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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.10.1920
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19201005023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920100502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920100502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-05
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
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114. Jahrgang Abend-Ausgabe Ixhxxxtsjall« «» e. v«rl«, vr. «slx-sl» « «», Da« »rlpztUer r««e«an enl-Lll di« mnMch«, «ev»»t»ach»n^n des «a»e» und de« V-lt-eta««» der «t,»l »etpü«, de« «»Ogerichl« »rt»»i« und der «chAhhe, «umlsmtutoerl«, »«»dei iowt« »«Ichtevr«, «U>«« Metzdrve». Anzeigenpreis: S'.^LA. M. »»» »«h»«»«» >» »»n>ch«x r«u »i« Msspaisiisisu« M. «Lü. ».«»«». M.: KI«lx« »I« er-xpxrstllsj,«« V »sx Dlt. Utio, Ps1ch-N1ax,«lg«x «tt plidssNchklsl«« t» L>r«ll« «rdtdl. Platz ix» va«»xo»rlchr<t> »hx« V«rdIx»II<tzli«N. V«IIa,«xpr«l!< slr dl« S«la»t-,lla,« Md. lt.— „I!,, s«r T«llaifl«,, Mtz ÜI— x«U» Bezugspreis: L'.M*'?-""A »oseli. «N.1U-, »lerkel Iddri. fdr »ddoler »«»all. M. pbg. M-i-sx-Axsgsd« «leNl M» 7s« «xstllch, dldexd-Bxtgad« «ll«l> Mk L— »»«««llL. vxech x«I«rs «xts^rNg«, gtllaln M« Lax« X» drsch« »—«Mch M. IL—, »terlelldtzrltch M. Ai.—: dxrch dl« VxD N>x«rd«ld »«xllchlsxd« LeI-ml-Bx«eab« „xaNIch Äk, 7sU, »l«ri«l>ild»» Uch «7 m»0 <sx«lchil.buch pstidssts«,.»«»,> «x«>-x»«»«.I«xd, ix»xx«Nch M. IL— «x» Brxckl«ck«x-P»rl» «>x^lxx»»«'x: Mir,«» «xdx » Ptz, *d*xd.«»d^d« w VI. e»xxr»^4l»t,«d« « Vs Nr. 468 Dienstag,, den 8. Oktober 1920 Brüffeler Spitzen Mr wollen uns nichts vormachen: Die Brüsseler Konferenz hat in der Hauptsache den einen Erfolg gehabt, bah alle an ihr beteiligten Länder soviel Unkosten zu tragen haben, direkt un indirekt, daß mit diesem Gelde den Erwerbslosen einer Provinz in jedem Lande für ein Jahr geholfen wäre. Was hat allein die Presse an Ausgaben nötig gehabt, um die Bedeutung der möglichen Wirkungen der Konferenz monate lang abzutasten: was kostete der Nachrichtendienst; was verschlingt an Raum und Zeit das Kommentieren und Beleuchten der finanz technischen Offenbarungen, da alle fo fchön waren, datz eine Durchführung zur Unmöglichkeit wurde. Da war nun zusammen ein groß Konsilium der besten Geld- und Wirtschaftsmänner. Auf dem Tische lag der durch Blut verlust, Entbehrung und Hypnose leblos gemachte Körper Europas. Und die Herren Aerzte konstatierten: Der Patient ist sehr schwach, es must ihm frisches Blut zugeführt werden! Die Einigkeit in diesem Befund war imponierend und erweckte die kühnsten Hoffnungen. Leider konnte man sich nicht einigen über die Methode und über den, der das Blut hergeben sollte. Als die Frage akut wurde, klagten auch die gesundesten der Doktoren plötzlich über Schwächezustände. Bis auf einen: den Deutschen. Der ist nämlich wirklich so schwach, daß er sich kaum auf den Beinen halten kann und ausgerechnet er gibt jeden Tag ein erhebliches Quantum Lebenssaft ab. Aber es ist, als wäre die Vernunft in den fünf Kriegsjahren wirklich auf den Mars geflohen: die Gabe Deutschlands, die die ses Stück von Europa immer mehr absterben läßt, benutzt man nicht, um sie dem Ganzen zuzuführen, man frischt mit ihr das verblichene Rot am Kamm des gallischen Hahnes auf. Und