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Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung un-Anzeiger sür Di-poMswal-e, Schmieöeberg «.A. Vezogspr«»: Für einen Monat 2 Reichsmark mit Zotragen, einzeln« Nummern 1» Retch«- pfrnnig«. Gemeinde - Verbands - Girokonto Nummer s. Fernsprecher: Amt Dtppolkts- »aide Nr. > Voslscheckkont» Dresden 12 »s>. «eiteste Zeitung de» Bezirkr Liefe» Bla» enthSit die amllichrn Bekanntmachungen der Amlshauolmannfchafr, des Amtsgericht» und de» Stadtrals zu Dippoldiswalde AnzetgenpreU: Di« s> Mtllt»«t«r »rette Petttzell« 2» Reichspfennige. Lingtsandt nn» Reklamen IS Reichspfennige. DerantworNich«, Redakleurr Selir Sehne. — Druck und Verlag: Sari Sehn« in Dlvool-imval-e. M.K8 Donnerstag, am 8. März 1928 . r » ». - -m— 94. Jahrgang flmnel-oag lüe Sie ksilMircliiikimpilliig der Schweinebestände im Jahre 1928 liegt in der Polizeiwache hier zur Etnzeichnung aus. Dippoldiswalde, am 6. März 1928. Der Stadkrat. Oerttiches und Sächsisches Dippoldiswalde. Nach fast 14 Tagen ununterbrochen schönem Sommerwetter begann es gestern abend zu regnen. Nebel bedeckte die Gegend, es ist wieder unfreundlich ge worden. Dippoldiswalde. Von der Ortsbehörde Neichstädt wurde gestern gegen 2 Uhr auf der hiesigen Polizeiwache telepho nisch gemeldet, daß in dem vom sogen. Jäckelschen Schafstall nach dem Reichstädter Tale hinabziehenden Busche ein Brand entstanden sei. Er war von einem Reichstädter Ein wohner bemerkt worden. Andere Ortsbewohner und die Freiwillige Feuerwehr von Reichstädt nahmen sofort Löschungsversuche in Angriff. Von Dippoldiswalde aus wurde die Motorspritzenabteilung (das Gerät in diesem Falle als Transportmittel) nach dem Brandplatze geschickt, doch war bei deren Eintreffen das Feuer schon fast ausgeschiagen oder erstickt worden. Der Brand hatte sich über etwa drei Scheffel Schonung und zwei Scheffel Niederwald erstreckt. Meggebrannt ist das dürre Gras und Laub. Im Niederwald dürfte der Schaden gering sein, ob er aber die Pflanzen in der Schonung noch weiter gedeihen, die teilweise stark an gesengt sind, möchte man bezweifeln. Infolgedessen kann man wohl von einem annehmbaren Schaden sprechen, der dem Besitzer des zum Vorwerk St. Nikolai gehörenden Busches entstanden ist. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Dippoldiswalde, 8. März. Gestern abend fand in der .Reichskrone' wieder ein Vortragsabend des Gewerbe- und Volksbildungsvereins statt. Ein Lichtbilder- vorkrag wurde geboten. Ein Mann von Ruf, Kurt Hilscher aus Berlin-Friedenau, war der Redner. „Von Dalmatien, Montenegro, Herzegowina, Bosnien nach Süd-Mazedonien" lautete das Thema. Es sind das die Länder, die mit einigen anderen iübrigens im Vortrage ebenfalls behandelten) und Alt-Ser- Inen heute den Staat Jugoslovien bilden, den H. von der Nordwestecke bis zur Südwestecke bereiste und zwar im Auftrage und mit Unterstützung der Landesregierung, die durch ihn gewissermaßen ihr Land erst kennen lernen wollte und auch kennen gelernt hat, in vielen Teilen wenigstens. Der Vortrag war sehr interessant. Einmal geschichtlich. 