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Dresdner Journal : 26.11.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186311269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-11
- Tag 1863-11-26
-
Monat
1863-11
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 26.11.1863
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Donnerstag, dcü A». Novcmbrr. H 273. lw t^itt ?o»t Ullä 8t«u>p«lru- bi»,u. Abtt»r>ur»t,»rrtsr: zzbrllob: 8 l^klr. — digr. io j tzMr«.: 1 „ 1» ., „ „ l Üoo»Uicb ir, vr—ä«r: Id klgr- l Lw»«w« ttaauoero: 1 Kgr. 1 r-seratenyrrise: Für <!»u K»om eül«r »»»pultvueo 1 dtgr. Vut,r „Liox«»»uat" <tt» 2eilv: 2 kixr. «rschrinra: IRgltob, mit Xuiu-dw« ä«r Koon- uuä keiortug«, ^ksvck» Mr ckou kolx«uä«n Dres-nerZoumal. Verantwortlicher Redacteur: 3. G. Hartmann. 1863. Auftrateuannatzme auswärts: Loiprig: k«. kutuoirarrau, Oomwi«,iooitr <1«» Dresävsr 3vuruisl«; «beuüu».: n. L. Il-l-ou»; S»wd»rx-LIloa»: L Vuo,.L«i L«rtm: Onorivi »vde vucb- d«u<II., lirriui-VLil', linresu; Lr«w»u: t). 8c»l.orri!; Lr»«I»ilt I^oirn 8n«or«, kruokkurl ». N.: ^Liorx^cd«» lillctlk.; Lola: Xvoi-i- Ittvr»»:»; kart»: v. <28, rue äe boo» eofuu»); kr»x: tu. Luui-ico'« Lurlik. z Vl«»: Lomptoir6. b. tVieu^r A^ituux, 8tes»u»pl. 867. Herausgeber: ILöuigl. Lipechtivu <t«s Urksäner ^onruui», Oresäeu, blitritrostr»»,« k,<». 7. Uichtamtlichrr Theil. Ueberficht. (»legruphtsche Nachrichten. ^«tnngsschaa. (Orstrrrrichischr, preußische, mitteldeut sch«, englische, französische und russische Blätter über dir deutsch-dänische Streitfrage.) ka-rtgeschichte. Dresden: Antrag der Ersten Kam mer bezüglich Schleswig-Holsteins. — Wien: Aus dem Abgeordnetenhaus«. — Prag: Stadtverordneten- wahlrn. Streitigkeiten unter den Tschechen. — Ber- ^lin: Bom Landtage. Zur Congreßfrage. Organisa tion d«S TurntvesenS. Wiedererscheinen einer unter drückten Zeitung. — Nürnberg: Michelsen nach Gotha berufen — Hannover: Befindendes Königs. Erceß.— Sternberg: Vom Landtage. — Altenburg: Hal tung der Regierung bezüglich der schleswig-hoistein- schen Frage. — Frankfurt: Officieller Bericht über die Bundestagssitzung vom 21. November. — Bern: Die Eongrrßangelrgrnheit. — St. Petersburg: Antwort auf die Congreßeinladung. — New-Bork: s Neueste Nachrichten vom Kriegsschauplatz?. kchle-wig - Holstein. (Oldenburgs Antrag. Mini sterium der Herzogs Friedrich in Gotha. Nachrichten auS Holstein.) vrr polnische Aufstand. (Mittheilungen aus War schau. Bildung eine- neuen geheimen Nationalcomitös in Galizien.) Lruenuuugeu und Lersehuugrn. Dretdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Döbeln.) Vermischtet. Feuilleton. Anserate. Tagetkalender. Börsen- Nachrichten Telegraphische Aach richten. Hannover, Dienstag, 24. November, Nach- Mag«. Der König empfing heute persönlich die Hqnuatiou der städtischen Behörden und nahm die zu Gunsten Schleswig - Holstein- beschlossene lldrrffe aus ihren Händen entgegen. Seine Ant- oort war allgemein gehalten: er werde ferner in der Sache Holstein- thätig sein; der Autschuß de- Bundestages werde die Erbschaft-sache unpar teiisch prüfen. Stuttgart, Dienstag, 24. November, Nach mittags. Dir Abgeordnetenkammer beschloß ein stimmig, die Regierung zu ersuchen, mit allen Mit teln für Schleswig-Holsteins Rechte einzutreteu. Hamburg, Dienstag, 24. November, Nachm. Eine hrvte