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Amtsblatt der Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostri^ des Hauptzvllamts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orgau der Handels- und (vewerbekamwer zu Zittau. verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10—11 und von 3-4 Uhr.) — Telegramm-Adreff«: Amtsblatt Bautzen. Fernsprechanschluß Nr. tt. Die Bautzen«« Nachrichten erscheine«. mit VuSnahrne der «sonn- und Fesilag«, täglich abends. Preis des »ierleljährliche» Abonnements 3 »6. Jnsertionsgebühr für den Naum einer PeNS- Oyaltzetle gewdbnlichen Satzes Ib^, in zeeignelen Fällen unter öiewähmng von Rabatt: Ziff-rn», Tabellen» und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. Nächweiogcbtihr sür jede Anzeige »d P'll .'ur bliche Auu..^ «nr bis früh Uhr einathknde Jnscrate finden noch in dem abends er« scheint NdtN xslatte rlnfnahine. Inserate nehn>en die üiesikäslsstelle des Blattes und die AnnancenbmeauS an, desgleichen die Herren Walde in ilobau, Claaß tu Weigenve» Livpitsch in Vcbtrgieu'alde. Guilav »ralinq in Bernstadt, Budr in ämasbnin bei r.itr>i Reußner in Lber-Üunnersdon und von Htnd.nau in Pu'rmnt. Nr. 16 1903 Mittwoch, de« 2 l. Januar, abends Apothekerkehilfev - Prüfung. Bei der hier bestehenden Prüsungsbehörde für Apothekergehilfen wird die nächste Prüfung im Mouat Mär; dieses Jahres » stattfinden. Gesuche um Zulassung sind unter Beifügung der vorgeschriebenen» Nachweise spätestens bis zum 15. Februar dieses JahresH von dem betreffenden Lehrherrn bei der Königlichen Krcishauptmannschast anzubringen. Bautzen, am 16. Januar 1903. Königliche Kreishauptmannschaft. von Schltebev. M. Konkursverfahren. U«ber da- Vermögen des Kaufmanns und Fabrtkbcsitzeis Errst Christian Comad Kein in Ostritz wird heute am 20 Januar 1S03 voimittag« '/«I2Uqr daS «ontultversahren eröffnet. Der Kaufmann JuliuS Schmidt In Seifhennersdorf wird zum Konkursverwalter ernannt. Konlmrsorderungen sind b>S zum 28. Februar 1963 bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über dle Bestellung eines GlSubigerausschusses und eintretenden Falles über die in j 132 der Kontursordnung bezeichneten Gegenständ« aus den 14. Februar 1903, vormittags 10 Uhr, und zur Prüsung der angemeldeten Forderungen aus de« 14. März 1903, vormittag» 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht« Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörig« Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwa« schuldig sind, wird ausgegebeu, nichts an den Gemeinschuldner zu verabsolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserleg», von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie au« der Sache abgesonderte Besriedlgur^ in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 10. Februar 190« Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht za Ostrttz. LU »UUlLVU. Ojo »ÜSntlicko äes 6eburt8tagv8 Leir.sr älüfvntät Xawor VViIkolw8 ll. kacket km Dlenntax, 27. vorruittax S vdi im Lcku^aale etatt. Viv b^treäs Kat Herr Oberlvkrer Damprvekt übvrvvmwen. Xu geoeigter 'peilaakme deekrt 8l6k im klamen cker Iwkror8ckakt einLnIackva. Lautren, 21 32008!° 1903. Dr. k'riockried. LuubvNlSvIsuIvu LU ItuutLs n. Xu cker Uv» 27. IrUIi 8 Hlir in cker 8ckuI-1urllkaIIe 8tattkvckencken Msnlüeken fsisn lies 66durl8tag68 8n. DIsMtät 068 l(2i8«-r devkrt 8ick nameaa cker I-ekrereckatc ergebeaet ein-rulackeu Rautren, am 21. ckanuar 1903. Direktor. NMWWWWW»^EMWWWW^»WWW>0M>«W«W>MWWM Der ueue veatsAe «efaudte iv Nor-amerila. In Freiherrn Speck von Eternburg geht einer der be fähigtsten und in amerikanischen Dingen erfahrensten jün geren deutschen Diplomaten nach Washington, um an die Stelle des beurlaubten bisherigen deutschen Gesandten Herrn von Holleben zu treten. Mögen auch hohes Alter uw Kränklichkeit des Letzteren zu diesem Wechsel beigetragen haben, so ist ein tieferer Grund ohne Zweifel auch mit maßgebend gewesen. Es schweben aber zur Zeit zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten von Nordamerika recht schwierige Probleme, deren Lösung eine jüngere, frischere Kraft erheischte. Unter diesen Problemen stehen in erster Linie die leidige Benezuelafrage und der Ab schluß eines neuen Handelsvertrages mit den Ver einigten