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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.03.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100330021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910033002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910033002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-30
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
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Bezug».Prei» W Umptia »»rch «HW» Lräg« «» krx»«««« S»«l t«,li« i»4 Heu. -«bracht: SO maaatl., R.7V »ierteljährl. Bet unser» siilialäi ». Tn. uahmestellkn adqrholt: 78 mo»atl., ».U vtenetttbrl. L»rch die Poft: i»»erhald Deullchland« und der dtutschru K»l»ai«» vserteliidrl US« »«uttl. l^S autlchl. Poftbettelloeld. Aer»rr w Btl-ien, Tinemark, den Dvaaaftäateu, Italien, Luxemburg, Niederlande, Nor» weaen. Oesterreich-Ungar», Rußland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In alle» übrigen Staaten n»r direkt durch di« GelchäUlüelle de» Blatte« erhältlich. Ta« Lei»,iger Tageblatt rrlchrini 2 mal iiglich. Sonn- a. Feieriag« nur morgen«. Adonneu ent-Annabme: Uugustuiplatz 8, bei unseren Trtgern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Poftimter» und Briestrügern. Iln,el»erkaus«prei« der worgen« iu«gabe 1v der '.'ibendansgabe 8 Aed«ktl»n und Melchäftistelle: Iohanni«gass« 8. -mnsprrcher: 14692, l4S«j. 14684 Abend-Ausgabe. WPMrTagMaü Handelszeitung. Amtsvlatt -es Aales und -es Nokizeiamtcs der LtaSt Leipzig. Anzeigen-Preis tstr Inserate an« Leivzig und Umgebuni die stgelvaltene 80 mm breite Petit,ett« 25 -is, die 7« mm breite Reklamezcile l non auswärts 50 ^s, Reklamen l.2l) Inserate v»n Bebbrten m amklichen Teil di« 74 mm breite Petit,eile 40 H, «eschäsksan,eigen mlt Pladvorschrislen und in der Abendausgabe im Preise erhöht, hiLdal! nach Laris. Äeilagegebstbr ö ^sk p. Tausend exkl. Postgebühr. Fefterieilte Auiirige können nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Plitzen wird le,ne Garantie übernommen. «neigen-Annahme: SluquNuüpla» !>«, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoucen- Expeditionen des In- und Auslände«. -aitpr-Filiale Berlin. Sarl Dunckcr, Herrogl. B-yr. Hdsbuch- Handlung, Lüsowftiab- Iv. lLc.evhon VI, Nr. 4MU-. Haupt-Filiale Treiben: Seeftrabe >, l (Telephon 462l), Nr. 87 Mittwoch, üen so. Mürz ISIS. l04. Zahrgang. PMUche Nachrichten. Jnformationsfahrt zweier Reichstagsabgeordneter. Die freisinnigen Reichstagsabgeordneten Dr. Leonhardt und Struve, die während der Be ratung des Marine-Etats vom Marineminister ein geladen worden waren, eine Fahrt im Unterseeboot mitzumachen, leisteten am Dienstag der Aufforderung Folge. Weitere Wahlkampfbliiten aus Lyck-Johannisbnrg. Den heute morgen wiedergegebenen Mitteilungen über das eigentümliche Gebaren der Behörden im Reichstagswahlkreise Lyck—Oletzko—Iohannisburg können wir auf Grund einer neuen Notiz in der „Natl. Korr." noch folgende erstaunlich klingende Nachricht anfügen: „Dem leitenden Arzte des Iohannis- burger Kreiskrankenhauses, der an der Spitze der nationalliberalen Bewegung im Io- hannisburger Kreise steht (dem in der heutigen Morgennummer erwähnten Kreisarzt Dr. Tho ma l l a. D. Red.) und der durch die Gründung der „Masurischen Zeitung" sich bei dem dortigen Land rate missliebig gemacht hat, ist auf Betreiben des selben Landrates seine Stelle jetzt gekün digt worden. Man hat dem überaus tüchtigen und wegen seines Könnens von der Bevölkerung lehr hochgeschätzten Arzte, der das früher schwach besuchte Krankenhaus zu einer glänzenden Entwick lung gebracht hat, keinerlei dienstliches Versehen nachsagen oder nachweisen können, vielmehr seine Verdienste auf medizinischem