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Großenhainer MrlMiW- lÄ A«zchtb!M. Gedruckt, verlegt und rcdigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 99. Dienstag, den 30. August 1859. Erinnerung. Die auf die Grundsteuern des abgelaufenen dritten Hebetermins von vielen Beitrags pflichtigen noch zu leistenden Zahlungen sind nunmehr sofort und bis zum Schluß laufenden Monats an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme zu berichtigen, widrigenfalls zu dem gesetzlich vorgeschriebenen Zwangsverfahren unnachsichtlich verschütten werden muß. Der Stadlrath. "Großenhain, den 23. August 1859. Schickert. Lagesnachrichten. Sachsen. Dresden hat der im December 1858 veranstalteten Zahlung zufolge 117,750 Einwoh ner, darunter 109,816 Protestanten, 862 Refor- mirte, 276 Anglikaner, 5627 Katholiken, 151 Griechisch-Katholische, 337 Deutsch-Katholische, 679 Israeliten und 2 Mcnnonitcn. — In Meißen erschoß sich den 26. Aug. «in Barbiergehülfe, man sagt, in Folge einer beim letzten Schützenfeste mit seiner Geliebten stattgefundenen Differenz. Preußen. Für die bevorstehende Landtagsdiät ist das Ministerium des Innern mit dem Ent würfe einer ländlichen Polizeiordnung beschäftigt, welche die gutsherrliche Polizei beseitigen soll; auch hat dasselbe ein Gesetz über die Feststellung der Wahlbezirke entworfen, welches einem lange gefühlten Bedürfniß entgegenkommt. Die Vor tage über die Grundsteuerfrage und die Ehegcsetz- vorlage werden wiederum beim bevorstehenden Landtage cingebracht werden. — In Erfurt ist vor Kurzem noch rechtzeitig ein Verrath entdeckt worden, wodurch militärische Geheimnisse der königl. Gewehrfabrik zu Sömmerda einem aus wärtigen Staate mitgethcilt werden sollten. Auf dem Erfurter Bahnhofe entdeckte man nämlich bei einer wegen ihres auffälligen Gewichts zurück- gehaltenen Maeulatur-Scndung, daß in 38 Säcken Zündspiegel für die leichten Percussionsgewehre verpackt waren. Bayern. Die „A. Z." meldet aus Augsburg unterm 20. August, daß seit zehn Tagen jeden Morgen ein Zug österreichischer Kriegsgefangener daselbst ankomme, die sich ohne Ausnahme über die schlechte Verpflegung der österreichischen Armee beklagen. Die Tapferkeit ihrer Offiziere schildern sie über alles Lob erhaben. Bitter jedoch beklagen sie, wo es daraus ankam und trotz heldcnmüthiger Gegenwehr in der Minderzahl gewesen und durch ihre Reserven,nicht unterstützt worden zu sein, während die Franzosen immer wieder ablösten und frische Truppen ins Gefecht führten. Belgien. Der Prinz-Regent von Preußen ist in Ostende eingetroffen, wo er bis Mitte Scptbr. zu verweile^ beabsichtigt. — General Changarnier wird, wie cs beißt, von der durch die Amnestie ihm gewährten Erlaubniß, nach Frankreich zurück zukehren, keinen Gebrauch machen. Schweiz. Graf Cavour hat Genf wieder ver lassen, um sich nach Aix-les-Bains und Turin zurückzubegeben. — Das eidgenössische Ofsiziers- fcst findet am 4. September in Schaffhausen statt. Italien. Die kleine Gardaseeflottc, fünf vor trefflich gebaute Kanonenboote, wurden durch den französischen Cvntre - Admiral dem sardinischen Contre-Admiral Deauvard übergeben. — Der König von Sardinien empfing am 20. Aug. die Deputation einer Gesellschaft, welche eine Medaille zur Erinnerung an die Worte schlagen ließ, welche der König am 10. Jan. bei der Kammercröffnung gesprochen hat. Der Präsident des Comites, Man- coni, erinnerte in seiner Rede an die Worte des Königs: „Wir sind nicht unempfindlich für den Schmerzensschrei, der aus manchem Theile Ita liens zu uns dringt." Der König antwortete mit folgenden Worten: „Ich danke Ihnen für das schöne Geschenk, welches Sie mir bringen, und für die Worte, mit denen Sie es begleiten. Wahrhaftig, seit ich onfangen konnte, etwas zu unternehmen, habe ich mich ohne Unterlaß der großen Sache der Nation gewidmet; ihrer gedenk ich alle Tage, jeden Augenblick, in ihr und für sie lebe ich, und ich werde, ich fühle cs, mir diesem Gedanken und diesen Gefühlen sterben, dcß bin ich gewiß. Es haben sich Schwierigkeiten und Ungelegenheiten erhoben, über die man Herr werden muß, und das wird geschehen, denn ich war Zeuge des Mulbes und der Disciplin, deren die Italiener fähig sind. Für den Augenblick konnte man nicht weiter gehen, wie ich das so zuversichtlich gewünscht hätte. In Mitte vorübcr- gegangencr schmerzlicher Gefühle habe ich einen großen Trost gefunden; ich habe gesehen, daß die Italiener mich vcr-' standen und keinen Zweifel in mich gesetzt haben. Die Massen, wenn sie durch übermäßige Erregung hingerissen werden, beirren sich zuweilen, und ich würde leicht einigen ihrer Verirrungen Rechnung getragen haben, aber ich wie; verhole cs, ich habe ihnen nichts vorzuwerfen. Es erscheint unglaublich, daß in einigen Ländern, die uns abgeneigt sind, man nicht begreift oder es nicht zu begreifen sich stellt, dass