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Sächsische Abgeltung Sächsische Schweiz Gewalt Streik Aussperrung, Betriebsstörung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Vezugspreiscs oder zum Anspruch auf Lieferung der Zcitnng 71. ssgkrgang Bad Sckanügu, Montag, den 28. Zebruar 1Y27 Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners- dorz, Krippen, Lichlcnhain, Aliltclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwiti, Prossen, Rathmannsdorf, Rcinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie sür das Gejamtgcbict der sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzcitung, Alma Hieke, Inh. Waller Hieke Verantwortlich: K. Rohrlappcr Anzeigenpreis fi» NM.): Die 7gcspaltcnc 85 mm breite Pelit,Zeile 15 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 20 Pfg., 85 mm breite Rcklamczcile 80 Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen unü Wissen» Unterlmltungsbeilage». Dgs Leben im Bild" der Zrau". Illustrierte Sonntogsbeilage II Tageblatt für die Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeitung Vad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mil Ausuahme dcr S^,,- «nd AicM preis li" NM.) halbmonatlich ms dcr Ständige WoMenbellagen: ^!ich!crlchci,l-n Nr. 4Y Ain Dtenste der Waftryeit A« MWuß der MenpMikatiW. Rciclispräsident, Reichskanzler und Rcichsanßenmiiustcr zur Kricgsschuldsragc. Der Abschluß der Nktenpublikation des Auswärtigen Amies über die Entstehung des Weltkrieges veranlasste den Reichspräsidenten, den Reichskanzler und den Reichs- anßenniinistcr zu folgenden Äußerungen über die Be- dcutuug des Werkes. Der Reichspräsident von Hindenburg schreibt: Wir habe» die politischen Gehciinakten unserer Vergan genheit enthüll«, um der Wahrheit über die Entstehung des Weltkrieges zum Siege zn verhelfen. Unsere Altcn- pnblitation ist ein offenes Bekenntnis an die Welt. Wir erwarten heute eine cbcuso offene Antwort der Welt auf dieses Bekenntnis." „. . , . Reichskanzler Dr. Marx äußert sich: „Der hohe Ge. danke der Völkervcrsöhnnng kann ans geistigem Gebiete durch nichts so stark und nachhaltig gefördert werden, als durch uubcdiugte Aufrichtigkeit über jene Ver gangenheit, die Europa iu zwei feindliche Lager zerrissen hat. Haß, Verleumdung und Misstrauen, diese bittersten Feinde aller Einheit, können nur dadurch bezwungen werden, daß ihre leisten Wurzeln, die politischen Gcgcn- sähe, bloßgclcgt und unparteiisch beleuchtet werden. Wir sind durch unsere Nktcnpnblikation, die jetzt beendet vor nns liegt, auf dem Wege zur geistigen Annähe- rnng der Rationen vorangcgangen. Denn wir sehnen uns aufrichtig nach wahrem Friede» und nach Be freiung der Menschheit von den dunklen Mächten, die die Katastrophe von 1014 herbeigeführt haben.» Rcichsaußcnministcr Dr. Stresemann bemerkt: „Wie ich schon erklärt habe, sind wir Deutschen bereit, uns jedem u n p a r t c i i s ch e n G c r i ch t ö h o f z« stellen, der die Ursache dcS Weltkrieges untersucht und deshalb will, daß die Wahrheit ermittelt werde. Die Aktenpublikation des Auswärtigen Amtes enthält das deutsche Material für einen solchen Gerichtshof. Sie ist zualcich für uns die wichtigste Quelle zur Widerlegung der gegen das deutsche Volk aiisgciprochcncn Anklagen, ^cnn jeder, der sich in ihren Inhalt vertieft, wird die Überzeugung gewinnen, daß Deutschland keineswegs, wie man ihm vorgrworfcn hat, den Krieg bös willig betrieben oder absichtlich entfesselt hat." Die Bedeutung des großen Aktenwcrkcs des dent- fchcn Auswärtigen Amtes wird durch die Äußerungen der Ncichölcitung besonders wirkungsvoll hervorgchobcn. Sie befinden sich in einer demnächst erscheinenden Schrift „Fm Dienste der Wahrheit», die der Arbeitsausschuß Deutscher Verbände zum Abschluß der Aktcnpublikation des Auswärtigen Amtes hcrausgibt. * Die GchuS- am Weltkrieg. Senator Owen zur K r i e g s sch n l d f r a g e. Amerikanische Blätter veröffentlichen unter