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Dresdner Journal : 13.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-13
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1887
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Dienstag, den 13. Dezember, abends. 1887. U 288. > > a»»r»«n«» Laiob»: t-tbrliedt.... 18 öäarb j!tt»rlivl»; 4 ölurb K0 kk. I'lULtlo» blummoru: 1V kt. 4—rUalh ck«, ckootacdo» Koivda« tritt koat- unck 8tvrup«l,a,ot»I»s dinnu. ^ukN»at»i»»U»r«KNdrv» r ür 6eo ttuum su»«r o«,p»It«o8u 2oil2 dlsluor SV Lk. Ontor „Llugoounckt" 6i« 2sU« b0 kk. itsi "I»t>«llsn- uuck 2>N»rl»«t» «otapr. ^ukaobl»^ Lruedolueur l mit Aaututun« ä«r 8oun- unck koiortngs» »dsuck,. ?»rn8prool»-Xn»odIu,»: Ur. 12dk DreMerImmml. Für dir Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der (Literatur, und Kunstgeschichte. v» »««vLrt»» Lotpat,: Srawetetettor, Oomi»1«tt»»r ck« l-roackoor »ourunt,; «m»d»rU- I«rU» Sei« - 8—1 »r—I» »rmrttut a. » : //aEwatorw K Vopter, vorltn Mt«» -A»»b»iU- ?r»G -lxiprlF 8r»o^k»rr ». Loock äckoaoo/ Lari, 1^,-4«» - 8«rU» «>u»»»rr » » It»«U»r» /-«»wd« ck t)o., vorUa: /wexck^te-^ta»«^,- VSrttt»: äkckUor« V«k/u^<», Aanuovr: 0 Sc-i*l«t«r,- AaUo »- 8.» ck 0» N » r » » » » »l» s r« Xvui^I. Lnpockitioa <t« Oroacknor ^ounudl», vroacksu, Lroiu^orotr««» 80. korrmprood-t^mrüluaa Ur 1888. Ankindigungen sir die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aournat" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß acs Weihnachtsfestes Handel- n»L Ge»erb- treidenden bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Kergünßignngen gewährt werden. ÄmtliLer Teil. Bekanntmachung. Auf Grund de- 8 24 de- BauunfallversicherungS- gesetzes vom 11. Juli 1887 (Reich-Gesetzblatt (Seite 287) wird der von dem ReichS-Versicherung-amt fest- gefetzte Prämieutarif für die Versicherungsanstalt der Sächsischen Baugewerk-.Berufsgenossenschaft zu Dresden nachstehend bekannt gemacht. Berlin, den 8. Dezember 1887. Das Reichs-Versicherungsamt. «ödiker. Vrämientarif für die Versicherungsanstalt der Sächsischen vaugewertt - Berufs- genossenschast. Feuilleton. Gefahrenklasse de« berusSgenoffenschastlichen Grfahren- taris«. Lohn- Prozente, welche al« Prümie zu enirtchlen find vrtra- der sür jede angesan. aene Halde Mark de« ln Betracht kom menden Lohn.« zu entrichten den Prämie. Pfennig. Befahrenklasse l. Bautechniker 7.. «esahrenklasse II. Stubenbohner und Tapetenankleber . »7. 7. Gefahrenklasse III. Cementirer, Modelleure, Steinschleifer »7. 7>. Gesahrenklasfe IV. Installateure, Marmorsöger, Marmor» »7. schleiser, Ofensetzer und Pflasterer . 7. Gefahrenklasse V. Backofenbauer, Steinklopfer und Stein- zurichter 7.. Gefahrenklasse VI. ASphaltarbeiter, Stuben- und Dekora- «V. »7.. tionSmaler Gefahrenklasse VII. Steinbohrer 8/. r'/.. Gefahrenklasse VIII. Bauschreiner (Tischler), Einsetzer, Bau schlosser, Anschläger, Bauarbeiter bei gewöhnlichen Bauten. Bauglaser, Bildhauer in Stein auf Gerüsten, Dachpappdecker, Kleber, Schiffbauer (in Holz), Steinmetzen aus Gerüsten, Stuckateure auf Gerüsten, Anbring- ung und Abnahme von Wetter rouleaux (Marquisen und Jalousien) »7. Gefahrenklasse IX. Anstreicher aus Gerüsten, Bauarbeiter bei Fabrikschornsteinbautrn, Thurm bauten, Brückenbauten, Waffe, bauten, Bauklempner, Blitzableiter - Verfer tiger und -Setzer, Maler aus Ge rüsten, Mühlenbauer (in Holz) . . »'/. Gefahrenklasse X. Dach-Ziegel- und Schieferdecker, Ar- beiter an FraiSmaschinen, Arbeiter an Hobelmaschinen 4 2 Gefahrenklasse XI. Brunnenbauer, Brunnengräberei . . 