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La« „gschopauer Tageblatt undAnzeiger, erscheint werktäglich, s^onatl.Bezugspreis ' 1.70 RM. Zustellgeb. SO Pfg. Bestellungen «erd« ln uns. Gejchästsst.,von den Boten, I-wievonallenPostanstaltenaNgenommen M g ck, S N b l <» t t »ük Asch0P«U ««V AM8O8e«d Anzeigenpreise: Die 4« mm breite Millimeterzeile 7 Pfg,; die VS mm breite Millimeterzeile im Texttetl 25 Pfg.: Nachlaßstasfel L Ziffer, unt Nachweisgebühr 25 Pfg zuzügl. Port« schopauer» Tageblatt und Anzeiger Da« Zichopauer Tageblatt und Anzeiger" ist das zur Berüsfentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmauuschast Flöha und de« StadtratS zu Zschopau behördlicherseits bestimmte Blatt und emhält di« amtlichen Bekanntmachungen de« Finanzamtes Zschopau — Bankkonten: ikrzgebirgische Handelsbank e. G. m. b. -.Zschopau, «emeindegirokonto: Zschopau Nr. 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Da auch die Müllabfuhr und die Straßenreini- -ung streiken, so standen am Mittwoch überall aus den Straßen die Mülleimer und Müllkästen und warteten auf Abholung. Der Streik richtet sich gegen einen Beschluß des Pariser Stadtrats, der den städtischen Beamten lediglich eine Erhöhung von 50 Francs im Monat gewähren will, während die Mindestforderungen etwa das Doppelte be tragen. Die Pariser haben am Mittwoch früh gleich einen Vorgeschmack von dem Verkehrsstreik bekommen. Als sich die Arbeiter und Angestellten zur Arbeit begeben wollten, mußten sie einen tüchtigen Fußmarsch antreten. An den großen Bahnhöfen hatten sich zahlreiche Privatautobnsse rlngesnndeu, um durch den Ausfall der städtischen Ver kehrsmittel ein unverhofftes Geschäft zu machen. Die Taxis nahmen Sammelgäste nach allen Richtungen auf. Der weitaus größte Teil der arbeitenden Bevölkerung aber sah sich gezwungen, bis zu 10 Kilometer lange Märsche zu Fuß zu machen. Ter Innenminister hat sofort eine Verstärkung des städtischen Ordnungsdienstes veranlaßt, um die Ruhe anfrechtzuerhalten. An zahlreichen Brennpunkten des Verkehrs wurden Abteilungen Mobiler Garde postiert, insbesondere an den städtischen Autobus- depotS und den großen Umsteigebahnhöfen der U-Bahn. Ministerpräsident Chautemps beorderte Löon Blum, den Innenminister Dormoy und den Kriegsmintstsr Daladier zu einer Besprechung, um mit ihnen die Streiklage ein gehend zu erörtern. Die italienische Stefani-Agentur gibt in ihrer Be richterstattung über die Pariser Streikunruhen der Ansicht Ausdruck, daß es sich um eine eindeutig revolutionäre Be wegung handelt, die offensichtlich von der Komin- lern inszeniert worden ist. Als Beweis dafür zieht die italienische Agentur das Eingeständnis des Unter staatssekretärs im Ministerpräsidium heran, daß der Kom munist Saint Genest, der den Streikbefehl mitunterzeichnet hat nnd als Generalsekretär der Transportarbeitergcwerk- schaft fungiert, erst vor einigen Tagen aus M o s k a u z u r ü ck g e k e h r t ist. * , Strettabor dnung nicht vorgelaffen Eine Abordnung der Sreikenden, die sich zu Ministerpräsident Chautemps begeben hatte, ist von diesem nicht empfangen worden. Chautemps hat den Streitenden mitteilen lassen, sie sollten zuvor ihre Arbeit anfnehmen. In der Besprechung, die Ministerpräsident Chautemps n. a. mit Innenminister Dormoh und Kriegsministcr Da ladier hatte, wurden die notwendigen Maßnahmen für die Aufrechterhaltung der Ordnung und das Funktionieren der öffentlichen Dienste festgelegt. Chautemps erklärt die Lage für ernst Im Anschluß an diese Verhandlungen gab Minister präsident Chautemps eine wichtige Erklärung ab, die besagt: Die durch den Streik der öffentlichen Dienste ge schaffene Lage ist ernst. Die Regierung ist entschlossen, ihr mit äußerster Tatkraft zu begegnen. Auf keinen Fall wird die Negierung eine Unterbrechung der für das Leben der Nation unerläßlichen Dienste zulaffen. Der augenblickliche Streik ist, erklärte Chautemps weiter, unter Bedingungen vom Zaune gebrochen worden, die keinen Zweifel über die Absichten ihrer Urheber lassen. Die Bewegung ist in einem Augenblick ausgelöst worden, in dein der Innenminister den Interessierten günstige Versicherungen abgegeben und ich ihnen selbst eine Unter redung zugestande» hatte. Somit findet also eine schwere nationale Unordnung, die absichtlich provoziert »norden ist und die in ungerechtfertigter Weise die ge- samte Pariser Bevölkerung