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Tloniglieh Ltatrtsanzeigsv. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 190. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Freitag, 16. August 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1205, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die tspaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile »0 Pf., die Lspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich lEingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Wege» der ungünstigen Wetterlage wurde die für den nächsten Sonntag geplante Fahrt des Zeppelin- Luftschiffes „Viktoria Luise" von Gotha nach Dresden abgesagt. Der berühmte Leipziger Philosoph Prof, vr Wil helm Wundt feiert heute seinen 80. Geburtstag. * Mininisterpräsident LukarS gab vor seinen Wählern einen sehr beifällig aufgenommenen Rechenschaftsbericht über die Politik der Regierung. * Der bisherige Minister der öffentlichen Arbeiten Tamad Schenf ist znm türkischen Minister des Innern ernannt worden. Tewfik Beh soll sein Nachfolger als ArbeitSminister werden. * Ter montenegrinische Geschäftsträger hat der Pforte eine Note überreicht, in der Montenegro energisch die alsbaldige Ratifikation des Protokolls über die Grenz- berichtigung fordert. Amtlicher Teil. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Ruhestand versetzten nachgeuannten Beamten und Unterbeamten der Reichs-Post- und Telegraphen verwaltung ^nd zwar den Postsekretären Löffler in Zwickau und Rabsch in Waldheim das Albrcchtskreuz, ferner den Ober-Postschaffnern Gob sch und Hetzer in Leipzig, Hirschel in Dresden und Schube in Großen hain sowie den Ober-Briefträgern Günzel in Leipzig und Hofniann in Freiberg (S.) das Ehrcnkreuz und dem Ober-Leitungsaufseher Rehmann in Radeberg sowie dem Briefträger Levantowsky in Leipzig die Friedrich- August-Medaille in Silber zu verleihen. Sekanntmachung. Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften der Armee dienstlich verboten ist, innerhalb ihrer eigenen oder einer fremden Truppe oder Behörde Zivilpersonen oder den Handwerksmeistern der Truppen und der militärischen Anstalten pp. zur Ausübung deS Gewerbebetriebes Beihilfe zu leisten, insbesondere durch Vermittlung oder Erleichterung des Abschlusses von Kaufgeschäften, Ver sicherungsverträgen und dergleichen. Den Unteroffizieren und Mannschaften ist befohlen, von jeder an sie ergehenden derartigen Aufforderung ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Sämtliche Amtsblätter werden um Abdruck dieser Bekanntmachung ersucht. Dresden, den 14. August 1912. Kriegsministerium. 5604 Frhr. v. Hausen. Die Königliche Kreishauptmannfchaft hat dem Kutscher Franz Mosler in Dresden für die von ihm am 27. Juni dieses Jahres mit Mut und Entschlossen heit bewirkte Rettung eines Schulmädchens vom Tode des Ertrinkens in der Elbe in Dresden eine Geldbelohnung bewilligt. 2043III Dresden, am 31. Juli 1912. 5611 Das Königliche Ministerium des Innern hat von der Errichtung einer 2. Apotheke in Nossen (zu vergl. Bekanntmachung vom 18. Januar 1912) zur Zeit ab gesehen. 46vVII Dresden, am 9. August 1912. 5610 Die Königliche Kreishauptmannfchaft. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im GeschSftsbereiche des Ministerium- der Kiuauze». Beim Finanzministerium selbst. Angestellt: Expedient Falke bei der Forsteinrichtungsanstalt als Expedient. Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 16. August. Se. Majestät der König wohnte heute vormittag dem Geländeschieben des 4. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 48 in der Gegend von Reinersdorf bei. Se. König!. Hoheit der Kronprinz kehrte nach mittags 1 Uhr 3 Min. von Plauen i. V. nach Dresden zurück und begab sich nach Moritzburg. Generalleutnant Frhr v. Slatin-Pascha, Exzellenz, ist mittags im Hoflager Moritzburg eingetrosfen. Deutsches Reich. Vom Kaiserlichen Hofe. Wilhelmshöhe, 15. August. Se. Majestät der Kaiser begab sich heute früh um ^10 Uhr mit Auto mobil in die Gegend von Immenhausen, wo er östlich von Grebenstein zu Pferde stieg und einem Gelän be schießen des Feldartillerieregiments Nr. 11 bei wohnte. Um Z^i Uhr empfing der Kaiser im Schlosse Wilhelmshöhe den Domkapitular Prof. vr. Schnütgen und den Konsul Niessen. Diese beiden Herren waren auch zur Frühstückstafel geladen, ferner Oberpräsident Hengstenberg und Regierungspräsident Graf v. Bernsdorff. Koloniales. Bon der Reise des Staatssekretärs vr. Solf. Daressalam. Der Kolonialstaatssekretär vr. Solf ist, wie die „Koloniale Korrespondenz" meldet, am 12. August mit dem Dampfer „General" in Daressalam eingetroffen. Gestern fand ein feierlicher Empfangs- abcnd der Bürgerschaft statt. In längerer Rede betonte vr. Solf besonders die Notwendigkeit der Eintracht unter der Bevölkerung der Kolonie. Beamte und Kolonisten möchten in einmütiger Arbeit mitwirken an der weiteren Erschließung des Landes. Morgen wird der Staatssekretär zwecks näherer Informierung über die Wünsche der Kolonisten an einer Sitzung der Delegierten-Versammlung des Wirtschaftlichen Landesverbandes teilnehmen. Heer und Marine. Kommandierung von Generälen zu Flotten übungen. Berlin, 15. August. Wie das „Marineverordnungs blatt" meldet, sind zur Teilnahme an der Flotten übung am 16. September kommandiert: Frhr. v. der Goltz, Generalfeldmarschall, Generalinspekteur der 6. Armeeinspektion, v. Bülow, General der Infanterie, kommandierenderGeneral des 3.Armeekorps, v. Heeringen, General der Infanterie und Kriegsminister, v. Moltke, Generaladjutant, Chef des Generalstabes der Armee, v. Gallwitz, General der Artillerie, Inspekteur der Feld artillerie, Sixt v. Arnim, General der Infanterie, kommandierender General des 4. Armeekorps, Mudra, General der Infanterie, Chef des Ingenieur- und Pionier korps, Generalinspekteur der Festungen, v. Kirchbach, General der Artillerie, kommandierender General des 19. Armeekorps. * * Zum Kommandeur des Deutschen Freiwilligen Automobilkorps ist an Stelle des zum Gouverneur von Togo ernannten Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklen burg vom Chef des Korps, Prinzen Heinrich von Preußen, dessen ältester Sohn, Prinz Waldemar von Preußen, ernannt worden. * * Das III. Geschwader, bestehend aus S. M. SS. „Wittelsbach", „Zähringen", „Mecklenburg", „Schwaben" und „Elsaß", ist am 14. August formiert worden und zur Flotte getreten. Ausland. Zu Österreichs Haltung in der »alkansrage. Wien, 15. August. Die „Neue Freie Presse" meldet: Die Einladungen an die Mächte zu der vom Grafen Berchtold angeregten Aussprache über die Verhältnisse der Türkei sind bereits erfolgt. Die Antworten werden in den nächsten Tagen erwartet. Budapest, 15. August. Der „Pester Lloyd" erfährt aus Wien von eingeweihter Seite: Wir glauben zu wissen, daß man in unseren leitenden Kreisen angesichts der Verhältnisse in der Türkei den Augenblick für gekommen erachtet, in eine Unterhaltung mit den übrigen Mächten über die Fragen einzutreten, die allgemeine Beruhigung bei der ottomanischen Bevölkerung, insbesondere bei den Nationalitäten Hervorrufen soll. Es handelt sich hierbei nicht um irgendeine Rückkehr zur Politik der Inter vention, sei es auch in versteckter Form. Dies liegt der österreichisch-ungarischen Politik sicherlich ganz fern; die Absicht einer solchen Aktion kann nur darauf gerichtet sein, durch wohlwollende Ratschläge nach allen Seiten hin die günstigsten Dispositionen auf feiten der Türken zum Wohle der Balkanvölker und der Türkei selbst auszunützen. Das Motiv dieser Politik ist das freundschaftliche, be währte Interesse der Monarchie an dem Wohlergehen der Türkei und der Balkanvölker und die Zuversicht, mit der sie erfüllt ist, kann nur aus dem Vertrauen