Gebiete voll an erkennen müssen. Ohne Angabe eines Grundes ist ihm jetzt währenddes Wahl kampfes die Stellung gekündigt worden. Es ist höchste Zeit, daß der preußische Minister präsident von seiner Romreise zurückkehrt und daran gleich noch eine Ostmarkenfahrt anschließt. Reichstagsersatzwahl. Infolge des Todes des fortschrittlichen Abgeord neten Dr. Hermes muß im Reichstagswahlkreisc Landeshut-Zauer (Liegnitz 7) demnächst eine Ersatzwahl stattfinden. Der Wahlkreis wurde 1907 von Hermes erst in der Stichwahl gegenüber seinem reichsparteilichen Mitbewerber gewonnen. Bis jetzt haben die Sozialdemokraten den „Genossen" Gustav Proll aufgestellt. Ein fortschrittlicher Kan didat ist bisher ebensowenig wie ein reichsparteilicher nominiert worden. Da die C h ri st l i ch - S o z i a - len in dem Kreise zum ersten Male ihr Glück ver suchen wollen, ist es nicht ausgeschlossen, daß eine be sondere reichsparteiliche Kandidatur unterbleibt. Wie endlich ein Privattelegramm von Landeshut meldet, beschloß eine Vertrauensmänneroersammlung des Zentrums einstimmig, für die Reichstagsersatz wahl einen besonderen Kandidaten aufzustellen. Co sind also mit Sicherheit mindestens vier Kandidaten in diesem Wahlkreise zu erwarten. Zur Reichstagswahl 1911. Schon wiederholt konnten wir Kandidaturen für die Reichstagswahl im Jahre 1911 verzeichnen. Auch heute liegen wieder aus zwei Wahlkreisen Meldungen über Vorbereitungen zur nächsten Wahl vor: Zm Wahlkreise Stolp-Lauenburg (Kös lin 1), der jetzt durch den konservativen Abge ordneten Will vertreten ist, haben dieNational- liberalen den Stadtrat Kaiser-Lauenburg aufgestellt: auch die Freisinnigen wollen einen eigenen Kandidaten präsentieren. Da 1907 außer einigen unwesentlichen polnischen und Zentrumsstim- mcn in diesem Wahlkreise nur 16.'>00 konservative, 7500 freisinnige und 7000 sozialdemokratische Stimmen gezählt wurden, dürfte dieser Kreis für die Konser vativen sehr gefährdet sein. Hoffentlich verständigen sich aber noch die beiden liberalen Gruppen über einen gemeinsamen Kandidaten. Es dürfte sich übrigens auch anderwärts empfehlen, die Vorbereitungen für die Reichstagswahl 1911 bald in Angriff zu nehmen. Hansabund und preußische Verwaltungsrefonn. Das Präsidium des Hansabundes hat entsprechend zahlreich geltend gemachten Wünschen aus Kreisen der ihin angeschlossenen Korporationen und Mit glieder beschlossen, die Frage der preußischen Ver waltungsreform in Angriff zu nehmen. Es sollen vor allem Grundsätze über die Verbilligung und Ver einfachung des Verfahrens und der Behördenorgani sation unter besonderer Berücksichtigung der Steuer verwaltung ausgestellt werden. Die Eröffnung der Weltausstellung in Brüssel ist für den 26. April bestimmt in Aussicht ge nommen. —_ Zur Oberhausdebatte in England. Wie wir bereits im Depeschenteil der Morgen ausgabe mitteilten, hat im englischen Unterhaus der Kampf gegen das Oberhaus nach der Osterpause nun mehr mit aller Macht eingesetzt Ministerpräsident Asquith hat seine Vorschläge dem Unterhause unter breitet und die Ansicht ausgesprochen, daß nur Neu wahlen oder ein tüchtiger Pairsschub zu dem er wünschten Ziele der Reform führen könne. Wichtig sind die Zusagen der Unterstützung der Regierung durch die Iren und die Arbeiterpartei. Damit ist die Position der Regierung wesentlich gebessert, denn nun verfügt sie im Unterhause über eine sichere Mehrheit. Die Debatte über die Resolution Asquiths wird bis Montag dauern. Es liegt bereits ein Zusatzantrag zu dem Vorschlag der Negierung vor. Wir erhalten darüber folgende Drahtnachricht: London, 30. März. (Tel.) Ein offizielles Amendement zu der Resolution der Regierung wird am Donnerstag im Unterhaus beantragt wer den. Die