3m Laufe der Jahrhunderte sind die verschiedensten Völker schaften die Herren gewesen, haben gegenseitig im Kampfe gelegen. Das hat seine Spuren hinterlassen in Bauwerken, Sitten usw. So findet man neben deutschem Einschlag vene- tianischen, römischen, türkischen, griechischen usw. Aber auch noch heute bewohnen Verschiedenstämmige diese Landesteile. Berühren sich doch hier Occident und Orient, abendländische uni» morgenländische Kultur, christliche und mohamedanischc Religion; findet sich doch sogar «ine Gegend mit jüdischer Bevölkerung, deren Muttersprache das Spanische ist. Diese Rarität ist die Nachkommenschaft einst aus Spanien ausge wiesener Juden. Ader auch landschaftlich bietet das Land große Abwechslung vom vegetationslosen Karst bis zum waldreichen Bosnien und bis zur Mittelmeerflora, Berge, Schluchten, Seen usw. usw. Und dazu, wie schon erwähnt, die interessante Bevölkerung, die Redner durch Wiedergabe vieler Erlebnisse dem Zuhörer nahebrachke. Was aber das Wort nicht vermochte, das brachte das Lichtbild fertig; und Hilschers Lichtbilder besagen wirklich etwas. Der Vortrag brachte wieder Aufklärung in reichem Maße über ein hoch interessantes Land mit hochinteressanten Leuten, die dem Durchschnittsmenschen heute noch recht, recht fremd sind. Das aber ist wertvoll. Der Beifall erkannte das auch an. Lei der wurden Klagen laut, daß man den Redner vielfach nicht verstehen konnte. Tatsächlich sprach er auch zeitweise ner vös-rasch. — Das Vorkragsprogramm ist damit erschöpft. Aber es erhält noch eine Zugabe. Am 29. März spricht Rechtsanwalt Klöckner, Dresden, über „Sudetendeutsches Land und sudetendeutsche Not." — Der Film „Himmel auf Erden" wird vom Freitag bis Sonntag in den Ar-Ni-Lichtspielen aufgeführt wer den. Menn ein Abgeordneter am Hochzeitstag für die Sitt lichkeit spricht und zu gleicher Zelt ein Nachtlokal erbt, ent stehen Situationen, bei denen kein Auge trocken bleiben kann — besonders dann nicht, wenn ein Reinhold Schünzel den Ehemann-Abgeordneten-Nachtlokalbesitzer spielt. Die Kritik, die durchgehends sehr gut ist, spricht u. a. von einem „Schwank, wie er Im Buche steht", von einem „unbestreitbar großen Erfolg" usw. Es dürfte also der Besuch -er Vor stellung nur zu empfehlen sein. - Wie am Ende jeden Semesters der Deutschen Müller schule fanden auch in der Zeit vom 2. bis k. März die Meisterprüfungen vor der Kommission für das Müller- und Mühlenbaugewerbe im Bezirk Dippoldiswalde unter Vorsitz von GOStR. Dir. Ing. Meller statt. Sämt liche Prüflinge (4 Mühlenbauer und 21 Müller) haben die Prüfung bestanden. Die neuen Meister sind Schüler der Deutschen Müllerschule. 1. Mühlenbauer: Paul Bergmann aus Salzhausen, Alfred Fritsche aus Modlau, Herm. Gersten korn aus Avendorf, Horst Große aus Lohmen. 2. Müller: Alfred Ambrosius aus Rosen, Hugo Bielenberg aus St. Michaelisdonn, Georg Brugger aus Oberdorf, Hans Claesen aus Kellen, Leo Endruhn aus Königsberg, Karl Größler aus Borna, Karl Holtz aus Reinshagen, Willy Kellner aus Molschleben, Hubert Klinkhammer aus Grevenbrück, Eber hard Koch aus Berlin, Carl König aus Mittelsteine, Her mann Krüger aus Gräfentonna, Odd Nilsen aus Moß (Nor wegen), Willi Pilzeeker aus Stücken, Otto Romahn aus Märtinsdorf, Jens Sörensen aus Hameln, Hans Schuldt aus Tessin, Heinz Stüve aus Frohse, Bruno Vater aus Ditters dorf, Bruno Wöllstadt aus Filehne, Martin Zahn aus Rosenau. — Die sächsischen Gewerbekammern haben beim Wirk schaftsministerium Einspruch gegen die Pläne des Städtetages auf Wiedereinführung der Gemeindegetränke steuer erhoben. Die Ausgabenerhöhung Lurch die Besol dungserhöhungen dürfe nicht dazu veranlassen, die entstehen den Lasten durch Wiedereinführung oder Erhöhung von Sondersteuern auf die Schultern eines einzelnen Gewerbes zu legen, das ohnehin bereits über die Grenze seiner Lei stungsfähigkeit belastet sei. Die Gewerbekammern bitten das Wirtschaftsministerium, dafür zu sorgen, daß die säch sische Regierung dem Antrag des Deutschen Städketages auf Wiedereinführung der Gemeindegekränkesleuern mit aller Schärfe entgegentrete. — In der „Freitaler Volkszeitung" lesen wir: Auch ein