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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „WilLdrusfer Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4Uhr, Bezugspr. monatl. 2RM. sre! Haus, bet Postbestcllung 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld, Einzelnummer Ig Rps, Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- .. . stellungen entgegen. Im Fall-höherer Gewalt oder Wochenblatt für WllsdrUss U. UMgegeNd sonstiger Betriebsstörun- gen besteht lein Anspruch - - ... auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Dezember 1935 Nun macht die Herzen hoch und weit In dieser wundersamen Nacht, Da in der dunklen Winterzeit Der Stern von Bethlehem erwacht! Nun macht euch frei von Hast und Drang Und fühlt des Gottessriedens Wehn. Da wir beim Weihnachtsglockenklang Dor Jesu Krippe betend stehn! O fühlt des Wunders tiefe Macht, Das allen Menschen heut' geschehen: Ein Kindlein hat das Heil gebracht Der Welt aus ew'gen Himmelshöhn Und wie beglückt wir betend knien Dorm Kindlein, das der Herr gesandt, Will Frieden in die Herzen ziehn Und Licht und Glanz ins Erdenland. O hebt den Blick zum Stern empor, Der überm Stalle strahlt und gleißt, O lauscht der Engel Iubelchor, Der Gottes Gnade, euch verheißt, Und fühlt, daß euch nicht Reichtum frommt Und daß nicht Wissen glücklich macht, Daß wahres Glück auf Erden kommt Nur aus der Liebe tiesen Macht! O tragt des Himmelslichtes Schein, Der Engelchöre süßen Schall In eures Herzens tiefstem Schrein Mit in den Alltag heim vom Stall, Damit, was euch so froh verwirrt, Da Gottesglanz sich euch enthüllt, Auf Erden endlich Wahrheit wird Und Liebe alle Welt erfüllt! Felix Leo Göckeritz. (Heinrich Hoffmann — M-f Die Weihnachisösifchast. Von Pfarrer Heyden. Wieder umfängt uns Weihnachten mit seinem Lichter- tzlanz, und wir entzünden die Kerzen in der heiligen Nacht und an den Tagen nach Weihnachten. Wo Kinder im Hause, sind wir Erwachsenen mit ihnen fröhlich. Uns allen ist's wie eine Erinnerung an ein Kinderparadies. Und es ist uns, als müßten wir in dieses Paradies für einen Abend wenigstens flüchten aus allem, was uns das Leben oft so freudlos macht. Selbst in die ärmste Hütte und in das traurigste Herz will sich ein Strahl der Freude stehlen. Für Stunden, für Tage ein wenig Freude nur! Aber wenn diese vorübergehende kurze Freude vorbei ist, was dann? Ist es dann nicht um so dunkler um uns her? Wie eine tiefe Sehnsucht bricht es in jedem von uns in diesen Tagen auf, diese Weihnachtsfreude möchte nicht so schnell wieder vergehen, sondern der Eindruck dieser Freude möchte doch recht lange bleiben. Freilich, wenn Weihnachten eine wirklich bleibende Freude sein sollte, dann müßte es etwas ganz Großes sein, was uns Erwachsenen auch im Dunkel des Alltags und in den Kämpfen des Lebens nickt verlorengehen kann. Deshalb tun wir wohl recht daran, wenn wir uns aus die große Freude besinnen, die Engelsmund in der heiligen Nacht verkündet und die allem Volke widerfahren ist. Entweder ist es nur eine fromme Mär, die nicht Engelsmnnd uns verkündet, sondern die die Sehnsucht der Menschen erdichtet hat. Dann allerdings wäre Weih nachten nichts als ein frommer Selbstbetrug, und die Freude würde mit dem Lichterglanz der Weihnacht wieder verlöschen. Oder aber Weihnachten ist wirklich etwas ganz Großes, das Größte, was es je auf Erden gegeben Hai, und das Recht, das jeder Mensch, auch wenn er cs im Leben noch so schwer hat, auf Freude hat, erhält zu Weih nachten seine Bestätigung. Denn Freude, die allem Volke Widerfahren wird, heißt eben doch gerade, daß niemand ausgenommen ist, selbst wenn sein Dasein noch so frendlos wäre. Die ganze Größe und die innere Gewalt des Weihnachtsevangelinms ist die, daß Gott, der Schöpfer und Beherrscher der unendlichen Sternenwclt, sich uns Menschen auf unserem kleinen Planeten Erde mit seiner- ganzen Größe, Allmacht und Güte in Jesus Christus ge zeigt hat. Mit Freude und Dankbarkeit dürfen wir als Christen uns Weihnachten daraus besinnen, dah^cs keine erdichtete Mär ist, deren wir in froher Stimmung gedenken, sondern daß es wirklich Tatsache ist, was Martin Luther von dem Lichte singt, das Gott in Jesus Christus uns geschenkt hat: „Das ewig' Licht geht da Hinern, es gibt der Welt