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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110214024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-14
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Bezugs-Preiv lür L*ip»ia imd Voror» durch u««r, Trtg« uqd Spedtleur« Lm«l ttaisch »« H«I gebracht: ttv ^ouaü., L.7V »iert«Ijädrl. v«t uni«, AUiat« ». Ln» »»»««ftrLen «bgedoU, 7H »uaail., L^S v>erttljL!,rl. Durch dt« V»ft: »»»«halb Deuitchland« und der drullchen <»lmne» inerteljährt. tt.Sb ««all. 1^4 -ullchl. Postdrstcllgeld. ferner m Vrlgien, Dänemark den Doaauftaaten, Jtulreu, Luremburg, Ntederlund«, Nor- w«»a Oeycrrc,ch-Ungar», «ußlaad, Echweden, Schwei, u. Spanien. In allen übrig«, Staaten nur direkt durch di« »«ichLktliell- de» vlatte» «rhtitUch. Da« Leipziger Tageblatt erichrini 2 «al ltglich. Sonn» ». Feicriag« <nn morgen«. «donnanieut-Mnnabm«, Uugulvulplatz 8, b« uni««» Trägern. Ailiale». Spediteur«, und Ltmahmetzelleu, sowie BoÜLuwer» uuo Briefträgern. ü«»,,lv,rka»»«»rai« »« Mora«- «chgab« 1V da, «idend->»«gabe g dirdaktion and «eschLftdkrüa» Johanni»,asie v. Seruiwwcher- t««L l««LLH Abend-Ausgabe. tip.ügtrTagtblatt Handelszeitung. Nmisvlatt -es Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. ^iuzelgeu. Preis chr Swerar» »u« Lew,,, und Umgedung di» Sgeioalren» bl) mm breit» Betitel' 2b die 7« rum breit« !»eklamr,et1r l von ««wärt» ut) «ellaine» t.äv Jaieratr «n BebSrden >» «mll,a>en Teil di« 7« mm breit, Petit,eil» «o »Bchäftsan^iqen mit Plavvoriari,,«, und in der Abe»dau«gad« >n> Tre», erhöht, öladakt nach Laris. Bcilageqebudr L> p. Lauleno ,,kl. Postgebühr. Z«terteUr» Aullräge können nicht zurück- gezogen werden, Füc da» ^richernen an bestimmt«. Tagen und Plätzen wird kein« Äaranne übernommen. etnzeigeii. Annahme t tlugultutplatz ", d« sämtlichen Filialen u. allen Annonce», Ltt-edmoa>ii de» In» und Au«lanbe«. chaupt Oiltal, Veelt»! Earl Dnockee. Herzog, Bahr. polbuch- yanolun, tlü^owst,»!,» KT cTelevhon Vt. Ar. «««-. Haupt-Ailtate Lredbriu S««ür»»e «, i iTeleptzon 4üüi . Ar. 45 l05. Ishrgsny. Viens»», üen lä. Februar lSll SarisUtemokrstie unü Spsrksllen. Die Statistik der letzten Sparkassenergebnisse ist in noch höherem Grade als die letzte Uebersicht über die Einkommenbesteuerung in Preußen geeignet, einen sicheren Maßstab zur Beurteilung der Lage der wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungsschichten zu liefern. Die Sozialdemokratie, der die ständig wachsenden Sparkasseneinzahlungen äußerst unbequem sind, weil sic die b est e W i d e r l e g u n g des Schlag wortes von der Massenverelendung bilden, ist zwar aufs äußerste bemüht, den Sparkassen den Charakter der „Bank des kleinen Mannes" abzu sprechen. Aber der Nachweis, daß es die Mittel schichten oder gar die reichen Leute sind, die ihr über flüssiges Geld in der Sparkasse anlegen, ist ihr anderseits auch noch nicht gelungen, so daß es mit der „Bank des kleinen Mannes" doch wohl seine Nichtigkeit haben muß. Nach der jüngst vorgelegten amtlichen Statistik für 1909 ist auch dieses Jahr, so weit es sich um den Zuwachs an Sparkassenbüchern und um Einlagen handelt, ganz