Staaten. Wie seinerzeit bei der China-Expedition, so haben auch in den venezolanischen Wirren die Nord amerikaner eine etwas zweideutige Haltung eingenommen. Ihre geradezu dummdreiste Anwendung der sogen. Monroe- Doktrin auf den Konflikt europäischer Großmächte mit dem faulen südamerikanischen Staate Venezuela war keineswegs geeignet, die ohnehin verworrenen Fäden durchsichtiger zu machen. Die chauvinistische Erregung in den Vereinigten Staaten wegen des gemeinsamen Begehens Deutschlands, Englands und Italiens ließ befürchten, daß das gute Ver- hältnis zwischen Deutschland und Nordamerika gestört werde. Es erfordert ohne Zweifel großes diplomatisches Geschick, um mit fester Hand, und doch nicht ohne das nötige Zartgefühl, den Knäuel zu entwirren, der sich jen seits des Atlantischen Ozeans gebildet hat. Bestehen die Nordamerikaner auf ihrer Anwendung der Monroe-Doktrin auf Südamerika, daß in Amerika nur die Amerikaner herr schen und entscheiden sollen, und wollen sie immer noch Umstände bezüglich wichtiger Punkte in den venezolanischen Schwierigkeiten machen, dann muß den Nordamerikanern klipp und klar gesagt werden, daß sie auch für das Ver- halten, für etwaige Schulden und sonstige Verpflichtungen der südamerikanischen Staaten aufzukommen und einzutreten haben. Sind sie dazu bereit und übernehmen sie volle Bürgschaft für Venezuelas Schulden an Deutschland und England, übernehmen sie auch die Garantie, geordnete Zu stände in Venezuela herbeizuführen, so kann man ihnen den Großmachtdünkel und ihre Monroe-Doktrin schon nach sehen. Wollen sie aber derartige Garantien nicht über nehmen und nur Rechte für sich in Anspruch nehmen, ohne die entsprechenden Pflichten, nun, so muß eben die An wendung der Monroe-Doktrin auf die südamerikanischen Staaten als eine dreiste Anmaßung zurückaewtesen werden. Oder womit wollte die Negierung in Washington diese Abhängigkeit Europas von Nordamerika begründen? Mit welchem Rechte wollte sie verlangen, daß die europäischen Staaten erst allemal in Washington um Erlaubnis fragen sollten, wenn sie einem südamerikanischen Staate, der seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, beim Kragen nehmen wollen? Und womit will Nordamerika es verhindern, wenn Deutschland, England und Italien in Südamerika ihre ver tragsmäßigen Rechte geltend machen? Etwa mit seiner Kriegsflotte? Aber wie will Nordamerika gegen die sieben mal stärkere Kriegsmacht der Flotte Englands, Deutschlands wohner, die jeder neuen Postkarte und jedem neuen Artike mit einer wahren Gier nachlaufen, ein Beispiel nehmen. Für die Reise der Kronprinzessin nach Mentone war, wie aus Dresden berichtet wird, lediglich die ange griffene Gesundheit der Prinzessin maßgebend. Die Kronprinzessin fühlte sich infolge der vielfachen Aufregungen, die sie in letzter Zeit durchmachen mußte, sehr schwach. S» ergab sich, insbesondere auch mit Rücksicht auf die Umstände, in denen sie sich befindet, die Notwendigkeit, Genf, wo sie namentlich von französischen Berichterstattern in außer gewöhnlichem Maße in Anspruch genommen wurde, zu ver lassen und die milde Luft der Riviera aufzusuchen. Sämt liche Besprechungen, die zur Vorbereitung des am 28. d. in Dresden stattfindenden Termines dienen, sind erledigt. Daher erscheint es sehr wohl möglich, daß bereits dieser Termin das Endnrteil bringt, das nach der Verfügung de« Königs Georg bekanntlich sofort mit der Publizierung rechtskräftig wird. Es ist mitgeteilt worden, daß in Genf erzählt wurde, der Abreise der Prinzessin und Girons nach der Riviera seien Differenzen mit dem Anwalt Lachenal vorausge gangen. Demgegenüber verlautet jetzt, daß die Fahrt nach Mentone im Einverständnis mit Lachenal und dem Leipziger Rechtsanwalt Dr. Zehme erfolgt sei; übrigens kauften sich die Prinzessin und Giron vor Antritt der Reise in Genf bei einem Juwelier Trauringe. (!) In Mentone erklärte Giron selbst ebenfalls die Nachrichten von einer Uneinigkeit mit Lachen«! für unzutreffend. Die Prinzessin habe schon vor längerer Zeit den Wunsch gehegt, nach de« Süden zur Kräftigung ihrer angegriffenen Gesundheit zu gehen. Der Konflikt mit Venezuela. Auf die Nachricht von dem erfolglos gebliebenen Ver such des Kanonenbootes »Panther*, in den Hafen von