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Dresdner Journal : 02.11.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186711027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18671102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18671102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-11
- Tag 1867-11-02
-
Monat
1867-11
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Journal : 02.11.1867
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1 1 1867 Sonnabend, den 2. November O255 Dres-nerMmMl Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann Iw tritt Post- n. 8t«mp«I- kill»». Juirrntrmmuaht«« «vwürt-c k'» 8»i»v»r»rr»», 6ouunt«t»uLr ä«, vr«»äi»«r ckonru«!,, «bevä», N Lvo«» ko»«, L»»d»rU->«rU»! Vi«» ki»i>tturt» N. N^i»»»v»i» L Vool.»»; I»rU»t O»oriv»'»el>» 8uekk, ir»r»»»«»»'» vor«»»; >r«»»l L 8o»uu»«»i Ir„I»»:.L,.8«t!>«»«'»>tnuoo<:«odvr«»«, ck-m» L 8L»,loo»v»>»; kr»olctort ». w): ^»»o»»',vt>» LucllN , LSI» ^D. LLo»«»»j k»ri»! L»v»», kvi.1.1»» L 6o , (8, kl»e« ä« l» 8onr»«)j rntFr k», L»»l.iv»'i 8ockt>.j Vi«»i Orr»i.i»^ Herimagrvrr Louizzl L»p«ckitloo ä»» vr«,a»«r ckvueiucl», vi«»6»a, M»ri«ll»tr»»«» A». 7. Erscheint« r ^A^liob, mit Aun>»blo« Ser 8oou- vnä kewrt»x», Advucki« fiir äs» kol^«oa«o -ff ? " V »nseratenpretse: kür a«o 8»vm «u>«r ^«»p»It«ne ^Idriiek: S l'KIr. — IV ^Mrliok: 1 .. tü „ >too»tliek:— „ 1b „ Liorelo« killwm«ro: 1 „ Amtlicher Theil. Dresden, 31. Oktober. Seine Königliche Majestät haben den zeilherigen GerichlSrath beim Bezirksgericht Chemnitz Gottlieb Friedrich Kretzschmar zum Gerichts» amtmann bei dem Gericht-amte Grünhain, und den Assessor beim GcrichtSamte Zwickau August Richard Nohr zum GerichtSrathe bei dem Bezirksgericht Chem nitz zu ernennen gnädigst geruht. Dresden, 31. October. Seine Königliche Majestät haben den zeilherigen Assessor beim GcrichtSamte Dö beln Friedrich Edmund Richard Strauß zum GerichtS- amtmann bei dem GcrichtSamte Strehla zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil- Ürbersicdt. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschou. (Provinzial Correspondenz. — Abend moniteur. — Neue sreie Presse. — Neue» Fremden« blatt. — Debatte.) TagrSgrschichte. Dresden: Wiederzusammentritt der Kammern. — Berlin: Hofnachricht. Gesetz bezüg lich der Kausfahrtcischiffe. Vom BundeSrathe. Ex plosion. Herr v. Quaade. Herrenhausberufungen. Re- gierungScollegium in Kassel. Veihaftung. Urwahlen. — Wien: Zur römischen Frage. ReichSrathSverhand« lungen. Explosion. — Pesth: LandtagSangelegen- heiten. — Stuttgart: Kammervcrhandlungen über die Allianzverträge. Steuerforterhebung. — Paris: Toast des Kaiser- von Oesterreich. — Luxemburg: Ständekammer eröffnet. — Florenz: Kirchrngüter» verkauf. VolkSdemonstration.-Rom: ZurTituation. Lissabon: Englische und amerikanische Kriegsschiffe. Vom La Plata. — London: Banket zu Ehren DiS» raeU'S in Edinburgh. Feniercongreß in Manchester. —,Stockholm: Die HungerSnoth im Nordlandt.— — St. Petersburg: Vermählung dcS Königs der Hellenen. — New-Uork: Vermischtes. Dresdner Nachricht»«. Proninziainachrichtcu. (Großenhain.) Singrsaudte». Fu.llnon. Inserate. TageSkaleuder. Varfenuach» richte«. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichicn. (Leipzig. Chemnitz)., Statistik und valkSwirthschaft. Inserate. TeltlMvyiW tiachrlüsttu. Löten, Donnerstag, 31. Oktober, Nachmittag». (W.T.B.) Den neuesten Dispositionen zufolge wird der Saiser am 4. November Paris verlassen und am 7. November hier wieder eintressrn. — Der König und die Königin von Griechenland werden am 6. No vember hier erwartet. München, Donnerstag, 31.Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) In der Kammer der ReichSräthe referirte heute Frhr. v. Thüngen namens de» Ausschusses über den neuen Zollverein-Vertrag. Der Ausschuß hat (nachdem da» Abgeordnetenhaus beschlossen, auf seinem ersten Beschlusse zu beharren, resp. dem ersten Beschlusse der Reich», atdskammer nicht beizutreun) mit 8 gegen 1 Stimme beschlossen, dem Hause nunmehr ebenfalls die bedingungslose Annahme diese» Vertrag» zu em pfehlen, und zwar einschließlich des vom Abgeordneten haus» dazu beschlossene« Zusatzes: „Die zuversichtliche Eiwartung auszufprechen, die StaatS,eg'erung werde dahin wirken, daß die Präsidial- macht Preußen da» ihr in dem Zollvereins vertrage vom 8. Juli L I ei geräumte Einspruchsrecht nicht in einer den wirlhschastlichen Interessen Bay,ans uachtheiligen Weiie auSüben werde." Nach kurzer Debatte wurde dieser Antrag mit 35 gegen 13 Stimmen von der ReichSrathtkammer ange nommen. (Mit „Nein" stimmten: die Prinzen Leo pold, Karl und Adalbert, die Fürsten Thurn und TaxiS und Löwenstein-Wertheim, die Bischöfe v. Scherr, v. Deinlcin und v. Dinkel, Graf Arco, Frhr. ». Fran kenstein, Frhr. v. Ponikau, Frhr. v. Aretin und Prof. Bayer.) In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer legte der CultuSminister einen Gesetzentwurf, betreffend die Reform der Volksschule, vor. Stuttgart, Donnerstag, 31. Oktober, Nachm. (W T. B.) Nachdem die Abgeordnetenkammer gestern die Allianzvrrtröge genehmigt (vgl. untcr „TagcSgc- schichte"), hat dieselbe heute auch den neuen Zollver- rinsvertrag mit großer Majorität angenommen. Biele Abgeordnete, welche gegen die Annahme gesprochen, stimmten schließlich mit Rücksicht auf Bayern für die- felbe. An dcr Debatte b-tbciligten sich zunächst die Abgg. Drffaer, Am-rmüller, Schott und Probst Dcffner und Amcrwüllcr schlossen mit der Erklärung, daß man sich, wenn auch nur rothgcdrungen dcr Gewalt der Umstände fügen und den Vertrag genehmigen müsse, während Probst und Schott für Verwerfung sprachen. Namens der StaalSrcgicrung ergriffen Minister v. Varnbüler und Direktor v. Stcinbeis das Wort, um in der ein gehendsten Weise der Kammer die Annahme zu em pfehlen. Nachdem noch der Abg. Mohl sich gegen die Annahme ausgesprochen, wurde die Debatte geschlossen und zur Abstimmung geschritten. Bei dieser wurde der Aollvereinsvertrag mit 73 gegen 16 Stimmen ange nommen. (Mit „Nein" stimmten unter Andern Mohl, Probst, Ocsterlcn, während Dcffner und Amermüller für die Annahme stimmten.) Demnächst kam da» Salzsteuergrsetz zur Berathung, da» mit 76 gegen 12 Stimmen ebenfalls angenommen wurde. Stuttaart, Freitag, 1. November. (W.T.B) Die Commrssion der Kammer der StandeShrrrrn wird morgen den Allianzverlrag mit Preußen und den neue« Zollverein-Vertrag berathe«. Die Referenten Sigel und v. Linden empfehlen die Annahme der Verträge, welche gesichert sein dürfte. Die Plenarsitzung, in welchkr die Kammer der StandcShrrren