außergewöhnlich günstig verlaufen. An Sparkassenbüchern wurden in Preußen 1 772 254 ausgegeben und 1 251 393 zurück genommen, so daß sich bei den berichtenden Kaffen ein Zuwachs von 520951 ergab. Im ganzen waren 12 362 140 Bücher im Umlauf, das heißt 31,04 auf je 100 Einwohner. Die Spareinlagen haben ein Wachstum erfahren wie noch nie zuvor, so daß sie den Betrag von 10.33 Milliarden überschritten. Es wurden 309,84 Millionen Mark Zinsen zugcschrieben und 2 961,33 Millionen Mark Neucinlagen gemacht, denen 2 506.48 Millionen Mark Rückzahlungen entgegen standen, so daß ein Ueberschuß von nicht weniger als 764,69 Millionen Mark (in den Jahren 1908 bis 1904 rückwärts: 451,27, 331,68, 493,52 und 534,21 bzw. 531,55 Millionen Mark) sich ergab. Das Berichtsjahr zeigt durchweg in allen Provinzen viel günstigere Ziffern als das Vorjahr. Auch der Ueberschuß der Neueinlagen über di« Rückzahlungen ohne die zu geschriebenen Zinsen war noch nie annähernd so groß gewesen, am höchsten in den Jahren 1901 bis 1905 mit durchweg etwas über 300 Millionen Mark/ sehr niedrig u. u. im Jahre 1907 mit nur 67.34 Millionen Mark. Der Eindruck dieses Nachweises einer ungewöhn lichen und dauernd zunehmenden Spark rast gerade der breiten Bevölkerungs schicht, die infolge der „kapitalistischen Auspowe rung" des „Brot- und Fleischwuchcrs" usw. bekannt lich „am Hungertuche nagt", muß auf das sozialdemo kratische Hauptorgan sehr deprimierend gewesen sein. Denn der „Vorwärts" greift, nachdem er den Be stand sämtlicher deutschen Sparkassen nach den obigen preußischen Zahlen für Ende 1909 auf 15 500, sür Ende 1910 auf 16 500 Millionen Mark berechnet, also einen jährlichen Sparüberschuß der wirt schaftlich schwächeren Bevölkerungsschicht von einer Milliarde Mark zugegeben hat, zu einem geradezu erheiternden Mittel, um die Wirkung dieser Ziffern auf die Arbeiter abzuschwächen. Er stellt unter Berufung auf ein in den weitesten Kreisen unbekanntes bürgerliches Bankblatt die Behauptung auf, es handle sich hier nicht um einen „wachsenden Wohlstand des Volkes", sondern um eine — Vor schiebung großer Kapitalssummen, die sonst den — Kreditgenossenschaften zugeflossen „wären"! Der Beweis dafür wird nicht erbracht, vielmehr wird mit geteilt, daß auch die Bestände der Kreditgenossen schaften um 150 Millionen Mark gewachsen sind. Aber dieser Beweis ist auch überflüssig. Denn wenn die Arbeiter, kleinen Beamten, Angestellten, Dienst mädchen usw. ihre jährlich ersparte Milliarde bei den Kreditgenossenschaften anlegen würden, so würde das die sozialdemokratischen Tendenzlügen von der traurigen oder gar immer trauriger werdenden Lage unseres Volkes doch ebenso widerlegen! Es kommt doch nicht darauf an. wo diese Milliarde an gelegt wird, sondern darauf, daß sie überhaupt gespart werden kann! Es ist traurig für die Sozial demokratie, aber es ist einleuchtend, daß ein Volk, dessen wirtschaftlich weniger günstig gestellte breite Schicht immer noch jährlich eintausend Millionen Mark ersparen kann, der unerbetenen Hilfe und der zudringlichen Ratschläge der Sozialdemokratie eigent lich nicht mehr bedarf! Oie neuen Unruhen in