ftattgehabte Versammlung von Ab geordneten und Stellvertretern von Abgeordneten der holsteinschen Stände, an welcher sich auch die Ritterschaft zahlreich betheiligte, beschloß einstim mig, die Eingabe der 25 Abgeordneten vom 18. d. M. an die deutsche Bundesversammlung gutzu- beißen. Weitere Mitglieder, darunter Baron Blome, haben dir Eingabe nachträglich unter zeichnet. Hamburg, Dienstag, 24 November, AbendS. Echerl-Pleffrn ist nach Kopenhagen berufen wor den und heute Abend bereits dahin abgereist. Da dänische Ministerium soll ihm ungebeten sein. Stockholm, Dienstag, 24. November, Nach mittags. Der Minister des Auswärtigen, Graf vianderströ«, theilte heute dem Reichstage mit, daß der König schon unterm 15. d. M. die Ein ladung de- Kaiser- Napoleon beantwortet habe und willens sei, persönlich an dem Eongreffr Theil zu nehmen. London, Mittwoch, 25. Rov. „Daily News" bestätigt heute die Congrrßablehuung von Seiten Englands und Russell's Nichtaustritt aus dem Ministerium. London, Dienstag, 24. November, Nachmit tags. Der Postdampser „Hekla" hgt New-Aor- ker Nachrichten vom 11. d. Mts. nach Cork ge bracht. Der Staatssekretär Seward hat dir Er- laudniß, für Juarez zu werben, verweigert Per sonen, die sich damit abgegeben, sollen gerichtlich verfolgt werden. Urber Suez von gestern eingetroffene Nachrich ten aus Hongkong vom 26. v. M. melden, daß in Japan ein französischer Offizier ermordet, so fortige Genugthuung gefordert und Feindseligkei- ten der vereinigten englischen und französischen Streitkräfte erwartet werden. In Hongkong waren Shirtings und Frachten steigend, Baumwolle nur für Spekulation gefragt, Bankbillets 4 Th. S D. Dresden, 25. November. Die „Wiener Abendpost" enthält folgenden, dem Anscheine nach officiösen Artikel: „Infolge der Ereig nisse der letztabgelaufenen Tage hat die dänisch - deutsche Streitfrage eine ebenso ernste, als verwickelte Gestal tung angenommen; schlummernde Ansprüche sind geweckt, weittragende Wünsche und Hoffnungen angeregt worden, und in dem durch die Situation herbeigeführten Wirbel der verschiedenartigsten Anschauungen und Bestrebungen handelt cs sich deshalb vor Allem darum, einen festen Standpunkt zu gewinnen, um nicht fortgerissen zu wer den von den Wogen einer Bewegung, die bis jetzt so wohl über die Ideen, welche sie leiten sollen, als das Ziel, welches sie erreichen will, nicht genügende Klarheit erlangt zu haben scheint. Wir glauben, es giebt nur eine verläßliche Methode bei der Behandlung der Frage, nämlich Dasjenige, was in den jetzt geltend gemachten Ansprüchen auf einem unanfechtbaren Nechtstitcl beruht, streng von Dem zu sondern, was nicht einleuchtend ge nug als rechtsverbindlich sich darstellt. So wie wir nun da« Persassungsrecht der Herzogthümer hochhalten, so wie wir von der Ueberzeugung der Ungilligkett Vcr von dem Könige Christian IX. sanctionirten Verfassungsbcstim- mung, kraft welcher Schleswig dem Königreiche Däne mark einfach einverleibt wird, tief durchdrungen sind, so scheint uns andererseits die Erbberechtigungsfrage bei Weitem nicht geklärt und durchsichtig genug, und wir verhehlen nicht, daß wir irgend eine vorschnelle Entschei dung, die darauf hin getroffen werden möchte, lebhaft beklagen würden. Für heute genügt cs übrigens, auf die Stellung zu verweisen, welche Oesterreich und Preu ßen zu