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Mmstem-EmMaler TageblMun-AlyeiM Nr. 163 Montag, den 16 Zull 1934 1. Beilage 7«äe cc» Liebte <ie» <i« I/süc»K«»^cc««^«r^ Dee jtseesäj? <iee ^estta-s 9ee 5s^»s^s^ 100 Jahre Priv. Schützengesellschaft Garde- Kompagnie Hohenstein-Ernstthal. Eine schöne »cnd große Zeit, aus die die Gardeschiitzen zurück- Llicken können. Eine Zeit, reich an gewaltigen »>nd erschütternden Erlebnissen. Eine Zeit voll Tragik und dunkler Schwere. Und doch auch !eine Zeit des Wiederaufstieges unseres deutschen Vaterlandes zu neuem Glanz und neuer Herr lichkeit. Die Garde-Kompagnie ist ihrem Wesen, ihrer Bestimmung, ihrer Ausgabe in diesem Wechselvollen Aus und Ab treu geblieben. Bon den Bätern einst hoch und wert gehalten, ist das Erbgut als ein Vermächtnis aus die Kinder und Kindcskinder überkommen und von diesen im Salten Sinne verwaltet worden. Mit Stolz und Berechtigung konnte die Ge- fellschast deshalb ihr Fest feiern, das Sonnabend und Sonntag bei sommerlichem Wetter einen zu friedenen Verlauf nahm. Es wurde mit der Niederlegung von Kränzen an den hiesigen Denkmälern eingeleitct. Anschließend erfolgte der Z a p f e n st r e i ch, der bei der hie sigen Bevölkerung freundliche Beachtung fand. Zu Ehren der Earde-Kompagni« hatte die Ein wohnerschaft geflaggt. Abends 8 Uhr sand im Bergmanns- gruß ein wohlgelungener statt, der mit der Fülle seiner Darbietungen jedem etwas brachte. Die Stadtkapelle Hohenstein-Ernstthal (Leitung Musikdirektor Schäffer) wartete mit einem trefflichen Kon zert aus. Der Männergesangverein >,S ä n g e r v e r e i n" unter der stellv. Führung von Stadtmusikdirektor Schäss er ersreute mit seinen Gaben. Auch der Turnverein von 1856 Lot unter Karl Nötzolds Leitung feine Schau stücke. Alle Darbietungen wurden mit starkem Bcisall ausgenommen, so daß eitel Freude herrschte. Der Kommers begann mit dem schmissigen Badenweiler Marsch von Fürst. Dann ersolgte der eindrucksvoll« F a h n e n e i n m a r s ch. Die vaterländischen Vereine unserer Stadt hatten cs sich nicht nehmen lassen, an der Feier der Garde schützen teilzunehmen. In seiner Begrüßung konnte Hauptmann Willi Spindler folgende Ehrengäste beson ders berzlich willkommen heißen: Graf Joachim von Schönburg-Hinterglauchau, Ersten Bürger meister Dr. Baldauf, Ortsgruppenleitcr Robert Wildcck, Pfarrer Polster, Zeitungsvcrleger Dr. Frisch, Stadtrat Kaden (als Vertreter der Deut schen Kriegervereine von Hohenstein-Ernstthal und Hüttengrund), Fabrikbesitzer Albanus (als Borsitzer der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz), die Freiwillig« Feuerwehr, Walter Heyne (als Führer der Stadtgemeinschast der Cchützengesellschasten von Hohenstein-Ernstthal), die Arbeitsgemeinschaft der Schützengesellschasten mit 100-Meter-Ständen, die Landwehr-Vereini gung 107, den Mundharmonikaklub „Harmonie", den Turnverein von 1856, den Turnerbund, den Männcrgesangverein „Sängerverein", die Ge sellschaft „Erheiterung" und die benachbarten Cchützengesellschasten. Hauptmann Spindler gab weiter bekannt, daß eine Reihe von Glückwunsch telegrammen eingelaufen sei, u. a. auch von Kreisleiter Neuber (Jühnsdorf) des Kreises Stollberg-Glauchau des Deutschen Schützenbun des. Der Redner schloß mit einem Bekenntnis zu Adolf Hitler, dem Führer des Deutschen Reiches. Erster Bürgermeister Dr. Baldauf über brachte die Glückwünsche der Stadtgemeinde und betonte: Die deutschen Schützengesellschasten haben ihre Bodenständigkeit und Gesinnung von jeher bewiesen. Die Arbeit der Schützengesell- schasten hat sich feit Jahrhunderten bewährt. Sie sind seit dem 11. Jahrhundert die besten Bewah rer des deutschen Volksgutes gewesen. Schiitzen geist heißt und bedeutet eigentlich Schutzgeist. Möge dieser Geist weiter erhalten bleiben. Sein dreimaliges Sieg-Heil aus den Kanzler