Süüweltstrlks. Zu der in der heutigen Morgennummer veröffent lichten ernsten Botschaft aus Sudwest- afrika, wonach Eingeborene im Süden unserer schmerzensreichen Kolonie mit Anhängern des vor knapp drei Jahren nach der Kapkolonie entwichenen Häuptlings Simon Copper Verbindung gesucht haben, um das deutsche Schutzgebiet erneut zu beun ruhigen, sei erläuternd mitgeteilt, daß der Schau platz dieser Bewegung südlich von Warmbad liegt. Simon Copper hatte sich seinerzeit bei seiner Flucht über die englische Grenze eines unverständlich weiten Entgegenkommens der britischen Behörden zu er freuen und scheint jetzt dafür Rache nehmen zu wollen, daß er von dem deutschen Schutzgebiet verjagt worden ist.' Die Bedeutung der Bewegung darf man nicht unterschätzen, da Simon Copper bei den Hottentotten wie ein Nationalheld verehrt wird. Es wird schwerster Anstrengung bedürfen, dieses gewandten und ge» gefährlichen Hottentottenführers habhaft zu werde». Wir hoffen, daß von amtlicher Seite alles Nötige getan wird, damit der bedrohte Süden der schwer heimgesuchten Kolonie vor größeren und lang wierigen Erschütterungen bewahrt bleibt. Der „Berl Lok.-Anz." erinnert aus Anlaß dieser Meldung an das verlustreiche Gefecht im März 1908, das die deutschen Truppen unter Hauptmann v. Erckert mit den Banden Coppers zu bestehen gehabt hatten. Die deutsche Expeditionskolonne griff damals Coppers in der Kalahari gelegene Werst an, wobei zwei Offiziere und zwölf Mann fielen und drei Offi ziere und 14 Mann verwundet wurden; unter den Ge fallenen befand sich auch Hauptmann o. Erckert, und von den schwer verwundeten Reitern erlagen später noch zwei ihren Wunden. Aber der Zweck des An griffs war erfüllt. Die Werft wurde aufgehoben, und simon Copper rettete sich in die Kapkolonie, von wo er jetzt einen neuen Vorstoß unternimmt. Oieüerjch Sahn, üer vergebliche. Die Persönlichkeit des Direktors des Bunde- der Landwirte, des ruhmreichen Reichstagsabaeordneten Dr. Diederich Hahn ist wiederholt Gegenstand kritischer Erörterungen gewesen, die für ihn durchaus nichts Schmeichelhaftes enthielten. Für die slrupel lose Methode, mit der dieser Mann Tatsachen gruppiert und Tatsachen — vergißt, wenn es ihm zweckmäßig erscheint, liefert die „Berl. Volksztg" einen trefflichen Beweis. Wir leien da folgendes: „Bei den Verhandlungen des Reichstages über die Zulassung der Volksschullehrer zum Laien- richteramt hatte Herr Hahn den Auftrag aus zuführen. den Umfall seiner Partei zu verteidigen. In der Kommission hatten Konservative und Reichs partei gegen die Zulassung der Lehrer gestimmt und jetzt beanspruchten die Konservativen die „Priorität" für ihren Antrag, der diese Zulassung forderte. Herr Dr. Hahn suchte durch einen großen Wortschwall die Aufmerksamkeit der Hörer von der Hauptsache auf Nebendinge abzulenken und sprach darum von „Lehrerbcsoldungskassen", vom „Deutschen Lchrerblatt", vom „Neuen Preußischen Lehrerverein" und von der politischen Stellung der Landlehrer. Dabei spielte sich folgende Episode ab: Abg. Hahn: Heut« liegt die Sache nicht mehr so wie früher: wir haben einen Neuen Preußischen Lehrcrverein mit einem eigenen