Maracaibo einzudringen, ist, wie ein Berliner Blatt er fährt, der große Kreuzer »Vineta" dorthin abgedampft. Die »Vineta* wird zwar bei ihrem ungleich größeren Tief- gange den Versuch des »Panther* nicht erneuern können, aber ihre Anwesenheit am Schauplatz des letzten Kampfes wird deshalb doch nicht überflüssig sein. — Vom 20. d. wird über London aus Maracaibo telegraphiert: Die Mauern des Forts San Carlos wurden ein wenig be schädigt. Der »Panther* nimmt seine gewöhnliche Stellung in der Blockade ein. — Die Lagune von Maracaibo, in welche der »Panther* vergeblich einzudringen versucht hat, steht nur durch eine schmale Wasserstraße, die Saco de Maracaibo, mit dem Golfe von Venezuela in Verbin- düng. Maracaibo ist der wichtigste Ausfuhrhafen für Kaffee. Castro hat bekanntlich dieser Tage die Einfuhr über die columbische Grenze freigegeben, um die Wirkungen der Blockade abzuschwächen. Vielleicht steht das Vorgehen des „Panther* hiermit in Verbindung. Nach einem Telegramm aus Caracas lautet der offi- zielle Bericht des Kommandeurs von San Carlos, Ge nerals Georg Bello, an Präsident Castro wie folgt: »Am Sonnabend kurz vor Mittag wurde bemerk, daß et« und Italiens auftreten? Da müßten die Vereinigten Staaten erst einige Milliarden ins Meer werfen, ehe sie mitsprechen können. Die ganze Situation erfordert eine friedliche Ver- ftändiguna, die herbeizuführen der neue deutsche Geschäfts- träger in Washington hoffentlich der rechte Mann sein wird. Treuunug der Kronprinzessin. o Dresden, 21. Januar. Angesichts der hohen Stell ung, welche Se. Königl. Hoheit der Kronprinz Friedrich August als Kommandeur des XXII. (1. Kgl. sächs) Armee- korps in der deutschen Armee einnimmt, hat die Flucht der Kronprinzessin Luise in militärischen Kreisen doppeltes Aufsehen erregt und es ist die Frage entstanden, ob die einschlagenden ehrenrechtlichen Bestimmungen zur Hand- habung gelangen werden. Diese Bestimmungen gehen dahin, daß ein Offizier, dem eine derartige Beleidigung widerfährt, wie sie leider dem Kronprinzen nicht erspar geblieben ist, den Beleidiger unbedingt zur Sühne zwingen muß oder den Abschied erhält. Vor einiger Zeit ist in einem ähnlichen Falle darnach verfahren worden. Da nun aber von feiten des Kronprinzen eine Forderung des be trügerischen Buben Giron selbstverständlich nicht erfolgen konnte und sich kein sächsischer Offizier gefunden hat. der die Ehre des zukünftigen höchsten sächsischen Kriegsherrn zu der seinen machte, so tauchte die Frage auf, ob nach dieser Richtung etwas geschehen wird. Auf Grund zuver- lässiger Informationen erfahren wir, daß diese Seite der unglückseligen Affäre überhaupt nicht in ernstliche Erwägung gezogen wird, da die Glieder gekrönter Häuser auch in militärischer Hinsicht über dem Gesetz stehen und nur dem Willen des Chefs der Familie, der im vorliegenden Falle Se. Maj. der König ist, unterworfen sind. — In der Hoch flut der Erörterungen über die Folgen der Flucht der säch- fischen Kronprinzessin ist u. a. auch die Frage aufgeworfen worden, welche Stellung der deutsche Kaiser zu der Angelegenheit einnimmt. Nach Elkundigungen in Berlin wird der Kaiser offiziell die ganze Sache ignorieren und als Familienangelegenheit des Hauses Wettin behandeln. Privatim hat der Kaiser als Freund des sächsischen Königs hauses sein tiefstes Mitgefühl an dem schweren Un glück des Kronprinzen bald nach dem Bekanntwerden des- elben in entsprechender Weise zum Ausdruck gebracht. Line Reise des Kaisers zum Besuch am sächsischen Hofe st auch in nächster Zejt nicht vorgesehen. Entsprechend der Haltung des Kaisers ist auch das der Berliner Be völkerung gegenüber dem Falle. Man beurteilt allgemein das Benehmen der Kronprinzessin Luise als grobe Pflicht- Vergessenheit und Herzlosigkeit, und Händler machten mit )en Fall ausbeutenden Postkarten und dergleichen ein sehr chlechtes Geschäft. Ebenso erregt die im Paffagetheater ruftretende Schwester der Geliebten des Pseudo-Erzherzogs Wülfing Augusia Adamoviö bet den Berlinern wenig In- ereffe und sie kann mit ihrem miserablen Liede „Ich ver- tehe mich auf Dressur und zügle jede Kreatur* sowie ihren ekelhaften Tänzen nicht den geringsten Applaus erzielen. An dieser Haltung könnten sich sehr viele Dresdener Sin-