wurde begeistert ausgenommen, und dann er klang das Horst-Wessel-Lied. Mit einem sinnigen Vorspruch von Fritz Lay- ritz erfreute Fräulein Gertrud Spindler. Den Höhe- und Mittelpunkt des Bcgrüßungs- abends bildete die die Pfarrer Polster vornahm. Er führte in fei ner Weihercd« etwa folgendes aus: Zu einem doppelten, denkwürdigen Fest haben wir uns hier zusammengefunden: zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Garde-Kompagnie und zur Weihe der vierten Fahne dieser Gesell schaft. Die Hundertjahr-Feier der Garde- Kompagnie ist ein Beweis dafür, daß in ihr eine Lebenskraft vorhanden ist, die sich unzähligemale bewiesen hat. An einem solchen Abend ziemt es sich, den Blick rückwärts zu richten in die Vergangenheit, in die wechselvolle Ge schichte unseres deutschen Vaterlandes. Die Garde-Kompagnie hat unseres Volkes wunder baren Ausstieg zur Macht und Herrlichkeit mit- erlebt. Durch alle diese mannigsaltigen Zeiten ströme hindurch ist sich die Garde-Kompagnie neu geblieben. Doch die Frage ist berechtigt: Dürfen wir in dieser ernsten Zeit Feste feiern? Ich frage in dieser Stunde nach den Ahnen der Garde-Kompagnie, uin eine Antwort zu erhalten. Die Garde-Kompagnie braucht sich ihrer Ahnen nicht zu schämen, sie ist ein Kind der alten Bürgerwehren. Als oberster Grundsatz der Satzungen der Garde-Kompagnie galt der Dienst an Volk und Vaterland. Aber auch Zucht und Ordnung waren in ihnen verankert. Die Eardeschützen waren jederzeit bereit, Leib und Leben für ihr deutsches Vaterland einzu fetzen. Wozu aber ist die Garde-Kompagnie noch da? Die Fahne sagt klar und deutlich Ziel und Zweck der Kompagnie (wird unter den Klängen des Präsentiermarsches enthüllt): „UL' Äug' und Hand für s Vaterland!" Hier ist alte Überlieferung: Ich diene nicht mir, ich diene der Gemeinschaft. So hat es Bismarck ausgesprochen, so hat es ein Pestalozzi gehalten, so haben wir es erschütternd am 30. Juni durch Adolf Hitler erlebt. Für's Vaterland: so war es selbstverständliche Tradition bei den Schützengesellschasten. Wir sind es Gott ver antwortlich, daß wir für Deutschland, für unser Vaterland kämpfen und arbeiten. Für's Vater land: darin liegt die tiefste Bedeutung, liegt die Berechtigung, daß die Garde-Kompagnie ihr 100. Stiftungsfest feiern darf, üb ' Aug ' und Hand: darin sehe ich den ganzen Menschen. Wir brauchen wehrhafte Männer, das will unser oberster Führer am deutschen Polk wieder haben. Pfarrer Polster beleuchtete sodann den Opfersinn der Schiitzensrauen, die fünf Jahre lang Pfennige und Groschen gesam melt haben — in einer Zeit, als unser Volk in tiefster Not stand — um der Kompagnie diese vierte Fahne schenken zu können. Weiter deu tete der Redner die Symbole der Fahne. Der Adler mit dem Hakenkreuz in den Klauen zeige auf den Aufstieg im neuen Reiche hin. Die Eichen zweige seien das Sinnbild deutscher Kraft: und die zwei gekreuzten Gewehre erinnerten an das Kreuz in der Kirche. Dort haben wir die höchste Liebe, die sich für uns verblutete. Der Sprecher schloß mit dem Wunsch, daß die Fahne der Garde-Kompagnie ein ehrendes Zeugnis deutscher Treue und deutschen Opfer mutes sein und ihr ins zweite Jahrhundert voranleuchten möge. Er grüßte di» Fahne mit einem Sieg-Heil, an das sich der Gesang des Deutschlandliedes schloß. Frau Frieda Spindler überreichte hierauf die Fahne Hauptmann Spindler, der für das Zeichen treuer Verbundenheit zwischen Schützen kameraden und -frauen dankte. Ebenso dankte er Fran Frieda Kluge für das Fahnen« bandelier. Nun folgte eine Reihe von und die Übergabe von Geschenken. Ortsgruppen leiter Robert Wildeck überreichte im Namen der NSDAP, Ortsgruppe Hohenstein-Ernstthal, eine Hakenkreuzschleife. Im Namen des ver hinderten Kreissportleiters Neuber sprach stellv. Kreisleiter Arnold (Meerane) sür den Gan Sachsen und Kreis