Blatt, dem „Deutschen Lehrerblatt". (Zuruf links: „Was zahlen Sie dafür'?") Der Abg. Fischbeck macht mir den parlamentarisch Loch recht ungebräuchlichen Zwischenruf: Was zahlen Sie dafür'? Oder die Mehrer an uns'? Gar nichts! Wir zahlen nichts dafür! (Ach?! links.) Nein, mein« Herren, wir zahlen nichts da für, sondern dies Blatt wird durch die Zusammen wirkung der Lehrer und eines hiesigen, den Agrariern nahestehenden Verlages herausgegeben. (Zuruf links.) Nicht einen Pfennig, meine Herren, diese unerhörte In vektive weise ich zurück (Bravo! rechts, Un ruhe links) — als ob der Bund der Landwirte dafür etwas zahlte! Was aber schrieb der Direktor des Buirdes der Landwirte, derselbe Herr Dr. Diederich Hahn, am 14. Dezember 1908 in einem vertraulichen Briefe an die konservativen Abgeordneten und Vertrauens männer des Bundes? Folgendes: „Sollen aber die Aufwendungen, die von seilen des Bundes der Land wirte und der „Deutsch. Tagesztg." für das „Dtsch. Lehrerblatt" gemacht worden sind, nicht umsonst gemacht worden jein, soll die für uns so günstige und unsere Bestrebungen unter stützende Bewegung der Landlehrer von Dauer sein, so muß die Möglichkeit gegeben werden, ihnen in unserem neuen Organ außer den Artikeln, die ihre Interessen vertreten, auch andere wirtschaftspoli tische Kost vorzusetzen." Wann hat nun Herr Hahn eigentlich die Wahr heit — verschwiegen ?" U. A. w. g. politische Aschrichten. Mandatsmüde. Der fortschrittliche Abgeordnete Schrader, der Vertreter für Dessau, hat sich endgültig entschlossen, nicht wieder zu kandidieren. Im Wahlkreise Dessau Zerbst wurde Schrader 1907 als Blockkandidat mit 19 183 gegen 13 322 sozialdemokratische Stimmen gc wählt. Hammerstein und Bennigsen. Die „Köln. Ztg." erhält von dem Gouverneur a D v. Bennigsen folgende Zuschrift: „Nach einem in der „Deutschen Tageszeitung" Nr. 78 erschienenen Referat über eine kürzlich in Badbergen gehaltene Rede des früheren Landwirt schaftsministers Frhrn v. H a m m e r st c « n - L o x - ten soll dieser behauptet haben: „Er habe nie als Beamter seine Gewalt dazu benutzt, um auf das zahlreiche Personal durch erneu Druck politisch cinzuwirken. Adweicheno von Bennigsen, der seine Stellung dazu benutzte, das ihm unterstellte Beamtenheer für seine Partei dienstbar zu machen, habe er nie auf die politische Gesinnung 'einer Untergebenen eingewirlt. Dies zu konstatieren sc, ihm Be dürfnis." Ich kann zwar nicht annehmen, daß Herr v Ham merstcin, der mit meinem verstorbenen Vater de freundet war. und dessen Tätigkeit als Beamter und Politiker genau verfolgt hat. eine derartige Aus sührung gemacht bat. Immerhin halte ich es aber sür notwendig sestzustellcn. daß diese Behauptung, soweit sie sich auf meinen Vater bezieht, eine lrasse Unwahrheit ist, wie st r e n g konser » a t i v e B e a m t e, die unter meinem Vater gearbeitet haben, z. B. der Regierungspräsident Heinrichs in Lüneburg, a m besten b s st ä t i g e n könne n." Wre wir bereits am Montag mitteilten, hat sich der geschäftssiihrende Ausschuß der nationalliberaleu Partei bereits um Aufklärung an Herrn v. Hammer stein gewandt. Hoffentlich erfolgt sic recht bald. Der Landtag der Herzogtümer Kodurg und Gotha. , Koburg, 14. Februar. (Priv.