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Die »scheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners- lag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- Mten, Postboten, sowie «nsereAusträger nehmen Bestellungen an. MArih-MMg. Anzeiger fiir Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 1t Pfg., solche aus unserer Ämtshauptmaimschast mlt 12Psg.dle Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Veranlworllichrr Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 30. Dienstag, den 16. März 1S0S. 78. Jahrgang. Anzeigepfiicht bei ansteckenden Krankheiten. Alle Personen, die von dem Auftreten einer Krankheit Kenntnis erhalten, haben die Bestimmungen der Verordnung über die Anzeigepflicht bei ansteckenden Krank heiten vom 29. April 1905 genau zu beachten; es wird daher der für die Allgemein heit wichtigste Teil erneut zum Abdruck gebracht und darauf aufmerksam gemacht, daß bei Richtbefolgung der Vorschriften strafend eingeschritten werden wird (vergl Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1905 Seite 149 und Sammlung amtshauptmann- schaftlicher Bekanntmachungen usw. Nr. 82). Gleichzeitig werden die Ortspolizeibehörden erneut auf die Verordnung vom 14. Februar 1908 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 13) hingewiesen und deren strenge Befolgung zur Pflicht gemacht. Jeder Erkrankungs- und Todesfall an Croup, Diphterie, Genickstarre, Scharlach und Typhus, sowie jeder Fall des Verdachtes der Genickstarre und des Typhus ist unverzüglich und spätestens binnen 24 Stunden nach erlangter Kenntnis an die Polizei behörde des Aufenthaltsortes des Erkrankten oder des Sterbeortes anzuzeigen. Anzeigepflichtig sind, dafern ein Arzt zur Behandlung des Kranken nicht zu gezogen worden ist, 1 ., der Haushaltungsvorstand, 2 ., jede sonst mit der Behandlung oder Wege des Erkrankten beschäftigte Person, 3 , derjenige, in dessen Wohnung oder Behausung der Erkrankungs- oder Todes fall sich ereignet hat, 4 ., die Leichenfrau. Die Verpflichtung der unter 2 bis 4 genannten Personen tritt indes nur dann ein, wenn ein früher genannter Verpflichteter nicht vorhanden ist. Zuwiderhandlungen gegen die Anzeigepslicht werden an den Anzeigepflichtigen mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft geahndet. 318Q. König!. Amlshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 11. März 1909. Freitag und Sonnabend, den 19. und 2V. März 1909, werden die Geschäftsräume des unterzeichneten Amtsgerichts gereinigt; es können deshalb an diesen beiden Tagen nur wirklich dringliche Geschäfte erledigt werden. Dippoldiswalde, am 1. März 1909. V Keg;. 385/08. Königliches Amtsgericht. Gemeindeanlagen vetr. Mit Genehmigung der Königlichen Kreishauptmannschast haben die städtischen Kollegien beschlossen, zur Deckung des Bedarfes bei den städtischen Kassen für das Jahr 1909 . 8 ?kooo!e für die Grundsteuereinheit als Laings vom Sraaädssitro und 115 ?rorvat des Slaatseinkommensteuersatzes als Laings vom Liakomwva zu erheben. Diese Anlagen sind in vier gleichen Raten, nämlich am 1. April, 1. Juni, 1. August und 7. Oktober zur Stadtkasse zu entrichten. Stadtrat Dippoldiswalde, am 15. März 1909. Laagkwltnor Ltlltswnlä. Sonnabend, am 20. März c., von vormittags 9 Uhr an, sollen im Restaurant Auerswald in Lungkwitz 7 rm h. u. 7 rm w. Brennscheite, 42 „ „ „ 122 rm w. Brennknüppel, sowie i 46 „ „ „ w. Reisknüppel bedingungsweise gegen Barzahlung versteigert werden. Auktionsverzeichnisse unentgeltlich. Forstverwaltung Stift Lungkwitz. Formulare und! andere Drucksachen sür Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Aehne, Dippoldiswalde. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Cari Jehne. Das Fiasko der Reichsfinanzreform. Aus all der scharfen Kritik und dem Spotte und Hohn über die bisherigen erfolglosen Bemühungen in Sachen der Reichssinanzreform und noch mehr aus der entschie denen Ablehnung des sogenannten Steuerkompromisses in- bezug auf die Besjtzsteuer durch die Bundesstaaten Bayern, Sachsen und Württemberg geht unzweideutig hervor, datz Lie Reichssinanzreform sowohl nach den Vorlagen der Reichsregierung, sowie auch nach den bisher erstrebten Kompromißversuchen ein vollständiges Fiasko gemacht hat. Sicher sind diejenigen Parteien des Reichstages, welche sich zu keiner Mehrheitsbildung sür irgend eine der wich tigen Steuervorlagen entschlietzen konnten, an dem Fiasko der Steuervorlagen mit Schuld, aber um ähnliche Nieder lagen inbezug aus neue Steuern zu verhüten, mutz es doch auch ausgesprochen werden, datz die Hauptschuld die Reichs- regierung bez. den Reichsschatzsekretär Sydow trifft, wenn er mit seinen Steuervorlagen bisher lauter Mißerfolge ge habt hat. Da die Verfassung voischreibt, daß neue Steuern der Zustimmung des Reichstages zu ihrer Ein führung bedürfen, so muhte unbedingt vor der Ausarbei tung der neuen Steueroorlagen der Reichsschatzsekretär mit den Führern derjenigen Reichstagsparteien, auf die die Regierung ihre Politik stützen will, in Fühlung treten, um nicht Vorlagen vor den Reichstag zu bringen, die keine Aussicht auf Annahme haben. Die mühselige und dennoch meist vergebliche Arbeit der Finanzkommission des Reichs tages hätte durch Verhandlungen mit den Blockparteien ganz wesentlich erleichtert und auf eine praktische Grund- läge gebracht werden können Jetzt liegen nun die Dinge so, dah der Bundesrat zu dem Finanzkompromih wahr scheinlich seine Zustimmung nicht geben wird, da außer Bayern, Sachsen und Württemberg sicher noch die meisten kleinen Bundesstaaten gegen die Besitzsleuer stimmen werden. Außerdem bleibt es sehr zweifelhaft, wie sich die Finanz- kommisjion des Reichstages zu den Vorlagen der Regie rung über die Einführung neuer indirekter Steuern ver- halten wird. Ist doch schon die neue Tabakrsteueroorlage von der Kommission schon ablehnend behandelt worden. Wie soll es da erst mit der Eleklrizitätssteuer und der Jnseratensteuer werden! Gegen diese haben sich schon bei ihrem Bekanntwerden die meisten Parteien des Reichs tages erklärt und diese auf die Betriebskosten der Unter nehmer gelegten Steuern sind ja auch in so hohem Maße volkswirtschaftlich falsch und steuerpolitisch ungerecht, daß sie ohne weiteres schon in der Kommission scharf abge- lehnt werden müßten. Da es nun nicht sür praktisch gilt, daß der Reichstag oder seine Finanzkommission selbst neue Vorlagen sür die Reichssinanzreform ausarbeitet, so wird dem Reichsschatzamte weiter nicht» übrig bleiben, als selbst neue Steueroorlagen zu suchen und in Fühlung mit dem Reichstage auszuarbeitrn, damit wenigstens im Laufe des Jahres ein wesentlicher Teil der Reichsfinanzreform fertig werden kann. Mit den jetzigen Vorlagen kann das Ziel, die Finanzen des Reiches zu verbessern, unmöglich erreicht werden. Dies haben doch alle Erfahrungen im Reichs tage und auch in der öffentlichen Meinung genügend klar gelegt, und es ist wirklich sehr zu bedauern, daß der Reichskanzler Fürst Bülow nicht bereits dahin gewirkt hat, daß mehrere der Steuervorlagen zurückgezogen und durch neue ersetzt werden, denn die vergebliche parlamen tarische Arbeit kostet doch auch sehr viel Zeit und Geld und schädigt auch indirekt den ohnehin schlechten Zustand der Reichssinanzen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Lenzmonat hat so gar nichts von dem „lockigen Knaben" an sck, der, wie Klopstock singt, mit Tau im Haar, hell wie Licht zu dem Hügel herauf kommt. Man sieht den alten Griesgram, den Winter, noch im weißen Pelz seine Herrschaft ausüben, die leider in diesem Winter recht streng ist. Anstatt der linden Frühlingslüste, die jetzt „säuseln" sollten, herrscht rauher Wind und Kälte, und Schneefälle sind immer noch an der Tagesordnung. Viele schwerwiegende Unannehm lichkeiten und Schäden hat der diesjährige Winter in seinem Gefolge gehabt. — In der Versammlung des Gewerbevereins am Freitag, die von ganzen 15 von 273 Mitgliedern besucht war, gelangte u. a. eine im Auftrage des Vereins von Herrn Fabrikbesitzer Thorning