Debatte soll am Montagabend geschlossen werden. Das offizielle Amendement, das von Sir Robert Finlay beantragt wird, ist folgendes: „Nach Ansicht des Hauses ist eine starke wirksame zweite Kammer (d. h. Pairs- kammer, D. Red.) notwendig. Das Haus ist bereit, die Vorschläge für die Reform und die Zusammensetzung der bestehenden zweiten Kammer in Erwägung zu ziehen, lehnt es aber ab, sich mit den Vorschlägen weiter zu befassen, die den ganzen Nutzen jeder zweiten Kammer, wie sie auch zusammengesetzt sein möge, vernich ten und die einzige Sicherung entfernen würden dagegen, daß die Regierung große Aenderungen nicht nur ohne die Zustimmung, sondern gegen die Wünsche der Mehrheit der Wähler vornimmt." Dieses Amendement bedeutet eine nicht unwesent liche Abschwächung der Reqierungsforderungen. Besuch des österreichischen Thronfolgers in Konstantinopel. Konstantinopel, 30. März. (Tel.) Trotz der offi ziellen Dementis halten der „Ikdam" und „Panin" die Meldung von dem bevorstehenden Besuch des österreichischen Thronfolgers Erzherzogs Franz Ferdinand in Konstantinopel vollkommen aufrecht. Die beiden Blätter behaupten, daß sie ihre Informationen vom Minister des Innern er halten haben. Wie es heißt, trifft der Wiener tür kische Botschafter in dieser Angelegenheit demnächst hier ein. Erinnerungen an den Hüller Zwischenfall. Der Pariser „Matin" veröffentlicht heute unter dem Titel: „Ein enttäuschter Traum Kaiser Wil helms" einen längeren Auszug aus dem Buche des Admirals Fournier, welches in den nächsten Tagen erscheinen wird. Admiral Fournier kommt in seinem Buche auf den Zwischenfall von Hüll zurück, währenddessen Kaiser Wilhelm einen deutschen Admiral zum fünften Schieds richter ernannt sehen wollte. Admiral Fournier erklärt, daß Frankreich in den Verhandlungen, die darüber geführt wurden, weder für die eine, noch für die andere Partei Stellung genommen habe. Admiral Fourier bemüht sich, in seinem Buche auf die Notwendigkeit für Frankreich hinzu weisen, eine starke Marine zu unterhalten, die eine Gewähr für die Aufrechterhaltung des Friedens darstelle. Der Admiral gibt Frankreich und Eng land, die in Zukunft Verbündete sein sollen, Rat schläge für den Fall eines Krieges. Er schließt mit der Erklärung, Frankreich bedürfe sowohl eine starke Flotte von Panzerschiffen, als auch eine starke Flottille für die Offensive. Die Unterhaltungskosten für diese Streitkräfte wären für Frankreich eine Ver sicherungsprämie gegen alle Kriegsgefahr, sowie ein Unterpfand des Erfolges für den Fall einer Kriegs verwicklung. Wieder ein Bulgarisch-türkischer Eren,Zwischenfall. Sofia, 30. März. (Tel.) In der Nähe von Adrianopel sind gestern türkische Soldaten auf bulgarisches Territorium übergetreten und haben auf den bulgarischen Grenzposten geschossen. Der Posten erwiderte das Feuer. Auf beiden Seiten wurden Verstärkungen herbeibeordert, die auch als bald eintrafen. Es gelang schließlich den bulgarischen Truppen, die Türken über die Grenze zu- rückzuschlagcn. Die Türken ließen 6 Tote und eine Anzahl Schwerverwundeter auf dem Kampf platz zurück. Tsgeschrmük. Das ungnrische Feuer-Drama Pest, 30. März (Tel.) Mit der Wegschajsung der Leichen wurde gestern nacht begonnen. 