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WeWtz -MiW lgeilten nehmer stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichllt in Dippoldiswalde, 52. Jahrgang Nr. 5 Sonnabend, den 16. Januar 1886 - -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nächsten Montag, den 18. Januar, verkehrt auf der Linie Hainsberg-Kipsdorf ein sogen. Theaterextrazug, der Nachts »/e12 Uhr vou Hainsberg abgehen wird. — Der Illusionist und Gedankenleser Herr I. Ha mann wird, wie aus heutiger Nummer hervorgeht, nächsten Sonntag und Dienstag im hiesigen Rath haussaale Sitzungen mit Original-Experimenten eigener Erfindung und Kombination abhalten. Demselben geht von Tharandt aus, wo er zu Anfang des Jahres auftrat, ein sehr guter Ruf voraus, so daß der Besuch seiner Vorstellungen auf das Dringendste empfohlen werden kann. Wilmsdorf. Am 10. d. M. feierte der hiesige Wirthichastsauszügler Joh, Gottlieb Ebert und seine Ehefrau Joh. Ehr. geb. Zöllner das 50jährige Ehe jubiläum. Die Gemeinde erfreute das Jubelpaar mit einem Ruhestuhl, auch hatten theilnehmende Freunde das eine Schulzimmer durch Epheu und Myrthen- gruppen nebst Lichterglanz sehr sinnig in einen der Feierlichkeit entsprechenden Versammlungsort verwan delt, in welchem Abends 6 Uhr das greise Ehepaar mit dem einzigen Sohne, der Gemeinderath, die hie sigen Herren Lehrer und viele Gemeindeglieder sich versammelten. Nach dem Gesänge zweier Gesangbuch- verse begrüßte Herr Pastor Radler in herzlicher An sprache das Ehepaar und die Versammlung und empfahl ersteres der ferneren Gnade Gottes. Die mit goldnem Schmuck ausgezeichneten Brautleute verweilten noch einige Zeit im Kreise der mit Kaffee und Kuchen be- wirtheten Anwesenden, worauf sich die zahlreiche Ver sammlung unter Musikbegleitung auf den Saal des Gasthofes zu Poffendorf begab, um hier durch Tanz und heitre Unterhaltung den festlichen Tag zu be schließen. Glashütte. Der hiesige Männergesangverein hält Sonntag, den 24. Januar, eines seiner beliebten Concerte zum Besten armer Konfirmanden ab. Hoffentlich wird dieses Concert trotz anderer Ver gnügungen kurz vor- und nachher in Anbetracht des wohlthätigen Zweckes recht besucht werden. — Am selben Tage hält auch der Zitherklub einen Familien abend ab. AuS dem Müglihthal, 12. Januar. Die uner wartete Einstellung des Geschäftsbetriebs der Papier fabrik der Firnia Trump u. Co. zu Bärenklau hat große Bestürzung in allen Schichten der Bevölkerung des oberen Müglitzthals hervorgerufen. Man wußte zwar, daß die hochansehnliche Firma Mangels einer Eisenbahn, hinsichtlich der Lastenbeförderung mit großen Beschwerlichkeiten und Hindernissen zu kämpfen und einen sehr schwierigen Stand habe neben anderen Ge schäften gleicher Art, aber die bekannte Solitität des Chefs und die intelligente Leitung des Unternehmens lieben eine solche Katastrophe doch nicht befürchten. Um so niederschlagender wirkte der unvermuthete Ein tritt derselben, namentlich auf die zahlreichen Arbeiter (zuletzt ungefähr 130 Mann), welche in dieser Fabrik lohnende Beschäftigung gefunden und nun mit einem Mal sammt ihren Familien brotlos geworden waren. Es war ein harter Schlag für Bärenstein und die nächste Umgebung, namentlich aber für diejenigen Per sonen, welche, mit Familie aus weiter Ferne hierher übergesiedelt, sich so plötzlich der gehabten und auf längere Zeit erhofften Existenz beraubt sahen. Möge es gelingen, was man bisher hoffen zu dürfen glaubte, die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu besiegen und den Betrieb wieder aufnehmen zu können. Leider erscheint diese Hoffnung laut einer in Nr. 8 des „Pirn. Änz." enthaltenen Notiz sehr illusorisch, wenn nicht etwa durch ein Konsortium der Hauptgläubiger der Betrieb wieder ausgenommen wird. — Bei diesem betrübenden Vorkommniß jedoch drängen sich uns aufs Neue recht niederschlagende Betrachtungen auf