ausgearbeitete und, mit zahl reichen Unterschriften versehen, persönlich der Königlichen Generaldirektion oer sächsischen Staatsbahnen überreichte, unsere Sekundärbahn betreffende Petition zum Vortrage, in welcher gebeten wird: 1. den wochentags nachmittags 4 Uhr 21 Min. von Hainsberg abgehenden beschleunigten Personenzug auch in Scifersdorf halten zu lassen; 2. den abends 8 Uhr 17 Min. von Hainsberg abfahrenden und jetzt nur bis Rabenau gehenden Zug durchzufahren und an den 9 Uhr von Dresden nach Tharand verkehrenden Zug anzuschließen; 3. Werktags einen Nachmiltagszug nach Hainsberg einzulegen, der etwa in der sünsten Stunde Dippoldiswalde verläßt; 4 den früh 7 Uhr 47 Min. ab Kipsporf verkehrenden Wochentagszug auch Sonntags (Sommer und Winter) abzulassen und 5. an der Kreuzung des Bahngleises mit der äußeren Bahnhofstraße (kurz vor unserem Bahnhofe) Schranken oder ein weithin sichtbares Warnungszeichen anzubringen, das unabhängig von der Witterung das Herannahcn eines Zuges jederzeit sicher anzeigt und so die gerade an dieser Stelle dem Verkehr drohende Gefahr möglichst beseitigt. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder l auf den gm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den un» benachbarten Flußgebieten, 1. Dekade, März 1909; Vereinigte Weißeritz: beob. 21, norm. 14, Abwchg. -s-7; I wilde Weißeritz: beob. 23, norm. 21, Abwchg. -s-2; rote I Weißeritz: beob. 26, norm. 19, Abwchg. -s-7; Müglitz: beob. 23, norm. 19, Abwchg. -s-4. Dresden. Der Landesverband der sächsischen Feuerwehren umfaßt nach dem soeben erschienenen Ver waltungsbericht 861 Wehren mit 46496 Mitgliedern. Die Landesregierung zahlt jetzt dem Verbände einen Jahres beitrag von 5000 Mark. Die König-Albert-Feuerwehr- stiflung verfügt über ein Kapital von 21000 Mk. Aus dieser Stiftung wurden bisher 9l bedürftige Feuerwehr leute mit ziemlich 4000 M. unterstützt. Radeberg. Einen schweren Konkurrenzkampf kämpfen seit Wochen die hiesigen Fleischermeister. Sie hatten vergessen, die in den Zeiten der Fleischnot erhöhten Preise in besseren Zelten wieder gebührend herabzusetzen. Da eröffnete plötzlich der Viehhändler Schreier einen Laden, bot sämtliche Fleischsorten bedeutend billiger an und hatte sofort einen ganz enormen Zulauf. Es folgte ein großer Jnseratenkrieg, der dem Publikum zeigte, daß plötzlich auch für die anderen Fleischer das Fleisch billiger geworden war. Man wechselte sich darin ab, das Fleisch teilweise noch billiger anzubieten als Schreier — beispielsweise konnte man Rindfleisch schon sür 50 Pf. pro Pfund kaufen — gab seiner Kundschaft Rabattmarken und dergl. mehr. Schreier hat aber die Kundschaft an sich gerissen und be hält ste, ja er hat, um dem Zuspruch zu genügen, eine weitere Verkaussftelle erössnen müssen. Kamenz. Auf ein zweihundcrtjähriges Bestehen kann dieser Tage die Schlosser- und Glajer-Jnnung zu Kamenz zurückblicken. Aus diesem Anlaß veranstaltet die ge- nannte Korporation am Donnerstag, den 18. März, eine Jubelfeier. Glauchau. Trichinen in ungeheurer Menge wurden auf dem hiesigen Schlachthose in einem 90 Kilogramm schweren Schwein sestgestellt. In einem einzigen hafer korngroßen Fleischstück waren durchschnittlich über zwanzig Trichinen enthalten, sodaß in einem Gramm Muskelsleisch ungefähr 1000 Trichinen enthalten sein konnten. Plauen i. V. Der Leipziger Doppelmörder und Er- presser hat auch in Plauen Schule gemacht. Vor einigen Tagen erhielten zwei hiesige Herren, die Ziegeleibcsitzer Oskar Walter und August Roßbach, Briefe, in denen sie aufgefordert wurden, 6000 resp. 8000 Mark bei einer hier wohnenden Witwe zu hinterlegen und in einem Inserat bekanntzugeben, ob sie es tun wollten oder nicht. Sollten sie den Brief der Kriminalpolizei übergeben, wäre ihnen der Tod sicher. Unter dem bringenden Verdachte, die Briefe geschrieben zu haben, ist ein Bautechniker namens Schmidt nerhastet worden. Tagesgeschichte. Berlin. Ueber Reisepläne des Kaiserpaares steht an gesichts der politischen Lage noch nichts fest.