ob wohl alle das Unsinnige eines solchen Tuns einsehen, wagt es doch keiner, Einspruch zu erheben. Das eben ist das Unglaub liche, daß die Männer, die als die trockensten Rechner gelten, dem Heldenaffen Frankreichs die Zukunft Europas zu futtern geben. Einer von den Kleineren auf der Konferenz, ein belgischer Bankier, hat die beste Rede gehalten, die vor und währen der Tagung gehalten worden ist. Es wird auch die beste bleiben noch der Konferenz. Er sagte: ^Wozu brauchen wir die kostspieligen Besatzun gen in Deutschland, die diesem Lande ungeheure Lasten auferlegen, ohne daß die Gesamtheit etwas davon hat? Wenn in diesem Jahre schon 4 7 Milliarden Mark für Be satzungen usw. aosgegeben worden sind, für die man Deutsch land belastet, dann fragt man sich doch, ob man das Geld nicht lieber von Deutschland nehmen sollte, anstatt es für Großtuereien zu vergeuden.' In der Kritik, dle in diesen Worten liegt, ist der ganze Un sinn der Versailler Politik getroffen. Auch die Teilnehmer an der Konferenz konnten sich dem Eindruck der Rede nicht ver schließen: tagelang hat man sich — inoffiziell natürlich — darüber unterhalten und die Spitze die für Frankreich darin lag, sorg fältig weiter geschärft. Bis dann der Amerikaner Boyden die zweite und etwas deutlichere Spitze blicken ließ in feiner Rede, deren Extrakt .war, «der Sieger müsse dem Besiegte» zuerst die Han- reichen.' Nach diesen Proben schien es, als hätten dle Doktoren wirk lich die Absicht, das Uebel gründlich anzupacken. Aber Frank reich, das so überaus empfindlich sein kann, hat von den Eng ländern gelernt, im richtigen Augenblick eine NaAornhaut anzu ziehen. Frankreich tat ein wenig verschnrwft, in seiner Presse wurde deutlich, wenn auch gemäßigt, über Amerikas Rüstungen geredet, dann batte das stolze Gesicht seine Schuldigkeit getan: man sprach nicht mehr — wenigstens nicht offiziell — von den Pflichten -eS Siegers. Bis dle Engländer doch noch der Haber stach. Klug, wie sie sind, brachten sie ihre Spitzen auf indirektem Wege an: sie ließen durch die englischen Journalisten melden, «die englischen Vertreter seien mit anderen der Meinung, datz Frankreich sich herbetlasfen müsse, in eine Festsetzung der deutschen Verpflichtungen zu willigen. Tue Frankreich das nicht, dann müsse d^r demnächst zufammen- tretende Völkerbund die Sache anschneiden . Es ist noch nicht zu sehen, was die französischen Zeitungen zu dieser Stichelei sagen. Es scheint, als hätten sie noch kein« Anweisung bekommen. Da Millerand aber Lloyd George mehr als gewachsen ist, kann man sich darauf verlosten, daß England an einer empfindlichen Stelle wird wieder gekitzelt werden. Zeigen diese Vorgänge nun auch deutlich, daß es im Ver bände faul ist, so zeigt anderseits auch die Tatsache, datz alle dle Großmächte ihre Kritik an Frankreichs Hartnäckigkeit nur in Form von Spitzen und Sticheleien vorzobringen wagen, wie fest Frankreich heute die Führung der Entente in Händen hält. Auf die Dauer geht das natürlich nicht gut; auf die Dauer werden weder Amerika noch England dem Gloire-Koller der Franzosen Gel- sofern. Aber es ist verfehlt, auf diesen Zeitpunkt zu war te» und daran irgend welche Hoffnungen für Deutsch land zu knüpfen. Vorläufig wird Frankreich forkfahren, Spitzen selbst schärferer Art an dl« vom V»ve I» fnuwe-Schreiern aofge- baoschte