122 Lei chen, die nicht agnosziert werden konnten, wurden in einem gemeinsamen Grabe bestattet. Man legte sic zuerst aus den großen freie» Platz vor der abgebrann ten Scheune. Die Dorfbevölkerung und die Leute aus den benachbarten Gemeinden wurden Herbeigerufe» und ausgefordert, noch einmal genau alle Toten zu besehen, ob sie nicht einen ihrer Angehörigen unter den verkohlten Leichen erkennen. Doch vergebens, die Leichen waren derart verkohlt und verstümmelt, daß keinein zigerLeich na m agnosziert wurde. In zwölf Wagen brachte man diese 122 Leichen nach dem Friedhof. Vor allem mußte das für die 122 nicht agnoszierten Leichen bestimmte gemeinsame Grab fertiggestellt werden. Es hat eine Länge von neun Meter und eine Breite von sechs Meter. Die Leichen wurden ohne Särge in zwei Reihen über einander beigesetzt. Die Glocken der Kirchen dröh nen ununterbrochen. Der Seelsorger geht von Hans zu Haus mit einer schwarzen Fahne und verrichtet in jedem Hause und auf der Straße fortwährend Gebete. Fast jede Familie betrauert einen oder mehrere Tote, und es gibt Häuser, aus denen in kurzen Zwischen räumen vier oder fünf Särge zum Friedhof getragen werden. Den ganzen Vormittag über fanden Leichen begängnisse statt. Kaum hatte der reformierte Seel sorger — denn die meisten Einwohner der Ortschaft gehören der reformierten Kirche an — feinen Segen über einen Toten gesprochen, kaum war der Sarg von schweren Erdschollen bedeckt, so kehrte die Trauer gemeinde sofort wieder ins Dorf zurück, um einem anderen Verwundeten, der für immer von seinen Lei den erlöst worden war, das letzte Geleit zu geben. Diesen traurigen Weg mußten die Leute sehr häufig zurücklcgen. denn seit gestern nacht sind nicht weniger als sechzehn Personen ihren entsetzlichen Brandwü» den erlegen. Die Hunde aus der Umgebung sind zu Hunderten angerückt: man hat alle Mühe, sie von den Leichen fortzutreiben. Die Zahl der Toten war bis mittag auf 28S gestiegen. Die Verletzten wurden zum Teil in die Spitäler der benachbarten Städte übergeführt, zum Teil werden sie zu Hause gepflegt. Sehr schwer wird es empfunden, daß in dieser wohlhabenden Gemeinde kein Arzt existiert: der nächste Arzt wohnt in einer 26 Kilometer entfernte» Ortschaft. Außer den 122 Toten, die nicht agnosziert wurden, wurden 91 Insassen der Gemeinde Oekörito und 45 aus der Umgebung agnosziert. Von den sechzig Schwerverletzten sind bisher drei ßig ihren Verletzungen erlegen, so daß bis jetzt 2S1 Tote festgestellt wurden. * Polnische Messerstecher. Essen, 30. März. (Tel.) In Huckarde bei Essen überfielen 4 polnische Bergleute mehrere deutsche Bergleute mit scharf geschliffenen Dolchen. Es kam zu einer furchtbaren Ste ch e r e i. bei der einem deutschen Arbeiter der Leib aufgcschlitzt wurde, ein zweiter erhielt einen Stich in die Lunge. Beide sind tödlich Theater, Snnft imü Mllenlchakt. Berliner Over-Premieren. Vielleicht nennt man die Einfälle, die Mister Cosmo Gordon Lennox in drei Akte packt, in England lustig. Daß einer verwöhnten Lady die Ehefesjel drückend scheint, daß sie eigentlich ohne besonderen Grund die Scheidung von ihrem Gatten ertrotzen möchte, eine Weile herumvagabundiert und dabei die Entdeckung macht, daß sie mitten unter ihren An betern aufhört, als Dame zu gelten und nur mehr die begehrenswerte kleine Frau zu sein beginnt, bis sie endlich — der ,goldenen Freiheit" satt — gern wieder den Weg zur Fessel nimmt: all das ist in Deutsck- land nicht bloß betrüblich abgegriffen, auch die Lustigkeit ertrank auf der Reise über den Kanal. Oder machte heimlich die Metamorphose zur Lange weile durch, dre nicht erträglicher wird, weil Susanne Trevor — die „geschiedene Frau" — ein paar Albern heiten und Ungezogenheiten, die selbst auf dem Theater lächerlich bleiben, als Temperament ausgibt. Man darf annehmen, daß die Bühnenroutine Rudolf Lothars, des deutschen Bearbeiters, Mister Lennox' Gähnvision nm die paar hübschen Pointen bereicherte, die da und dort im Dialog auftauchen, daß er im dritten Akt die Szenenführung kürzer faßte, als der Urdichter sich die Lustigkeit der Blasiertheit dachte. Aber das Gähnen bleibt. So reizend, frisch und drollig Frau Cerigioli auch ihr« Suzanne auf trumpfen. schmollen, zürnen, weinen