4'/, 27. Gefahrenklasse XII. Arbeiter bei Fournierschneidereien, Ar beiter an Kreissägen b «7. Frieda. G»tShl»»g von B. Mercator. (Fortsetzung.) „Und Du unterstützest ihre Koketterie noch? Kurt! schämst Du Dich denn nicht? Erst lockt sie den ehrenwerten Mann durch Gott weiß was für Künste zu sich heran, und dann will sie ihm den Rücken drehen und sagen: „Danke schön, Sie sind mir doch noch nicht gut genugl?" „Da- ist er auch nicht, noch lange nicht gut genug für meine Frieda!" rief der Bürgermeister mit einer Störrigkeit, welche Frau Selma» Zorn aufs höchste entflammte. „Auf wen soll sie denn warten, Deine Bettelprin- zeß? Habe ich mich nicht schon übrig lange genug mit ihr herumgequält und geärgert? Schweig, Frieda I Schweig, sage ich Dir, Kurt!" Und nun entlud sich da- schlimmste aller ehelichen Gewitter, die Kurt v. Alten bi- dato erlebt hatte! Der letzte Schlag de-selben war der, mit dem die Bürgermeisterin die Thüre hinter sich zuschleuderte, die beiden Sünder drinnen ihrem Schicksal über« lassend. „Und ich schreibe ihm doch ab! auf der Stelle! Weine nicht, Friedchen, ich schreibe ihm doch ab!" sagte der unverbesserlich« Bater der Stadt, sein schul- dige» Haupt trotzig erhebend. Hinsichtlich der in dem vorstehenden Prämientarif nicht besonders aufaeführten Kategorien von Arbeiten (Nebenarbeiten) ist^unächst sestzuftellen, ob die betreffende Kategorie in dem berufSgenoffenschastlichen Gesahientaris klassifizirt worden ist. Trifft dies zu, so ist sür die bezügliche Arbeit die der be treffenden Besahr^klaffe entsprechende Prämie zu entrichten. Für alle übrigen im Gefahren- und Prämieutarif nicht klassi fizierten Bauarbeiten ist der Prämiensatz der vorstehenden Klaffe Vlll mit I Pfennig für jede angefangene halbe Mark de» in Betracht kommenden Lohne» maßgebend. Festgesetzt gemäß j 84 de» Gesetze», betreffend die Unfall versicherung der bei Bauten beschäftigten Personen, vom 1t Juli 1887 («eich» Gesetzblatt Ente 887). Berlin, den 8 Dezember 1887. Da- RelchS-VersicheruugSamt. »üdtker. Bekanntmachung. Auf Grund der 8 24 de» Bauunfallversicherung-- gesele» vom 11. Juli 1887 (Reichs-Gesetzblatt Seite 287) wird der von dem ReichS-BersicherunqSamt festgesetzte Prämientarif für die Versicherungsanstalt der Tiefbau-BerufSgeuosseuschaft zu Berlin nachstehend bekannt gemacht. Berlin, den 8. Dezember 1887. Das Reichs-Versicherung-amt. Bödiker. Prämien-Tarif für die Versicherungsanstalt der Tiefbau-BerusSgenoffenschaft. Als Prämien für die bei der Versicherungsanstalt der Tief bau - BerusSgenosienschaft versicherten Personen (» iS de« Bau- imsallvtrslcherungSgesetzeS vom 11. Juli 1887) sind gleichmäßig „Zwei Prozent" der bei der Bauausführung von den Ber- sicherien verdienten Löhne oder Gehälter (vergleiche » 8b Ab satz 8 a. a. O) beziehung-weise de« in Betracht kommenden JahreSarbeit-verdienste« (» 8 a. a. O ), da« ist für jede ange fangene halbe Mark de« in Betracht kommenden Lohne« re. „Ein Pfennig", zu entrichten. Berlin, den 8. Dezember 1887. Da- ReichS-Versicherung-amt. »»dtker. Dresden, 13. Dezember. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgteu Ableben- Ihrer Durlaucht der Frau Prinzessin Pauline zu Schleswig-Hol- stein-Sonderburg-Augustenburg am Köuigl. Hofe die Trauer auf drei Tage vom 14. vis mit 16. d. M. angelegt. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Director der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig Hofrath vr. pbil. Rieper das ihm von Sr. Heiligkeit dem Papste Leo XIII. verliehene Lomlhurkreuz de- Piu»-Orden- annehme und trage. Se. Majestät der König haben den Postschaffnern Johann Traugott Pönitz und Johann Gottlob Bautz mann in Dresden da- Allgemeine Ehrenzeichen Aller gnädigst zu verleihen geruht. . Nichtamtlicher Leit. KetegvcrphiscHe WacHrncHten. Leipzig, 13. Dezember. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Zm Prozeß gegen Cabannes fanden heute die Zeugenverhöre statt. Die Beamten des Straßburger Bezirk-Präsidiums sprachen sich über die Lhätig- keit des Angeklagten aus. Allgemein bekannt sei es gewesen, daß der Angeklagte eine weitverzweigte französische Korrespondenz unterhielt. Weitere Zeugen bestätigen verschiedene Bestechungsversuche deS Angeklagten behufs Erlangung der Verwalt- nnaSberichte von Metz und Colmar. Angeklagter giebt ausweichende Antworten. Wien, 13. Dezember. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Unter dem Vorsitze de- Kaisers fand heute Lor- .... - Und er schrieb ihm ab. Allein am Abend jene- stürmischen Tage» stand Kurt neben seiner kleinen Schwester im dunklen Gar ten. „Friedchen, Friedchen, e» wird mir so furchtbar schwer, und Du hältst e» nicht aus!" „Doch Kurt! E» wird ein Himmel sein gegen da» Leben hier, nur daß ich Dich dann nicht mehr habe, Du lieber, lieber Kurt!" „Arme» Kind! Ach ja, Du hast leider nur zu sehr recht! Und ich, ich bin Dir ein erbärmlicher Bruder gewesen!" „Sage da» nicht, Kurt! Ich war ja immer so glücklich bei Dir, Du hast mir so viel Liebe» gethan l E» ist nur, daß die» letzte nun auch noch kommen mußte! Nun will mich Selma durchaus fort haben, und ich muß fort!" „Und ich werde Dir helfen, Kind! Sei nur ruhig. Ich suche Dir eine Stellung au», und eine gute! An Verbindungen fehlt mir'» nicht!", Der FrühlingSsturm verwehte die letzte Rosablüte de» kleinen Mandelbäumchen», da- Bäumchen aber lauschte füll dem rauschenden Lenzsturm. Sei nur ruhig! II. E- war im Dezember; Stand de- Thermometer- fünfzehn Grad unter Null; der Rordostwind steckte seine greulichen Spieße und Speere durch jede Ritze in Hau- und Gewand, kurzum, e» war ein Wetter, bei welchem Professor Grunau, sich schüttelnd, all morgendlich zu seiner Tochter zu sage» pflegte: „Kind, mittag eine zweite militärische Konferenz statt, an welcher Erzherzog Albrecht, Krieg-Minister von Bylandt - Rheydt, Grneralstabsschef KML. von Beck und verschiedene TektionSchefS de» Krieg-- Ministerium- teUn«^««. Pari-, 12. Dezember. (W.T.B.) ZumKriegS- Minister ist der kommandierende General des achten Armrekorp-, General Logerot, ernannt worden. Paris, 13. Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In dem gestern abend im Elysee stattgehabten Ministerrate teilte Carvot seine Botschaft mit, welche heute in den Kammern verlesen wird. Die selbe betont die Erhaltung des äußeren Friedens und die Versöhnung der Parteien im Innern. London, 12. Dezember. (W. T B ) Die Zucker- konferenz berietb heute den Bericht deS Subkomit^S, welcher sich einstimmig dahin anSspricht, daß die Schwierigkeiten bezüglich der Frage der Raffinerie in Lägern nicht unüberwindlich seien. Der Be richt empfiehlt daher eine Steuer auf raffinierten Zucker und zwar in der Korm, wie er zur Kon- sumtion gelangt und eS wird jeder der beteiligten Nationen überlassen, selbst Einrichtungen für die Erhebung der Steuer zu treffen. Seiten- deS französischen Delegierten waren verschiedene Ein würfe untergeordneter Bedeutung erhoben worden. Die Konferenz vertagte sich hierauf bi- Mittwoch, um den auswärtigen Regierungen Zeit zur Prü- fung deS Berichts zu lassen. Dresden, 13. Dezember. Der Pariser Gemeinderat und die französische Regierung. Die mächtige Weltstadt, welche ihre eigenen, vom Lande und dessen Interessen abweichenden Strömungen noch aus der Kommune geerbt und in ihrem Magi strat sowohl in milden wie in bedenklichen Formen weiter gepflegt hat, tritt in Zeiten der Bewegung mit diesem stillen Danaergeschenk laut genug hervor. Es ist die» eine Folge der in Paris zusammengehäuften sozialdemokratischen Elemente und zugleich der über mütigen Selbstherrlichkeit, welche für die Residenz aus der voreiligen Zentralisation Frankreich» hervorwachsen mußte. Diese Zustände erläutern den gestern an dieser Stelle besprochenen Mordanfall gegen Ferry. Biel unheimliche» Licht verbreitet über diesen ungesunden Untergrund eine Mitteilung, welche die „M. N. N." aus Pari» erhält. Der Berichterstatter weist auf folgende» hin: Nicht» ist bezeichnender für die französischen Zu stände, al» die Rolle, welche der Pariser Ge meinderat im Staate spielt und besonders in den letzten Wirren wieder gespielt hat. Carnot wird alle Mühe haben, um die Pariser Aedilen sich nicht über den Kopf wachsen zu lassen; denn in moder ner Form wiederholt sich hier der Jahrhunderte alte Wettstreit zwischen dem Rathause und dem Staatschef, zwischen der hauptstädtischen Vertretung, die mit dem Streben nach kommunaler Selbständigkeit ihre» über mächtigen Gemeinwesens die Landesregierung zu unter jochen sucht, und dem Lande, da» sich immer wieder gegen die Tyrannei der Pariser auflehnt. Von der sozialen Seite bettachtet, ist es ein Streit zwischen dem fest begründeten, ruhebedürstigen, sozial-konservativen Besitzstände, welcher in den Provinzen vorherrscht, und dem demagogischen, revolutionären Abenteurertum, welche» in den Gemeindewahlen der Hauptstadt unab- wendlich obsiegt. Mit einem Worte, e» ist die Kom mune, die sich rastlos mit allen Mitteln, gleichviel ob gesetzlichen oder ungesetzlichen, empordrängt und den offenen Kampf, die Straßenschlacht gegen die Regierung, vorbereitet. Die Haltung dieser Umsturzmacht ist immer ein Kind, sei vorsichtig, heute geht der Knochenmann herum!" Er machte den armen alten Herrn ganz melancho lisch, dieser schauderhafte Nordost l Kein Trostwort seiner Tochter schlug solchen Trübsinn endgiltig in die Flucht; sogar da» fröhliche Geplauder seiner beiden Enkeltöchter konnte nicht