinden, welche bei einem Zusammenstöße zwischen Oesterreich und Rußland je denfalls eine Hauptrolle spielen würden — in Galizien resp. Russisch-Polen. Ob dieser Wahl auf beiden Seiten eine Absichtlichkeit zu Grunde liegt, muß dahin gestellt bleiben, geleugnet kann aber nicht werden, daß sie merkwürdig genug ist. Im Uebrigen sind indessen die Beziehungen zwischen den Kaiserhöfen von Wien und Petersburg fortgesetzt ausgezeichneter Natur. England. Das Werk der afghanischen Grenz- regulirung ist nicht völlig zum Abschluß gelangt. Die englischen Mitglieder der afghanischen Grenzkommission haben am Mittwoch Bosaga verlassen, um über Kabul nach Indien zurückzukehren. Von einer Verständigung mit Rußland über den letzten strittigen Punkt, den Grenzstreifen am Oxus, ist nichts bekannt geworden. Mexiko. Die in den mexikanischen Bundesstaaten Nuovo Leone und Cuahuila ausgeorochene revolutionäre Bewegung ist im Zunehmen begriffen und erfordert die ernsteste Aufmerksamkeit der Zentral-Regierung in Mexiko. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die glänzenden Kaisertage im Elsaß ziehen fort und fort die Blicke von Alldeutsch land auf sich und jeder neue Tag der Anwesenheit des Kaisers auf reichsländischem Boden gestaltet auch das Bild der heurigen Kaisertage immer farbenprächtiger. Schwer ist es, aus den zahlreichen hierüber einlaufen den offiziellen wie privaten Berichten ein nur einiger maßen orientirendes Bild über den bisherigen Verlauf des kaiserlichen Besuches im Elsaß zusammenzustellen. — Das Befinden des Kaisers ist ungeachtet der vielen Anstrengungen, welchen er sich fortgesetzt unterzieht und trotz der herrschenden heißen Temperatur durchaus befriedigend. Die leichte Indisposition, welche den hohen Herrn am Sonnabend nach der Parade des 15. Armeekorps überfiel und die auf die große Hitze zurückzuführen ist, hat erfreulicher Weise keine weiteren Folgen hinterlassen. — Fürst Bismarck hat nunmehr die Hitze und den Staub der Reichshauptstadt mit der ländlichen Frische von Varzin vertauscht und aus seinem hinterpommerschen Tuskulum dürfte der Kanzler auch wohl nicht eher an den Mittelpunkt der politischen Geschäfte zurückkehren, als bis sein jüngstes Muskel leiden vollständig behoben sein wird. Jedenfalls hat die Abreise des leitenden Staatsmannes nach Varzin der Annahme, daß er der am Donnerstag eröffneten außerordentlichen Reichstagssession vielleicht doch noch beiwohnen werde, ein Ende gemacht und die parla mentarischen Verhandlungen über die Verlängerung des deutsch-spanischen Handelsvertrages spinnen sich demnach ohne die Gegenwart des Reichskanzlers ab. In Regierungskreisen rechnet man darauf, daß die außerordentliche Neichstagssession unter allen Umständen nur von kurzer Dauer sein werde und möglicher Weise schon an diesem Sonnabend beendigt werden könne; in etwa zwei Monaten soll dann die ordentliche Session nachfolgen. Dieselbe wird sich allem Anscheine nach vorwiegend um finanzielle Fragen drehen und wahr scheinlich sich auch mit der Branntweinsteuerfrage wie derum befassen. — Oberst Graf Schmettow, welcher das Magdeburgische Kürassier-Regiment Nr. 7 bei dem berühmten Reiterangriff bei Vionville kommandirte, ist in Brauchitschdorf bei Lüben gestorben. — Die bul garische Frage giebt noch immer Stoff zu den ver schiedensten Betrachtungen und Erörterungen. Nament lich im englischen Parlamente kommt man immer wieder auf dieselbe zurück; so war in der Dienstags sitzung des Unterhauses die Rede von dem angeblichen Zwange, den Kaiser Alexander oder die russische Re gierung auf den Fürsten Alexander behufs seiner Ab dankung ausgeübt haben sollte. Unterstaatssekretär Ferauffon erklärte, daß hierüber keine amtlichen Mit- theilungen eingegangen seien und habe Fürst Alexander Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 17. September. Während, wie wir bereits berichtet haben, das Erntedankfest nächsten Sonntag, den 19. September, stattfinden soll, wird das Kirchweihfest den 11. Oktober gefeiert werden. Es entspricht dies dem bereits vor 3 Jahren vom Kirchenvorstande gefaßten Beschlüsse, dieses kirchliche Fest allemal den letzten Montag in der ersten Oktober