Suche löschen...
Dresdner Journal : 03.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-03
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 03.02.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
DM Donnerstag, den 3. Februar, abends. 1887. Vvrux»pr«1»t r» r. — ^,„rd.tdd.»d«ut.cb.- ILdrlick: .... 18 l Iteicks» tritt ?o»t- »»6 ^^^Uek- 4 U»rk °0 tn°-u. Liorslv» Nummern: 10 ?s - LvtNnckixvnxsirkdNkren r ?<lr d»o ktLum einer ^«»pnitsnen 2eiis kleiner Lekrikt 20 ?k. Unter „Linxsskvät" dis 2sil« b0kk. Sei »bellen- n. 2iLvrn»»t« entepr. ^nfevbln^. Lrevketn«» r l^lied init ^rumLtuno der Sono- noä ?ei«rto^s nbend». Lnoedwe roa LuLUixIlruQssSu »uiMkrt»» DresdnerZommal Letpetg: LraridÄetter, LoinolieeiooLr de« Dresdner dourooli; K»»dur- Lerlln-V„» - l^ixrtA >»»,I-Lr«ü»«-kr»Lkkarr ». U : //aa«rn«trin et HA/er,' »»rUn-Vt«o-L»o>dnr^- kr»x - I.«>?,j^ - rr»L>ekurt ». H-Hü»«k»n: Lud. A5o«e,' kerte l,»oä«»-LerIio-rr»oIlt»rr » H - Stottssert: Daod« ct 6o L«rUn: /nra/»d««da»>^, Sremen: Lcklotte, Lreileo: I,. Äan-eo'« Lurean (Lm,i Ladat^ VörUU: ^ac/i/o/Aer,' Leonover: <7. äe^teei«'/ L»U« ». >.: Larek et 6o. ^ür die Gesamtleitung verantwortlich: Mtto Vanek, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. Uerooexederr Xünixl. klLpedition dve Ureidver ^onrool», Dreeden, LMinFeretr»«»« l^o 20. Ämtlicher Teil. DreSde«, 1. Februar. Se. Königliche Majestät haben dem Landgerichtsdirektor bei dem Landgericht Zwickau Hans August Keck von Schwartzbach das Ritterkreuz I Klasse vom Verdienstorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Hausbesitzer und Korbmachermeister Lem nitz in Dresden das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Bekanntmachung. Die Straßen- und Wasserbau-Jnspection II in Leipzig wird vom I. April d. I. ab aufgehoben und deren Bezirk mit dem Bezirke der Straßen- und Wasserbau-Jnspection I daselbst vereinigt, welche von dem angegebenen Zeitpunkte ab die Bezeichnung: „Königl. Straßen- und Wasserbau-Jnspection Leipzig" zu führen hat. llichtamtliLkr Teil. Telegraphische Wachrichten. Paris, 3 Februar. (Tel. d. DreSdn Journ) Der ,N6publique francaise" ging eine Depesche anS Suez mit näheren Nachrichten über die Rieder, läge der Italiener bei Massauah zu. Danach find von 48t» Ansiedlern nur 59 am Leben geblieben. Alle Kanonen wurden genommen, die Italiener räumten sämtliche Außenpositionen. Die Abessinier griffen Massauah am 27. vor. MtS. an und er stürmten die ersten Verschanzungen. Rom, 3. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Riforma" zufolge wurde der Expedition Salimbeni von RaS Alulah eine Kalle gelegt. Der selbe empfing die Expedition freundlich. Bevor jedoch der italienischen Regierung die Nachricht von dem Kampfe der Sahili zugmg, erhielt der selbe die Meldung, daß die Expedition gefangen sei und Salimbeni alS Geißel von RaS Alulah »u- rückgehalten würde Anläßlich der auS Afrika eingelauftven Nachrichten fand gestern abend vor der Kammer eine Kundgebung statt; die Demon stranten wurden jedoch, ohne daß eine Unordnung vorka«, zerstreut. London, 3. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Standard" bespricht die Stellung Englands im Kalle eines europäischen Krieges und meint, wenn Rußland vor oder nach dem Ausbruche eines offenen Konfliktes zwischen Deutschland und Frank reich vorrückt, um die Balkanhalbinsel zu erobern und Konstantinopel zu besetzen, so könne England nicht den teilnahmlosen Zuschauer spielen. Nie mand verdiene den Namen eines Staatsmannes, der nicht anerkenne, daß hochbedeutsame, England nabe berührende Fragen in den gegenwärtigen Streitigkeiten ihrer Lösung entgegenreifen. Kein noch so glänzender Redner werde das Volk über zeugen können, daß der Augenblick gekommen sei, die Rüstung abzulegen, weil eS thöricht sei, für die Beibehaltung derselben Steuern za zahlen. Schlimmer alS thöricht würde eS sein, wenn Eng land mit gekreuzten Armen dastände, während sich Europa aufs Schlimmste vorbereite. London, 3. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Morningpost" schreibt auS Wien vom 2 Februar, der russische Botschafter habe gestern einem Kollegen gegenüber geäußert, keine von Deutschland Rußland anzubietende Kompensation im Orient werde den Kaiser von Rußland ver- FtmUclou. Heimliche Liebe. Line Beschichte aus den bayerischen Bergen von Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) Bald darauf kam auch der erste Schuhplatteltanz an die Reihe. Der Tanzplatz wurde geräumt und Jung und Alt drängte sich dicht um denselben her. Dann sprangen sechs Paare, die sämtlich der Gemeinde Tegernsee angehörten, auf den Tanzboden und der Tan» begann. Später folgten die Bayrischzeller, die Geuvauer, die Elbacher u. f. w. und zum Beschluß die aus der Gemeinde Schliers Die Malerin und ihr Begleiter blickten verwundert diesen originellen Tänzen zu und der rotnasige Herr griff wieder mehrere Male nach dem Skizzenbuche, aber vor lauter Staunen kam er nie dazu, es ganz hervorzuziehen. Der Jägerfepp, der dem Kruge schon ziemlich zugesprochen hatte, be fand sich in eifrigem Gespräche mit einem befreun deten Jäger, die alte Zenzl fah ebenfalls dem Tanze zu und Bürgel fah sich erleichtert kurze Zeit allein gelassen. Sie verließ das Haus, schritt durch den Obstgarten, den eine Hecke umschloß, dem Ende des selben zu und setzte sich dort hinter dem Zaune aus den Wegrain. Die lärmenden Töne der Tanzmusik schallten nur gedämpft zu ihr herüber und die Sülle um sie her that ihr wohl, denn der Kopf summte und Hämmerle ihr von dem vorhergehenden Lärm und Ge töse. Eie stützte das Haupt in die Hand und blickte sinnend in die vom Sonnenlichte übergossene Land anlass n, neutral zu bleiben falls Frankreich eine völlige Niederlage erleide Christianis, 2. Februar. (W. T B) Daß Storthinb ist heute mit einer Thronrede eröffnet worden, in welcher mehrere Gesetzvorschläge, da runter solche über die HrereSorganisatiov und dat gerichtliche Verfahren in Strafsachen angekündigt werden. St. Petersburg, 3. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein Kaiser». Erlaß untersagt bi» auf weiteres die PferdeauSfuhr über die europäischen und transkaukasischen Grenzen Rußland». New-York, 2. Jebruar. (W. T. B) Der Schatzirkretär Manning hat an daS Repräsen tantenhaus ein Schreiben gerichtet, in welchem die Abschaffung deS Zolles auf rohe Wolle empfohlen wird. Dresden, 2. Februar. Dix Aussichten für die Reichstagswahl. Wie unsere Leser ersehen haben werden, regt sich noch mehrfach in katholischen Wahlkreisen daS Bestreben, Kandidaten im Sinne der Militärvorlage aufzustellen. Ebenso hat ein Teil der Deutschfrei sinnigen Richter den Gehorsam gekündigt. Die ganze Haltung des verflossenen Reichstags erinnert uns an eine Äußerung des Reichskanzlers. Fürst Bismarck hat einst vortrefflich den zwischen Deutschen und Franzosen bestehenden Unterschied ge kennzeichnet, als er sagte: „Alles ist bei den Fran zosen, großartige Stellung, pompöse Redensart, impo nierende Miene, wie auf dem Theater. Wenn eS nur, recht klingt und nach etwas aussieht — der Inhalt ist einerlei. Die Deutschen sind gut, wenn sie durch Zwang oder Zorn einig sind — vortrefflich, unwider stehlich, nicht zu überwinden; sonst