zu dem neuen Regime in der Türkei geschöpft sein. Ein Rechenschaftsbericht Lukacs. Budapest, 15. August. Ministerpräsident Lukacs erstattete heute vor seiner zahlreich erschienenen Wähler schaft in Nagy-Ondred seinen mit großem Beifall auf- aenommenen Rechenschaftsbericht. Im Eingang seiner Rede beleuchtete er eingehend die Ereignisse, die dem 4. Juni vorangingen und übte eine scharfe Kritik an der Haltung der Opposition, die jede parlamentarische Arbeit lahmgeleat und durch ihr Verhalten die so lange ge duldige Mehrheit gezwungen habe, endlich einmal das Prinzip des Mehrheitsrechts energisch zur Geltung zu bringen. Die Abstimmung vom 4. Juni sei eine Notwendigkeit, eine Pflicht und ein Recht der Mehrheit gewesen. Die Minderheit habe dann über schwere Bedrückung Klage geführt, sie vergesse dabei, daß sie ein ganzes Jahr zu ihren Reden zur Verfügung ge habt, und daß sie selbst Jahre hindurch die Geschäfts ordnung mit Füßen getreten habe. Ministerpräsident Lukacs beleuchtete dann die Notwendigkeit der Ein führung der Polizei in den Beratungssaal. Die Ereignisse im Parlament seien notwendig gewesen, und er übernehme die Verantwortung dafür. Für den Ab bruch der Verhandlungen mit der Justh-Partei sei nicht er verantwortlich, sondern die Justh-Partei. Er hätte erwarten können, daß die Opposition auf der von ihm eingenommenen Basis die Verhandlungen über das Wahlgesetz fortsetzen würde, was leider nicht ge schehen sei. Die Mehrheit habe die Pflicht, solche Obstruktionen für die Zukunft unmöglich zu machen, und dazu diene die Revision der Geschäftsordnung. Die revidierte Geschäftsordnung sei identisch mit der seinerzeit bestehenden Geschäftsordnung der Koa lition. Die von der Opposition geforderte Restitutio in intozrunl könnte nur die Rückkehr zu den alten parla mentarischen Sitten und Gebräuchen, nicht aber die Wiederherstellung des Zustandes vor dem 4. Juni be deuten, da gesetzlich votierte und sanktionierte Gesetze, deren Vorteile schon Tausende von Menschen empfänden, nicht wieder rückgängig gemacht werden könnten. Die Mehrheit werde aus vollen Kräften die Möglichkeit einer Entwirrung unterstützen, doch müsse hierbei die Gewähr für die Arbeitsfähigkeit des Hauses unverändert und un angetastet bleiben. Ministerpräsident Lukacs kam dann aus die Wahlrechtsfrage zu sprechen. Es sei die Ausdeh nung des Wahlrechts bis zu der weitest zulässigen Grenze geplant, wenn dabei nur die Lebensinteressen des Landes nicht geschädigt würden. Besonders müsse das Wahlrecht auf jene Klassen ausgedehnt werden, die seit der Entwicklung der Industrie in Ungarn erst neu ent standen seien und schon eine bedeutende Rolle spielten. Das Wahlrecht solle auf dems Jntelligenzzensus basiert sein. Das geheime Wahlrecht solle überall dort ein geführt werden, wo es begründet und berechtigt er scheine. Die Abstimmung solle nach Gemeinden erfolgen. Die städtischen Wahlkreise sollten beträchtlich vermehrt werden. Ministerpräsident Lukacs empfing nach seiner Rede Deputationen, die ihm die Versicherung unverbrüch licher Anhänglichkeit an die Regierung und die Arbeits partei aussprachen. Der italienisch-türkische Krieg. Konstantinopel, 15. August. Bei der Pforte ein gegangene Nachrichten besagen, die Harka Said Idris, 3000 Mann mit drei Kanonen, habe einen Angriff auf die türkischen Truppen bei El Hafa unternommen, sei aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen worden. Englische Vorschläge sür Vie Sicherheit der Seeschiffe. London, 15. August. Tie zur Beratung.der Frage der Sicherheit zur See ernannte Kommission empfiehlt eine größere Anzahl von Rettungsbooten und Rettungsflößen, die für alle an Bord befindlichen Personen ausreichen müssen, betont aber nachdrücklich die Wichtigkeit der Seetüchtigkeit der Dampfer. Im übrigen seien die Routen über den atlantischen Ozean musterhaft. WWWWMUWW«