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Zweites Blatt. WeiM ßr Wilsdruff ThmM, Nossen. Siebenlehn md die Umgegenden. Imlsblnll für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — VerantwortliL für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. G8 1897 SommhMd, den 12. Ium 120 177 12 500 160 250 41 32 29 31 25 15 12 30 Von bora. vom Herrn General von Polenz in Döhlen, von der Gutsherrschaft zu Tanneberg, von der Besitzerin des Rittergutes in Braunsdorf, von der Stadt Freiberg von dem Pastor in Neukirchen bei Blankenstein, von der adl. Herrschaft zu Heynitz, von Klein-Schönberg, von Niederwartha, von Unkersdorf, von Grumbach, von Sora, von Roitzsch, von Spittewitz, durch Christian Henker in Kesselsdorf. Eine Unterredung mit den englischen Arbeiterführern Tom Man und Lurns. ' Bor wenigen Jahren noch ist der Pfarrer Julius Werner mit Erlaubniß und Unterstützung seiner vorgesetzten Behörden , in England gewesen, um die sozialen Verhältnisse der Arbeiter zu studieren. Die Zeiten haben stch rasch geändert, denn be- , kanntlich sind die Ansichten über die christlich-soziale Thätigkeit der Geistlichen an maaßgebender Stelle ganz andere geworden, , als sie es noch vor fünf, sechs Jahren waren. Ja vor zwei i Jahren noch hielt sich Pfarrer Werner einige Wochen in England auf und berichtete später über eine Unterredung, die er mit den bekannten Arbeiterführern Man und Burns hatte. Folgende Stelle, die beweist, wie weit verschieden die englische Arbeiterbewegung von der deutschen ist und um wieviel praktischer als die Deutschen auch in dieser Frage die Engländer sind, sei aus diesem interessanten Berichte heroorgehoben: Tom Man ist der Generalsekretär der „Unabhängigen Arbeiterpartei", die stch aus den jüngeren Gewerkoereinen ge bildet. Während die älteren Gewerkvereine vorwiegend für die soziale und wirthschaftliche Besserung ihrer Mitglieder auf dem Wege praktisch-wirthschastlicher Arbeit sorgen, betont die un abhängige Arbeiterpartei melr die politische Aktion und ereifert sich mehr um Theorien. Insofern nähert sie sich bedeutend der Sozialdemokratie, die jedoch in England ein anderes An gesicht, eine weniger orientalische Physiognomie Hai, als in Deutschland. Ein Hauptwortführer also dieser neuen politischen Arbeiterpartei ist Tom Man. Ich fragte ihn über seine Stellung zu Religion, Moral, Vaterland, Arbeitgeber und die Hauptziele seiner Partei. Die Antworten, die er gab, will ich kurz zusammenfassen. Tom Man meinte, er studiere täglich die Religion Christi; die Bibel sei auch für die soziale Reform ein werihvolles Buch. Ec schätze alle Pfarrer, weiche ein feste Ueberzeugung und den Muth haben, für dieselbe ohne Rücksicht auf Stand und Personen zu kämpfen. Sein bester Freund sei Dreamer, von dem er mir einen Brief zeigte. Dreamer, ein orthodoxer Geistlicher der englischen Landeskirche, ist der Sckretair der „Christlich-sozialen Vereinigung." — Ohne moralische Besserung sei ein- wirthschaftliche Hebung unmöglich. Er selber sei ein Temperenzler (d.h. er trinkt keine Spirituosen), denn nur durch ein nüchternes Beispiel könne man andere für Nüchternheit gewinnen. Der große Vorwurf, den er den deutschen Sozialistenführern nicht ersparen könne, sei ihr mangelhaftes Verständniß für die wahren Bedürfnisse des Arbeiters. Es sei ein Verbrechen, den Arbeiter nicht auch an seine eigenen Versäumnisse und Verschuldizungen zu erinnern, und ihm nicht zu zeigen, wie er durch besonnenen und moralischen Lebenswandel einen Theil seiner Uebelstände selber heben könne. Die Arbeitgeber betrachte ich nicht — so meinte Tom Man weiter — als prinzipielle Gegner der Arbeiter. Ein Zu sammenwirken beider ist für die friedliche soziale Entwickelung das beste und erstrebenSwertheste. Der Streik ist das letzte, nicht das erste Mittel. Was den Patriotismus anqehe, so halte er ihn wie auch die Religion für ein sittliches Erziehungs mittel; sedoch sei er neben der Pflege