aber will jeder nach seinem ^Kopfe. Die Franzosen sind eine leicht unter einen Hut zu bringende Masse. Bei uns hat jeder seine eigene Meinung. Aber wenn sie einmal in großer Zahl dieselbe Meinung haben, ist viel mit den Deutschen anzusangen. Wenn sie alle dieselbe hätten, wären sie allmächtig." Nie hat Fürst Bismarck die Zukunft besser vor- auSgesehen, als damals, als er diese Worte ausfprach. Heute, wo nach der ungeheuren naüonalen Nerven- und MuSkelspanuung der Jahre >870—7l wieder die Ernüchterung, wo nach der Hochflut wieder die Ebbe eingetreten ist, bekundet sich- wieder so recht, wie jeder seine Meinung hat und selbst der ehrwürdige, seinem neunzigsten Geburtstag entgegensetzende Helden kaiser, Fürst Bismarck, ein Staatsmann, wie ihn Deutschland nie hatte und wie sie nur alle paar Jahr hunderte wiederkommen, ja sogar auch der große Heeres- und Schlachtenlenker Graf Moltke müssen die betrübende Erfahrung von der Vielköpfigkeit der Mei nungen im Reichstage machen, dessen Parteien sich zu keiner großen That aufzuraffen vermochten. Drüben in Paris dagegen steht General Boulanger, der Mann der „großartigen Stellung", der „pompösen Redens art" und der „imponierenden Miene" und erlangt mit Leichtigkeit sein ungeheures Budget bewilligt. Welche ungeheuren Kämpfe mußte der Kanzler ausfechten! Und er mußte, nachdem seine StaatSkunst Deutschland stark und groß gemacht, bei der Ableh nung der Militärvorlage im Reichstage doch wieder die trübselige Erfahrung bewahrheitet finden, wie die Deutschen nur „durch Zwang und Zorn" zu einigen sind, während sonst jeder nach seinem eigenen Kopfe leben will. Im preußischen Abgeordnetenhause hob Graf Limburg-Sürum in der Sitzung vom 24. die großartige Thatsache hervor, daß die kluge Politik Preußens, also des Fürsten v. Bismarck, das bundeS- freundliche Verhalten der deutschen Einzelstaaten her ¬ beigeführt, erhalten und jetzt zu einem Grundpfeiler des Reichs gemacht habe, während die alte Sehnsucht des deutschen Volks, durch gemeinsame Vertretung derselben, vor dem Ausland zu Schanden geworden und die schönen Hoffnungen einer früheren Zelt dahin geschwunden seien. Wir müssen immer an der Anschauung festhalten, daß das Septennat als eine durch Kompromiß zu Stande gekommene verfassungsmäßige Einrichtung an gesehen werden muß. Es ist weit über das Ziel hinausgeschossen, wenn die Abgg. vr. Windthorst und E. Richter der Meinung sind, daß sie berechtigt feien, jährlich die Friedenspräsenzstärke des Heeres festzu stellen. Denn warum sollten die Abgg. vr. Windthorst und Richter nicht der Meinung fein können, daß ein Jnfanteriebataillon auf dem FriedenSsuß viel besser 360 oder 460 anstatt 560 Mann stark wäre? Wo wäre aber, wenn solche Grundsätze Platz greifen würden noch eine zuverlässige Heeresorganisation möglich? Die ganze Militärvorlage will auf Grund des Sep- tennatS die deutsche Heeresorganisation vervollständigen, sie will sie derjenigen Frankeichs der Zahl nach mög lichst gleichstellen. Sie will vorbauen, um uns ein für allemal vor dem alten Erbfeinde und seinen Wie- dervergeltungSgelüsten sicherzustellen. Der Reichskanz ler hat dieses bei Begründung der Vorlage im Reichs tage für jedermann sehr verständlich dargelegt. „Die Militärvorlage ist dazu bestimmt, sagte Fürst Bismarck, „nicht heute unsere Wehrkraft zu erhöhen; sondern den Gefahren gegenüber, welche in der euro päischen Konstellation in tem nächsten halben Men schenalter bevorstehen, haben wir den Wunsch, daß die Zahl der wehrfähigen, ausgebildeten Deutschen um 200000 vermehrt werde. Zwölf Jahre Heerespflich- tigkeit