ließ. Sie alle,» rettete die drei Akte, indes die Kollegen — Herr Impekoven als alter Herr mit Lebemannsgeliisten amüsierte episodistisch — gähnten wie Herr Cosmo Gordon Lennox. Er schlafe. Dann kam eine Einakterleckheil: Das Der. söhnungsfest" von Rudolf Presber. Der Freund: die Gattin auf Seitenwegen: der Gatte: das Thambre separee. Eine Verwechslungsvariante. Der lssatte bezieht die Souoereinladung des Freundes auf sich und der Freund soupiert schließlich mit ihm. indes die Frau sich im Nebenzimmer versteckt. Und die Situa tion löst ihre Gewagtheit ohne Treubruchentdeckungen. Die Frau entschlüpft. Ihr Freund — Egmont, der Dichter — hat sie nach drei Monaten Vernachlässigung wieder versöhnt; ihren Mann — Heinrich, den Kritiker, der dem Dichter sei» neues Stück verriß — hat er gleichfalls versöhnt. Es ist Munterkeit in der Szenerie, Munterkeit und Keckheit, Witz in den Situationen. Paul, der Kellner (von Ernst Bach voll liebenswürdig-devoter Unverschämtheit gespielt) hat einen Vetter in Schnitzlers „Abschicdssöuper". Das Metier erheiterte auch hier. Herr Schindler als Lieb haber freilich mehr Assessor als Dichter. Herr Impe koven als Kritiker mit lustig unterstrichenen Schmock- allüren. Und so durfte man zum Schluß des Abends wenigstens das Gähnen unterdrücken. Baron Rothschilds „Rampe" war der Ostertrumpf Direktor Hahns. „Die Rampe": das lockende gleißende Licht, das alle, alle wie die züngelnde Flamme die Motten unwiderstehlich anzicht und ver brennt. Auch Baron Henri Rothschild ist dabei, und es ist hübsche Selbstironie, wie er unter all den schwärmenden, tanzenden Motten das Desilee vom kleinen Schauspieler hinauf bis zu den Millionären führt, die ein Theaterstück schreiben, um sich gefeiert, berühmt, umworben nicht bloß um der Millionen willen zu sehen . . . Die Welt wird freilich nicht er schüttert sein durch das Stück, das der Dichter aus dem Welthans Rothschild hinter Thcaterkulissen, ,n Theatersoyers und unter Theaterleuten zimmerte. Er guckt sich ein wenig um, meint, was etwa Bernstein an Routine und Wirksamkeit trifft, kann ein Roth schild an äußerer Mache noch lanqe, philosophiert ein wenig über des Scheins bestrickendes, betörendes Wesen und wiederholt, daß die Schauspieler oft nicht nur große Künstler, vielmehr in der Reges auch Komödianten sind . . . Die Nervosität am Premieren- Dortag im Direktorbureau ist Wirklichkeitszeichnung sowohl wie Klischee. Das melodramatische, sentimen tal belegte Vorspiel im Konstantinopeler Hotel vestibül mit der Schlußversicherung ewiger Liebes anbetung ist eine Plattitüde. Madeleine Grandiers Giftselbstmord, weil der Heldenspielerkomödiant Caude sie nicht mehr mag, der Giftselbstmord der Armen, der die Liebe die Kunst erdrosselt, ist von anrüchigster Tragik. Aber französische Schule, sran- zöfische Effektstechnik, Sardou, Dumas, Bernstein arbeiten doch mit den Publikumswirkungen ganz ge schickt. Man beklatschte also den weltberühmten Namen, der diesmal für ein schlechtes Stück zeichnete, wollte den weltberühmten Baron sehen, der indes nicht kam. Die Darsteller: Frau Sorma, Rudolf Christians, Herr Arndt brillant in den Forderungen des Autors, Frau Sorma darüber hinaus wahr, er schütternd im Leiden, wund und totgetroffen ohne Theater. Und Rothschild wird, wenn er irgendwo unter den Zuschauern saß, gewiß zufrieden gewesen sein. ' X. 1'. N. Der König von Ssmsrksnü. Uraufführung in Dessau. Ins phantastische Reich des Märchens führt Franz Mikoreys Tondichtung „Der König von Samarkand", die soeben im Herzogs Hoftheater zu Dessau zur ersten Ausführung kam. Man sah der Premiere in der Residenz mit Spannung entgegen. Ist es doch das erste Bühnenwerk, das der Leiter unserer