Trikolore zu heften. Di« Frage, was die Franzosen veranlaßt zu ihrem Europa schädigenden Verhalten — ob das dlotz die Begeisterung für die Aeldenpofe ist, ob Siegerwabn und Rachegefühl, oder hohe und gradlinige Politik — die Frage sei besonders behandelt. Heute genügt die Feststellung, datz ein Heer von sachver ständigen Weltärzten vor dem einen Kollegen in der Uniform sich beugte so bekanntes Bild aus der Kriegszett!) und datz selbst das Rumoren der — heut« allerdings auch etwas lahmen — Moskauer Totengräber es nicht vermocht«, die Sorge um den todkranken Körper Europas zu steigern. Und so wird, mögen st« > Wett to-schlecht!, und für uns wird das der einzige Trost sein, noch drei Wochen sich unterhatten, das einzige Resultat der Kon- daß man, wenigstens in sanften Spitzen, zum Ausdruck gebracht fereoz voll Brüssel die Konstatierung bleiben: Es geht der alten l hat, w o der Herd des Uebels sitzt. Lv. Der Betriebsrötekongreß eröffnet (Drahtderlcht uuserer Berliner Schrlftlettuug) Berlin, S. Oktober. 3n der .Neven Wett' begann heute vormittag 10 Uhr -er vom All gemeinen deutschen Gewerkschaftsbund und -er Arbeitsgemeinschaft freier Angestellterverdän-e einverufene 1. Kongreß der deut schen Betriebsräte. Der große Saal der .Neuen Wett' war schon lange vor Beginn -er Tagung gefüllt. An dem Kongreß nahmen 1000 Delecherbe, darunter 300 Borstände der freien Gewerkschaften, teil. Die Delegierten haben an langen Tischen Platz genommen, an denen sie nach Industrien geordnet saßen. Ls sind Bertreter der Land arbeiter, der Angestellten, Artisten, Film- und Kinoangehörtgen, der Musik, des Baugewerbes, der Metall- und Holzindustrie, des graphi schen Gewerbes, der Nahrungs- und Genußmittelbranche, der Leder, industrie, des keramischen Gewerbes, des Bewerbergungsgewerbes, des Transportgewerbes usw. erschienen. Die Bühne des Saales, auf der die Leitung des Kongresses Platz genommen hat, ist mit Blattpslairzen geschmückt, in denen Büsten von Marx, Lasalle uns Bebel ausgestellt sind. Bon Behörden sind erschienen als Bertreter des Reichskanzlers Staats sekretär Albert, vom ReichSarbeitsnünisterium die Ministerialdirek toren Beith und Dr. Flatau, vom Reichsroirtschaftsmtntsterium - e Ministerialdirektoren Seifarkh^ Löw« und Bissig. Das preußische Staatsministerium hat den Staatssekretär Göhr«, das preußisch« Handelsministerium den Geheimen Oberbergrat Den hold entsandt. Als Bertreter des preußischen Kultusministeriums ist anwesend Abg. Roldt, von -er Stadt Berlin Bürgermeister Dr. Reiche. Bon aus ländischen Regierungen sind Schweden, Norwegen und die Republik Georgien durch Delegierte vertreten. Der schweizerisch« und der öster reichische Metallarbetterverbanü haben gleichfalls Bertreter entsandt. Um Nil Uhr eröffnete der 2. Borlltzen.de des Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsdundes, Graßman», die Konferenz. Lr gab seiner Freud« darüber Ausdruck, daß zum ersten Male Kopf- un- Handarbeiter in so großer Zahl za gemeinsamer Arbeit zusammengetreten seien. Ls sei falsch, diesen Kongreß als Kind der Revolution zu bezeichnen. Trotz aller Bemühungen und Erfolge der gewerkschaftlichen Arbeit hab« dte Ennvicklung der sozialen Lage der Arbeitnehmer mit der Entwicklung des Kapitals nicht Schritt halten können. Die immer wiederkehrenden wirtschaftlichen Krisen der