diese Verträge berathe« wird, findet nächsten Montag statt. Paris, Freitag, 1. November. (W. T B.) Die gestrige „Patrie" veröffentlichte einen alarmirenden Artikel, in welchem der Einmarsch von italienischen Truppen in da» römische Gebiet als eine schwere Gesährdung de» Friedens hingestellt wurde. An un terrichteter Stelle wird dem Artikel der,,Patrie" jede offieiöse Inspiration kategorisch abgesprochen. Florenz, Donnerstag, 31. Oktober, Abend». (W.T.B.) Lie „Gazzetta uffiziale" schreibt: Tie ita lienische Intervention werde die Ordnung wiederher- strllen. General Cialdini ist nach Turin gereist. Die Lomit6» zur Unterstützung der Insurrektion im Kir chenstaate find aufgelöst worden. Der Jnsurgenten- führer Nieotera steht in Vellrtri, Garibaldi in Mar- rigliano*). Garibaldi hat die Freiwilligen ausgefordrrt, auf der Unternehmung gegen Rom zu beharren. Ter „Jtalir" zufolge bezweckt die Mission Lamar- mora'S nach Pari», dir Lösung der augenblicklichen Schwierigkeiten zu beseitigen, welche ohne die ernsteste Gefahr nicht fortdauern dürfen. Das ministerielle *) Marcigliano liegt fast in der Mitie zwilchen Man- terotondo und Nom und ist ungefähr deutsche Meile nörd lich von letzterm entfernt; Belle tri liegt b Meilen südöstlich von Rom. Hiernach führt Garibaldi den rechten, Nicotera den linken Flügel der Insurgenten. Blatt bezeichnet dir Meldung der Pariser „Patrie", daß Lamarmora über eine gemeinsame Intervention eine Verständigung herbeiführen wolle, als unwahr, da Italien eine gemeinsame Intervention nicht be antragt habe. Nach der „Opinione" wären die italienischen Trup pen im Kirchenstaate überall sympathisch empsangen worden. An vielen Orten seien die päpstlichen Be hörden außer Wirksamkeit getreten und von den Ge meinden Rlgierungsromitss im Namen des Königs Vietor Emanuel eingesetzt worden. London, Freitag, 1. Oktober. (W.T.B) Der „Herold" erachtet eine gemeinsame französisch-itc- lienische Operation im Gebiete des Kirchenstaates für bevorstehend. Der Earl Rosse (Russell?) ist gestorben. Die Ermäßigung der Kabeldepeschen beginnt am 1. December. 50 Buchstaben kosten von diesem Zeit punkte an 5 Guineen. 5 Worte sind für die Adresse frei. Chissrirungen kosten ungefähr das Doppelte. St. Petersburg, Donnerstag, 3l.Oktober, Nach mittags. (W.T.B.) Ein kaiserlicher Uka» ernennt den im Auslande funrtionirenden Adjunkten deß Finanz- ministerS, Generalleutnant v. Greigh, zum kaiserlichen Generaladjutanten. Gestern war zu Ehren de» griechischen Königspaare» Galatheatervorstellung und große Illumination. Dresden. 1. November. Die offic-clle Berliner „Provinzial- Korrespon denz" äußert sich über die Stellung Preußens zu den italienischen Angelegenheiten in folgender Weise: „Die preußische Regierung hat sich bei dcr bis herigen Entwick lung der italienischen Angelegenheit nicht veranlaßt finden können, eine bestimmte Einwir kung auf dieselbe zu üben. Alle Angaben, welche ihr eine solche Einwirkung nach der einen oder andern Seite zuschreibcn, sind irrthümlich. Ihren berechtigten Einfluß wird die Regierung gewiß dahin geltend machen, daß au» der gegenwärtigen Verwickelung nicht eine tiefere Störung des Friedens hervorgehe." Der Pariser „Abendmonitcur" sagt in seinem Wochenbülletin über die italienischen