und 16 0<X) Mann jährlich ausgehoben, aiebt nach Verlauf der 12 Jahre gegen 200 000 Mann nach buchmäßiger Rechnung mehr, als wir gegenwärtig haben. Dieses Anwachsen der deutschen Streit macht und Wehrfähigkeit halte ich für eine we fentliche Bürgschaft des Friedens!" Der Reichskanzler handelte, als er die Vertretung der Vorlage übernahm, in klarer Erkenntnis des fran zösischen Charakters. Wie damals, als er bei den Friedensunterhandlungen in Fernere mit JuleS Favre diesem sagte: „Wenn Frankreich sich stark genug fühlt, wird eS uns immer angreifen. Wie es uns Waterloo und Sadowa nicht verziehen, wird es uns auch Sedan nicht verzeihen", fühlt er auch heute wieder, daß neue verstärkte Sicherheitsvorkehrungen gegen den alten Feind notwendig sind. „Wir werden Frankreich niemals angreifen", erklärte der Reichskanzler bei Begründung der Heeresvorlage." Mit einer dieser gleichen offenen Friedensversicherung wurde hierauf französifcherseitS noch nicht erwidert. Wir können nie wissen, wann in Frankreich die öffentliche Meinung wieder das Kriegsgejchrei anstimmt, wann der alte Dämon sich wieder der Massen bemächtigt. Aus diesem Grunde wäre eine Sicherung der Armeestärke nur sür drei Jahre militärisch und politisch ohne Nutzen. Das Ausland muß wissen, daß dem Deutschen Reiche, wenn es die Sicherheit seiner Grenzen bedroht sieht, keine Kraftanstrengung und kein Opfer zu groß ist. * Berlin, 2. Februar. Se. Majestät der Kaiser gewährte heute dem mexikanischen Ministerresidenten, General Mena, behufs Überreichung feines Abbe- rufungsscbreibenS, eine Audienz, welcher der Staats sekretär Graf Bismarck beiwohnte. Nach dem heute ausgegebenen Bulletin ist das Befinden der Frau Prinzessin Wilhelm und des neugeborenen Prinzen fortdauernd gut. Der japanische Marineminister General Saigo hatte sich mit den in feiner Begleitung befindlichen japanischen Seeoffizieren zur Besichtigung der Krupp schen Etablissements nach Essen begeben. Von dort ist er wieder nach Berlin zurückgekehrt, um noch einige Zeit hier zu verbleiben. Dagegen ist der japanische wirkl. geh. StaatSrat Kuroda mit seinen beiden Be gleitern von hier nach Paris weiter gereist. Der Bundesrat wird, der „Nat. Ztg." zufolge, morgen, Donnerstag, eine Plenarsitzung halten. Auf der Tagesordnung stehen Vorlagen betreffend die Er gebnisse der veranlaßten Ermittelungen über die Lohn verhältnisse rc. der Arbeiterinnen bei der Wäfche- sabrikation, Geschäftsbericht des ReichsversicherungS- amts für das Jahr 1886, Entwurf eines Gesetze-, betreffend die Abänderung des Reichsbeamtengesekes; ferner eine Reihe von Anträgen und Ausschußberichten so bezüglich der Unfallversicherung von Bauarbeitern, der abgeänderten Statuten sür das deutsche archäologische Institut ln Rom, des Gesetzentwurfs fürElsaß-Lothrlngen über das Gnadenquartal u. s. f. Bei dem Gesetzent wurf, betreffend die Abänderung des Reichs beamtengesetzes, handelt es sich im wesentlichen um eine Übertragung der Entscheidung von Pensionierungs- Anträgen von den obersten auf die höheren Reichsbe hörden. Die Abänderung des Beamtengesetzes betrifft folgende Vorschriften: tz 42 Nr. 2. Dienstemolumente, welche ihrer Statur nach steigend und fallend sind, werden nach den in den BesoldungS- etats oder sonst bei Verleihung des Rechts auf diese Emolumente deshalb getroffenen Festsetzungen und in Ermangelung solcher Festsetzungen nach ihrem durchschnittlichen Betrage während der drei letzten Etatsjahre vor dem Etatsjahre, in welchem die Pension festgesetzt wird, zur Anrechnung gebracht. — 8 ü4 Die Bestimmung darüber, ob und zu welchem