einen neuen Schein, es leucht' wohl mitten in der Nacht und uns zu Lichtes Ändern macht." Es hat wohl manchen gegeben, der uns Menschen von Gott Großes und Tiefes gesagt — zu allen Zeiten und in allen Völkern. Aber bei allen ist es so, als läge über dem, was sie uns von Gott gesagt und was sie von dem Ver hältnis des Menschen zu Gott gesprochen, noch ein Dunkel wie ein Schleier, der Gottes ganze Majestät und Erhaben heit und Güte noch verdeckt. Entweder sehen sie Gott zu klein und den Menschen zu groß oder aber Gott ist ihnen so groß, daß cs ihnen unmöglich dünkt, daß der Mensch je zu Gott finden kann. Denn je größer ein Mensch von Gott denkt, um so ernster sieht er die Kluft zwischen Gott und uns Menschen. Gerade die Frömmsten sind oft er schüttert davon, daß sie selbst zu Gott kommen möchten und nicht zu ihm finden können und auch ihren Mitmenschen den letzten Weg und das letzte Ziel nicht zeigen können. In Jesus Christus aber sind all diese Schleier zer rissen; ganz klar und rein und offen liegt vor uns zutage, wie Gott in Wirklichkeit zu uns Menschen steht und wie wir Menschen deshalb auch Gott gegenüber stehen dürfen. Deshalb sprechen wir von Jesus Christus als von der Offenbarung Gottes. In Jesus Christus gibt Gott uns die Antwort aus unsere Sehnsucht: Da wir nicht zu ihm finden können, weil wir uns von ihm abgewandt und die Sünde (d. h. wörtlich die Sonderung von Gotts wie eine Heiligabend auf Posten. (Scherl Bilderdienst — M.) Mauer zwischen ihm und uns steht, sucht Gott durch ihn den Weg zu uns und erschließt uns in ihm sein Herz. Jesus hat es in die Worte gekleidet: „Dir sind deine Sünden vergeben!" DasistderKern der Weihnachtsbotschaft. Im Deutsch des 20. Jahrhunderts heißt das: Was uns Menschen von Gott trennt, soll uns nicht mehr trennen; Gott selbst reicht uns in Jesus Christus die Hand; wir Menschen dürfen mit großem Vertrauen auf seine Güte und Hilfe zu ihm kommen und uns von ihm Kraft für den Kampf des Lebens schenken lassen, wenn es durch eigene oder fremde Schuld in unserem Leben nicht mehr vorwärtsgchen will. Wo hat Jesus das größer und tiefer gesagt als in jenem Gleich nisvomverlorenenSohn,Lukas15, wo es von dem barmherzigen Vater sinnbildlich so schön und lies heißt: „Als der Sohn noch seine von dannen war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn sein und er lies ibm entgegen"? So ist Gott — daran will uns der Geburtstag Jesu Christi erinnern — in steter frerMger Bewegung zu allen Menschen, um ihnen zu Helsen So haben es unsere Vorfahren schon vor über 1090 Fahren erfahren dürfen, als sie dem Gottesgesandten Jesus Christus den Namen Heliand als Ehrennamen beilegtem» Der Heiland und Arzt, der die Wunden verbindet unk heilt, wo Krankheit und Not ist, hat ihr Leben reich ge macht und ihnen in allem Schweren, womit sie nicht fertig wurden, die Kraft geschenkt, die wir uns allein nicht geben können. Vor ihrer Seele stand dieser Jesus Christus, der im Kampf für die Wahrheit seinen Weg, allen Mächten zum Trotz, im Vertrauen auf Gottes Hilfe bis zu Ende ging, als der große Helfer, der auch die Starken zum Raube haben will, als der Sieger über alle Mächte der Finsternis, ja selbst über den Tod, als der auferstandens Christus, der Herr, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. „I e s u s i st S i e g e r!" So klingt es durch die Jahrhunderte hindurch wie ein Triumphgesang in den Herzen aller Deutschen, die mit Ernst Christen sein wollen. Wie recht hat das Kinderlied, in dem es heißt: „O wärst du nicht gekommen in jener heil'gen Nacht, wieviel wär uns genommen, das heut uns Freude macht!» Wollen wir unser Herz nicht offen halten für diese Freude, die nie vergeht und die uns ins neue Jahr hin- übergcleiten will, um uns im Kampf des Alltags den Frieden und die Spannkraft zu geben, die wir uns allein nicht geben können? Und sollte es uns nicht ganz von selbst dazu drängen, von Mensch zu Mensch über alle Gegensätze hinweg immer mehr zusammenzufinden, wo Gott uns in Jesus Christus so wunderbar begegnet? Weihnachten, das Fest der Liebe, der Liebe Gottes zu uns Menschen und der Liebe der Menschen untereinander, wir würden es recht feiern, wenn wir, wie Luther es einmal gesagt, uns bemühten, „einer des anderen Christus zu werden".