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so. Ariedriai Heorg Wiecli's ^64. Dclltsche Italien und die Volkswirthschaft. Vom Commerzienrath Adolph von Carnap. Bei dem andauernden Kampfe der volkswirtschaftlichen Interessen lohnt es sich wohl der Mühe, die gegenwärtigen ökonomischen Verhält nisse der größeren Staaten näher anzuschauen. Die überströmende Fülle des statistischen Materials, welches seit einigen Jahren in gar vielen Staaten zusammengestellt wird, ist für den Statistiker vom Fach, wie für die specielle Untersuchung einzelner Fragen von nicht hoch genug anzuschlagendem Werthe. Doch anderer seits wird dadurch die Kenntnißnahme der wichtigeren Momente für die Beurtheilung der allgemeine» Zustände nicht selten erschwert. Es erscheint daher als eine ebenso zeitgemäße wie nützliche Aufgabe, zur praktisch-volkswirtschaftlichen Belehrung von Zeit zu Zeit auS den vielen Tabellen und langen Zahlenreihen der großen officiellen Pu blikationen eine angemessene Auswahl kurz vergleichender Uebersichtcn der hauptsächlich in Betracht kommenden Verhältnisse vorzulegcn. An Italiens herrliche Fluren knüpft fick gegenwärtig der Königs titel des alten Hauses der Herzoge von Savoyen. Der Ursprung dieses fürstlichen HanseS ist geschichtlich nicht genau festgestcllt; meh rere Genealogen führen ihn zurück auf den deutschen Grafen Berthold, welcher im elften Jahrhundert an der westlichen Seite der Alpen zwischen dem Mont Blanc und dem Leman sich niederließ. Ja 1111 fand man seine Nachkommen unter den Grafen des heiligen Römischen Reiche«. Graf Amadeus erwarb um 1383 das Territorium von Nizza. Im Jahr 1-116 nahmen die Grafen von Savoyen den Titel eines Herzogs an und im Jahr 1418 erhielten sic Piemont. Sie nahmen Tbcil an allen größer« Kriegen zwischen Frankreich und dem Römischen Reiche, bald an der einen, bald an der anderen Seite und erweiterten dadurch ihre Besitzungen in jeglicher Richtung, hauptsäch lich aber gegen den Süden, bis sie im Frieden von Utrecht im Jahr 1713 die Insel Sicilien erhielten mit dem Titel eines Königes. Sicilien wurde im Jahr 1720 gegen die Insel Sardinien eingctauscht und die königliche Würde beibehalten. Genua und seine Umgebungen wurden mit dem Frieden von 1315 der Sardinischen Krone einver leibt. Die directe männliche Linie vom Hause von Savoyen starb im Jahr 1831 mit dem König Carl Felix ans, und in Folge des Tau schen Gesetzes, welches die weiblichen Linien ausschließt, fiel die Krone an den Prinzen Carl Albert vom Hause Savoyen Carignan. König Carl Albert, der Erste vom Hause Savoyen Carignan, ent sagte dem Throne aiy 23. März 1849 zu Gunsten seines SobncS, des gegenwärtigen Königs. Durch den Vertrag von Villafranca vom 11. Juli 1849 und den Frieden von Zürich vom 10. Nov. 1859 erhielt König Victor Emmanuel die Lvmbardey, einen Theil der päpst lichen Staaten und die Herzogthümer Parma und Modena, während das Großherzogthum Toskana am 22. März 1860, sowie die Mar ken, Umbria und die beiden Sicilien am 17. Dec. 1860 mit dem Königreiche vereinigt wurden. Fast kein anderes Land in Europa ist mit seinen Finanzen gegen wärtig so beschäftigt, als das junge Königreich Italien, und kein Land auch bedarf des Friedens und einer ruhigen volkswirthschaft- lichen Entwickelung mehr, als gleichfalls Italien mit seinem heiß blütigen Volke. Die italienischen Budgets werden, den französischen analog, in ein ordentliches und in ein außerordentliches gelhcilt. Die ministerielle Vorlage für 1863 ergab im Budget: von ordentlichen Einnahmen . . Lire 549,355,000 von außerordentlichen Einnahmen „ 65,456,000 Lire >11 1.811,000 von ordentlichen Ausgaben . Lire 763,343,000 von außerordentlichen Ausgaben . „ 172,044,000 L0c 93 5,387,000 mithin ein Deficit von 320,576,000 Lire, welches in der Wirklichkeit noch größer war. In den Ausgaben für die Armee liegt auch hier die einzige Ur sache des Mißverhältnisses in dem finanziellen Departement. Die Ex pedition gegen Garibaldi kostete 15,000,000 Lire, welche noch zum Deficit hinzukommen. DaS Budget enthielt für die Armee an ordent lichen Ausgaben 172,307,350 Lire und an außerordentlichen 116,855,033 Lire und für die Marine an ordentlichen Ausgaben 50,566,705 Lire, sowie an außerordentlichen 34,807,245 Lire. Die Nevcnüen betrugen in den verschiedenen Provinzen im Jahr 1862: Neapel Sardinien Lombardcy Zölle . . . . . Lire 29,250,000 19.670,000 8,361,000 Salz i Tabak! ' ' 24,250,000 11,385,000 21,500,000 6,630,000 10.190,000 Octroi - - 6,975.000 — 8,232,000 Pulver . . — 1,570,000 223,000 Land-Taxe . '' 35,222,436 24 980,000 24,000,000 l^ntus Lire 95,697,436 79,105,000 57,636,000