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Auf Sonntag Zeitfcijrift für die Interessen des Hangmeseeca Reduktion von Silvia Brand, Dresden. Regens-is. (Bilder aus der SommerfrischeJ · Ein trüber Morgen läßt einen noch trüberen Tag befiirchtew Zu der Pappel hinter« dem Gehöfte schreit der RegenvogeL Vor dem ause fpaziert der fette weiße Spitz einer älteren Stadtdame, die, wie man sagt, ihren Liebling nur mit Hummermajonaise füttert, seit dem jje in» er» Eothaer ·Geld»l»qite·l»«·i»e«getpynil«e»tl» hat. » » Heut straft der wackere Vierfüßler die Lästerzuiigen Lügen, denn er beginnt soeben die Grassvitzen abzubeißety welche die jungen Gäns lein sammt der gescheidteii Gänsemama gestern stehen ließen. » Vom Nachbargebäiide herüber, just aus? aus dem ersten und einzigen Stockwerk unterm Dach blickt eine se rjugendliche Städterinj den Kneifer auf dem keck aufgestülpten Näschen Sie bemerkt den Grasasgpetit des Hundes und ruft entrüstet: ~Willst Du wohl das Grasessen lassen, Jolly, wir kriegen ja sonst Regen« Eittzückciide Logik, ganz dazu angethaiy einen heirathslustigdem schwiirnieiiden Wagemiith zuriickzuuierfen hinter die Mauer des schnö en. Junggesellenthumsh Aber da haben wir den Beweis, daß die Logi der Damen immerhin eine Logik, obschon in den meistensFällen eine unbewußte ist der Spitz Jolly hat Gras verspeist, o eubar wollte er seinen armen kleinen Magen von den Leckerbissen der Ge bieterin säubern und nun regnet’s wirklich. Langsam, unheimlich regelmäßig fallcn schwerc Tropfen nieder. Die Tauben flattern vom Hofe in die Höhe zum Schlage; der Wächter des Hofes kriecht murtend in die sinke; die Zweige der PappeL die dem Negenvogel als Residenz dient, eginnen zu rauschen; die Dame mit dem Kneifer und der Stulpnase und der entzückendeii Logik streckt die Hand prüfend zum Fenster heraus und ruft in den höchsten Fisteltönen nach Jolltx Denn Jolly ist der Hund ihrer Tante und ihre Tante versteht keinen Spaß, wenn Jolly regennaß wird. Wie leicht kann sich das liebe Thier erkiiltenl Und dann, Jollys Kehle ist keine Tenoristenkehle, sie wird es auch niemals werden, und wenn ein volles Schock Jmpresarios in die Sommerfrische käme, um daselbst einen Wachtel oder Niemann zu entdeckenx trotzdem muß diese Kehle gehütet werden vor Heiterkeit, as Wau-Wau muß ihr melodisch entperlen, es muß klingen, als ob der Wagnersche Siegfried in die Coulissenwelt hineinjauchzte und die Tante oben im vierten Theaterrange Begeisterunäschluchkzte Leider kann sich die Tante diesen Genus; in irklich eit nicht mehr bieten, ihre Taille nimmt von Schneiderin zu Scbneiderin an Umfang Z: Hals und Unterkehle verschinelzen zu· einem Aeeord, ein Besuch des heaters würde unter diesen Verhältnissen zu den Anstrengun en ge hören, die in dem Alter, von dem ältere Damen nicht megr oder doch nur mit äußerster Selbstiiberwinduiig sprechen, am besten ver mieden werden. Ueberdies ist der Kunstenthusiasmus der Tanie in ein anderes Stadium getreten, seitdem ihr die Frau Beleuchtungsassistentengehilsin keine Frei illcts mehr verehrt. Wie das zugeht? Ach, das ist eine tragische Geschichtq eine Geschichte, die einen Philosophcn zu bogenlangen Abhandlungen über Jnstinct und Verstand veralz·l»assen»köl-nte.» · « » · · 4 Regnet es noch? Ja, es regnet. Schön, da haben wir ja Zeit sum Erzählen. . Also ie Frau Beleuchtungsafsiftentengehilsin schenkte früher von Zeit zu seit Theaterbilleis an Jollys Herrin. Als Gegenleistung nahm sie ei derselben früher von seit zu Zeit den Nachmittagskaffee ein, von dem sich jedesmal drei is vier Auflagen nöthig machten. Zwischen der zweiten und dritten Auflage eines solchen affees er schien leise wie auf Hundegeistcrpfoten Jolly, hufchte unter den Tisch und schrniegte sein soeben cbadetes, noch triefendes Exterieur an das züchtige weiß bestrumpfte Znterieur der Frau Beleuchtun sassiftentem gehilfm Mit gellendem Hilfeschrei sprang die in die Böse, riß dabei as Kaffeetuch mit der ganzen Pracht des Kaffeegeschirres zu Boden und schalt den aufdringlichen Hund mit Namen und Titulaturem wie sie weder Meyer noch Brockhaits aufweisen. Das fchlug der Freundschaft den Boden aus. Seit jenem feuchtfröhlichen Tage würdigen fich die beiden Damen keines AugenaufschlageLL Die Be leuchtungsafsifientengehilfiii giebt ihre Billets nur hundelosen Freund innen und die Tante verfchiuäht die Kunst und das ganze Darum und Daran, wie sie zuweilen äußert, aus tiefster Seele. Weil der Mensch indes; für die eine Neigung, die er opfert selbst wenn er sie nothgedrungen opfert iinmer eine andere als Ersatz, eintauschn so hat sich die Tante nach der Llufgabe der Theaterfreriden auf die Erobernng billigster Sommerfrifchen versteift Zu diesem Zweck liest sie mit bewundernswerthem Geschick allerlei Zeitungen und Annoncein Wird irgendwo eine Pension, ein Son:meraufenthalt, eine möblirte Wohnung angebotem sofort tündct die Tante ihren Besuch an; sofort 25. Juli« reist sie hin, ißt und trinkt und wohnt unentgeltlich »zur Probe«, wie sie ausdrücklich betont, forscht die Leute ti er Familienverhä aus, läßt sich zur Nachhausereise den Yompadour vollpackmb weil unterwegs steten Hunger verspurt un denkt nicht daran, as del-I Abschied verheißungsooll lgeslttsterte »auf Wiedersehn« wahr made« zu helfen. Im Gegenthei , sie hat bereits einen anderm Ausflug is per-to; sie will nichts Anderes, ie gute Tantq als billig reisen, nd sie reist wochenlang, ohne mehr als die Kosten für die Etsenbahnsahrt und den Omnibus zu verausgabem sie wird auch überall von des Ahnungslosen aufs Beste aufgenommen und bewirthet, sie hat ein großes Talent, um das sie mancher Zechpreller beneiden könnte. Dieser Regen! Er ängt an Yronisch zu werden, der Himmelhat sich mit seinem graucsten Schlasro angethan, folglich erwartet erdet Besuch der Sonne heut nicht mehr. Aus der Dorsstraße werden zwei komische Gestalten sichtbar; die eine gehört dem alten Streich-Wilhelm der ofsiciell mit Semmelt und pritzkitchen und Mohnbrezeln handelt. Sein Hauptgeschäft be« steht jedoch darin, eine Salbe für allerlei Wunden zu vertreiben, und bei den Gläubipen des Dorfes und der Umgegend die kranken Menschet und das kran e Vieh zu streichen. Das sogenannte Streichen ers den Landbewohnern die Massagq nur mit em Unterschiedtz daß das Streichen nicht als ganz natürliches tbrperliches Heilmittel trachten, wie wir die Massage, sondern als Shmpathiemitteh Zauberei. Fu! Der alte Streich-Wilhelm spielt aus diesem Grunde eine halb egehrte, halb gefürchtete Rolle und weiß ste zu nützen. Wer ihn da« ker trotten sieh, einen groben Leinwandsack über Schultern und Trag« orb, ein großes rothes Taschentuch um den struppigen Graukopf g schlungen, in der Hand einen Regenschirm, der nur noch Gestell s nennen