-Tel.) Der gemein schaftliche Landtag der Herzogtümer Koburg und Gotha ist auf den 21. Februar zur Etatsdcra- tung nach Gotha einberufen worden. Allgemeiner Ausstand in Italien in Sicht? In Parma fand, Blättermeldungen zufolge, ein Kongreß der in einem Syndikat vereinigten Arbeiterorganisationen Italic ns statt: es waren eine Viertelmillion Arbeiter vertreten. Man beschloß, im Falle eines Versuches der Regierung, den E i s e n b a h n e r a u s st a n d gewaltsam zu unte r- drücken, in Italien den allgemeinen Aus stand zu erklären. Die bitteren Lehren des französischen Eisenbahner- Unser neuer Uomsn im Mnädlstt. In der morgigen Abendnummer beginnen wir mit dem Abdruck eines neuen Romans aus der Feder des bekannten Weimarer Dichters Max Geißler „Der Movrhvf". Geißler, der seinen frühen Ruhm durch eine An zahl hervorragender Kulturromane begründete, die in hohen Auflagen unter den deutschen Lesern ver breitet sind, zählt heute zu den besten unü beliebtesten Autoren. Sein „Moordorf", Am Sonnenwirbel", „Hütten im Hochland", „Goldene Türme" und letzt lich die „Glocken von Robbensiel" bedürfen hier keines Lobes mehr. Das neue Werk, mit dessen Ab druck wir morgen an dieser Stelle beginnen, führt uns in ein b ä u e r l i ch e s M i l i e u. Es wird dem Leser Freude und Vergnügen machen, das schlichte, ar beitsame Volk des Moores in seinem Treiben und Denken zu belauschen und aus mancher derben Szene das warmpulsierende Leben der Natur, unverfälschter Menschheit zu empfinden. Die Kunst des Dichters offenbart sich in herzhaft zugreifender Schilderung, in der Kraft prächtiger Darstellung. Diese frische dichterische Schöpfung wird dem Dichter neue Freunde gewinnen. n Lein eigener Sohn. Roman von R. Ottolengui. (Nachdruck verbaten.) Der Richter war damit einverstanden. Barnes benützte den nächsten Zug nach New Port und erfuhr dort von dem Geheimpolizisten, daß die Frau keinen Versuch gemocht habe, ihren Wohnort zu wechseln, da sie vielleicht nach dem Vorfälle in ihrer Wohnung ein gesehen hatte, wie aussichtslos ein solcher sein würde. Er begab sich sofort in ihre Wohnung und wurde empfangen. Als er eintrat, begann sie in unfreund lichem Tone: „Ich weiß nicht, warum ich Sie eigentlich emp fange!" „Aber ich weiß es!" war die kecke Antwort. „Warum?" „Weil Ihre Neugier Sie dazu veranlaßt hat!" „Sie sind scharfsinnig: Befriedigen Sie also meine Neugierde!" „Ich komme hierher, um Ihnen meine Entdeckun gen zu erzählen." „Nun?" „Ich sollte Ihren Herrn Gemahl finden." „Jawohl. Und?" „Ich habe ihn gefunden." „Wo?" „Wo ich Ihnen sagte, daß ich ihn finden würde. Er verließ diese Stadt mit dem Vorsatze eines Mor des, und ich suchte ihn in der Nähe des Schau platzes." „Er hat jemand ermordet? Ich glaube es nicht." „Nein, sein Verbrechen fiel auf. ihn selbst zurück." „Wie meinen Sie das?" „Er ist tot." „Gnädiger Gott!" „Jawohl. Der Allmächtige ist ihm gnädig ge wesen, wenn wir überlegen, welche Taten er voll bracht hat und noch im Sinne hatte. Seine Opser haben mehr gelitten als er. Jetzt wollen wir aber Las Geschäftliche