der Frage einnehmen. Beide Großslaaten haben die Londoner Acte unterzeichnet und zu halten sich feier lich verpflichtet. Sie können sich, ohne vertragsbrüchig zu werden, nicht darüber Hinwegsetzen; sie können es, wie wir glauben, um so weniger, als der Vertrag ein mehr seitig abgeschlossener ist und die Kündigung desselben nicht an Dänemark allein, sondern an alle Contrahenten er folgen müßte. Wir erlauben uns dieses gewichtige Ar gument den Auslassungen der „Norddeutschen Allgemei nen Zeitung" entgegen zu halten, welche aus der Nicht erfüllung der Bundesschuldigkeit feiten Dänemarks die gänzliche Jnvalidation des Vertrages herleitcn wollte. Angenommen, wiewohl nicht zugegeben, es handle sich in der vorliegenden Frage um einen Collisionsfall, so müßte ja wohl die höhere Pflicht entscheiden und in dieser Be ziehung wären nach unscrm Dafürhalten dir Folgen eines möglichen Conflictcs mit dem größten Theile Europas nicht etwa blos darum ernstlich in das Auge zu fassen, weil sie gefährlicher ausfallcn könnten, als die naiv gemüthliche Prognose der Berliner „Na- tioitalzeitung" lautete, sondern weil — und dies er scheint unS als Hauptsache — die nichldeutschen Con- trahenten daS Argument des Vertragsbruches für sich geltend machen und einem Angriffe die Form der blosen Wahrung und Verthcidigung ihres Rechtes verleihen könn ten. Allein wir besorgen, daß die entfesselte Bewegung hierbei nicht einmal stehen bliebt. Die Gesammtheit der europäischen Verträge bildet ein Gefüge, aus dem, möge ihr Werth auch da und dort verkannt und bezweifelt wertzsn, die Rechtsordnung des Welttheils immerhin be ruht. Ein Stein auS diesem Gefüge herausgerissen, kann den ganzen Bau zum Wanken bringen, und mit wrläxni Anschein von Berechtigung könnten wir im Falle der Gefährdung unsrer in dem europäischen Vertrags rechte wurzelnden Reckte Widerspruch und Widerstand bieten, wenn wir selbst einen Präcedenzfall schüfen, der gegen die Rechlsbcständigkeit der Verträge gekehrt wer den könnte? Die Rechte der Herzogthümer sind in der Londoner Uebereinkunft nicht in Frage gestellt; die An erkennung derselben ist von allen europäischen Mächten damals gemeinsam erneuert worden, und es liegt daher, wie wir glauben, auch in ihrem gemeinsamen Interesse, darauf zu bestehen, daß die Verfassungsfrage in einer Deutschlands Ehre, Würde uud unläugbaren Berechti gung zusagenden Weise erledigt werde. Andererseits sind dieselben durch den Geist und Buchstaben der betreffen den Stipulation gebunden, und wird Deutschland end lich genöthigt, sein gutes Recht zu erzwingen, so bietet sich ihnen durchaus kein Rechtsvorwand, dies zu hin dern, ja eine Einmischung wäre nur bei der Hintan setzung und Verletzung des eben durch den Vertrag gc- währleisteten Rechtes denkbar. Die Conclusion des Ge sagten leitet zu dem Grundsätze zurück, von dem wir ausgingen, zur Feststellung der Nothwendigkcit, die Ver fassungsfrage von der Successionsfragc ge trennt zu hallen. Das unzweifelhafte Recht fordert gebieterisch seine Erfüllung; das zweifelhafte mag eine gründliche Untersuchung erheischen. Aber so viel scheint unS ausgemacht, daß Action und Untersuchung zwar pa rallel laufen mögen, aber nicht vermengt werden dürfen, und daß am allerwenigsten eine folgenwichtige Action auf das anticipirte Resultat einer schwierigen und lang