nationaler Gefühle di el scharf von nationaler Prahlerei und Eitelkeit unterscheide für ein internationales Zusammengehen aller Arbeiter im Marxistischen Sinne. John BurnS ist eine eigenartige Erscheinung; eine breit schultrige Arbeitergestalt. Er ist seines Zeichens Maschinen schlosser; seit einigen Jahren Mitglied des Parlaments, in welches er von den Gewerkvereinen in Süd-London als Ab geordneter gewählt worden ist. Es war ein eigenthümlicher Anblick, unter all den becylinderten Abgeordneten John Burns, im blauen Jaquett und runden Hut, einhergehen zu sehen. Nach kurzer Begrüßung waren wir sofort mitten in der Sache. Burns: In den setzten 4 Jahren, seit der Zeit unserer letzten Begegnung, bin ich älter, weiser und praktischer ge worden. Ich lerne immer mehr, wie auch in der Sozial politik die Theorie so bequem, die Praxis so schwer ist. Ich: Was halttn Sie von der Sozialdemokratie und der „unabhängigen Arbeiterpartei? Ich: Man wirft Ihnen vielfach von feiten der Arbeiter vor, Sie feien zu sehr in der letzten Zeit zu Kompromissen geneigt? Burns: Ich mache ein Kompromiß mit dem Teufel, wenn ich dadurch die soziale Reform herbeifüyre. Ich: Der Teufel ist ein gar vielseitiger Herr, daß er aber für Sozialrefvrm ist, dürfte neu sein. Burns: Ob alt oder neu, ich kenne nur ein Ziel, die wirthschaftliche und moralische Hebung des Arbeiter standes. Wer mir darin hilft, ist mein Freund. Ich: Was halten Sie denn von jenen sogenannten Arbeiterführern, welche prinzipiell und mit künstlichem Eifer gegen die „Pfaffen" und die Kirche als eine volksfeindliche Einrichtung losdonnern? Burns: Die halte ich erstens für keine Arbeiterführer und zweitens für verrückt. Ich: Wie standen Sie bei den letzten Schulrathswahlen in der Frage des Religionsunterrichtes? Burns: Sie erinnern stch, die Sozialdemokraten und Kair Hardie von der unabhängigen Arbeiterpartei, gaben die Parole aus: fort mit jedem Religionsunterricht aus der öffentlichen Volksschule. Ich stimmte nicht mit den Mode- ratisten, welche den dogmatischen Unterricht wollen, sondern mit den Progessionisten, welche nur die Bibel als einziges Rcligionsbuch angesehen wissen wollen. Die Sozialdemokraten und Unabhängigen fielen mit ihren anarchistischen Verrückt heiten gründlich herein. Wir siegten. Ich: Finden Sie bei den Arbeitermassen mit Ihrer praktischen Sozialpolitik Beifall? Burns: Ich weiß, ich bin jetzt in manchen Arbeiterkreisen weniger populär als vor 4 Jahren. Aber das schert mich den Teufel. Ich habe doch etwas Praktisches erreicht. In den staatlichen bezw, kommunalen Werkstätten Londons ist der Achtstundentag eingeführt. Das ist mein Werk. Zeigen Sie das Resultat der populären Sprecher? Natürlich, die Masse läuft denen nach, die am meisten versprechen. Ich verlange mebr, als ich verspreche. Ich: Glauben Sie mit Ihren Ansichten durchzudringen? Burns: Meine Ansichten müssen siegen; so oder so. Entweder die Menge folgt mir aus Ueberzeugung und freiem und verständigen Willen; dann ist's gut; oder aber, di- Massen werden radikaler, dann werden sie mit Gewalt nieder geschlagen, und dann werden sie durch die Noth zu Verstand und meinem Standpunkt gebracht. Ich: Wann glauben Sie, daß in England eine wirth schaftliche Umgestaltung im sozialen Sinne sich wird vollzogen haben? Burns: Nicht vor 50 Jahren. Di- Sozialdemokraten und Unabhängigen vergessen, daß die Gesellschaft ein Organis mus ist. Ein Gebäude kann man mit Steinen verhältniß- mäßig schnell aufbauen; aber ein Organismus muß wachsen und seine Theile sind lebendige Menschen und nicht Steine. Burns: D:e Sozialdemokratie habe ich gänzlich verlassen mid die unabhängige Arbeiterpartei halte ich für eine verfehlte Gründung. Diese L-utqen sind zu radikal, sie wollen mit dem Kopf durch di- Wand und kennen keine praktische Ver- -Eung, welche mit den anderen Parteien nötbia ist. Lhrsnik der Stadt Wilsdruff (Nachdruck verboten.) Nachtrag zur Geschichte des Brandes der