dagegen auskommen. Da» einzige, durch Erfahrung erprobte Mittel be stand darin, den Stammhalter der Familie, Theodor, nach vollendeten Schularbeiten samt seiner immer noch nicht vollendeten Wundermaschine zum Großvater hineinzuschicken. Beim Hantieren mit Säuren und Gasen und Schrauben und Feilen und Rädern mit und ohne Zähne vergaßen der ergraute, sowie der werdende Chemiker Wind und Wetter, Zeit und Leid. Aber die» au»gezeichnete Mittel hatte zum Unglück auch eine Kehrseite im wahrsten Sinne des Worte»! Denn Großpapas hübsche» Wohnzimmer war am nächsten Morgen mit Schnitzeln und Spänen gar überreich verziert. Auch erzählte mancher Säureflecken auf Teppich, Tischdecke und Kleidern von den Helden- thaten der beiden Theodore. Allein: „Er ist doch wenigsten» wieder einmal ein paar Stunden recht vergnügt gewesen", mit diesem, von warmer Tochterliebe diktierten AuSspruche brachte die verwitwete Pastorin Weilert ihren empörten HauS- frauensinn zum Schweigen, und gerne hätte sie den kleinen Theo manchmal al» ungeflügelten Trostengel daheimbehalten, statt ihn zur Schule zu schicken. Ader da» wäre denn doch wohl nicht pädagogisch berechtigt gewesen! sicheres Zeichen für den politischen Wetterstand iu Frankreich; und blicken wir heute auf diese- Baro meter, so finden wir, daß die Regierung de- ehrlichen Carnot nicht mit günstigen Aussichten anfänat. Der Präsident selbst verdankt, wie bekannt, seine Wahl zum Teile der Aufruhrdrohung des Gemeinderales. Die» wirft zwar nicht den geringsten Schatten auf seine persönliche Eigenart, in seiner amtlichen Stellung aber bleibt es ein heikler Punkt, den er um so schwerer überwinden wird, als diejenigen, welche sich al» Prä sidentenmacher fühlen, ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Am Tage nach der Wahl sprach das blanquistische Zentralkomitee, der Stadtverordnete Vaillant und der zukünftige Stadtverordnete, Kam- munegeneral Eude», in einem pomphaften Manifeste dem edlen Volke von Paris seinen Dank aus, daß e- durch Aufruhr wieder einmal die „Republik gerettet" habe. Die ganze radikale Majorität des Gemeinde- rates war, wie bekannt, entschlossen, sich an die Spitze der Insurrektion zu stellen, falls Ferry gewählt worden wäre. Daher ein Streit, der in Pari- jetzt Lärm macht und un» in Voraussicht künf tiger Vorfälle im Gedächtnis zu bleiben verdient. Vom Maschinenkeller des Rathause», einer großen unterirdischen Halle au», führen vier Tunnel» nach den benachbarten Kasernen, Lobau- und Napoleon», kaserne, sowie nach dem städtischen Zollamt und dem Hause der Armenverwaltung. Wenn die Stadtväter sich im Rathause insurgieren wollten, mußten sie vor allen diese Gänge versperren, durch welche die Regie- rungStruppen, ohne von dem meuterischen Straßen- Pöbel aufgehalten zu werden, in die Hochburg der Kommune dringen und den Ausstand Niederschlagen könnten. Bei Ferry war man überhaupt auf Über raschungen gefaßt Denn dieser schneidige Mann hatte schon einmal den Meuterern den Streich gespielt, an der Spitze der Truppen durch die unterirdischen Gänge ins Rathaus einzudringen. Es war am 31. Oktober 1870. Die Erinnerung daran lebt noch im Geiste der Revolutionäre. Die Aedilen forderten zunächst also die Schlüssel der Tunnelthüren