hälfte zu begehen. Ferner wird uns mitgetheilt, daß die Ergänzungswahlen des Kirchenvorstandes bereits »um Reformationsfeste vorgenommen werden sollen, damit der neue Kirchenvorstand seine Thätigkeit mik dem neuen Kirchenjahre anfangen kann. Die dies bezügliche Bekanntmachung dürfte baldigst erfolgen. — Wie dem Vorstande des Gewerbevereins auf das an die Königl. Generaldirektion der Sächsischen Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« Sei d« bedeutenden Auflage dA Blattes eine sehr WM- salne Verbreitung finde«, «erden mit 10 Pfg. die Epalteiueile oder deren Raum berechnet. —- Ta bellarisch« und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, :m redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Staatseisenbahnen gerichtete Gesuch um Beibehaltung von je 4 Zügen auf der Strecke Hainsberg-Kipsdorf auch im Winterfahrplane npnmehr mitgetheilt wird, soll es nach dem Befinden des Kgl. Finanzministeriums bei drei Zügen in jeder Richtung sein Bewenden haben. Wie dieselben gelegt sind, haben wir offiziell nicht in Erfahrung bringen können. Es ist zu be dauern, daß das betreffende Gesuch eine beifällige Be- urtheilung nicht gefunden hat; es kann nicht fehlen, daß dasselbe nächstes Jahr wiederholt eingebracht wird. — Seit vorgestern hat die Temperatur einen so bemerkenswerthen Rückgang genommen, daß in den Morgenstunden bereits aufgehängte Wäschestücken starr gefroren und die Wiesen theilweise bereift erschienen. Der Herbst naht mit starken Schritten, obschon eine noch malige Aenderung "der Temperatur nicht ausgeschlossen ist. Das Minimalthermometer zeigte in der Nacht zum 17. Septbr. eine Wärme von nur 1 Grad Celsius an. — Der seinem Ende sich zuneigende Sommer und die schon recht bemerkbare Tageskürze vertreiben so manche im Freien geübte Beschäftigung in geschloffene Räume. So hat denn auch unser Turnverein seine Thätigkeit vom Turnplatz auf der Aue in die städtische Turnhalle verlegt, und ist an vier Abenden in der Woche daselbst reges Leben zu beobachten. Es turnen Montags und Donnerstags die jüngeren Mitglieder und Turnschüler, während die Anfang dieses Jahres gegründete und sich recht gedeihlich entwickelnde L.Männer- riege Dienstags und Sonnabends der segensreichen Turnarbeit obliegt. Die 1. Männerriege beginnt ihre Hebungen am 4. Oktober und zwar Montags und Donnerstags von 6—7 Uhr Abends. Den Schluß der Sommerarbeit bildet bekanntlich das sogenannte Abturnen und soll dasselbe Sonntag über acht Tage, den 26. d. M., durch ein Schauturnen auf dem Turn plätze gefeiert werden. Gleichzeitig wollen wir erwähnen, daß der Turnverein beabsichtigt, am Kirmessonntag, den 10. Oktober, im Rathhaussaale zum Besten der Deutschen Turnbauschule ein öffentliches Concert zu geben, auf welches wir schon heute Hinweisen wollen und demselben guten Erfolg wünschen. — Nach einer an die Ortsbehörden und Guts vorsteher ergangenen Verfügung der königl. Amtshaupt mannschaft vom 26. Juli ist eine allgemeine Revision der Maaße und Gewichte rc. angeordnet und bis spä testens den 15. dss. Mts. Anzeige über den Erfolg bei Vermeidung von Ordnungsstrafe erfordert worden. Diese Revision hat sich auch auf die in ven Gast- und Schankwirthschasten vorhandenen Schank- rc. Gefäße, sowie die Viehwaagen und die zum Wiegen des Klein viehes des öfteren benutzten kleineren Dezimalwaagen, beziehentlich die Gewichte zu denselben mit zu erstrecken. Da eine namhafte Anzahl von Gemeinden und Guts- „Weißeritz-Zeitung" «scheint «vchentfich drei mal: Dienstag, Donners tag «Ä> Sonnabend. — Leis vierteljährlich IM. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Der Lenz, der Sommer ist vergangen, Und wieder klingen in die Wett Die Glocken, was fie ost schon klangen: Schaut, waS Euch gaben Flur und Feld! Wir schauen eS, um zu gestehen: DaS war ein gottgesegnet Jahr. Sein Volk, er ließ eS wieder sehen, Wie groß und reich er wunderbar. Rach Jahren, da nur Wolkenhülle Des weiten Himmels sonnig Blau, War'S Heuer viel der Strahlenfülle Den Saaten all' auf Flur und Au. Rein, seine Liebe zu ermessen, Sei ewig meine größte Pflicht. Der Herr hat mein noch nie vergessen; Vergiß, mein Herz, auch seiner nicht!"