Stadt Wilsdruff im Jahre 1744. Um Jedem, welcher sich damals durch Verabreichungen und Unterstützungen um die hiesige Kommun verdient ge- juacht, sein Recht anzuthun und die Gesinnungen der Dank barkeit gegen die edlen Geber zu erneuern, theilen wir hiermit zur Vervollständigung der im Kapitel „Die Wieder- herstellung der Stadt Wilsdruff nach dem Brande 1744" befindlichen Mittheilungen noch einen Extract aus einer Rechnung über Einnahme und Ausgabe der damals der Stadt Wilsdruff zugefloffenen Wohlthaien mit, deren Original sich in den Händen des Herrn Stadtrichters Damm allhier befindet, welchem wir für die freundlichen Mittheilnngen jener Rechnung verbindlichste danken. Nack jenem Aetenfiück Nnn-den die AbaebrmuttutllM. Wilsdruff mit Korn beschenkt, wie folgt: 6 Scheffel Korn von Samuel Winkler in Riemsdorf bei Meißen, 12 Scheffel dergleichen vom Rittergut Scharfenberg, 11 Scheffel 4 Metzen von der Gemeinde zu Weistropp, 23 Scheffel Korn von der Gemeinde zu Röhrsdorf, 6 Scheffel von Pesterwitz, 9 Scheffel von Hühndorf, 7 Scheffel 8 Metzen von Wild berg, Parochie Weistropp, 30 Scheffel von Grumbach, 17 Scheffel 12 Metzen von Naustadt bei Meißen, 12 Metzen von Rennersdorf, Parochie Brießnitz, 8 Scheffel 14 Metzen von Bockwen bei Meißen, 12 Scheffel 4 Metzen von Sachs- dorf, 12 Scheffel von Herrn von Ende auf Taubenheim, 8 Scheffel von Herrn Pastor Mag. Hacke in Tharandt, 2 Scheffel von der Gemeinde zu Spittewitz, Parochie Naustadt bei Meißeu, 5 Scheffel von Herrn Röder in Riemsdorf aus derselben Parochie, 6 Scheffel 8 Metzen von Köttewitz, Parochie Taubenheim bei Meißen, 6 Scheffel von Herrn von Nimskyw aus Possendorf bei Eschdorf, 6 Scheffel von Herrn Georg Staudte in Taubenheim, zusammen also: 193 Scheffel und 14 Metzen Korn. Hier von hat jeder Abgebrannte, so ein Haus gehabt, gleichviel ob groß ob klein einen Scheffel Korn erhalten, welches 142 Scheffel ausmacht. Jeder Hausgenosse und Auszügler aber erhielt einen halben Scheffel Korn, welches 51 Scheffel und 2 Metzen betrug. Auch sind in dieser Summe die Unterstützungen uit eingeschloffen, welche man den Ehefrauen von vier hier in Garnison stehenden Trabanten zufließen ließ. — Nicht minder erhielt der Diaconus Kandler, der Rector Müller, der Cantor Gebhard und der Stadtschreiber Kober oder einen Scheffel Korn. Die Gesammtvertheilung be trug 197 Scheffel und 2 Viertel; es verblieben daher 3 Scheffel, 2 Viertel und 2 Metzen Uebermaß. An Gerste waren eingegangen 13 Scheffel und 2 Metzen und zwar 6 Metzen Gerste von Weistropp, 2 Scheffel aus Röhrsdorf, 1 Scheffel 12 Metzen aus Hühndorf, 4 Scheffel 8 Metzen aus Bockwen bei Meißen, 3 Scheffel aus Taubenheim und 1 Scheffel aus Spittewitz, dieselben wurden unter die Abgebrannten ganz gleich vertheilt. Das Gesammtgeschenk an Hafer, den man unter die Besitzer von Pferden gleichmäßig vertheilte, betrug 13 Scheffel und zwar 6 Scheffel von Brendel in Wurgewitz, 1 Scheffel von Röhrsdorf, 2 Scheffel von Pesterwitz, 4 Scheffel von Frau Lehmann in Eckersdorf, Parochie Somsdorf. An Erbsen kamen nur 1 Scheffel 8 Metzen ein, welche die Gemeinde von Wildberg in der Parochie Weistropp schenkte. Der Gesammtbetrag der geschenkten Brode betrug 1514 Stück und zwar: 80 Stück vom Rittergutsbesitzer Morgenthal in Deutschen- Grumbach rühmte Christian Hauschild in einem Herrn Gerichtsbeisitzer Geßner zugehörigen Manu skripte, daß es am 6. Juni, also am Tage nach dem Brande, und auch später Brod, Butter und Käse auf dem Markte unter die Abgebrannten habe vertheilen lassen. An Niehl schenkte die Gutsherrschaft zu Miltitz elf Scheffel, Herr Pastor Funke in Wilsdruff 6 Scheffel, Frau Lehmann in Eckersdorf 4 Scheffel und das Kgl. Militair-Proviant-Haus zu Neustadt-Dresden 2 Faß (wenigstens 8 Scheffel). Dieselben wurden gleichmäßig unter die Verunglückten vertheilt. Die Stadt Freiberg schenkte 3 Scheffel Salz. An baarem Gelde sind von den einzelnen Gemeinden zusammen 1907 Thlr. 9 Gr. einge-