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Freitag. Erscheint Dienstag« und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post anstalten. M 11 5. Februar 1858. Prei- Weißeritz-ZeitungM Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Verichtsämtcr und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redactenr: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Unmaßgeblicher Vorschlag eines Unbe rufenen. Bekanntlich dreht sich dermalen das Tagesgespräch hier um das städtische Brauurbar. Da hört man nun so Mancherlei. Brauchbares und Unbrauchbares. Den Leuten vom Fach es überlassend, ob gegenwär tiger Vorschlag zu Letzterem ober Ersterem zu rechnen sei, lasse ich hier meine Absicht folgen; diese geht einfach auf den Satz hinaus: Man braue in Dippoldiswalde ein gutes böh misches Bier! Ob ein solches Unternehmen ausführbar sei, ob es einem Bedürfnisse abhelfe, ob eS der hiesigen Brauerei einen Ruf verschaffen könne, und ob es den Inhabern von Brauachteln eine ansehnliche Verthei- lungSsumme verschaffen werde? Ich glaube eS. Aus führbar muß eS sein, denn Hexenmeister sind die böhmischen Brauer auch nicht; Gerste und Hopfen können so gut aus Böhmen bezogen werden, als ob die Brauerei dort selbst gelegen wäre, und den Ein wand, als ob unser Wasser ein anderes sei, als das böhmische, lasse ich gar nicht gelten. ES ist in Böh men das Wasser so verschieden wie in Sachsen, je nachdem eS durch Kiesel oder Sand, oder Braunkoh len re. sich hindurchzog, und gleichwohl ist in den böhmischen Bieren eine gewisse Gleichartigkeit. Einem Bedürfnisse würde damit sicher abgeholfen. Mir ist von einem Mann, der die sächsisch-böhmische Grenze und baS Leben an derselben vom Voigtlande bis in die Lausitz genau kennt, mit Bestimmtheit ver sichert worden, daß längs der Grenze mindestens 3—4000 Biertrinker ihr tägliches Bier in Böhmen zu trinken pflegten, die jährlich die Summe von 90—120,000 Thlr. forttrügen. Derselbe versicherte weiter, baß nur der kolossale Damm, welchen der Zollverein auf böhmisches Bier, (6 Thlr. auf den Eimer) gesetzt, es verhüte, daß nicht ganz Sachsen mit böhmischem Bier überschwemmt werde. Einem Be dürfnisse wird aber auch in anderer Beziehung genügt, insofern gar Vielen das bei uns beliebte bairische Bier (das uns jährlich auch einige 100,000 Thlr. kostet) theilS zu theuer, theilS zu stark ist. Hier wird das böhmische eine passende Mittelstufe bilden, insofern «S wohlfeiler als Letzteres und gesünder als Beide sein dürfte. — Daß die hiesige Brauerei, als die erste im Lande, durch dies Unternehmen sich einen Ruf gründen werde, wäre dann wohl so selbstverständlich/ a!S der Geldnutzen für die Unternehmer. Also, man braue Böhmisches! Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. In hiesiger Ephorie sind im Jahre >857 1058 Kinder, mit Einschluß von 52 Tobten und 17 Zwillingspaaren, nämlich 487 eheliche und 69 uneheliche — 556 männlichen, und 434 eheliche und 68 uneheliche — 502 weiblichen Geschlechts (52 mehr, alö im Jahre 1856) geboren; 234 Paare (34 mehr als im Jahre 1856) getraut worben; 804 mit Einschluß von 7 Selbstmördern und 6 Ver unglückten, und zwar 393 männlichen Ge schlechts, worunter 99 Ehemänner und 33 Witt wer, und 411 weiblichen Geschlechts, worunter 82 Eheweiber und 90 Wittwen, (4 mehr, als im Jahre 1856) gestorben; 289 männliche und 248 weibliche, zusammen 537 Confirmanden, (12 mehr, als im Jahre 1856) und 2357 Knaben und 2379 Mädchen, zusammen 4736 Schulkinder (13 mehr, als im Jahre 1856) gewesen. Dippoldiswalde. Im 4. Quartale beS verflosse nen JahreS 1857 wurden in hiesiger Sparkasse auf 705 Einlagen 13376 21 2 eingezahlt, auf 244 Rückzahl. 8391 29 2 znrückerhoben, und 166 neue Bücher auSgegeben. Altenberg, den 3. Febr. Nach einstimmigem . Beschlüsse kommt der hiesige Gustav-Adolph-Zweigverein jeden letzten Sonntag im Monat im Gasthof zum goldnen Löwen zusammen. Bei der am 31. Jan. d. I. abgehaltenen Conferenz wurde unter Andern, von dem Vorsitzenden, Herrn ?. Oehler, des Ausrufs zur Spen dung von freiwilligen Beiträgen für Errichtung eines Luther-DenkmalS in Worms gedacht, und derselbe dermaßen freudig begrüßt, als der größere Tbeil der Anwesenden sofort Beiträge zeichnete. Gilt eö, einer alten frommen Sitte zu huldigen, das Andenken ver- dienstvollex Männer durch sichtbare Zeichen zu ehren, so wird sich gewiß keiner von unfern Mitbürgern, in reiflicher Erwägung, waS dieser unsterbliche GolieS- mann durch daS wieder angczündete Licht zum Wohl der Menschheit vollbracht, bei nächster Anregung ent- brechen, ein Steinchen zu dem Monument in Worms zu tragen, wo der unerschrockene Glaubensheld vor 337 Jahren die ewig denkwürdigen Worte gesprochen: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Verbrannten vor 300 Jahren 2 Berg, knappen in ihrer frommen Einfalt auf unserm Gei-