abmachen. Kommen Sic sofort mit wir!" „Wie? Wohin?" „Nach New Hampshire! Hören Sie! Ihr Mann, wie Sie ihn nennen, ging dorthin, um ein Verbrechen zu begehen, womit er vor vielen Jahren gedroht hat. nämlich, Lewis zu töten. Er erreichte das Haus und traf Lewis. Dieser aber hatte sein Kommen seit lan gem erwartet und war sür seine Ankunft vorbereitet. Bevor Ihr Mann seinen Vorsatz ausführcn konnte, machte eine Kugel seinem Leben ein Ende." „Mein Gott! Das ist ja schrecklich! Warum ging er? Ich sagte ihm doch, daß der Mann sich nicht so ohne weiteres erschießen ließe!" „So! Also wußten Sie von seinen Absichten, be vor er ging, — genau wie ich annohm. Da es ihm indeß nicht gelang, können Sie nicht unter Anklage der Mitschuld verhaftet werden. LVeiter! Lewrs tötete Marvel, wie ich gesagt habe. Hierauf ver suchte er, den Leichnam als seinen eigenen, sich selbst als seinen eben von der See zurückgekehrten Sohn aus zugeben. Dieses wäre ihm auch gelungen, wäre nicht durch eine Reihe unglücklicher Umstände seine Nichte in die Sache verwickelt worden. Da er dachte, ihre Unschuld könne nicht anders bewiesen werden, beging er Selbstmord und hinterließ ein volles Geständnis." «Ich sehe nicht ein, was mich das alles angeht!" „Das werden Sie in einem Augenblick sehen! Wenn die Wahrheit bekannt wird, muß dieses Mädchen dann auch erfahren, wer und was ihr Vater gewesen ist, abgesehen von der Tatsache, daß ihr Onkel rhn erschossen hat Dies soll nun nicht geschehen! Die Gerechtigkeit erfordert Lies nicht, und ich will dem Mädchen eine Zukunft ermöglichen, die nicht durch solche Erinnerungen getrübt ist." „Wie wollen Sie die Wahrheit verbergen?" „Ich muß eine Geschichte erfinden, die auf alles Geschehene eine befriedigende Antwort gibt, und Sie müssen diese Geschichte erzählen!" „Das werde ich. nicht tun!" „Oh gewiß, das werden Sie tun! Es wird Ihnen keine andere Wahl übrig üleiben." „Ich sage Ihnen, ich werde es nicht tun! Wer ist das Mädchen? Die Tochter der Frau, die über den Ozean kam, um mir den Mann zu rauben!" „Sie und dieser Monn haben durch Ihre herzlose Behandlung jener Frau ihr Leben aus dem Gewissen." „Das ist mir gleichgültig! Wenn Sie glauben, ich werde Ihnen behilflich sein, die zarten Gefühle des Mädchens zu schonen, kennen Sie mich schlecht!" „Gerade, weil ich Sie zu kennen glaube, bin ich so überzeugt, daß Sie mir helfen werden." „Wieso meinen Sie das?" „Sie müssen zwischen zwei Dingen wählen: ent weder Gehorsam mir gegenüber, oder vollständige Mittellosigkeit!" „Wieso?" „Ich werde es Ihnen erklären. Marvel war mit der Mutter des Mädchens verheiratet, und dieses Mädchen ist sein Kind. Seine Frau war noch »m Leben, als er Sic heiratete, und nach Ihrem eigenen Geständnis in Paris wußten Sie davon. Wenn Sie sich in diesem Staate verheiratet hätten, könnte ich Sic wegen dieser Heirat einstecken lassen: zu Ihrem Glück haben Sie auswärts geheiratet. Ich will Sic indeß nicht so leicht entwischen lassen! Sie hoben Marvel wegen seiner Stellung und wegen seines Ver mögens genommen, und so denke ich, werden Sie um Geld alles tun. Daher werde ich Sie durch Ihre Geldgier leiten. Wenn