Zeitpunkte dem An träge eines Beamten aus Versetzung in den Ruhestand statt zugeben ist, sowie ob und welche Pension demselben zusteht, er folgt durch die oberste Reichsbehörde, welche die Befugnis zu solcher Bestimmung auf die höhere Rcichsbehörde übertragen kann. Bei denienigen Beamten, welche eine Kaiserliche Bestallung erhalten- haben, ist die Genehmigung des Kaisers zur Versetzung in den Ruhestand ersoroerkch. — 8 69. Absatz 1. Hinterläßt ein Pensionär eine Wittwe oder eheliche Nachkommen, so wird die Pension noch für den auf den Sterbemonat folgenden Monat gezahlt. An wen die Zahlung erfolgt, bestimmt die oberste Reichsbehörde, welche die Besugniß zu solcher Bestimmung auf die höhere Reichsbehörde übertragen kann. — 8 IbO. Die Entscheidung der obersten Reichsbehörde muß der Klage vorhergehen, und letztere sodann bei Verlust deS Klagerechts innerhalb 6 Monaten, nachdem dem Beteiligten die Entscheidung jener Behörde bekannt gemacht worden, angebracht werden. Der Verlust hx» LlagerechtS tritt auch dann ein, wenn nicht von dem Beteiligten, über dessen Anspruch die höhere Reichsbehörde Entscheidung getroffen hat, gegen diese Entscheidung binnen gleicher Frist die Beschwerde an die oberste Reichsbehörde erhoben ist. In Betreff der Angaben über die Berufung de» Reichstages ist, nach der Münchener „AUg Ztg." nur soviel zutreffend, daß die Regierung dieselbe mög lichst beschleunigen wird, soweit es die gebotenen Ter mine für die Stichwahlen und die Nachwahlen zu- lassen. Kürzlich haben im Kriegsministerium Beratungen hinsichtlich der Einführung der neuen Jnfanterie- auSrüstung stattgefunden. Dem Vernehmen der offi ziösen „Berl. Pol. Nachr." zufolge, hat sich die Kom mission einstimmig für Einführung derselben, mit einigen aus der Praxis hervorgegangenen Abänderungs vorschlägen ausgesprochen. Die Kaiser!. Genehmigung vorausgesetzt, soll die neue Ausrüstung in Bälde zur Einführung gelangen und die Befchaffunq der für die neu zu formierenden Regimenter benötigten Aus rüstungsstücke möglichst nach dem neuen Muster er folgen. (Das Übergangsstadium von der alten zur neuen Ausrüstung würde übrigens nur kurze Zeit dauern, da ein großer Teil der alten Stücke nur ge ringer Abänderungen bedarf) — Der „N. Pr. Ztg." zufolge bietet die neue Ausrüstung den Vorteil der vollständigen Befreiung der Brust vom Druck des ge- schäft hinaus, die in ihrer ganzen Pracht und^ Schön heit vor ihr lag. Eine geraume Weile saß sie so, da rauschte eS plötzlich hinter ihr in der Hecke, dieselbe teilte sich und Jäckel stand vor ihr. Sie wollte aufspringen und davoneilen, aber er blickte sie so bittend an, daß sie unwillkürlich, wenn auch halb abgewandt, vor ihm stehen blieb. „Warum gehst Du mir nach?" rief sie unwillig, „was willst Du noch von mir?" „Nix will ich, gar nix", sagte Jäckel fast demütig, „nur anhören sollst Du mich ein' Augenblick! Brauchst net zu fürchten, daß ich's probier', ob ich Dich net am End' überreden kann, daß Du mir wieder gut wirst. Ich weiß, daß ich unrecht gehandelt hab' gegen Dich und kann Dir's net verdenken, wenn Du einen Groll gegen mich hast. Daß Du mir nimmer gut sein und nimmer gut werden kannst, muß ich wohl auch glauben und ich will mich mit dem, was ich Dir jetzt erzähl'n will, durchaus net weiß waschen, sondern ich möcht's nur dahin bringen, daß Du mir vielleicht verzeihst und später net gar so schlecht von mir denkst." „Ich hab' keinen Groll mehr gegen Dich", sagte das Mädchen düster. ,Lch hab' Dich gern gehabt, Jäckel, und ich glaub', daß Du auch mich eine Zeit lang wirklich gern gehabt hast. — Soweit war