belastet, keine Entschuldigung durch irgendeinen korporativen Beweggrund. Ich appelliere an die Ruhe der Bevölkerung, ebenso an die Ueberlcgung der Beamten der öffentlichen Dienste, die sich in eine schuldhafte Pflichtverletzung hineinreißcn ließen. Die einen wie die anderen müssen gewiß sein, daß die Negierung ihre Pflicht erfüllen und trotz allen Widerstandes die Wiederaufnahme der öffentlichen Dienste und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu sichern wissen wird. Der Streik vom Zmn gebrochen Im Anschluß an die Besprechungen mit dem Innen minister und dem Kriegsminister gab Ministerpräsident Chautemps eine Erklärung ab: Die durch den Streik der öffentlichen Dienste geschaffene Lage ist ernst. Die Regie rung ist entschlossen, ihr mit äußerster Tatkraft zu be gegnen. Auf keinen Fall wird die Regierung eine Unter brechung der für das Leben der Nation unerläßlichen Dienste zulaffen. Der augenblickliche Streik ist, erklärt Chautemps, unter Bedingungen vom Zaun gebrochen worden, die kei nen Zweifel über die Absichten ihrer Urheber lassen. Die Bewegung ist in einem Augenblick ausgclöst worden, ii» dem der Innenminister den Interessierten günstige Ver sicherungen abgegeben und ich ihnen selbst eine Unter redung zugestandcn hatte. Somit findet also eine schwere nationale Unordnung, die absichtlich provoziert worden ist, und die in ungerechtfertigter Weise die gesamte Pa- riser Bevölkerung belastet, keine Entschuldigung durch ir gendeinen korporativen Beweggrund. Eine Abordnung der Streikenden, die sich zu Mini sterpräsident Chautemps begeben hatte, ist nicht empfangen worden. Chautemps hat den Streikenden mitteilen lassen, sie sollten zuvor ihre Arbeit aufnehmen. Außerordentlicher Kabiaettsrat Das französische Kabinett ist zu einer außerordent lichen Sitzung zusammengetreten. Während der Kabinettsrat noch tagte, erschien plötz lich Innenminister Dormov in dem Vorzimmer, in dem die Journalisten warteten und stellte die von einem Abend blatt gebrachte Meldung in Abrede, wonach er sich mit dein Befehlshaber des Wehrkreises von Paris, General Bouret, über Sicherheilsvorkehrungen unterhalten habe. Zur gleichen Stunde kam eine Abordnung der Strei kenden der Werke Ouest-Lumier sPuteaux) ins Ministe rium, um gegen die Besetzung der Werke durch die Garde mobile zu protestieren. lieber den Kabinettsrat wurde eine Mitteilung hcr- ausgeocben, nach der die Regierung, entsprechend den Auslassungen des Ministerpräsidenten Chautemps, ent schlossen ist, auf alle Fälle die Ordnung aufrechtzuerhalten und das unerläßliche Funktionieren der öffentlichen Dienste zu gewährleisten. Im Anschluß an den Kablnettsrat hatte eine Ab ordnung des marristischen Gewerkschaftsverbandes CGT. im Gebäude der Ministerpräsidentschaft mit den drei so zialdemokratischen Ministern Blum, Dormoy und Faure eine Besprechung. Nach Beendigung dieser Besprechung wurden sic vom Ministerpräsidenten Chautemps empfan gen. Der Vorstand des Gewerkschaftsverbandes ist dann um 21 Uhr zu einer Beratung zusammengetreten. Die StreMnge Nach einer Mitteilung der Polizei werden sämtliche dreißig Autobusdepots der städtischen Verkehrsgesellschaft bestreikt. Vier davon sind von den Streikenden besetzt. Alle Ausgangstore der Depots werden von Polizeitruppeu be wacht. Von den zahlreiche,» Elektrizitätswerken der Pari ser Elektrizitätsgescll schäft wird in 14 Werken und 28 Unterstationen die Strombelicferung anfrechterhalten. Ebenfalls werden 14 Gasanstalten bestreikt. Bei den Wasserwerken hat die Polizei zehn Reservoirs besetzt. Die Wasferbelieferung wird, soweit es möglich ist, durchge führt. In den Krankenhäusern, Spitälern und Entbin dungsanstalten haben die Angestellten ihren Dienst nor mal durchgeführt. Die Angestellten der Straßenreinigung streiken vollkommen. Im Hauptquartier des Marristischen Gewerkschafts verbandes, CGT., herrscht Höchbetrieb. Ständig werden in dem Prunkpalast eses Verbandes Beratungen über die Streiklage abgebaUen. Der Präfekt des Seine-Departements, Villet, hat eine Abordnung der verschiedenen Gewerkschaften der öffent lichen und städtischen Angestellten empfangen und ihnen unzweideutig erklärt, daß er keine Verhandlungen mit den Vertretern der Streikenden eröffnen werde, ehe diese die Arbeit nicht überall ausgenommen hätten. Der Präsident der Handelskammer von Paris hat an Ministerpräsident Chautemps ein Protestschreiben ge richtet, in dem er Besorgnis über das Ueberhandnehmcn der Streikbewegungen die bereits zu einer „brutalen Schädigung sämtlicher Betriebe" geführt hätten, zum Ausdruck bringt. WsWWer WsWn in Paris Der SonWoWster Wßte dam In einem fünfstündigen Verhör hat der als Haupt der „Verschwörer", der „Cagoulards", bezeichnete Inge nieur Eugens Deloncle aufsehenerregende Aussagen ge macht, die einen umfassenden Putschplan der Kommunisten enthüllten. Deloncle schilderte zunächst die Schritte, die er unter nommen habe, um diesen Putsch zu vereiteln. U. a. habe er sich mit General Dusfeigneur, dem Vorsitzenden der Union der Selbstverteidigungsausschüsse, in Verbin dung gesetzt, der daraufhin dem Stabschef des Generalissi mus Gamelin einen Besuch abgestattet habe. Weiterhin habe er das Mitglied des Obersten Kriegsrates General Dussieux von dem geplanten kommunistischen Auf stand in Kenntnis' gesetzt, damit dieser c —- den Generalissimus Gamelin unterrichte. Genc. ussieux habe von Deloncle eine genaue Denkschrift r i, um diese dem obersten Ches des Heeres zu ttberreici.cn. Gene ral G a m e l i n sei, so habe u. a. General Dussieur erklärt, über die Mitteilung keineswegs überrascht, denn er sei bereits von anderer Seite über den kommunistischen Putsch unterrichtet worden. Am 18. November, erklärte Deloncle weiter, habe er eine Zusammenkunft mit einem höheren Offizier aus der Umgebung des Präsidenten der Republik gehabt, den er ebenfalls von den Nachrichten in Kenntnis setzte. Verhaftung und Ermordung von Geiseln Der Ofsizier habe seiner Besorgnis über die Verteidi gung des Präsidentenpalais Ausdruck gegeben und ver sichert, daß der sowjetrussische Botschafter einen heftigen Wutanfall bekommen habe, als er erfuhr, daß der kommu nistische Putsch bekanutgeworden und damit vereitelt sei. Deloncle gab dann die Einzelheiten über daS geplant« Vorgehen der Kommunisten bekannt. Nm 20. Oktober habe er erfahren, daß ein Befehl ergangen sei, die Kommunisten sollten nach dem 4. November und vor Wiederzusammen tritt der Kammer losschlagen. Es habe ein« Versamm lung stattgefunden, an der Franzosen, Bolschewisten nnd einige Offiziere der französischen Armee tetlgenommen hatten. In dieser Versammlung sei als Zeitpunkt für den Putsch die Nacht zum 16. November, und zwar 2.30 Uhr früh, festgesetzt worden. - 65M Manu standen bereit Der Angriff sollte in drei Etappen vor sich gehen» 1. Verhaftung und Ermordung von Geiseln, 2. Besetzung der Bahnhöfe und sämtlicher Trans portmittel einschließlich der Telephonzentralen, der Bürgermeistereien, der Bank von Frankreich usw., 3. Besetzung des 7. Arrondissements mit dem Kriegs- Ministerium und den benachbarten Kasernen. Zahlreiche Ministermorde geplant Die ersten zu ermordenden Personen, erklärte Deloncle weiter, sollten nach dem Plan der Kommunisten der Innenminister Dormoy, der stellvertretende Ministerpräsident L 6 on Blum und der sozialdemokra tische Arbeitsministcr Lcbas sein, um auf diese Weise die Verbrechen offensichtlich faschistischen Elementen zu schreiben zu können. Am nächsten Tage sollten dann Kriegsminister Daladier, die Führer der Rechtsoppo- sition La Roche, Doriot, Taittinger und CH tappe sowie der ehemalige Krlegsmarineminifter Pistri ermordet werden. Gleichzeitig wollten die Kommunisten sich in den Besitz von etwa 300 bis 400 Geiseln setzen, die in erster Linie auS industriellen und Finanzkrcisen stammten. Ein Sonderplan sei ausgearbeitet gewesen für die Be- setzung und Inbetriebnahme der Rundfunksender. Schließ- lich sollte in den Morgenstunden des 16. November ein Streik sämtlicher Verkehrsmittel beginnen. Ferner sollten alle großen Ausfallstraßen durch mit Maschinengewehren bewaffnete Abteilungen besetzt werden, um die Verbin dung von Paris zur Provinz abznschneiden. Ein Sonder plan zum Angriff und zur Besetzung von Versailles war dem Hauptplan beigefügt, um auf diese Weise die Heran- ziehnng der in Versailles liegenden Truppen mit ihren Tanks nach Paris zu verhindern. Besetzung des Kriegsministeriums sooo Mann sollten im 7. Arrondissement verteilt wer den, um den Widerstand der dort in Kasernen liegenden Truppen zu brechen. Deloncle wies besonder- barauz hin, daß die bekannte „Weltsammelbewegung für den Frieden", die ganz unter kommunistischem Einfluß steht, in einem Privathaus, das an das Kriegsministerium m»-