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Donnerstag, 104. 1Z. Juli 1848 Prei« fßr 0«» Vierteljahr r^rhk L«sertio«Sßettltz. ren fiirtze«U«» riaer -cspalteae» Zeil« »Vf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl BLeder»a««. Dresdner Journal. Dieses Blatt erscheint täglich Abend» und ist durch alle Post» anüalteu de» Za» und?lu»landr» ju beziehen. Anzeigen aller Art für da-Abends erscheinende Blatt werden bi- 12 Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. Vorschlag zur Gründung einer Bolksreitschule. — Lagetgefchichte: Dresden: Fünfuudzwanzigfte Sitzung der zweiten Kam mer; siebzehnte Mtzuog der ersten Kammer; kirchlicher Verein. Meißen: Deutscher Verein. Lus dem »oigtlande. Lu« Lhüriagrn. Berlin. Sdla. Hannover. Schleswig. Frankfurt. Mainz. Wien. Prag. Pesth. Pari«. Au« dem Elsaß, »uckarest. — Feuilleton. — Singefen- drte«. — GeschLftskaleuder. — Ort«kalender. — Aazrkommene Reifende. I ! .-7" - ' . - --- -- ---- . - "L- 7 , . .L LLL.. I Vorschlag zur Gründung einer Bolksreitschule. Die königliche Schulbahn, sogenannte Kadetenbahn, ist seit Ende Mai diese« Jahres aufgehoben worden. Zweck derselben «ar: die Kadeten in der Reitkunst -u unterrichten, die höhere Ausbildung der Kavalerieoffiziere in derselben möglichst -u bezwecken, dann dem Hofmarstalle Bereiter zu bilden, sowie es einigen bevorzugten Privat- scholaren au- den höher« Ständen gestattet »ar, hier Unterricht zu nehmen Die Erörterung, weshalb man diese Anstalt aufhob, gehört nicht hierher; nur mag angeführt sein, baß Se.MajHät der König dieselbe von Seiten der Eivilliste unterhielt, da- um so dankbarer anerkannt zu »erde, verdient, da vorzüglich bas Militär, als« der Staat, den größten Rüge, davon hatte, denn die Bereiter» Eleven waren so wenig bedacht, daß, obgleich der Hof die ganze Anstalt erhielt, diese dennoch ein bedeutende- Lehrhonorar, da- zu bestimmen in der Will kür des königlichen Oberbereiter- lag, au- eigenen Mitteln entrichten mußten, und auch den wenigen Privatscholaren der Unterricht ziemlich «Heuer zu stehe« kam. Obgleich nun von Selten de- hohen Ministerium- de- Krieges die Einrichtung getroffen sein soll, daß für den Reitunterricht der Kadeten Kavaleriepferde kommandirt »erden sollen, so kann jedoch dieselbe, da sie nur einen besonder» Zweck zu verfolgen hat, ebenso wenig den Anforderungen der Kunst, als einem allgemeinen Volks» thümlichen Zwecke entspreche«, und im Ganze« noch weit weniger Nutzen gewähre«, al- die aufgehobene königliche Reitschule. klebrigen- erscheint es gefährlich und dürfte von bitter« Folgm sein, wenn man in Sachsen der so nützlichen Kunst ihr Asyl nimmt, da es keines neuen Beweises bedarf, daß jede Kunst und jede Wissenschaft unvermeidlich zurückgeht und darauf aufhört zu sein, wenn man ihr diejenige An statt entzieht, wo sie gepflegt, ausgebildet und gelehrt wird, denn jede Kunst bedarf ihrer Jünger, welche sich ihr ausschließlich in all ihrer Liefe widmen und nicht nur der Praktik, sondern auch der Theorie, (diese innig vereint mit jener), huldigen; die Kunst bedarf derjenigen Männer, welche sie zu ihrem ausschließlichen Lebenszweck erkoren haben, aber nicht nur solcher, die dieselbe nur zum Mittel eine andern Aweckes bedürfe«. Ohne der Nützlichkeit der bestandenen königlichen Reitschule zu nah« treten zu wolle«, so glaubt Einsender Dieses dennoch überzeugt zu sein, daß eine Reform derselben sehr wünschen-werth gewesen sein würde, da nicht abgeleugnet werden kann, daß dieselbe ziemlich viel kostete und sehr Wenigen zugänglich war, auch gänzlich der Bafis der Jetztzeit entbehrte, fich daher wohl abgelebt hatte. Derselbe Geist der Zeit, welcher mit vollem Rechte das Turnen, das den Landesver» theidiger zu Fuß vorbereitet und bildet, will auch den Bürger- und Landwehrmann zu Pferde gebildet wissen! An diese so werthvolle Truppe, die sich mit der allgemeinen Volksbewaffnung auch noch» «endig mehr ausbreiten und kräftigen muß, wird Volk und Regierung mit Entschiedenheit denken! — Gestützt nun auf diese eiserne Nothwendigkrit, hält es Einsender Dieses für seine heilige Pflicht, dringend auf folgenden Vorschlag, der dem gesammten sächsischen Volke ein« kostenfreie Lehranstalt der Reitkunst bietet, aufmerksam zu machen: „Anstatt, daß die 8V Landbeschäler täglich zu ihrer nothrvendigen „Bewegung zu Moritzburg spatziem geritten und geführt werde«, „stelle man die Hälfte davon für den Reitunttrricht «ach Dresden, „indem man dazu die gesannnte Lokalität der aufgehobenen Schul» „bahn benutzt. Ma» übergebe diese Bolksreitschule, welche unter das „hohe Ministerium de- Innern zu stehen kommen würde, einem „kraftvollen, rechtschaffenen, wissenschaftlich gebildeten, praktisch tüch tigen Schul- und Kampagnebereiter. Diesem Dirigent (Stall meister) setze man einen, mit möglichst eben diese« Eigenschaften „begabten Hilfsbereiter zur Sette. Beide« würde die Aufgabe: die „Hengste zu Schulbahn * und Kampagnepftrden zu drrsstven, und „jeden makellosen Staatsbürger -um Militär - oder Civilreiter, auch „dazu Fähige zu Bereitern zu bilden, sowie auch Damen Reitunttrricht „zu ertheilen. Der Gehalt beider Beamten muß nach dem Einkom men der Reitschutt festgesetzt, oder beide nur auf dieses angewiesen „werden. Die Wärter der Hengste, sowie letztere unterhält nun schon „der Staat, wegen der Beschälanstalt, daher das Honorar der „Schüler auch möglichst niedrig gestellt werde« kann, rveshald diese „Lehranstalt jedem Staatsbürger wirklich zugänglich sei« würde." Der Landbeschälstaü, welcher dem Staate eine nicht geringe Un terhaltung s summe verursacht, würde auf diese Weise jedem Einzelnen direkten Nutzen bieten, während öfters die indirekte Nützlichkeit von Manchem, aber wohl gänzlich mit Unrecht, bezweifelt wird. Don der patriotischen Gesinnung des geehrter» Vorstandes der Lanbbeschäler- anstalt ist man übrigens genugsam überzeugt, daß er diesem Plane, nach reiflicher Erwägung, nm das Wort reden «ad Alles aufbieten wird, um dm ihm untergebenen Stellen einen doppelten Nutze« zu verschaffen. Niemand wird wohl diesem Plane entgegnen können, daß da- Reite» den Hengsten nachtheilig sein könnte, denn nur allein zweckmäßige Arbeit stählt die Kraft und kein Beschäler darf verweich licht fein. Eine übermäßige Anstrengung dürfte aber bei den voraus» gesetzten Eigenschaften des Dirigenten der Reitschule ganz unmöglich sein. Ebenso wenig könnte die Befchälzeit vsrgeschützt werd«, denn diese nimmt nur einen kleinen Theil des Jahres in Anspruch und bleibt wohl stets ein Stamm zurück, und könnte auch Die- rächt stattstade», so wird man doch wegen höchstens eines Viertels des Jahres drei Viertel nicht unbenutzt vorübergehen lasse«. Doch schon bi« Ersah» rung spricht genugsam dafür, denn mehrere deutsche Länder haben durch ihre Beschälanstalten auch ihre Reitschulen, wie z. L Braun schweig ; und auch auf der sächsischen Schulbahn wurde« bis »»ach der Theilung Sachsen- die Landbeschäler zum Unterricht benutzt. Da aber die sächsischen Gestüte an Preußen fielen und durch einen Miß-