Angelegen heiten: Die Bildung des Minisieriums Mcnabrea ist ein Unterpfand, welche-d.m Principe der Autorität und der Achtung vor den int'nationalen Verträgen gegeben ist. Die Minister haben die Prociamation des Königs an die italienische Nation unterzeichnet, um letztere zu schützen gegen verderb! Le Lcidcnsch ifUickkcit und um im Interesse der Ordnung die Prärogative der Krone und die Unvcrlctzlickkcit der Gesetze wieder berzustcllcn. Der „Moniteur ' ronstatirt, daß der König sich durch seine Ehre gebunden halte und da» Vertrauen ausgcdrückt habe, das italienische Volk werde seine Besonnenheit be währen. Ihrerseits, fährt der „Moniteur" soit, leiste die französische Regierung den wirklichen Interessen Ita lien» einen Dienst, indem sie daS päpstliche Gebiet ge gen Eindringlinge schützt, weiche ebensosehr gegen da» monarchische Italien, als gegen den heiligen Stuhl kämpfen. — In seinem Resums über die Mousticr'sche Circulardcpesche erinnert da» amtliche Blatt an die Wort« Rouher's, Laß nämlich der Zweck dcr Entschlie ßungen des Kaisers sei, das ungeordnete Verfahren der Revolutionäre rum Stillstand zu bringen und so den Frieden zu befestigen. Die österreichschen Blätter erblicken in der Auf nahme, welche dcr Kaiser Franz Joseph in Frank reich gefunden, „den entschiedendsten Bruch mit allen Dorurtdeilen und Gehässigkeiten, die bis vor Kurzem das leitende Prinzip dcr Politik Frankreichs gegen Oesterreich gewesen." Die „Neue freie Presse" schreibt unter Anderm: „Wer die Vergangenheit der hohen Persönlichkeiten im Auge hält, die im Pariser Stadthause unter dem Bravorufe dcr glänzenden Ver sammlung einander zutranken, dcr wird sich dem Ein drücke kaum entziehen können, daß auf beiden Seiten ein tiefgreifender Umschwung der politischen Anschau ungen im Werke ist, und daß die Monarchenbegegnung in Paris cine Bedeutung erlangen kann, die jene in Salzburg, nach Allem, was darüber verlautete, nicht für sich in Anspruch nehmen konnte. Der Kaiser von Oesterreich sprach im „Hotel de Ville" zum ersten Male ganz und gar als moderner, von dem Bewußtsein der Forderungen und Bedürfnisse der Bildung deS neun zehnten Jahrhunderts durchdrungener Fürst; der kaiser liche Toast entsprach in jedem Worte und Gedanken dem in der jüngsten Geschichte Frankreich» eine so große Rolle spielenden „Hotel de Ville", rn dessen Prunksaale der Toast ausgcbracht wurde. Die Einigkeit Oesterreichs und Frankreichs feierte der Kaiser al» eine Bürgschaft dcS Friedens, diese-Unterpfandes für da» Gedeihender Nationen, und er schloß, auf die Haltung des Pariser Volke- hinweisend, mit der bedeutungsvollen Nutzan wendung, daß die Beziehungen dcr Freundschaft und deS guten Einvernehmens zwifchen dcn Souveränen einen doppelten Wcrth erhalten, wenn sie sich auf die Sym pathien und Bestrebungen der Völker stützen. In die sen Schlußworten de» kaiserlichen Toaste» liegt für unS dessen ganze politische Bedeutung. Der Kaiser von Oesterreich drückt darin seine Gcnugthnung, vielleicht seine Ueberraschung über dcn Empfang und die Sym pathien aus, die er rn der Hauptstadt Frankreichs ge funden, und anerkennt gleichzeitig, daß die Einigkeit, die Freundschaft, die Allianzen zweier Staaten noch von elwaS Anderm, als von dem guten Willen der Sou veräne, nämlich von