Vorkriegszeit, des Krieges selbst un- di« harten Bedingungen des Friedensvertrages Haden den Arbeitnehmern mit Gewalt di« Notwendigkeit vor Augen geführt, daß sie gleichberechtigt« Teilhaber am Wirtschaftsprozeh sein müßen. Dem immer wieder er tönenden Ruf: Nur die Arbeit kann uns retten! müße man entgegnen: Jawohl, aber alle müssen arbeiten, damit nicht ein erheblicher Teil der Bevölkerung Reichtümer aufhäusen kann auf Grund -er Arbeit anderer. Darum werde auch die Forderung nach Sozialisierung immer wieder laut. Allerdings Keine Sozialisierung im früheren Sinne, keine einfache Verstaotkchung, sondern Selbstverwaltung der großen Wirtschastskörper, ^e fachlich und territorial miteinander verbun-en seien. Das BetrlebSrätegeßeh, das dazu verhelfen sollte, hab« niemanden zufrieden gestellt, weil es im Aufbau un- in seinen Bestim mungen sich durch Unklarheit aoSzeichne. Di« Sozialisierung, die auf demselben Standpunkte bleibe, wie die private Wirtschaft, werde jeden Kredites bar lein. Die wahre Sozialisierung muß die.Mrtschast in die Höhe führen. Die Aufgaben der Betriebsräte seien nur dann zu lösen, wenn die Gewerkschaften hinter ihnen stehen. Die Be triebsräte können ihr« Aufgabe nur dann erfüllen, wenn sie -ie Roh stoffquellen und Absatzgebiete des In- un- Auslandes ge nau kenne«. Wir müssen die Wirtschaft als Ganzes im Auge behalten und jeden Betriebsegoismus beiseite lasten. Die Opposition auf -em Kongreß setzte bereits bei der Wahl -es BureauS ein. Großmann schlug vor, zu den beiden Vor sitzenden, welche der Allgemeine deutsche Gewerkschaftsbund und dle .Asa' gestellt haben, zwei weitere Vorsitzende und acht Geschäftsführer zu wählen. Dagegen erhob Habermeyer- Eisenach unter j«m Beifall eines Teiles der Versammlung Protest mit der Begründung, daß die Leitung der Verhandlungen nicht in den Händen der Gewerkschaftsführer, sondern in denen der Betriebsräte ruhen müsse. Bei der Abstimmung über diesen Vorschlag ergab sich ein sehr zweifelhaftes Resultat. Grab- manu erklärte schließlich out er Protestrufen der Opposition, daß HabermeyerS Vorschlag abgelehnt sei. Es wurde dann das Bureau zusammengestellt, das folgend« Vorsitzende hat: Graßmann (Allgemeiner Gewerkschaftsbund), Aufhäuser (Asa), RheinerbeS (Kruppwerke) und Müller- Nürnberg (Schahmachergewerktchast). Als Geschäftsführer wurden bestellt: Fo er st er ttMenbahner), Schreiber (Holzbranche), Ehlerk und Gieß (Afa), Kürzmann (Landarbeiter), Roehler (Chemische Industrie), Lang (Kommonal- Ardeiter) un- Fräulein Martini (Lebensmittelbranche). Der Führer der Opposition, K o e h n e n - Merseburg, der Broder des bisherigen Unabhängigen, der sich für den Anschluß an Moskau ein setzte, erhob gegen das Wahlreglement des Allgemeinen deutschen Ge- werl^chaftSbun-es Protest. Dieses Wahlreglement sei ein Machwerk des Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsdundes. (Stürmisch« Protestrufe.) Der Kongreß sel kein Spiegelbild des deutschen Proletariats. (Beifall und Mlßfallensäußerungen.) Die Opposition verlange einen Kongreß oller Betriebsräte, auf dem keine Gewerkschaftsbeauftragten Zutritt linden dürften, da diese den jetzigen Kongreß vollkommen in der Hand hätten. Der Vorsitzende Aufhäuser trat diesen Ausführungen scharf entgegen und erklärt«, daß das Wahlreglement nicht von dem Allgemeinen Gewerkschaftsbund