vom Seinepräfekten, der sich jedoch weigerte, sie heran-- zurücken. Er hatte sie für alle Fälle schon dem Kom mandanten der zuverlässigen republikanischen Garde übergeben. Alle Hindernisse waren auf seinen Befehl in der Stille fortgcräumt worden, und sechshundert Mann standen jederzeit bereit, in» RathauS einzubrechen und die Revolution im Keime zu ersticken. Die Stadtverordneten protestierten, spektakelten, drohten, doch da die» alles nicht» half, schickten sie einige ihrer Kollegen in den Keller und ließen, so gut es gehen wollte, die Thüren mit Ketten versperren, Hindernisse aufhäufcn und die Schlösser durch hineingesteckte Metallstücke verderben. Wahr scheinlich hätte ihnen dies alle» im entscheidenden Augenblicke nichts genützt, da die Maßregeln der Re gierung mit Umsicht getroffen waren, doch bleibt der Versuch immerhin höchst bemerkenswert. Er läßt, wie man sagt, tief blicken. Der Aufstand ist nun vertagt. Inzwischen gilt eS, die Widerstandskraft der Regierung zu zerrütten, die Entfernung des Generals Saussier zu bewirken, der als Gouverneur von Paris in den ernsten Tagen der Präsidentschastskrisis die Revolutionäre mit That- kraft und Scharfblick im Schach gehalten hat; e» gilt die Polizeiosfiziere Honnorat, Florentin u. a., die den Meuterern höchst unbequem sind, absetzen zu lassen. Es gilt die Thüren der Gefängnisse zu öffnen, wie der Generalrat des Seinedepartements in einem Be schlusse motivierte: „Um bei der notwendigen Sozial- resorm die Hilfe aller Republikaner zu haben"; e» gilt die Urheber der Mordscenen von Decazeville und andere „Opfer der sozialen Zwietracht" zu befreien. Dies alles wird jetzt vom Pariser Gemeinderate und den hauptstädtischen Deputierten schwunghaft betrieben und dem neuen Präsidenten anbefohlen. Und so saß denn Professor Grunau an diesem Dezembermorgen allein und ziemlich mißvergnügt bei seinen Büchern und schüttelte halb entrüstet, halb weh mütig den grauen Kopf, als von der unteren Etage her da» unverkennbare, unbeschreibliche Tongewirre einer, zur zehn Uhr Pause freigelasscnen Mädchenschule an sein Ohr drang. „Leichtsinnige Gesellschaft! Lasten die Klassen- thüren offen bei diesem Todeswind l" murmelte er und zog sich unwillkürlich die Reisedecke fester um die Füße. Ja wohl! leichtsinniger, aber auch heißblütiger al» Du ist die Gesellschaft da unten, Herr Professor! Sieh nur aus dem Hensler, — ah, ich veraaß, da zieht- —, nun, aber wenn Du hinauSbllcktest, da sähest Du sie von Klasse II ld bi» la auf dem Spiel hof sich tummeln, die einen schlittenfahrend, die andern schneeballend, die dritten bahnschlagend oder „schliddernd", wieder andere, gleich neckischen Kobolden kreuz und quer laufend, hier einer Mitschülerin freundschaftlich die Nase mit Schnee reibend, dort einer den langen Zopf zupfend und sich dann schließlich selbst längslang auf die blendend weiße Decke werfend und nicht wenig stolz über das wohlgelungene Konterfei die Flocken au- dem Kleide schüttelnd. Und ein- Deiner eigenen Enkeltöchterlein ist auch dabei! (Fortfetzuig folgt.) Zur Geschichte Marokko». (Schluß.) Die innere Geschichte Marokko» seit der Zeit der Muhamed- selbst nur ftr ihren äußeren Umrißlmien
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