den Sympathien und Bestrebungen ihrer Völker abhängen. In solchem Sinne acceptirea auch wlr besten- das gute Einvernehmen zwischen Oester reich und Frankreich, welches soeben im Pariser Stadt- Hause so feierlich proclamirt wurde, und freuen wir rin der Anerkennung, welche die berechtigte öffentliche Mei nung in rhrcm Einflüsse auf die Politik zuerst in dem Rescripte an die Bischöfe und jetzt auch in Paris gefun den hat. Was Lie politischen Konsequenzen dieser vor trefflichen Beziehungen zwischen Wren und Paris be trifft, so werden die Ereignisse und das Verhalten Oesterreich- dazu uns den geeignetsten Maßstab zur Beurlheilung derselben an die Hand geben. Während der Kaiser von Oesterreich rn Compisgne weilt, begiebt Frhr. v. Beust sich nach London, um mit den Staats männern Englands zu conferireu und uns scheint, daß dcr östcrreichsche Reichskanzler kaum versuchen würde, England füae da» önerreichsch. franzönsche Einoerftändniß zu gewinnen, wenn dieses andere als friedfertige Zwecke verfolgte." — Das „Neue Fremdenblatt" sagt: „Die Erhaltung und Sicherung des Friedens wird in dem kaiserlichen Toaste nur als ein Wunsch ausgespro chen; dieser Wunsch schließt aber die Möglichkeit nicht aus, daß die beiden großen Mächte nöihigenfalls da» angcstrrbtc Ziel auf einem andern Wege zu erreichen suchen dürften. Die Einigkeit ist also hier nicht, wie in Salzburg dargestellt wurde, eine Anerkennung ge meinsamer Inter.sscn, sondern sie hat bereits ihre Ob jecte, in Bezug auf welche d-e geeinigten Mächte gemein sam vorzugehen gedenken. Darum ist es aber mit der Erhaltung des Friedens redlich gemeint; kenn für Oester reich ist der Friede das höchste Bedüifniß; und es ist wohl auch möglich, wtbst wahrscheinlich, daß die große Kraft, weiche in der Einigung Oesterreichs und Frank reichs concentrirt ist, cine Lösung dcr schwebenden Fra gen im besten Frieden bewerkstelligen kann. Außer der großen Kraft, welche uns die Einigung verleiht, bietet sie uns noch Aussichten auf eine befriedigende Durch führung unsrer parlamentarischen Bestrebungen." — Die „Debatte", welche ihrem Leitartikel über daS Fest im Pariser Stadthause die Ueberschrist „Fortschritt und Friede" gegeben bat, sagt am Schlüsse desselben: „Eu ropa wird im Hinblick auf die Rede des Kaiser» von Oesterreich aufathmcn; cs empfängt in ihr die Bürg schaft, daß die in neuester Zeit so intim gewordenen Beziehungen zwischen Oesterreich und Frankreich nur ein kräftiges Pfand für den Frieden, eine neue Garantie für die Ruhe Ler Welt bilden sollen, und Europa be darf dringend des Friedens für seine höchsten materiellen Feuilleton. können; der förmliche Trauact Romco's und Juliens auf der Scene, wie wenn die Pariser dcr zweifellosen Ueberzeugung bedurften, daß in dieser Hinsicht bei dem Liebespaar Alle» in guler Ordnung sei. Gounod ist hinter seiner großen Aufgabe weit zu rückgeblieben; er erweckt in un» eine lebhafte und dank bare Rückerinnerung an dcS letzten Componisten dieses Hohenliedes der Liebe, Bcllini's, einst zündende Melo dien, die durch große dramatische Sängerinnen zu einem so ergreifenden und unauslöschlichen Eindruck erhoben werden konnten, wie ihn unsre jctzize Opcrnbühne über haupt nicht mehr darbirtct. Gounod fehlt zu sehr Reichthum der