der Über schrift „Frankreich und Rußland haben den Weltkrieg begonnen» ein Interview mit dem früheren Senator Owen. Dieser erklärt in der Unter redung u. a.: Frankreich und die zaristische Regierung in Rußland haben den Ausbruch des Weltkrieges ver schuldet. Die Grundlage zu dem Kriege bildete der französisch-russische G e h c i m v e r t r a g vom Jahre 1802 und eine auf Grund dieses Vertrages Ruß land gewährte Anleihe in Höhe von 7 Milliarden Dollar. Eine Woche vor der russischen Mobilisierung hielten sich Poincarü und Viviani in Petersburg auf und gaben dort erneut die Versicherung ab, daß Frankreich Rußland bei einem Kriege mit Deutschland unterstützen würde. Es darf auch nicht vergessen werden, so sagte Owen weiter, daß die Gemahlinnen der Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch und Peter Nikolajewitsch bei dem zn Ehren Poincarös gegebenen Bankett in Petersburg in einer Unterhaltung mit dem französischen Botschafter Paläo- logue die geheimen Kriegsvorbereitnngen Rußlands da durch enthüllten, daß sie erklärten, ihr Vater, der König von Montenegro, hätte telegraphiert, der Krieg würde in * Europa noch oo-- Ende Juli ausbrechen. Rußlands Antwort an England. Euglandfeiiidliche Kundgebungen in Rußland. Nach einer Meldung der russischen Tclegraphenagen- tnr hat die Sowjctrcgierung dem englischen Geschäfts« träger in Moskau die Antwort auf die Note Englands überreichen lassen, in der die englische Negierung mit dem Abbruch der Beziehungen drohte, falls die russische Agita tion gegen England in China nicht anshören sollte. Der Text der Note wird demnächst veröffentlicht werden. Welche Stimmung in Rußland gegen England be steht, geht deutlich aus einer Moskauer Meldung der „British United Preß" hervor, nach der in allen russische» Städten cnglnndfeindliche Kundgebungen stattgcsunden haben. Es wurden Entschließungen angenommen, in denen die Arbeiter der Welt anfgefvrdcrt werden, gegen den britischen Imperialismus gemeinsam Front zu machen. „Evening Standard" veröffentlicht eine weitere Meldung ans Moskau, wonach die Garnisonen von Moskau und Charkow Entschließungen angenommen haben, in denen erklärt wird, daß die Note Armee bereit sei, einen Angriff Englands abzn- schlagen. Die Regierung wird aufgefordert, der Arro- ganz Englands mit der größten Entschiedenheit cntgcgcn- zistretcn. Die „Prawda" veröffentlicht einen Artikel, der den Abbruch der diplomatischen und Handelsbeziehungen mit England fordert. Die öffiziösen „Jswestija» veröffentlichen kommen tierende Ausführungen ihres Londoner Berichterstatters zu der neuesten englisch-russischen Spannung. Es heißt darin: es sei heute schwieriger denn je, auch nur für die nächste Zukunft irgend etwas mit Sicherheit vorauszn- sagen, denn die Basis, auf welcher die englisch-russischen Beziehungen anfgcbant sind, sei mehr als schwan kend. Wenn es entgegen allen Erwartungen doch noch zum vollständigen Bruch kommen sollte, so wäre das nach Meinung des Berichterstatters ein drohendes Vor zeichen nicht für die Sowjetunion, sondern für Eng land, denn ein solcher Bruch wäre nichts anderes als „ein Produkt blinder Wut, welche dür Stimm- der Vernunft erstickt.» - Iw MM dkl mMm AäMmWle MMM Die am Sonnabend dem englischen Ge schäftsträger in Moskau überreichte und von dem stellvertreten den Nußenkommissnr Litwinow unterzeichnete Antwortnote der Sowzetreglerung weift in teilweise sehr scharfer und ironischer Weise die Vorwurfe und Angriffe der englischen Negierung zurück. Die Note stellt fest, daß die englische Regierung nicht einen Fall der Verletzung des Abkommens von 1923 mitgcteilt habe; lediglich eine Reihe von Acußerungen sowjetrussischcr Politiker und Zeitungen seien wicdcrgegeben worden. Demgegenüber weist die russische Note daraus hin, daß verschiedene Mitglieder der englischen Negierung in einer Form Angriffe gegen Rußland ge richtet hätten, die wenig diplomatischen und friedlichen