ist, wer das pfifxge Lachen beobachtet, mit dem er der nedet ihm sclåreitenden Boten au des Ortes die schauderhaftesten Lüge aufbün elt, der fragt nicht e t, was bei diesem wundersamen Dorf heiligen die Glocke geschlagen at. Jetzt sind beide Gesta ten icht vor dem Hause angelangt, in des: Jolly mit der Tante auf Probe wohnt und jetzt hemmt der alt-e Streich-Wilhelnl den Schritt und stöxct ein eulenartiges Geschrei aus. Das Fenster wird Fedssneh tm ahmen erschein die Tantr. iiåM Tst HEXE-Eis§ «» » - . .- »Es refzneh kritischenTaH zweiter Ordnun i« ~Ein·fa tiger Dorfcretinl Die Purpurrötge der Empörung bat das Antlitz der Tante überzogem am liebsten use sie den altes StreichkWilhelm arretiren, einsperren und kopfen; er ei« ist zuweilen von Wichtigkeit, er handhabt neben dem Streichen das Kartenleges gleich der gewandtesten GroßstadbKartenlegerin und es wäre ar mcht so· übel, wenn man sich mal eine Viertelstunde auf diese Weife unten kzielte - weil es draußen doch zu unangenekmi seuikt und unfreund lich ist. Als Adxutant der Tante la t as Fr ulein den altes Wilhelm zum Hinaufkommen ein, er Bat darauf gerechnet und folgt szlzliäiukikjzteljixd ins Haus. Låasslgiågchesrwen Pametn wohl vorschwatzets U eman ie um e e n eneien. Halt, das Wort soll nicht umsonsF aussgesprochen sein. II« wechselung kbnnen wir uns auch schaffen, wir rauchen nur hinuntc zu gehen auf die Straße und»die Kinder zu betrachten, die unter des Schutze der Gouvernante den üblichen Vormittagsspaziergang erledigeq tåägreiåikl die Eltern, ein Berliner Kaufmann nebst Gattin, noch dek u e egem Verwohnte Groß üdter theilen ihre Sommerfri e ja nur h Essen, Trinken, Schlafrietn und Raisonniren ein. sch Die· Kinder zittern, offenbar vor Frost. Schub und Strumpf reiben bls»zum Knöcheh Arme und Hals stnd atzch weit entblößt, ds übrigen Korper bedecken kostbar Hesticktq aber sehr dunne weiße Kleid-sue:- FCs wäre kein Wunder, wenn d e armen Opfer einer geradezu un igen Yodethorheit erkrankten. » » « · m vorigen Ja re aen e on n o em »ss F» g» ways-ask«- ggsszsaszesgw gunenenununggea. an u , die sing« gehättet werden und dann die Mantel Etat-sehen, die mitgebracht wurden, kann man zu Hause wohl 111 rauchen, für die Pxomenade sind sie untauglics So plaudert die Gouvernantq ohne daß ees keck-siehest, U einer Eitelkeit und Prunksuchh welche die GesunMh das b sc aller Güter, gewaltsam untergraben. Was wo die Untugeltks in der Symnæerfrischä Neue Kkäfte sammeln für die Wintercanipaw Wsbxschklshlkkh . . . e - - Das Bild der durchnäßten und ftierenden Kinder» wird B die Botenfrau verdrängt, die vor ein paar Minuten un; den! Wikherm von-krick stptzikte Nu« kommt sie kschkkud zuruct hat I der alte Schelm mit seinen schlechten Späßen angesteckt, oder kst wirklich ein fo seltenes Exemplar von Bergeßlichketh daß MUS unverheirathetcn Lehrer des Dorfes die Hebamme, zu der s klärunY Wichtig für Hausfraum Sie sparen vie! Geld um eine kräftige SuppcwEhacolade zu kochen, wenn Sie selbst Kleine Mühe. Ueber raschende Resultate. Recepte n. Anleitung umso n st. Nur beim Bist-lasten- s » lIZPIII s 613 Zuthaten empfehle hierzu: ff. Nähr - Cacaopulver a Pfd. 12(·)·—160 Pf» klaren Rafsmaiksucker so Pfd. 28 Pf» Mehl- Melange St Pfd. 20 Pf. Yatydriscjk des Keccpteg gesktzluy verboten! Neue Vcrkaufsftclln Als Wilsdrulksrstr. 7, nächst Altmarkt AlteVerkaufsftellcnbekannt.