alle- gut. — Da kommt aber eine andere, die Dir besser gefallt al- ich und mit Deiner Lieb' zu mir i-'S gar. — Dafür kannst Du wohl auch nix, und ich will Dich desweg'n net anklag'n, denn: zum Lieb'n und zum Bet'n kann man niemand nöten, aber sag'n hätt'st Du mir'« sollen, Jäckel, offen und geradeheraus damit sich net erst noch fremde Leut' in unsere Lieb mischen —„ , „Bürgel, laß' Dir sag'n,"unterbrach sie der Bursche, „schau, ich hab's ja thun wollen! An demselben abend, wie ich zufällig die Malerin oben bei Dir getroffen hab', hab' ich ja darüber mit Dir reden wollen. Aber Du weist ja, wie damals alles gekommen iS! Du hast schon alles erfahren gehabt, und wie die Malerin sagt, daß sie verheirat't iS, is'S mir g'rad' g'wesen, als ob mich der Blitz zu Boden schlagen thät. — Wie ich das einzige Wörtel gehört hab', hab' ich 'glaubt, ich wach' auf aus einem verzauberten Schlaf. — Ja, eS iS wahr, ich hab' eine narr'sche Liev' gehabt zu der Malerin, aber auf das kurze Wörtel war meine ganze Lieb' wie weggeblasen. Wenn ich 'was auf Hexerei und Zauberei halten thät, fo könnt' ich wirklich glauben, daß mir's jemand angethan hat. Ich kann heut' noch net begreifen, wie verblendet ich damals g'wesen bin, und ich bin ja auch jetzt für meine Ver blendung hart genug gestraft." „Ich will Dir glauben," sagte das Mädchen, „und will Dir verzeihen, wenn Du mir auch noch fo weh gethan hast. — Und wenn Du glaubst, daß eS nimmer mit uns Zwei jo werden könnt', wie es früher war, so muß ich Dir sagen, daß auch ich da» glaub'! Wenn die Lieb' einmal verflogen iS, kommt sie nie mals mehr zurück." „Niemals?" fragte der Burfche mit zitternder Stimme und abgewandtem Gesichte. „Niemals!" antwortete daS Mädchen mit schmerz licher aber fester Stimme. „Und jetzt b'hüt Dich Gott zum letzten Mal!" Sie verließ hastigen Schrittes den Platz und verschwand hinter der Hecke. „Bürgel, Bürgel!" rief ihr der Bursche mit halb erstickter Stimme nach, aber das Mädchen hörte ihn nicht mehr. Da warf Jäckel sich zu Boden und brach, das Gesicht im Grase verbergend, in lautes Schluch zen aus. Vor dem Wirtshause war indes die Lust auf da» Höchste gestiegen. Da wurde getrunken, getanzt und gesungen; Freundschaften angeknüpft und erneuert und die Burschen schäkerten und lachten mit den hübschen Dirnen und boten ihnen immer wieder aufs neue die frisch gefüllten Maßkrüge, bis schließlich ihre Wangen so gerötet erschienen, wie die Nase des kleinen, dicken Mannes, der neben der Malerin saß Dieser komische Gesell, der schon eine ziemliche Quantität des frischen, kräftigen Biere» vertilgt, hatte auch sein Skizzenbuch bereits mit einer Menge von Figuren angefüllt, die er an diesem Abend gegen seine Begleiterin für ausgezeichnet gelungen er klärte, aber am anderen Morgen nach dem Aufstehen sofort uuS seiner Mappe verschwinden ließ und in der Folge ihrer mit keiner Silbe mehr erwähnte. Bürgel und Zenzl hatten feit einigen Minuten wieder ihren früheren Platz eingenommen und auch der Jägerfepp, der aber scyon mit ziemlich schwerer Zunge sprach, hatte sich ebenfalls wieder bei ihnen eingefunden. Die beiden Freundinnen achteten aber wenig mehr auf ihn, denn Bürgel sprach mit einigen Burschen, die an ihrem Tische standen, und Zenzl hatte eine alte Freundin unter den Gästen entdeckt, mit der sie sich leise und angelegentlich unterhielt. Der Jäger stand endlich nuß- mutig auf und mit einem halblaut gemurmelten Fluche wankte er in- Haus. In der Küche trat ihm die Wirtin entgegen und nachdem er feinen Stutzen, den er ein-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite