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Irrzeig. t» dies. Blatte Godeuettre erfolgreich» Verbreitung. ,S,gOO E,«chE««. Juseratnlpreist: Für den Raum «ine» gefpalteuea Aril«: 1 Ngr. Uuter»«i«W- saudt" die Ar«, r Agr. Druck «ch SiDUchmu der Hera»«grd«: Litpsch 4c Reichardt. — BrrantworMcher Redacteur: JuliAS Ntzicharbt. Dresden, den 38. Oktober. — Se. Majcstät der KS.llg hat bei der Enthebung des Herrn Staaismmi'ters von Rabenhorst von der Leitung des KriegSministerium« ein Allerhöchstes Handschreiben an denselben erlassen, dem da« „Dr. I." folgende Stelle entnimmt: „Es ist meinem Herzen Bedürfnis», mich bei dieser Gelegenheit darüber gegen Sie aaszusprechen, wie schwerlich es mir ist, mich von einem Diener trennen zu müssen, bissen Treue, Pflichteifer und Geschäftstüchtigkeit ich in einem 17jährigen Zeiträume habe kennen lernen, und wie ich mich demnächst gedrängt fühie, Ihren hohen Verdiensten um die Armee und das Land ein Anerkenntniß angedcihen zu lassen. Als Sie mein verewigter Bruder in kritischer Zeit zu Leitung des Kriegsministeriums berief, bedurfte dieselbe einer festen Hand, um manchen durch die Verhältnisse herbeigeführten Erschütterungen cnigeg.n zu treten. Diese Ausgabe haben Sie nicht nur vollkommen gelöst, sondern auch in dem bald darauf folgenden entscheidenden Mo» ment durch Ihre Festigkeit und Ausdauer der Sache des Throns und der öffentlichen Ordnung den Sieg verschafft. Die hierauf ein getretene treffliche Organisation des sächsischen Heeres ist Ihr Werk. Nicht minder haben Sie durch mannichfache innere Einrichtungen, namentlich bei den technischen Waffen, die sich in der Praxis trefflich bewährt haben, wie durch Voll endung der militärischen Gesetzgebung in allen ihrm wesentlichen Thetlen sich bleibende Verdienste erworben, sowie auch die . Thätizkeit, mit der Sie in der vielfach bewegten Periode Ihrer Verwaltung die Geschäfte geleitet haben, eine ausgezeichnete genannt werden muß. Um Ihnen für alle diese Verdienste auch einen öffentlichen Beweis meiner Dankbarkeit zu geben, verleihe ich Ihnen bei Ihrem Austritt aus dem Ministerium den HauSorden der Rauienkrone. Ich schließe mit der Ver- ficherung, daß die Erinnerung an unser stets ungetrübtes Zu» sammenwirken mir stet- eine angenehme bleiben wird und ver harre, lieber GtaatSminister von Rabenhorst Ihr ergebenster (gez.) Johann." — Wie das .,Dr. I." vernimmt, find der hiesige könig lich preußische Gouverneur Herr Generalleutnant v. Tümpling Exeellenz und der königlich preußische Herr Major v. Alvens- lebrn für gestern Nachmittag nach Pillnitz zur königlichen Tafel geladen gewesen. — Wie wir vernehmen, hat Se. Maj der König bei seiner vorgestrigen Rückkehr die Mitglieder der königl. LaydeS- commisston durch Ordensverleihungen und Beförderungen aus gezeichnet. — — Wie wir hören, hat Se. Maj. der König das De partement der auswärtigen Angelegenheiten dem Staatsmini für der Finanzen, Freiherrn v. Friesen, mit übertragen. — — Unter den beim Empfange Sr. Maj. des König« in Pillnitz anwesenden diüstinguirten Persönlichkeiten befand sich der kaiserl. französische Gesandte Baron Forth-Rouen, der königl. großbritannische Geschäftsträger, Ihre Hoheit die Gräfin Hohenthal (Schwefln des Königs von Dänemark), Standesherr Graf Einsiedel-ReiberSdorf, die Kreitdirectoren von Leipzig und Bautzen, Geheimer Rath v. Wächter aus Leipzig, Oberpost- director v. Zahn ebendaher u. a. m. — — Herr Geh. Rath v. Wrißenbach ist vorgestern Nacht v. München hierher zurückgekehrt. Seine dortige Anwesenheit stand in Verbindung mit der Aufbewahrung des königl. sächsischen Schatzes in München. — — Ter vormalige königl. sächsische Gesandte am Berliner Hofe, Graf Hohenthal, ist von Berlin auf seiner Besitzung in Knauthain bei Leipzig wieder eingetroffen. — — Da« „Dresdner Journal" bringt folgende Verordnung Sr. Maj. des Königs Johann: „Nachdem Wir die RegierungS- «fchäste Selbst übernommen haben, so hat sich hindurch der Auftrag, welcher von Uns der durch Verordnung vom 16. Juni d. I. niedergesetzten Landes-Commission ertheilt worden, erledigt. — Se. Maj. der König hat dem zeitherigen KreiSdirector Hermann v. Nostitz-Wallwitz, unter Ernennung desselben zum Staatsminister, da« Ministerium des Innern zugleich mit dem Auftrag« in kvarigelicis, und dem Staatsminister Freiherrn v. Falkenstein den Vorsitz im Gesammtminiperium übertragen. — Die am 28. Juni durch das königl. preußische Militär gouvernement de« Lande« verwiesenen Herren geh. Regierung«, ralb HLp« und Polizeidirector Schwauß sind vorgestern mit dem königlichen Sxtrazuge im Gefolge Sr. Maj. des König« zurück gekehrt. — Zur Begrüßung des König» bci seiner Wiederkehr hatte sieb wohl Alle», was vorgestern in unserer Stadt sich einen freien Nachmittag gewähren konnte, nach Pillnitz b?gebm. Die Eisenbahn beförderte Sxtrazug um Extrazug, Droschken und Wagen rollten in ununterbrochener Folge die Ehrvssee hinaus und e« war in den Mittagt stunden kein W»gm in Dreiden, selbst gegen hohm Lohn, zu miethen. Die Dampf, fchifffahrt war leider durchaus nicht auf dem Platze; sie hatte nur eia einziges Schiff mehr gesendet; so kam eS, daß Die, welche auf einem Schiffe waren, sich nicht rühren konnten. Abends blieb sogar ein Schiff wegen Ueberfüllung über eine Stunde sitzen, was, wenn mrn wegen des niederen Master, standes mehr Schiffe gesendet hätte, ga« nicht möglich gewesen wäre. Der Gedrang des Publikums ist, wie uns Augenzeugen versichern, in Pillnitz ein unerhörler gewesen; die zur Begrüß, ung des Königs herbeieilende Königin Wittwe, sowie die Prin zessin Amalie, konnten sich durch die dichtgeschloffene Menge nur mit äußerster Anstrengung im buchstäbliche Sinne drS Wortes „Bahn brechenBesonders schön soll es sich in Pill nitz ausgenommen haben, wie der Jubel des Volkes, je näher der königliche Wagen gekommen ist, immer höher anwuchs. Als das Kölügkpuar den Wagen verließ, um in di; Gondel zu steigen, erscholl von brisen Seiten des Ufers ein urendlichcs Hurrah, das an Stärke zunahm, je mehr sich dis Barke dem rechten User näherte. Nech lange, nachdem sich die hohen Herrschaften in das Innere der Gemächer zurückgezogen hatten, umbrauste die freudig erregte Menge das Schloß. — Von einem Augenzeugen wird uns noch Folgendes mitgetheilt: Gegen 4 Uhr Nachmittags hatte sich vor der alterthümlich-barocken Fronte des Pillnitzer Wafferpalais eine unendlich zahlreiche, allen Ständen der Residenz und der Pillnitzer Umgebung an- gehörige Menschenmenge versammelt, die auf den Treppen und Balconen des Schloßbaus, sowie auf der Treppenrotunde des Landungsplatzes, an dem mütelst Gondel die Ankunft erfolgen sollte, dicht gedrängt vereint war. Guirlanden, Fahnen und Decorationen in den Landrsfarben hatten der vom Elbgestade aus amphitheatralisch sich erhebenden Loealität einen festlichen Ausdruck »«liehen, der in der bunten Beweglichkeit der Menge seine malerische Vollendung erreichte. Mit fieberhaft« Span nung flogen die Blicke über die von den Strahlen der schei denden Sonne übergoldete Wasserfläche zum jenseitigm, von der dienstfreien Mannschaft des Pillnitz« Schloßcommando« und unzähligen anderen Personen dicht besetzten Ufer hinüb«, an dem die königliche Gondel bereit lag Die daselbst plötzlich sich kundgebcnde «höhte Beweglichkeit, dann fernes Hochrufen, endlich dahersprengende Reit« signalisirten das Herannahen de« königlichen Reisezug-, d« alsbald am Saum: des Zschachwitzer Gehölzes rasch vorwärts schreitend sichtbar ward. Der laute Jubel von jenseits her durchschallte die azurne Luft und dauerte, bis da« prachtvolle Fahrzeug, die bekannte rothe Gondel, de in ihrem Roecoeogeschmack so übereinstimmend mit dem Styl van Pllnitz «scheint, da» königliche Wappen von Sachsen am Steu« und mehr noch, daS könig iche Kleinod von Sachsen am Bord, von gelbgekleideten Gondeliers geführt, in still« Majestät durch den Goldreflex der scheidenden Sonne Litt. Jubelruf vom Pillnitzer Ufer nahm die verklingenden Vivats d r jensei tigen Patrioten auf, die Elbe herauf tönte, untnmischt von den langenlbehrten Klängen d« Sachsenhymne, der laute, weit hinaus rufende Gruß treuer Sachsen an ihren König, an ihre Königin. Da« Rausch« wuchs, der Jubel schwoll, tausend und abertausend Stimmen riefen das eine, das aufrichtige Hoch I Die Gondel legte an. Am Usn standen, Freudenthränm in den Augen, die hohen Frauen I. M. die Königin-Wittwe und I. K. H. die Prinzessin Amalie, die königl. LandeSeommisston, die zurückgebliebenen Damen und Herren des Hofes. Wer kann den Jubel des weiten Halbkreises beschreiben, den die Gefeierten in diesem Augenblicke betraten, alle Tücher wehten, Hüte wur den geschwenkt, wie Salve drangen die Hochrufe zum Himmel, zum Himmel, der in seiner Gnade unserem Sachsenlande dm heißgeliebten König, die hochverehrte Königin zurückgab. Kein Auge blieb thränevlen, kein Herz ohne den Gedanken an das Vergangene beim Anblick des grellen KönigSpaareS, dem liebliche Kind« die ersten Schritte in Vorbedeutung künftiger bester« Tage mit Blumen bestreuten. Langsam schritt das hohe Paar, gefolgt von den Getreuen in manch« unheilvollen, trüben Stunde, in allbekannt« Weise nach link« und nach rechts freundlich grüßend, durch die immerfort lautjubelnde Menge bis an den Eingang zu dem königlichen Salon. Ihr erst« Gang im wird« betretenen Schlosse war, an d« jubelnden Menge der im Schloßgarten Versammelten vorüb«, zur ge- weihten Stätte de« höchsten Herrn, d« sie ihrem Volke wieder- gegeben, in die Schloßcapelle, wo sie im inbrünstigen Gebete dem Allmächtigen ihren heißen Dank für die erwiesene Gerech tigkeit darbrachten. Inzwischen war der Abend hereingesunken, bi« in» Jnnnfle «regt von d« «greifenden Feier zerstreute sich allmählich die festliche Ansammlung, und Kalo war der vor Kurzem noch so belebte Schauplatz der Feier nur noch von den zwei sächsischen Schildwachen betreten, die vor der Riesentreppe schweigsam auf und ab schritten. Aus dem Speisesaal ent- strahlte der Lichtschimmer der Girandolen, die das Friedens mahl de- besten König« mit den Seinen und zahlreich Gela deren Länzend mit weit in die Herbstnacht hinaus leuchtenden Strahlen e> hellten. — Den preußischen Truppen ist mittels Tagesbefehls das Einhalten eines kameradschaftlichen VernchmerS mit den wie- derkehrenden sächsischen Truppen eingeschärft worden. — Herr Kreissirector v. BurzSdorff hat die Leitung der Kreisdsteetion Leipzig wird« übernommen. — Der sächsische Gesandte in München, Herr v. Könne- ritz, ist in gleicher Eigenschaft nach Berlin versetzt worden. — An der Neustädt« Hauptwache ist seit gestern früh ' die schwarz weiße Flagge nicht mehr sichtbar. — Herr Sokolowski aus Moskau, Virtuos auf der Gut» , tarre, wird sich hi« nächsten» in einem von ihm veranstalte- « ten Conent hören lassen. Ein Csncnt von einem Guitarre»- spiel« dünkt wie ein Märchen aus fern« Zeit und dennoch hat Herr Sokolowski sich in Petersburg, London und Pari« durch seine erstaunliche Fertigkeit auf dem so stiefmütterlich t». Ton, Klangfarbe und AusdruckLsähigkeit bedachten Instrument Zuhörerkreife erworben, wo « Passagen und Cadenzen mit ei ner Leicht gleit ausführte, wie man sie auf der Violine zu hö ren gewohnt ist. — Wiederum ist die musikalische Gesellschaft „Scandalia" zum Besten der Frauen und Kinder von Soldaten der sächsisch« Armee thätig gewesen. DaS Direktorium überreichte un« sorgest«» als Resultat eines im Bazar abgehaltenen Concertes 16 Thal«. Der Andrang war groß und die Einnahme würde sich bedeu tend erhöhen, wenn ein festes Eintrittsgeld erhoben würde, «a> aber nicht d« Fall ist, und so fliehen freilich auch halbe R«-- gröschchen. Immerhin! d« löbliche Zweck wird «reicht durch Instrumente, die freilich ander« Art sind al« diejenigen, womft ' zu Davids und Salomonis Zeit« die Hebräer ihre Psalm« begleiteten; es sind keine Hirtenflöten au« Arkadien, keine LhtH keine Aehnlichkeit mit den Instrumenten d« alten Grieche«^ ' ^ wie man sie im Grabe des OsyrnandiaS bei Theben fand. Er find keine Instrumente, wie sie die Rom« zu ihr« Opfermustk '' von den Hetruskern empfingen, keine Rede von ein« Vi«k> / ä^moiir, rin« Gamba od« lllvto ckooc«, ab« — die Sache macht sich, und das Publikum hat sein Amüsement, man laste " ihm das stille Vergnügen, welche» den Nothleidenden Geld brinzö ) >' — Soeben ist d« neue (I I.) Bericht d« Schu-gemei«» 's schaft gegen schlechte Zahler «schienen. Außer Verein»- mittheilungen enthält « die Ramm von 99 neu« Mitglied«« ' in Dresden, Großenhain, Chemnitz, Bautzen, Weiß« und Pirna, sowie dm Anschluß eines Zweigvereins in Plaum i. B. — Die Schuldnttliste mthält 198 Namen, von denen 118 von Dresden, die übrigen aus Chemnitz, Mißen und Pirna angv- meldet sind. — Ein betrübendes Ereigniß hat die Frage gelöst, wohin die unglückliche Frauensperson gekommen, welche M.ttel und Wege fand, sich von der Irrenanstalt des Sonnmsteins.in Pirna heimlich zu m> fernen. Am Donnerstag, ungefähr zehn Tage nach der Entfernung, fand man den Leichnam der Beoauerrü- werthm in ein« Ersenbahnschleußk bei Pötschau. Alle Zeichen deuteten auf einen Hungertod, dm die Irrsinnige daselbst ge funden. — Hmte Mittag zwischen 1 und 3 Uhr werden an 600 bis 700 Mann sächsische Truppen (dritte Brigade) mittelst ein^S Extrazuges aus d« böhmischen Bahn ankommen und sogleich auf der Verbindungsbahn nach dem Leipzig-Dresdener Bcch»- Hofe befördert werdm. Sie werden zwar nur einige Stund« hier verweilen und dann, wie wir hören, nach Leipj'g geh«, doch sind bereits alle Anstatm zu einer Speisung getroffen; Erbsm mit geräuchertem Fleisch und zwei Mann eine Flasch« Wein. Schon gestern beeilte man sich, dm Bahnhofsgebäuden einen Schmuck durch Fahnm tn grün und weißen Farben zu geben, w e auch mit Kränzen geschmückte Säulen anzubring«. Jedenfalls wird die Begrüßung von Seiten des Publikums eine enthusiastische und der Leipziger Bahnhof von Tausenden um lagert werven. Aus Anlaß der Rückkehr des Königs und der bevorstehenden Ankunft unseres Militärs, sowie überhaupt fried licher Zustände haben unzählig viele Häuf« der Alt- und Neu stadt grünweiß und schwarzrothgold geflaggt. — Rüstige Hände schaffen am Pirnaischen Schlag, Säul« und Pyramiden thürmen sich mit Flaggen und Blumengewind« auf, weil dem Vernehmen nach künftigen Montag Se. Mas. der König der Residenz einen Besuch abzustattm gesonnen ist. Auf dm «richteten Tribünen werdm sich die Mitglied« de« RatheS und d« Stadtverordneten auspellm und es steht somit die ernst freudige Stunde zu «warten, der alle Patrioten schla genden Herzens entgegengesehm. — Auf dem Kästner» Erben in Bockwa gehörigen Stet» kohlenwttke wurden am 21. d. MtS. ein Häuer- und ch, Fördermann von hereinbrechendea Deckgestein getroffen, so daß berde augenblicklich tobt liegen blieben. Die Verunglückten hinter lassen Frau und Kind. Ganz auf dieselbe Weise k«n am andern T>g tn Obe,Hohndorf im Kohlenschacht Frischglück ein Berg «beiter ums Leben. - Am 23 d. MtS. Abends 10 Uhr entstand tn dem auf einem Torsstich zwischen Oberreichenbach und Kirchbach ge» -s