über die Zurück- Das Branntwein Monopol und die Finanzsrage. Der Gesetzentwurf bezüglich der Einführung des Branntwein-Monopols hat, wie vorauszusehen war, in allen Parteiorganen zu den leidenschaftllichsten, meist ablehnenden Erörterungen geführt. Mit diesen im Zorne und Eifer geführten Aussprachen richtet man aber in volkswirthschaftlichen Fragen nichts aus, und es wäre zu wünschen, daß die leidenschaftlichen Erregungen wegen des Branntwein-Monopols einer ruhigen und richtigen Auffassung dieses Projektes Platz machten. Dis Schattenseiten und Schwierig keiten desselben verkennt Niemand und sie müssen einer sehr strengen Prüfung unterzogen werden, aber man vergesse dabei auch nicht das Hauptziel des Brannt wein-Monopols, die von ihm zu erreichende Lösung der Finanzfrage für das Reich, für die Bundesstaaten und für die Gemeinden. Der Reinertrag von dem Branntwein-Monopol wird auf 300 Mill. Mark jähr lich geschätzt, und nehmen wir auch an, daß diese auf die Statistik des gegenwärtigen Branntwein-Konsums gestützte Schätzung für das Monopol um 50 Millionen zu hoch gegriffen wäre, rechnen wir auch ferner mit dem Umstande, daß an Entschädigungen für Brannt weinhändler, die keine Monopolkonzession erhalten, für das erste Jahr 50 Millionen Mark vom Reinerträge in Abzug zu bringen wären, so bliebe der finanzielle Erfolg des Branntwein-Monopols für die Reichs- und Staatskassen doch ein so enormer, daß man aus diesem Grunde unbedingt ohne Leidenschaft und Voreinge nommenheit an die Prüfung des Monopol-Projekts, zumal dasselbe auch den Gemeinden einen finanziellen Vortheil durch Auflage einer Gemeindesteuer bis zu 50 Prozent des Monopolpreises einräumt, gehen sollte. Wer das Anwachsen der finanziellen Ausgaben für Reichs- und Staatszwecke verfolgt hat, wer ferner weiß, daß die meisten Gemeindekaffen an chronischem Geldmangel leiden und zugeben muß, daß bezüglich neuer Steuerauslagen Regierungen wie Volksver- tungen so ziemlich an die Grenze des Möglichen an gekommen zu sein glauben, der wird sich den finan ziellen Vorzügen des Branntwein-Monopols nicht ver schließen, denn sein Ertrag wäre thatsächlich zu hoch, um die nur theilwchse stattgefundenen Finanz- und Steuerreformen zu vollenden. Wir erwähnen hier auch, daß in den meisten Staaten, wie in Frankreich, England, Rußland und selbst in dem vielgepriesenen Amerika von Branntwein und Spirituosen viel höhere Abgaben erhoben werden, als in Deutschland und die Bedürfnisse des Staates dort zum größten Theile von Steuern auf derartige Konsum-Artikel aufgebracht werden. In Hinblick auf den Umstand, daß der ge planten Erhöhung des Branntweinpreises eine Ver besserung der Qualität desselben vorausgehen soll und beide Umstände zusammen nur gegen das Ueberhand- nehmen der Trunksucht wirken können, wird man auch in den mit dem Monopol bezweckten höheren Preisen des Branntweins keine Schädigung des Gemeinwohls erblicken können. Die große Billigkeit des „Schnapses" und seine meistens schlechte Qualität vermehren be kanntlich die Trunksucht und machen ihre Folgen ge fährlicher. Würde also das Monopol bewirken, daß in Deutschland etwas weniger und besserer Brannt wein getrunken würde, so könnte dies auch ein sozialer Vortheil sein. Wir unterlassen aber nicht, ausdrück lich darauf hinzuweisen, daß die verlockenden Eigen schaften des Monopol - Projekts die gesetzgebenden Faktoren nicht abhalten sollen, auch die Nachtheile desselben gründlich zu prüfen, und sind dieselben wirk lich im hohen Grade bedenklich, dann müßte das Branntwein-Monopol abgelehnt werden. Jetzt hüte man sich aber vor voreiligen Urtheilen und warte sachliche Prüfungen in der Monopolfrage ab. Amtsblatt für die Königliche UmtshaNptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein setzung, welche das Müglihthal trotz langjähriger Be mühungen, Anträge und inständiger Bitten im Ver