und -er «Afa', sondern von dem nur aus Betriebsräten bestehenden Beirat aasgearbeitet worden sei. Die Betriebsräte müßten Hand in Hand mit den Gewerkschaften gehen. Die Opposition solle ans dem Kongreß gleichfalls z» Worte kommen; aber es könne kein Zweifel darüber destehen, wie sich di« Be triebsräte, die es ernst mit ihrer Aufgabe nehmen, in der Frag« «nt- schetden würden, ob man wetter mit den Gewerkschaften Zusammengehen oder die Betriebsräte absondern solle. Der Vorsitzende Vraßmana teilte darauf mit, daß b« Kongreß die Erklärung Koehnens zur Kenntnis nehme und zur Tagesordnung übergehe. Noch Wahl einer 21gliedrtgen Mandatsprüfungskommisston kam et bei der Fortsetzung der Tagesordnung zu neuen Gegen sätzen. Die Opposition beantragte zu allen vier Referaten «la Korreferat von ihrer Seite und begründete diesen Antrag damit, daß auf dem Metallarbeiterverbandstag 1617 Ditz mann als Führer der Opposition ebenfalls ein solches Korreferat verlangt habe. Die Opposition sei der Ansicht, daß ein großer Teil der Kongreßteilnehmer mit den Ausführungen Mstells und Hilferdings nicht übereinskmmen würde. (Die Tagung dauert fort.) Wirtschaftliche Rettungsversuche Eine Kreditorganisatton für die deutsche Industri« (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung) Berlin, 5. Oktober. Im Retchswirtfchoftsministeriu^ fand unter dem Vorsitz des Reichs- wirtschaftsnrinisters Scholz eine Besprechung zwischen Vertretern d«s Ministeriums, -er Großbanken, der Industrie und deS Handels statt, «N die Frage der Kreditorganisation für die deutsche Industrie einer Klärung näherzubringen. Die Aufgaben der geplanten Organisation wären die Erlangung un- Verwaltung -er ausländischen Lebensmittelkredite, Verhinderung -er Ar beitslosigkeit da, wo sie infolge Kreditmangels droht oder entstanden ist, besonders auch Unterstützung der durch -en ttebevgang von der gebunde nen zur freiem Wrrifjchaft stützungsdedürfüg werdenden Industrie- zwege, wie z. B. -er deutschen Oelmühlen. Vertreter der Industrt« unterstrichen nachdrücklich die Notwendigkeit weiter gehender Kredtt. Möglichkeiten, als sie zurzeit vorhanden sind, während seitens Hk Banken Bedenken, vorwiegend fi na nzpol. tisch«, geäußert umr-en. Diesen gegenüber betonte der Minister, -aß nicht beabsichtigt sei, ein« neue Bank zu gründen, sondern daß es sich vielmehr um dle Schaffung einer Krediborgani-sation hanHe, die mam etwa ats Hilfsfonds bezeichnen könne. Die Mittel wären durch den Aus bau der Devisenbeschaffungsstelle aus den Aufwänden für die Erwerbslosenfürsora« and aus dem d«m Warenverkehr entstam menden Fonds der Bewirlschaflungsstellen zu bestreiten. Der Gedanke, diese Einrichtung der Girozentrale anzugliedern, gehe vor allem darauf zurück, daß die Städte mit ihrer Industrie auf Gedeih und Verderb verbunden sind. Es komme hierbei darauf an, die Anlage der daher stammenden Beträge in der Industrie durch Reichsgarantie mün-elflcyer zu machen. Die neue Organisation hätte sich iedes aktiven Gel-verkehrs zu enthalten und sel darauf angewiesen, aufs engste mit den Banken zusammenzuarbeiten. Der Vertreter der Girozentrale erklärte seine Bereitwilligkeit, an -er Durchführung dieses Gedankens mitzuwirken. Eine endgültige Form für die Verwirklichung zu finden, bleibt einem Arbeitsau s s ch u ß vorbehalten, der aus Vertretern