wierigen Recherche, das obendrein nicht in höchster In stanz maßgebend erscheint, gebaut werden kann. Wir Haden Herz und Sinn für Deutschlands Ehre und Größe; wir sind überzeugt, Oesterreich werde ungeachtet mancher ihm durch seine innere und äußere Lage auferlegten Rück sichten keine Gefahr, kein Opfer scheuen, wenn cs gilt, das Hecht DellkschlandS aus die Herzogthümer mit Nach druck zu schützen. Aber es wünscht selbstverständlich, daß die natürlichen Schwierigkeiten der Frage nicht durch neue und größere ohne drängende Nolh potenzirt werden, und daß jeder entscheidende Schritt, der da geschieht, die Kri terien des vollen Rechtes für sich habe." Au dem vorstehenden Artikel der „Wiener Abendposl" macht der „Botschafter" Bemerkungen, nach denen Preußen sich auf denselben Standpunkt wie Oesterreich gestellt habe. Er sagt nämlich: „Auch die beiden Groß mächte haben bereits gesprochen. Sie haben am Bunde gegen die Sanktion der riderdänischen Verfassung prote- stirt. Der Protest bedeutet: Fortsetzung der Bundes- crecution. Denn wenn man den König Christian für Schleswig-Holstein nicht anerkennen wollte, so brauchte man offenbar gegen eine Verfassung nicht zu protcstircn, welche dann ja ein ganz fremder Monarch für Schleswig giebt. Ist König Christian nicht Herzog von Schleswig, so kann er von vornhinein für Schleswig keine Regie rungsacte ausüben. Der Protest scheint aber nur gegen die Art der Ausübung von Rcgierungsrechten gerichtet zu sein, weil durch die neue Verfassung Schleswig in- corporirt wird. Würde die Verfassung die Jncorporrrung nicht involvircn, so würde eben dieser Protest nicht er lassen worden sein. Und darin drückt sch stillschweigend die Anerkennung des Königs Christian IX. als Herzog von Schleswig-Holstein aus, indem man gegen seine in letzterer Eigenschaft vollzogenen Regierungshandlungen protestier. Preußen und Oesterreich haben diesen Pro test gemeinschaftlich erlassen. Es scheint demnach, daß die preußische Politik durchaus nicht in jenem Fahr« wasser segelt, in welchem sich officiöse Organe derselben bewegt haben." Was die Letzter« anlangt, so macht sich darin jetzt auch eine reservirtere Haltung den Augustenburger Erb- ansprüchen gegenüber bemerklich. So schreibt heute die „Neue Preußische Zeitung": „daß es sich über aus sonderbar anläßt, wenn dieselben Leute, die seiner zeit für Preußens Recht und Ehre in Neufchatel nur Spott und Hohn hatten; die sich freuten, daß die legi« timen Fürsten aus Italien verjagt wurden; die mit Ju bel den schmählichen Satz des Herrn v. Vincke: „Bleiben Sie mir mit Ihrer Legitimität vom Halse" feierten, — daß diese Leute jetzt überall in erster Reihe für daS legi time Reckt streiten und Preußens und Deutschlands Ehre wahren wollen." Sie fährt fort: „Auch das ist rigen- thümlich, daß man da die rechtlichen Schwierigkeiten der Erbfrage — abgesehen vom Londoner Protokoll — voll ständig ignorirt. Die Sache ist bekanntlich so verwickelt, daß die Gelehrten sich daran müde studiren können — und nun wird sic allerwärts kurzab ohne alle Prüfung entschieden. Was für ein schlimmes Zeichen ist es z. B. für die doch so nothwendige Ucberlcgung, mit der hier gehandelt werden müßte, wenn ohne Umstände zu dem Augustenburgischen Erbe sogar Lauenburg gerechnet wird, das doch ganz unzweifelhaft nicht dazu gehört. Wir nehmen