Stollberg-Glauchau des Deut schen Schiitzenbundes. Er erinnerte an die Pslich- >en der deutschen Schützen und unterstrich, daß die Garde-Kompagnie ein Vorbild des srüheren wehrhaften deutschen Bürgertums sei. Weitere Geschenke überbrachten: die Deutschen Krie- geroereine von Hohenstein-Ernstthal und Hütten- grund, di« Feuerwehr, die Stadtgemeinschast der Schützengesellschasten von Hohenstein-Ernstthal, der Männergesangverein „Sängervercin", die Schützcngesellschaft Wüstenbrand und die Arbeits gemeinschaft der Schützengesellschasten mit 100- Meter-Ständen sowie der Männergcsangverein „Liederhain". Im Laufe des Abends konnte Hauptmann Willi Spindler noch di« /uAAree vornehmen. Er dankte Oberleutnant Robert Buschbeck sür 10jährige und Feldwebel Kurt Heinig sür 25jährige treue aufopferungsvolle Mitgliedschaft. Robert Buschbeck sei trotz seiner 75 Jahre noch ein fleißiger Schütze. Kurt Hei nig — der Zapfenstreichführer des Festes — hab« gleichfalls immer seine ganzen Kräste der Kom pagnie zur Verfügung gestellt und sich auch als Schristsührer verdient gemacht. Beiden wurde ein Orden überreicht. Feldwebel Heinig dankte für diese Aus zeichnung und unterstrich, daß sie nur ihr« Pflicht erfüllt hätten und dies auch ferner tun wollten. Die weiteren Stunden verliefen in echtem kameradschaftlichen Geiste und waren getragen von bester Harmonie. 8t. * wurde mit einem Weckruf eingelcitet. Ilm 'g Uhr hielt die Kompagnie Kirchgang in der St.-Trinitatis-Kirche. Der Gottesdienst, bei dem Pfarrer Polster über 1. Petri 2,5—10 pre digte, wurde durch Chorgesang „Gloria sei dir gesungen" verschönt. Nach dem Gottesdienst sand Empsang und Begrüßung der G a st s ch ü tz e n und der örtlichen Vereine im Stadtkcller am Neumarkt statt, der ein besonders festliches Gewand angelegt hatte. Nachmittags '/-3 Uhr bewegte sich vom Neu« markt aus der statUi-*" mit drei Musikkapellen und 25 Fahnen durch di« flaggengeschmückte Stadt. Ein Herold und vier Spitzenreiter eröffneten ihn, dann folgte — mar kiert — der erste Hauptmann der Kompagnie von 1831, Chr. Gottl. Hillmann, in der Uni form, wie sie vor 100 Jahren getragen wurde, der Ehrensturm, die Gardeschiitzen in der Uni form von 1831, Hellebarden, die Bürgerwehr von 1818, eine Kindergruppe (ABC-Schützen), Wilhelm Teil und Sohn Walter, die hiesigen Schützengesellschaften mit Geschützen, die von Wüstenbrand, Landgraben, Seisersdors, Gers dorf (Teutonia), Reichenbach, Pleißa, die hiesi gen Kriegervereine, NSDFB (Stahlhelm), 106er Bereinigung 1856er Turner und die Frei willigen Feuerwehren. Besonders fielen aus die zerschlissenen Fahnen der Garde-Kompagnie von 1831 und 1861. Überall hatten sich di, Einwohner an den Straßen eingesunden, di« Fenster waren dicht besetzt, und unzählige Blumensträußchen warfen die Anwohner den Festzugsteilnehmern zu. Auf dem Festplatze löste sich der imposante Zug auf. In der Turnhalle, wo ein lustiges Duett sür Unterhaltung sorgte, und im Saale und in den Gastzimmern war lebhafter Betrieb. In der Schießhalle begann das Schießen auf die E h r e n s ch e i b e, das heute zu Ende ge führt werden soll. Jede teilnehmende Gesell schaft oder jeder Verein trachtete darnach, in den Besitz der wertvollen Scheibe zu kommen. Am heutigen Montag fand um 11 Uhr Königstasel im Bergmannsgruß statt. Bis jetzt hat das Jubiläum in jeder Beziehung be friedigt und den erwarteten guten Verkauf ge nommen. Selbst von auswärts war der Besuch am Festsonntag sehr groß. Zeutschland braucht Kolonien Oben: Die Vorkämpfer sür die deutschen Kolonien: Von links: Lüderih, Nachtigal, Peters. Das mittlere Bild zeigt die bescheidenen Ansänge der deutschen Kolonisation in der Lüderih- bucht in Deutsch-Südwestafrika. — Aus dem unteren erkennt man den gewaltigen Ausschwung, den die Siedlung in den Jahren deutschen Ausbaus genommen hatte