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Voigtlä »bischer Anzeiger. 47. Stück. Freitags den 2z. November 1804. Traurige Lage Spaniens. s giebt in der ganzen Staatengeschichte der Reiche kaum ein Paar Bcyspiele, daß so mannichfaltige Unglücksfälle, alle zugleich, ein Reich so ins tiefste Elend führten, als gegen wärtig Spanien erfahrt. Hungersnolh, Pest, Erdbeben, innerer Aufruhr, Kriegsgefahr von auswärts— wo war alles das irgendwo, zu gleich so aufgehäuft, als jetzt in jener Monar chie, die noch rm Anfänge des l?ten Jahr hunderts die furchtbarste, mächtigste in der Welt war! Welche große Lehre für manche große Reiche! kuit Ilium et ittZcns Olorin! Die mehrste, Sensation in ganz Europa macht die schreckliche Seuche, welche seit der Mitte des Augusts das südliche Spanien ver heert. Die berühmte Stadt Mällaga litt am mehrsten. Als im Jahre 1711 die Pest ein ganzes Jahr in Marseille wüthele, so starben in allem ohngefähr zo,ooo Menschen. Die neue Pest, das gelbe Fieber, ist weit mörderi scher; binnen 5 Wochen starben zu Mallaga IO,0O0 Menschen: vom 25. August bis 4tcn Septbr. 2954 Menschen. Bis zum ro. Sept, raste die Seuche täglich beinahe zoo Menschen hinweg. In der Folge machte die geringere Zahl der Einwohner die der Gestorbnen etwas geringer, doch starben noch am 18. Sept. l Z4, am 19.114, am 20. yz, am 21. 125 Men schen. In der Folge schien diese grausame Pest etwas nachzulassen, aber cs waren wenige Menschen mehr in der Stadt; eine sehr große Menge hatte sich aufs Land geflüchtet, wohin die Seuche sie aber auch verfolgte. Sie ver breitete sich nach Velez, Monda, und durch das ganze südliche Spanien. Da es eben so sehr an Leuten fehlte, welche den unglückliche» Kranken nnd Sterbenden Hülfe leisten konnten, als an Personen, die Todten zu begraben, so mußten viele Kranke verschmachten, und viele Verstorbene unbegraben bleiben, deren Fäul- niß die Luft vergiftete. Entsetzlich wäre es, wenn die, hoffentlich nicht gegründete Nach richt, .wahr wäre, daß die Einwohner von Mallaga, ohne Hülfe, ohne Zufuhr, in Hun ger und Seuche schmachtend, zur Verzweiflung gebracht worden wären, und den Truppen- Eordon, der die Communicalion der Stadt verhindern sollte, durchbrochen, und sich dann mitSchwerdt und Wuth bewaffnet, in die wei tern Gegenden zerstreut, und so das Unglück ausgebreiteter gemacht hätten. In derMadridlerHofzeitung vom 2;. Sept, wird gesagt: „Der oberste Gesundheits-Rath habe die lhätigsten Maasregeln ergriffen, um die Fortschritte der Seuche zu hemmen, und besonders durch Truppen-Cordons die verpe steten Oerter einzuschließen, unter welchen, außer Mallaga, auch Velez, Mantilla und die wichtige Stadt Alicante genannt werden. Auch werden in eben dieser Königlichen De- kannt-