gleich zu anderen Landestheilen in der Eisenbahnan gelegenheit erfahren hat. Mußte es denn so sein, daß die genannte bedeutende Firma in Konkurs gerieth, — daß alle andern industriellen Etablissements des Müglitzthales schon so lange Zeit der Wohlthat einer Balmverbindung entbehren und nur mit äußerster An strengung ihre Existenz behaupten können, — daß einer ganzen Anzahl kleiner Nebenbahnen, z. B. Klotzsche-Königsbrück, Radebeul-Radeburg rc., der Vor rang eingeräumt wurde, — daß die kgl. Vermessungs beamten Heuer so spät im Herbst erschienen und ein getretenen Frostes wegen ihre im oberen Müglitzthal begonnenen Arbeiten so bald wieder abbrechen mußten, — daß wir mit unserer Bahn auf dem den hohen Ständen vorgelegten Eisenbahndekret abermals durch Abwesenheit glänzen? Die muthigsten und vertrauens seligsten Leute werden nachgerade kleinlaut und verzagt. Gott bessere es! -fr. Dresden. Die 2. Kammer bewilligte in ihrer Sitzung vom 14. Januar auf Antrag der Finanz deputation L. Titel 19 bis 21 des außerordentlichen Staatshaushaltselats unverändert nach der Regierungs vorlage, nämlich für Centralisirung der Weichen und Signale, sowie gegenseitige Abhängigmachung der spitz befahrenen Weichen und der Ein- bez. AuSfahrtS- signale auf einer größeren Anzahl von Stationen 655,700 M., für Einführung der Luftdruckbremse nach dem System Carpenter bei den Eilzügen 170,000 M. und zur Erweiterung der Dampfheizung und der Gasbeleuchtung in den Zügen 97,200 M. — Bei der Einkommensteuer im Königreich Sachsen hat sich in den letzten 5 Jahren erfreulicher weise herausgestellt, daß die Zahl Derer, welche die unterste Steuerklasse (bis zu 300 Mark Einkommen) bildeten und als solche steuerfrei waren, sich ver mindert hat, mit anderen Worten, daß ein Theil davon jetzt ein höheres Einkommen hat, als vor 5 Jahren. Diese Verminderung beträgt 7,s» zu 6,8i Proz. Auch die nächst höhere Klaffe (300—400 M. Einkommen) hat sich vermindert, und zwar von 22,«r auf I9,«°. Da die unterste Klasse sich verringert hat, so kann der Abgang in der zweituntersten Klasse nicht als ein Hinabsinken in die unterste, sondern nur als ein Auf rücken in eine höhere Klaffe, also als eine Vermehrung des Einkommens der bisherigen Steuerpflichtigen dieser Klasse gedeutet werden. Auch zeigen in der Thal die nächst höheren Klassen ein Wachsthum des Einkommens. Die Zahl Derer, die 400—500 Mark einnehmen, ist von 21,7» auf 22,»7 gewachsen. Macht man den Einschnitt so, daß man die Einkommen dis 500 M. auf die eine Seite schlägt, die über 500—800 Mark auf die andere, so sind jene von 51,5, auf 48,»s zurück-, diese von 24,8» auf 26,6» hinausgegangen. Ebenso ist die Klasse von 800—1600 M. von 15,,« auf 16,»«, die von 1600—3300 M. von 5,7» auf 5,8» gestiegen und in ähnlicher Weise auch die noch höheren Klaffen. Freiberg. Eine außerordentliche Gewerkenver sammlung von Himmelfahrt Fundgrube am 14. Januar hatte sich über den Verkauf der Grube an den Staat schlüssig zu machen und genehmigte auch, zumal Bürgermeister Beutler, als Mitglied der ersten Kammer, unter Hinweis auf die Gaschwitz-Meusel- witzer Bahn, rieth, eine höhere Forderung als 1,200,000 Mark, was pro Kux 9375 M. beträgt, nicht zu stellen, einstimmig den Verkauf. Da auch der Reservesond den Kuxinhabern verbleibt, wird auf jeden derselben die Summe von ca. 21,000 M. entfallen. Zittau. Am 10. März feiert das hiesige Gym nasium sein 300jähriges Jubiläum und bereitet man sich jetzt schon auf diese Feier vor. Ehemalige Schüler werden eine Ehrengabe stiften, für welche die Samm lungen schojl im Gange sind. Weißerth. Zeitung erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- jtalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- ;tn>erate, welch« bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreit un«! finde«, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzrile 20 Pfg.