keinen Anstand, es wiederholt auszusprechcn, wie wir die Unterzeichnung des Londoner Protokolls auch durch Preußen und Oesterreich beklagen; wie wir unS freuen, daß der Deutsche Bund als solcher an diese Ab machung nicht gebunden ist; wie wir cs für eine über aus freche Anmaßung halten, daß der dänische RrichS- rath und das dänische Ministerium durch ihr neues Ver- fassungsgesctz, dessen Unterschrift sie dem König abgerun gen, Schleswig in Dänemark incorporircn wollen; wie wir es für unbedingt nothwendig halten, daß endlich bei dieser Gelegenheit jetzt di« ganze elende deutsch-dänische Streiterei zu Ende gebracht werde. Aber wir halten es doch nicht für angemessen, bestimmt formulirtc Anforde rungen an die Regierung zu richten in einer Erbange- legenheit, die so schwierig ist und zu den weitgreifendsten Verwickelungen führen kann." — - Die ministerielle „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" drückt sich neuerdings auch sehr zurückhaltend aus. Indem sie den Vorwurf der Lässigkeit gegenüber dem raschen Vorgehen einzelner deutscher Kleinstaaten zurückweist, bemerkt sie: Preußen habe die schleswig - holsteinsche Angelegenheit stets als eine Bundesangelegenheit betrachtet und werde daher, auch zuvörderst BundeSbeschluß abzuwarten sein, die Haltung Preußens am Bunde gehe aber auS der von Preußen und Oesterreich in der Bundestags sitzung am 21. d. abgegebenen Protesterklärung hervor, „die nächste Folge dieses Protestes — so fährt daS mi nisterielle Blatt fort — wird also die BundrSerecution sein. Doch wäre es ebenso irrig, zu behaupten, daß auS derselben die Anerkennung des Königs Christian als Her zogs von Schleswig-Holstein folge, weil eine BundeS- erccution nur gegen einen Bundcsfürsten gerichtet sein könne, als andererseits, daß mit derselben die Anerken nung des Herzogs von Augustenburg ausgesprochen werde. Jedenfalls wird die Erecution eine klare Situation schaf fen und das ist vor Allem Nolh. Allerdings unter schätzen wir die Tragweite der Verpflichtungen nicht, welche Preußen durch Ratification des Londoner Vertrages über nommen hat, aber um so weniger kann Preußen durch diesen Vertrag in einen Widerspruch mit seinen BundeS- pstichtcn gerathen, da Artikel 3 dieses Vertrages auS» drücklich anerkennt, daß der Vertrag in keiner Weise die bestehenden Reckte des Deutschen Bundes beein trächtigen dürfe, und cs ist eben nur die Schuld der dänischen Regierung, wenn dieselbe die Voraussetzun gen des Londoner Protokolls nickt nur nicht erfüllt, sondern dieselben verletzt." — Zu bemerken ist fer ner, daß die preußische liberale Presse nichts weniger als einig darüber ist, daß Preußen sich um die Hcrzogthü- mcr in einen Krieg einlaffen sollte. So sagt die „Köl nische Zeitung", nachdem sie daraus hingewiesen, daß auch in rechtlicher Beziehung die Successionsfragc vrr- Feuilleton. Virtuose» - Weltfahrt. Aus Bombay ist uns Nachricht zugegangen über die Erlebnisse der Herren Pianist Wehle und Violoncellist Feri Kletzer. Bride haben bekanntlich zu Anfang diese- JahreS eine virtuose Pilgerfahrt angctreten, um auch zu den Bewohnern fernster Länder jene herzerfreuenden und sittenmildernden Genüsse der Musik kühn und menschenfreundlich zu rr- portiren, an denen wir in Europa Urbcrfluß haben. Eie reisten von Marseille über Algier, Tunis, Malta nach