Hofkapelle geschrieben. Das erste Bild der Handlung zeigt eine» kaukasischen Bauernhof. Der Tag ist zur Rüste gegangen, die Strahlen der Sonne beleuchten im Scheiden noch die Spitzen der Berges höhen. Aus seinem Gehöft im Tale tritt der alte Bauer Massud, mit ihm Mirza, sein liebreizendes Töchterlein. Ihr Derlobunastag ist heute; dem junge» Rustan, ihrem Geliebten, soll sie bei öffent iicher Feier, Spiel und Tanz versprochen werden. Dessen tatendurstiger, auf Ruhm und Abenteuer ge richteter Sinn hat aber eine Wandlung in ihm voll zogen. Massuds Negersklave Zanaa hat ihm von einem fernen Königslande Samarkand erzählt, von dem von seinen Feinden bedrohten König und von der Königstochter, die der Retter als süßen Lohn erhält. „Auf, nach Samarkand!" stürmt's in dem Jüngling. „Ich muß fort, leb wohl. Mirza!" In der Nacht träumt er, er sei am Hose des Königs. Der Be herrscher des Landes wird auf der Jagd von einem Eber verfolgt. Rustan springt hinzu und wirst seinen Speer nach dem Untier, verfehlt aber sein Ziel. Der König ist in höchster Not. Da erscheint eine geheim nisvolle Gestalt, der „Mann vom Felsen", und tötet mit sicherem Wurf den Eber. Der Mann verschwindet wieder — Rustan aber rühmt sich der Rettungstat und wird, nachdem er den wirklichen Retter ermordet, zum Eidam auserkoren. Sein Betrug kommt aber rn leyter Stunde noch ans Tageslicht. An der Leiche ihres Vaters, der aus Schmerz über den Meuchelmord und die Ehrung eines Unwürdigcn leblos zu Bode» gesunken ist. ruft die zürnende Königstochter: „Zurück, Rustan, sei. was du bist, nicht, was du scheinst! Nur nnt einem Reinen will ich den Thron teilen!" Zerknirscht sinkt Rustand zu Boden . . . Nach einer Verwandlnngsmusik führt das Märchen wieder zurück auf Massuds Bauernhof. Rustan erwacht. Es war alles nur ein Traum, was er erlebt, ein schreck licher, böser Traum. Seine Abenteuerlust ist gekühli, seine Sucht nach Streit. Kampf und Ruhm geheil-. Er erfleht die Verzeihung seiner Braut, die ihm auch liebend vergibt. Das Märchen ist. mit einer sehr stimmungsvolle» Musik umkleidet, schmelzende Liebesweiscn und leb hafte, kräftige Tone durchziehen das Werk. Seine» dramatische» Höhepunkt erreicht es mit den Szenen an und in der Königsburg im zweiten Aufzug. Hier wird die Musik laut, bewegt. Hofkapcllmcister Mikorey hat mit dem Tonmürchen ein achtbares Werk aeschaffen. Die unter Benutzung von Grillparzers ^.Der Traum ei» Leben" verfaßte Handlung ist spannend, die Musik gefällig. Im Mittelpunkt der Aufführung standen die Herren Nietan (Rustan), Kammersänger Rains vom Hoftheater in Dresden als Gast lder König), Ullman» lZanga) und Schlembach (Massud), sowie Fräulein Fiebiger (Mirza). Das Werk wurde mit großem Bei fall ausgenommen, der Komponist durch mehrmalige Hervorrufe geehrt. fi. Ilokvort. * ' Ein neues Opernkaus für Hamburg. Aus Hamburg meldet uns ein Privattclegramm: Dirrk tor Bendiner beabsichtigt, hier am Iungfcrnsticg ein neues Opernhaus zu errichten. Das Haus, das im Herbst 1911 eröffnet wird, wird vorwiegend die komische Oper pflegen. Als künstlerischer Beirat wurde Charles Philippp. der Komponist der Operette „Hotel Amor", gewonnen. * Große Kunstausstellung in Dresden. Im Jahre 1912 soll in Dresden, wie uns von dort telegraphiert wird, eine „Große Kunstausstellung" stattfinden, zu der die Vorbereitungen bereits im Gange sind. Als Kommissar des Rates in der Kommission ist Stadt baurat Erlwein gewählt worden. * Hochschulnochrichten. Aus Paris wird tele graphiert: Das Institut für Internatio nales Recht hat die Professoren Wolter Schücking fMarburg) und Heinrich Triepel (Kiel) zu korrespondierenden Mitgliedern ernannt.
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