Verkehrshindernis. Eine kleine humoristische Szene ereig nete sich auf dem Bahnhof Hainsberg. Ein Schellerhauer Barbier wollte in den nach Dresden fahrenden Zug ein steigen, um in der Hauptstadt die mitgeführte deutsche Dogge zu verkaufen. Der Hund ahnte sein Schicksal und riß, als sein Herr und Gebieter in den Wagen einstieg, aus, kroch unter den Wagen, wo er sich in Erwartung des Kommenden niederlegte. Da die Dogge das Versteck nicht freiwillig ver ließ, mußte der Besitzer des Hundes, nachdem der Stations vorsteher verständigt worden war und nach Ueberwindung verschiedener örtlicher Schwierigkeiten unter den Wagen kriechen. Mit Mühe und Not gelang es ihm so, den Aus reißer wieder einzufangen. Dann konnte der Zug endlich ab gelassen werden. Reinhardtsgrimma. Wie alljährlich war Ende des ver gangenen Monats die Elternschaft der hiesigen Schuljugend zum Besuche des öffentlichen Unterrichtes unserer Volks- und Knabenfortbildungsschule eingeladen worden, damit sie Gelegenheit hatte, die Mitarbeit ihrer Kinder im Unterrichte zu beobachten. Die stattliche Zahl von 50 Besuchern bewies die Anteilnahme vieler Eltern an der Schularbeit. Der Elternabend, der am gleichen Tage veranstaltet wurde, sollte dem Meinungsaustausch zwischen Lehrer- und Elternschaft dienen. Den ersten Teil -es Abends bildete Oberlehrer Schuberts Vortrag „Von wahrer Erziehung in Haus und Schule", in dem er diese beiden Arten der Erziehung ver glich, ihre Unterschiede hervorhob und über das Verhältnis beider Erziehungsfaktoren zueinander sprach. Sicher fanden diese Ausführungen lebhaft« Anteilnahme bei den Zuhörern. Eine besonders weihevoll« Stimmung aber erzeugten die Ge- -ichtsvorträge und Gesangsdarbietungen von Mädchen der 1. Klasse, die den Vortrag umrahmten und durchflochlen. Den > zweiten Teil des Elternabends bildeten amtliche Mitteilungen des Schulleiters und die Aussprache. Reinhardtsgrimma. Line nicht leichte Aufgabe hakte sich der hiesige Männergesangverein „Liedertafel" gestellt, der Sonntag, den 4. März, im Erbgericht die Operette „O du gute alte Zeit" (von Guido Weber, Musik von Hugo Herold) einer Zuhörerschaft darbot, die den Saal bis auf den letzten Platz füllte. Wohl allen Anwesenden wurde dadurch ein Abend reiner Freude bereitet, gab es doch reichlich Gelegen heit zu herzlichem Lachen. Allen Mikwirkcnden, die ihre Zeit und Kraft dem Unternehmen opferten, gebührt herz licher Dank. Ihre Leistungen wird der umsomehr anerkennen, der die vielerlei Schwierigkeiten kennt, unter denen das Werk einstudiert worden war. Daß das Stück überhaupt allen Hemmnissen zum Trotz aufgesührt wurde, war außer -er Lust und Liebe, die die Schauspieler ihrer Aufgabe entgegen brachten, dem Kapellmeister Kreisch zu danken, der wenige Tage vorher den schweren Auftrag angenommen hatte, das Werk fertig einzustudieren. Fröhlicher Tanz beschloß die wohlgelungene Veranstaltung des Männergesangvereins „Liedertafel". Oberfrauendorf. Der Turnverein (DT.) hielt am Sonn abend seine ordentliche Monatsversammlung im Gasthof ab. Anwesend waren 15 Mitglieder. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden ehrte man im Hinblick auf den Kriegsopfer gedenktag die Gefallenen. Unter den Mitteilungen und Ein gängen sind besonders zu erwähnen die über den startgehab ten Gautag und das bevorstehende Turnfest in Köln. Steuern werden eingenommen. Eine längere Debatte entspinnt sich über den Turnbetrieb, die beendet wird durch die einstimmige Wahl des Turnbruder A. Wagner zum Ober- und Männe r- turnwart. Nunmehr sollen kommende Woche die Uebungs- abende wieder regelmäßig stattfinden, dazu ergeht noch be