der beteiligten Kreise und des RelchS- zoirlschaftsrateS gebildet werden wird. Der Verlauf der Debatte be rechtigt zu der Hoffnung, -aß eS gelingen wird, die noch bestehenden Gegensätze auszugleichen. Berlin, 5. Oktober. Mit Rücksicht auf die fortschreitende Zerrüttung der -eutschen Währung durch die systemlose un- preistreibende Papiergel-Wirtschaft des Reiches und mit Rücksicht auf die unbefriedigenden Ergebnisse der Kriegssteuergesehqedung haben die Mitglieder des vorläufigen Reichs wirtschaftsrates Beckmann, Wilhelm, Beruh aed, Jansen, Dr. Thyssen, Professor Krüger un- Württemberg beantragt, einen Währung s-und Steuerausschuß einzusehen, dem folgend« Aufgaben zu stellen sind: Vereinfachung des Steuerelnzuges und Reform der Steuergesetzgebung mit dem Ziel, eine völlige Deckung der ordentlichen Ausgaben -eS Reiches ohne Inanspruchnahme der Noteir- presse zu ermöglichen, Sicherung -er Kaufkraft des Geldes im Inland durch geeignete währungspolitisch« und volkswirtschaftliche Maßnahmen, die geeignet sind, die Bewertung des deutschen Geldes im Ausland« z» bessern und zu befestigen. Besprechungen beim Reichspräsidenten Vom Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbund wird -en ,P. P. N.' geschrieben: ,Aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands sind bet dem Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbund Beschwerden und Anträge eingelaufen, welche die Stillegung von Betrieben, Ke Für sorge für di« Arbeitslosen, die Frage des Preisabbaues und die Lebens mittelversorgung, besonders -ie Versorgung mit Kattoffeln sowie die Frag« der Steuerabzüge zum Gegenstand hatten. Am Sonnabend, ßen 2. Oktober, wurden in einer Sitzung beim Reichspräsidenten, in der das ReichSernährungsmimsterium und daS ReichsarbeitSmtnisterium vertreten waren, diese Fragen eingehend vom Vorstand des Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbundes dargelegt. Line ausgiebige Besprechung zeitigte folgen-eS Ergebnis: 1. Lin« Verordnung betreffend Abbau und Stillegung von Betrieben aeht vom Relchswirttchafts- un- Reichsarbeltsmtnstteriom in den allernächsten Tagen dem Reichstag za. Diese neu« Verordnung dürfte den Wünschen der Arbeiterschaft im wesentlichen'gerecht werd«». 2. Die Mittel der produktiven Erwerbslosenfürsorgr werden in letzter Zeit ausgiebig in Anspruch genommen und über bas bisher vorgesehene Maß hinaus zur möglichsten Beseitigung der Ar- beitslostgkett verwanbt werden. Das Reichsamt für Arb«itsv«rmittelu»L -em die Erledigung der eirrsch.ägigen Anträge «m einzelnen oblieht, wir» sein möglichstes tun zur schieunigen Erledigung. Dab«i solle» diejenigen Bezirke und Industrien, welche gegenwärtig vornehmlich Not leiden, besonder« Berücksichtigung finden. Durch KabinettSbeschloß sind bereits sämtlich« Reichs- und Staatsbetriebe angewiesen, all« nur mög lichen Bestellungen jetzt herouSzugeben. S. Die Ilnterstühuna der Arbeitslosen wird gogenwärtiz er- böht. Zurzeit kommen die bereits vor mehreren Wochen bewilligten besonderen Beihilfen für langfristig« Erwerbslose nAt Familie zur Auszahlung. » 4. Di« Regierung ist in letzter Zett mit Erfolg bemüht, mit Hilf« des Zusammenschlusses der Produzenten auf der einen Sette an- b«r gewerkschaftlichen Verbände als Arbettnehmerorganlsatlonen «uf d«r
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