Alerandrien, Kairo, Aden, der Insel Seschellen, Bourbon, Mauritius und befanden sich zuletzt in Bombay. Doch auch in diesen äußersten Pflanzpunkten europäischer Cultur kommen Concertgeber nicht immer zur günstigen Concertzett, und daS Interesse an der Reise selbst und ihren reich gewährten Anschauungen mußte für viel Beschwerden, theuere Erfahrungen und Täuschungen der abenteuernden musikalischen Weltfahrt entschädigen, obwohl die Eoncertgrber überall freund lichste Aufnahme und ihr« talentvollen Leistungen außer ordentlichen Beifall fanden. Fast überall aber halten sie auch gegen die irrige Ansicht einer gewissen Klasse von Menschen zu kämpfen» als seien sie lediglich ge kommen, nur um Geld auSzugrben, nicht einzunehmen. Und auch in jene tropischen Gegenden ist bereit» die Ansicht gedrungen, daß der Musiker ein für Wohlthätig- keitSzwecke sehr nutzbare» Individuum sei. Der opser« fähige WohlthätigkeitSsinn der beiden Virtuosen fand immer sehr humane Aufnahme. Auf der armen Insel Erschellrn (Hauptplatz Mahö) erspielten sie 5ÜO Fr», für den Bau der katholischen Kirch«, und ihr sechste», auf der Insel Mauritius zum Besten der Frrimaurer- loge gegebene» Concert war gefüllter, al- die andern fünf »orhergegangenrn. Daß der musikalisch« DtlrttantiS- muS und Enthusiasmus sich dort mit höchster Unwissen heit zusammenfindet, ist natürlich. Einige Namen be rühmter Komponisten sind wohlbekannt, bei allen eng lischen Ansiedlern „Mendelssohn" — aber nicht ihre Musik, und die Herren Kletzer und Wehle kamen öfter in die Verlegenheit, modernste Virtuosenstücke als Werke Mendelssohn'» oder Beethovcn's passiren zu lassen, um die mißverständlich über den Genius dieser Componisten entzückten Zuhörer nicht zu beschämen. Aber auch die Unannehmlichkeit der Kritik eristirt fast nicht in diesem noch wilden Concert-Terrain, und nur auf Mauritius zeigte sich diese Landplage freier Kunst schon einge schlichen. Ein besonders freundlicher Empfang wurde den Rei senden auf der Insel Bourbon in St. Denis und St. Pierre zu Theil. Gute Musikdilettantrn stellten ein sehr befriedigendes Orchester zusammen, und die Stadt gab das Theater zu allen Conccrten umsonst. In Mauritius wurden, wie schon erwähnt, fünf Concerte gegeben. Die Kreolen und Franzosen namentlich erwiesen sich den Virtuosen sehr theilnehmend und gefällig. Die Engländer zeichnen sich dagegen durch Egoismus und Berechnung au»; einer derselben hatte die Unverschämt heil, den beiden Spielern von dem für ihre Vorträge in seiner musikalischen Soiree festgesetzten Honorar von 50 Pfd. St. 15V Fr», für Beleuchtung und Thre abzu ziehen. Die Fahrt nach Madagaskar, durch Empfeh lung d«S Herrn Lambert an den König Radama unter stützt, mußte aufgegeben werden, da der Letztere gerade da» Unglück gehabt hatte, erdrosselt zu werden. In Bom bay ergab sich viel Beschwerde für die musikalischen Touristen theil« durch die Au»d«hnung der Stadt, die Racrnverschiedrnhrit der Bevölkerung und den groß städtischen Zuschnitt ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse — theil» durch die ungemeine Hitze, wechselnd mit über mäßigen Rcgenergüssen. Kaum vier Wochen genügten, um das Terrain vorbereitend concertmäßig zu cultiviren. Die Feuchtigkeit war in der Regenzeit so stark, daß Herrn Kletzrr's Violoncell aus dem Leime zu gehen drohte, und Herrn