Erfindung, Inspiration, Leidenschaft, Tiefe der Gedanke» und deS charakteristischen Ausdrucks: vor Allem auch wahre dramatische Gestaltungskraft. Statt letzterer hat er nur eine äußere routinirte dra matische Mache inne, die aber in dieser Oper nicht ein mal zu cffcctvoller Ausnutzung der Situationen reicht. Aber er ist ein fein gebildeter Musiker; er gebietet über eine sehr ansprechende Melodik, besitzt außerordentlich geschickte Technik, Formgewandthrit, Geschmack, und ver steht durch pikante Modulationen, sinnige Detail», ge wählte und oft geistolle Instrumentation zu interesst- ren und namentlich lyrische Empfindungen und Stim mungen mit poetischer Auffassung wtederzugrben und mit reizendem, charakteristischem Toncolorit zu tllustriren. Er ist Eklektiker, hat andere Opernwerke — auch die R. Wagner » — wohl studirt, und Anregungen und Anklänge darau» treten bei ihm stark hervor, ohne durch Erhöhung in Ausdruck und Form dazu voll« Berech tigung zu gewinnen. Fleißige, geistreiche Speculativn, tactvvlle Routine und geschickte Beachtung de» Geschmack» der großen Menge kpmmen seinem Talent zu Hilfe, um dessen LetstungSfähtakeit in gefälliger Weise auf'» Höchste anzuspanuen, seine Schwäche» vielfach zu decken, die Steigerung de» Ausdrucks wird dadurch schwieriger. Der Componift meidet auch sehr das Rccitativ und giebt dafür Xrio,o-Phrasen, verliert aber damit ein großes Mittel der pathetisch dramatischen Declamation und einen musikalischen Kontrast der Form, so Laß eine melodiöse Monotonie sich um so leichter herstellt. Er liebt auch nicht dramatisch durchgearbritete Ensemble» sähe und giebt dafür gern mehrstimmige, wie chormäßig gesetzte Gcsangstücke, ja er meidet auch große Finalsätze; sie fehlen dem dritten und vierten Acte, denen sie in natürlicher Confcqucnz zugehören. Gounod läßt eS sich in auffallender Weise entgehen — außer in den er wähnten Duetten —, einer dramatischen Situation mit ihren Gefühlen und Sccleneffecten eine musikalisch er schöpfende Tongestaltung >u geben, er deutet nur an, wo er auSführen sollte, ist rasch fertig, wo wir gerade die vollste und wirksamste Entwickelung deS musikali schen Momente» erwarten. In ShakeSpcare'scher Weis« beginnt der Prolog, ringerahmt in die Ouvertüre, al» ein Chorsatz von sämmllichen Personen der Oper gesungen, die sich auf der Bühne al» lebende» Bild gruppirt dem Publicum darstcllen. Diese Idee — schon au» antiker Zeit stam mend — ist nur in der Verwendung für die Oper neu. Und obwohl der Tert de» Prologe» sich wenig für die Composttion überhaupt eignet und Gounod'» Musik sich ihm nur al» ein geschickt gemachter Ehorsrtz von hüb scher musikalischer Wirkung anpaßt, so ist der Eindruck doch durchaus poetisch und eine ernste gespannte Stim mung für da» Drama glücklich vorbereitend. Bei einer derartigen Tragödie, und im Fall ein Componist flch nicht zutrauen darf, in der bisherigen Ouvertürenform Aehnliche» zu erreichen, kann ein derartig etngekletdeter Prolog mit gutem Recht und Erfolg auch in der Oper accrpttrt werden. K. Hoftheater. Mittwoch, den 30. d., ging zum ersten Male „Romeo und Julie, große Oper in fünf Arten, Musik von CH. Gounod, in Scene. Da» Textbuch der Oper von den Herren Barbier und Carrs ist im Ganzen vortrefflich verfaßt; einige nicht glück