sondere Einladung. Weiter wurden verschiedene Ding« des Turnplahbaues besprochen. Der ausgefallene Unterhaltungs abend soll im Spätherbst abgehalten werden. Mit dem Wunsche aus neues Leben im Turnbetrieb schloß -er Vor sitzende die Versammlung. Kreischa. Am Dienstag, 6. März, fand im Saal« des Gasthofes Hoinka der 4. Unterhaltungsabend des Landes vereins „Sächsischer Heimatschutz" statt, an welchem der ge schätzte Leiter des Landesmuseums für sächsische Volkskunst, Hofrat Seyffert, Dresden, einen prächtigen Filmvortrag bot über: „Schaffendes Volk — fröhliches Volk." In lebens vollen Bildern ließ er das bodenständige Handwerk, die Volkskunst unserer sächsischen Heimat, vor den Augen der Zuhörer vorüberziehen, die Töpferei zu Kamenz, die Lein weberei der Lausitz, die vogtländische Musikinstrumenkenher- stellung in Markneukirchen, Lie Spielwarenindustrie in Seis sen und Grünhainichen, die Pfefferküchlerei in Pulsnitz und Lie Blumenindustrie in Sebnitz. Alsdann konnte man rei zende Bilder von malerischen Winkeln aus der Kleinstadt, von Volksfesten und aus dem Leben Ler Kinder sehen, auch zeigte der Redner die beiden im Aussterben begriffenen schönen Volkstrachten der Erzgebirgler, Altenburger und Wenden. Am Schlüsse des hochinteressanten Vortrages, der von köstlichem Humor reich gewürzt war und Lurch eine kleine Hauskapelle (Ziehharmonika und Geige) wirkungsvoll unterstützt wurde, gewährte Hofrat Seyffert noch einen Ein blick in die Heimlichkeiten seines Zägerhof-Museums in Dresden. Dem Vortragenden ward rauschender Beifall zu teil, die Veranstaltung war sehr gut besucht. Reichenau. Das im Herbst von den Sächsischen Werken begonnene Wohnhaus konnte im Laufe dieses Winters so weit fertiggestellt werden, daß cs Ende voriger Woche von Lem hier stationierten Bezirksmonteur Schlesier bezogen wer den konnte. Dresden. Wie berichtet, gelang cs dem 1898 zu Unna ge borenen Bäckergehilfen Paul Engelmann, -er wegen schwe rer gemeinschaftlich begangener Einbruchsdiebstähle in Unter suchungshaft genommen war, unter Vorzeigung eines ge fälschten Entlassungsscheines seine Freiheit wieder zu ge winnen, konnte aber vor einigen Tagen erneut wieder fest genommen werden. Wiederum -er Gefangenen-Anstalk Dresden 1 zugeführt, riß Engelmann vom Bettuch einen Streifen ab, machte daraus ein« Schlinge, die er am Zellen fenster befestigt«, was aber sogleich bemerkt wurde. Ob er wirklich Selbstmord verüben wollte, lieh sich nicht einwand frei feststcllen. Großschirma. Am Dienstag früh kam kurz vor Been digung seiner Nachtschicht der in der Holzstoss- und Pappen fabrik „Kurprinz" (Georg Keil) beschäftigte Arbeiter Paul Richter der Transmission zu nahe, wurde von dieser erfaßt und so schwer verletzt, daß der Tod sofort eintrat. Leipzig. Mittwoch früh wurden von einem Radfahrer bei dem Lunapark ein 25 Jahre alter Zurichter und eine 25 Jahre alte Pclznäherin mit Schußwunden am Kopfe aufgefunden. Beide gaben noch Lebenszeichen von sich. Sie wurden mit einem Krankenwagen der Feuerwehr nach dem Krankenhaus St. Georg gebracht. Der Mann ist dort gestorben, lieber die Ursachen zu der Tat ist man noch unklar. Plauen. Von einem Kraftwagen überfahren und geötct wurde der 19 Jahre alte Schlosser Weimann aus Neunüorf. Der junge Mann fuhr mit seinem Fahrrad an einen Last kraftwagen an, wobei er überfahren und noch ein Stück ge schleift wurde. Als der Führer des Kraftwagens, -en keine Schuld treffen soll, seinen Wagen zum Halten brachte, war der Tod des unglücklichen Radfahrers bereits eingetreten. Der Verunglückte hatte seine Lehre beendet und jetzt die Prüfung mit „Sehr gut" bestanden.