Charakter trage. Die Sowjctrcgierung habe vollkommene Neutralität be wahrt und gebe sich alle Mühe, die Beziehungen zu England zu verbessern. Sie müsse aber leider fcststcllen, daß die englische Re gierung über Charakter und Ziele der Sowjetunion sehr schlecht informiert sei. Scharf werden auch in der russischen Antwort die Angriffe der englischen Note gegen verschiedene Mitglieder der Sowjetrcgicrung besonders gegen Tschitscherin zuriickgewicscn. Die russische Negierung könne ihren Mitbürgern nicht verbieten, anderen unterdrückten Völkern ihre Sympathie auszusprcchen. Die Sowjctrcgierung werde sich durch Drohungen nicht cinschiich- tcrn lassen. Zum Schluß wird erklärt, daß die russische Politik sowohl im nahen wie im fernen Osten durchaus friedlichen Cha rakter trage und daß die Sowjctrcgierung es begrüßen würde, wen» auch die englische Negierung zu einer Besserung der russisch- englischen Beziehungen beitragen würde. * Zer WM der SolMMe in London.. London, 27. Februar. Die sowjetrussische Antwort auf die briitschc Protestnote ist gestern abend hier eingctroffen. Da sich die amtlichen Persönlichkeiten während des Wochenendes nicht in London befinden, konnte sich eine feste Meinung noch nicht bilden. Nach dem ersten allgemeinen Eindruck kann jedoch gesagt werden, daß die Antwort von den hochkonservativen Elementen kaum als befriedigend betrachtet werden dürfte. Die sehr geschickte Formu lierung der russischen Antwort gibt aber diesen Kreisen nur ge ringe Möglichkeit, weiterhin mit Erfolg gegen den müßigenden Standpunkt Chamberlains aufzntreten. Man ist gespannt, was die englische Regierung auf den Vorwurf erwidern wird, daß der Text der englischen Note volle 12 Stunden vor ihrem Eintreffen in Moskau in der englischen Presse veröffentlicht wurde. Neue Dcutschcn-Ausweisungen aus Kattowitz. Breslau. Der Ingenieur Skwara von der Laura-Hütte in Polnisch-Oberschlesien hat eine Verlängerung seiner Henle ab laufenden Aufenthaltsgenehmigung nicht erhallen. Skwara muß daher am Montag das polnische Gebiet verlassen. Da Skwara im Abstimmungsgebiet geboren ist und sich zurzeit des Ucber- ganges der Staatshoheit an Polen nur zu Studienzwecken in Breslau aufgehalten hat, wird dieser Fill allerdings von dem gemischten Schiedsgericht in Oberschlesien nachgeprüft werden müssen. FOi- eilige Leser. * Nach einer Meldung aus Rewyork wurde Admiral a. D. Paul Behnke am Sonnabend vom Präsidenten Coolidge in be sonderer Audienz empfangen. * Der günstige Verlauf der Krankheit des Rcichstngspräsi- denten Locbe hält an. Der Patient ist ohne Fieber; sein Puls ist gut. Die Stimmung des Kranken ist ebenfalls gut. * Die Warschauer Blätter bringen seit zwei Tagen Meldungen aus Wilna über eine neue Propagandatätigkeit der weißrussischen Bewegung. Auch wird von Geheimvcrsammlungen der Weiß russen berichtet. Man vermutet hier, daß diese Nachrichten aus einer bestimmten Quelle stammen, die ein Interesse daran hat, die Regierung zu neuen Verhaftungen von Weißrussen zu zwingen. «le Sirärtte SeS Fernen SstenS. Von Vr. Herbert Schmidt-Lamberg. Die gewaltigen Gebiete des Fernen Ostens haben sich frei gehalten von wirtschaftlicher Diktatur und sricdensveMragllchcn Vorschriften durch einige europäische Mächte, die in den Jahren 1919 bis 1922 sich vorstelltcn, am Uebersecmarlst allein erscheinen zu dürfen. Es war in erster Linie der Ferne Osten, der diese Ucbcreisrigcn eines Besseren belehrte und der vor allen Dingen zeigte, daß man wohl auf kurze Zeitperinden diktatorisch Handel schassen und Handel unterbieten kann, daß aber darüber hin aus immer Güte der Waren und Qualität der Materialien ent- scheidend aus die Käufer cinwirkcn. Aus Grund dieser beiden Faktoren wurde der deutsche Handel im Fernen Osten wieder eingeschaltet. Aber der deutsche Exporteur keimt diele Gebiete nicht mehr recht; er ist mißtrauisch geworden, er ist durch eine heftige und nicht immer einwandfreie