liche Zusätze und konventionelle Zugeständnisse (so z. B. die Arie deS Grafen Capulet, 4. Act) abgerechnet, ist e» denselben gelungen, die LiebeStragödie Shakespeare'» mit verständiger, getreuer und gut verwandter Be nutzung dcS Dichter» zur Oper umzuformen. Die deutsche Uebersetzung freilich ist abscheulich: undeutsch, holprig, oft unverständlich. Die deutschen Verleger französischer Partituren sollten endlich so viel Gewissen- Hastigkeit besitzen, um hierin für gute Leistungen zu sorgen. Davon abgesehen ist unter den bisherigen Operntexten über dies Sujet dieser offenbar der beste im dramatischen Bau und im poetisch-ShakeSprare'schen Gehalt; mit nicht gleichem Geschick aber ist er sür die selbstständige ausgiebige Gestaltung und schöpferische Umdichtung im Tonelement behandelt und steht darin sogar früher«, fonst schwächern Arbeiten nach, z. B. in der Echlußscrne, die in der bisherigen, für die Oper üblichen abweichenden Form, dennoch kcine Veranlas sung zu einer musikalisch-tragischen Wirkung und be deutenden Spielscene giebt. Zuthaten und Abweichun gen von Shakespeare find namentlich: rin dem franzv- fischen Opernrecept entsprechender Page, der indeß sehr gut zur Motivirung der Kampfscene im dritten Net benutzt ist; der HochzettSaufzug mit der sich anschließen de« Wirkung de» Schlaftrunk» auf Julie, für die Oper sehr geeignet, so daß wir un» die auffallend sicher be rechnende Kräuterrund« Lorenzo'» wohl gefalle« lasse« uud auch das Unbedeutende, Leere in belebender, an ständiger Einkleidung und gewinnender Form zu geben. In dcr Oper „Margarethe" treten letztere Eigenschaf ten frischer, reicher, cffcctvoller hervor, nicht so günstig in „Romeo und Julie". Diese Oper bietet zu wenig Steigerungen, zu wenig Höhenpunkte dc» Ausdrucks, jugendlichen Schwung, wahre Wärme und Tiefe dcr Empfindung; jene heiße Leidenschaft, die der Tragik zur Seite stehen muß, vermissen wir zu oft. Ein hoch dramatischer Moment der Handlung — die Kampfscene .ist musikalisch matt und effectlo» behandelt, der fünfte Act ist völlig mißlungen und offenbart die größte Schwäche LeS Componisten. Da- Werk, statt mit Macht daS"Mitgcfühl de» Hö rers zu erfassen, läßt ihn kühl. Interessante Einzeln- hciten, hübsche Melodien, einige schön gelungene Num mern reichen nicht hin, um un» da» Mißverhältniß zwischen Musik und Sujet vergessen zu machen. Dasselbe den Parisern musikalisch mundrccht und genießbar gemacht zu haben, ist ein Verdienst, das un- nicht genügt. Her vorgehoben sei die mit reizend malerischer, obschon nach- gebildeter Instrumentation au-grarbeitete Ari« Mer- cutio'S „Fee Mab", deren Gcsangpart nur in zu wenig enger Verbindung mit der Musik steht; deS Pa gen recht hübsche Arie; als wahrhaft warm und poe tisch empfundene, stimmungsvolle Stücke die beiden Lie- beSdurtte zwischen Romeo und Julie- In dieser süß beseligten Lyrik bat Gounod sein Beste» gegeben; da» erste Duett hat für die Schilderung der Situation den Vorthetl «ine» reizenden Farbenton» in der Instrumen tation. Gounod hat öfter (so in diesem Duett) seine Me lodit au» der geschloffenen Folge gelöst »nd au» locker zusammengerrthten, nur durch Stimmung verbundenen Melodiephrase« (nach Wagner'» Art) gebildet. Aber
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