Wehle's Concrrtflügel von Pleycl verfiel dem Roste und hat im Innern eine geschwärzte Physiognomie angenommen. Dennoch gaben die tapfcrn Virtuosen bereit- in Poona — dem Sommerfitze der Wohlhabenden — zwei mit großem Beifall belohnte Concerte, und werden bereits in Bombay, dem Sitze dcS übrrmüthigstcn Reichthums und Lurus, rin Gleickcs gethan haben. Als wunderbar« Thatsacke meldet man uns, daß weder in Bombay noch auf Bourbon und Mauritius sich rin einziger Pianist befindet und die Sehnsucht nack einem solchen allgemein ist. Denn die junge Generation soll überall in die Geheimnisse des Claviertractements ringewriht werden, und die Wissenden fehlen. In Bombay allein würden ein halbes Dutzend derselben ihr Glück machen, d. h. rasch Wohlhabenheit erringen können: — freilich ist die Kenntniß der eng lischen Sprache dazu unerläßlick. Sollte dieser musika lisch praktische Fingerzeig nicht beachtenswerth sein, um die gedrängten Reihen der Pianisten in Deutschland etwa» zu lichten ? Die Herren Wehle und Kletzer reisen von Bombay nach Kalkutta, Batavia, Madras, Pondickcri, Singapur — besuchen vielleicht die nähern Städte in China und haben sich als letzte Station ihrer virtuosen Mission Australien ersehen. Mögen ihre talentvollen Leistungen und ihre Unternehmungslust den befriedigendsten Lohn finden. —v— * Freitzerg, 24. November. Nordstern wurden die Musikfreunde unsrer Stadt durch das erste bedeutendere Concert diese- Winter» erfreut, welche» die Hrrren Leopold Grützmachcr, Violoncellist, und Karl Heß, Pia« nist aus Dresden, veranstaltet hatten. Beide spielten zuerst gemeinschaftlich eine große Sonate von Mendels sohn in N-ckui-, dann Ersterer allein ein Concert von Goltermann und eine Phantasie von Fr. Grützmacher, Letzterer eine Fuge von Bach, ein Impromptu von Chopin und den brillanten Tannhäusermarsch von Liszt. Wir lernten in Beiden wahrhafte Virtuosen und nam hafte Künstler kennen, wie wir sic hier natürlich nur sehr selten zu hören bekommen, und konnten uns überzeugen, daß Herr Leopold Grützmacher (welcher unserS Wissen« zuletzt längere Zeit in Schwerin angestcllt war) den Ver gleich mit seinem, unS längst rühmlichst bekannten Bruder schon jetzt nicht zu scheuen hat, wenn er ihn auch wohl noch nicht ganz erreicht. Die trefflichen Instrumente, welche die Künstler mitzrbracht hatten (der Flügel war aus der bekannten Fabrik von Rosenkranz in Dresden), trugen zu der erzielten Wirkung und dem den Zuhörern bereiteten Genüsse sehr wesentlich bei. Auch die GesangS- vorträgc zweier, mit schönen Altstimmen begabten Dilettantinnen unsrer Stadt, welche drei reizende Duette von Sckumann und Mendelssohn mit Fertigkeit uud Ausdruck zu Gehör brachten, verdienen auSzeichnend« Erwähnung. s Untrrhaltung-literatur. „Der Hausfreund. JUustrirte» Familienbuch, .edigirt von Han» Wachen husen. Berlin, Berlagsco-uptoir (A. Dornins). — Da unter diesem Titel erscheinend« Unterhaltungsblatt, besten sechster Jahrgang unS vorliegt, bringt größere Original romane, denen sich Zeitbilder, Schilderungen au» dem Geschickt« , Volks- und Naturlrbrn, Reisrskttjen, Cultur« und Sittenbilder aus den Federn populärer Schrift steller, humoristische Beiträge, Rebu« u. s w. anschließen. Zahlreich« und hübsch au-g«führte Holzschnitt« illustriren
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