Pressekampagne von fal schen Ideen erfüllt. Was zunächst die chinesischen Märkte anbctrisst, so werden die Nachrichten von Unruhen und Eisenbahnunterbrcchungcn ins Ungcmcssene aufgcbauscht. In der Mandschurei und in den Hascngcbleten von Darren, das japanische Interessensphäre ist, ist alles ruhig. Dasselbe ist von südost-chincsischeu Gebieten zu melden. Die einzelnen Kämpfe in den Großstädten gefährden niemals ernstlich den europäischen Handel, ebenso nicht das Vor oder Rückgchcn der Marschalls-Armeen. Jeder Befehlshaber hütet sich wohl, größere Streitfälle herauszubeschwörcn, da auch Japan in diesem Falle weitere Riemen aus dem chinesischen Fell schneiden würde. - Viele englische Firmen unterhalten riesige Kommissionslager, eine Maßnahme, die sich außerordentlich bcnmhrt hat. Der Chi nese will das, was er kauft, sehen. Wenn er zufrieden ist, ist er ein Dauerkundc. Darum hat die cnglisch-französisch-amerika- nische Konkurrenz viel Interesse daran, den Exporteur vom chinesischen Markt mit allerlei Uebcrlreibuugen möglichst lange fern zu halten. Der Chinese soll sich an ihre Waren gewöhnen, dann mag der Deutsche sein Hell vergeblich suchen. Glücklicherweise — für den augenblicklichen Stand der Dinge — liebt cs der Chinese nicht, Vertrüge aus Jahre hinaus zu schließen. Man mnß seine Meinung von Fall zu Fall neu gewinnen, auch wenn man meint, er sei Stammkunde. Im Mo ment richtete sich gegen die englischen Waren ein lebhafter Boy kott, der vor allen Dingen in den Gebieten um Schanghai und Kanton sich ausgebildet hat. Es ist bemerkenswert, daß immer in solchen gefahrvollen Augenblicken die englische Nachrichten presse mit neuen Alarmmcldungen aus diesen Tcileri Chinas kommt. Aber der deutsche Exporteur soll sich aus keinen Fall entmutigen lassen: deutsche Waren sind wieder sehr angesehen bei den chinesischen Großhündlern. Namhafte Bestellungen wur- den besonders im Jahre 1926 auf dem deutschen Kolauial- maschinen-Markt, auf dem Papier- und Tcxstlmarkl unter- gcbracht. Bereits die Art der Reklame in Chiim muß ganz besonders gestaltet sein. Mit Eilangcbotcn und kurzbcsristetcn Ausnahme, ofserten erreicht man so gut wie nichts. Jede Ware muß genau spezifiziert werden, ihre Einzelteile angegeben, ihre Trnnsport- und Verpackungsart, die Garantie des Lieferanten genau um grenzt werden: kurz das Angebot nach Chinn muß peinlich und sorgfültig durchgearbeitet sein. Der Smart des Amerikaners, — der eigentlich in punkto Eilentschüdigung auch nur in enro- püischen Gehirnen spukt, liegt dem Chinesen gar nicht. Er ist überlegend, in gewissen Diggen kleinlich, in Zahlungsart aber sehr angenehm. Längere Ziele als 3—4 Monate werden bei den größten Objekten kaum verlangt; diese Zeit entspricht aber säst immer der Transportpcriode. Kommen wir aus diese Weise zu der Ueberzeugung, daß das sofortige Auftreten der deutschen Waren in China eine NoUven- oigkeit ist, jo sind die deutschen Exporteure seit drei oder vier Jahren mit Japan immerhin schon wieder in engerem Kontakt. Aber auch hier entspricht das deutsche Auftreten oftmals nicht dem Wesen der Märkte und des japanischen Käufers. Japan ist eine Großmacht, und der Japaner will als ihr Angehöriger be trachtet sein. Es verletzt seine Eitelkeit erheblich, wenn ihm Gelegenheitsangebate gemacht werden, wenn zum Beispiel ein deutscher Exporteur einen Warenposten oder ein Angebot in Indien oder Siam nicht untcrbringon kannte und er aus zweiter Hand dann das Angebot an japanische Interessenten weiter gibt. Derartige Manipulationen verursachen sehr ost den Verlust des Eesamtmarlstes sür den unvorsichtigen Exporteur. Eigenartigerweise wird auch der japanische Markt nicht ge- niigend von Deutschland her bearbeitet. Iu gewissem Sinne erscheint es dem japanischen Importeur so, als ob er sich um die Gunst deutscher Lieferanten bemühen soll. Das deutsche An gebot in serienweiser und geordneter Fortsetumg fehlt heute noch