Sie in Ihrem Eigensinn be harren, werde ich alles, was ich erfahren habe, aus sagen, unü die nötigen Schritte veranlassen, daß Marvels Eigentum seinem gesetzmäßigen Erben, das heißt, seiner Tochter, zufällt. Ferner werden Sie olles Geld, das sich noch von ihm in Ihrem Besitze oorfindel, herauszahlen müssen. Dies wird mir leicht fallen, da ja aus üen Pariser Akten hervorgeht, daß Sie nicht seine rechtmäßige Frau sind und Sie deshalb überhaupt keine Ansprüche auf etwas von seinem Eigentum haben." „Wie kommt es, daß Sie so gut unterrichtet sind?" „Es ist mein Beruf, gut unterrichtet zu sein. Ich habe keine Zeit zu verlieren. Wählen Sie!" „Sie sind ein Teufel!" knirschte sie. Hierauf, nach . kurzer Ueberlegung, fragte sie: „Was soll ich tun?" „Gut, Sie sind auch üer Ansicht, daß mein Vor- schlag annehmbar ist? Sic sind vernünftig! Gut also: Sie werden mich begleiten, und während üer Fahrt werde ich Ihnen erklären, was ich von Ihnen wünsche. Gehorchen Sie mir, und cs sott Ihnen nichts Schlimmes geschehen!" Die Verhandlung über den Leichnam, der in dem geheimen Gemacht entdeckt worden war. zog noch eine größere Menge Zuhörer an, als die erste. Alle waren gespannt auf üie Erklärungen, die Barne- geben würde, und von allen Seiten wurde er beglückwünscht. Schließlich kam der erwartete Augenblick, und die Frau, die Barnes so ungern hierher gefolgt war, wurde aufgerusen. Dem Detektiv war es gelungen, den Bezirksanwalt von der Richtigkeit seiner geschickt konstruierten Erklärung des Verbrechens zu über zeugen: und so führte Tupper das Verhör nach Barnes' Angaben. „Wollen Sie bitte Ihren Namen angeden!" be gann er. „Frau Horace Paul." „Haben Sie den Leichnam gesehen?" „Jawohl." „Erkennen Sie ihn wieder?" „Jawohl! Es ist die Leiche meines Mannes." — Diese Aussage erregte großes Aufsehen. „Können Sie einen Grund angcben, warum er Herrn Lewis töten wollte?" „Er kannte Herrn Lewis schon lange: er Hal für ihn gearbeitet. Mein Mann war nämlich Architekt und Zimmermeister. Herr Lewis gab ihm. als er hierherkam, den Auftrag, ein geheimes Gemach tn seinem Haus einzurichten: Herr Lewis war ängstlich bestrebt, daß niemand von dem Versteck erfahren sollte: deshalb nahm er meinen Mann von so wüit her für die Arbeit. Er bezahlte ihm eine gewaltige summe dafür, wogegen er sich verpflichtete, nie mehr nach Lee zurückzukebren: daraus hat mein Mann ge schlossen, daß das Versteck als Aufbewahrungsort sür Geld dienen sollte. Er sprach so ofi davon, daß ich ihn, in der Befürchtung, er möchte danach forschen, überredete, mit mir nach Europa zu gehen. Unlängst indes bestand er darauf, nach Amerika zurückzukehren, da unsere Mittel zum größten Teil aufgezehrt waren. Ich dachte nicht, daß er sich nach so vielen Jahren noch des verborgenen Schatzes erinnern würde: aber jetzt sehe ich, daß er deshalb hierhergekommen sein muß." Nach dieser Aussage nahm Barnes das Wort: „Bevor wir diesen Fall den Geschworenen über, geben", sagte er, „möchte ich bemerken, daß dieser Mann nach Begehung des Verbrechens hier blieb mit der Absicht, Len Schatz zu heben. Herr Bnrrows
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