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Dresdner Journal : 04.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189002042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-02
- Tag 1890-02-04
-
Monat
1890-02
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 04.02.1890
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28. Dienstag, den 4. Februar, abends. 1890. IBr vra»ck»» vi«rt«liLkrIiet> > U»rk bv kt, d«i U« äeuwekeo vi«rt«I- MUrUot» 3 »o„erk»It> äs« 6eut»ebei» tritt kort- uoü LtowpolroioUI»^ Uioio. Liorela« Uuwmerv: 10 kf. L»UU»4t»u»rrk«dUlire>r k»r U»uw «io»r gorprltene» 2ml« kioio« loUrilt 30 kk. vot«r ,,Lioq««»oät" rii« 2oil» dv kf. 8« H»d«II«o- uoä 2»8ero»»t, «utrpr. AuticUI»^. Lr»el»elaeo, 'rLglied wit ^aiv»Lios ä«r 8vov- o. koiert»^« »d»o<i^ ksrniprsek -^orcUIu»«: Ur. ILE». AresdnerAMmal. Lür di« Gesamtlettung verantwortlich:', 5)ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. r»„ L»UU»alx>i>ss«» «»»ritrl»» I^iprlU: Lraniirtettrr, LomwirriooLr 6«, vrerüaer ^ourn»Ii; L»»d«iA L-rUsVt»» L-ix-tU L»—I ». ».: LaoKnrtr»« <s ko-i«r, I-rv» wt«»-L»»d*rU- L»tp«iU -rr>m3«vt ». N.-MSued«»: L«»ci ^0«««,' r»rt» L»rU» rr»»kfiiN ». N. 3t»ttU»r1: Da»L« t,'o , 3«rU»: /nraltiirn-iant, L»»,i Laöal^,' s»»«vr: o. 8<Aü«ier, L»u« ». s : Loret <ä 6» Ueroaixederr USoi^i. Lrpeüitioi» üe» Viv»ao«r ^vuriuü». Dr«»<1eo, 2«io8er,tr. rv. kerurproeU-^oicUIur») Ur. ILE». Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Dir nächste Aufnahme-Prüfung von Expektanten kür das Königlich Sächsische Kadetten-Corps soll Mitte April künftigen Jahres stattfinden und werden die an daS Kommando des Kadetten-Corps zu richtenden be züglichen Anmeldungen Mitte März geschlossen. Die wissenschaftlichen Anforderungen an die Ex- pektanten für die Ausnahme in das Kadetten-Corps, die übrigen Vorbedingungen, sowie die näheren Vor schriften, nach denen die etatsmäßigen Kadetten stellen mit einem jährlichen Erziehungsbeitrage von 90, 180 und 300 M. zur Vertheilung kommen, sind au» dem Regulativ sür das Königlich Sächsische Kadetten-CorpS vom Jahre 1882 — käuflich zu beziehen von der Hosbuchhandlung von Carl Höckner, Dresden-Neu stadt — zu ersehen. Dresden, den 2. Dezember 1889. Kriegs-Ministerium. v. Fabrice. Beyer. Nckamllmachung, die Lieferung von Patrontaschen und Mant l- riemen betreffend. Der durch Bekanntmachung vom 20., veröffentlicht am 23. und 25. v. Mts., auf den 5. d. Mts. fest gesetzte Termin für Einreichung von Angeboten auf Lieferung von Patrontaschen und Mantelriemen wird hiermit auf den 13. d. MtS. verlegt. Dresden, den !. Februar 1890. Kriegsministerium. Graf von Fabrice. Preusker. Nichtamtlicher Lell. Jelegraphische WcrcHrichlen. Köln, 4. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Köln. Ztg." wird au» Lissabon unter den 3. d. M. berichtet, daß wegen teS gegenwärtig er folgenden Gesandtenwechsels in London die Ab sendung eines sämtlichen Berliner Lertragsmächten luzustellenden Memorandums auf Donnerstag ver schoben worden sei. Portugal würde eine Erledi- gung des Streitfalles durch die Brüsseler Konfe renz annrhmen; »ine besondere Konferev» wäre der Regierung aber angenehmer. Die portuglefischen Gesandten meldeten, Spanien, Frankreich, Italien, Österreich und Rußland seien einer Konferenz ge- neigt, auch Deutschlaud sei nicht abgeneigt, verhalte ' sich aber doch zurückhaltender. Dem Vernehmen nach hätte der englische Gesandte gesprächsweise geäußert, daß England die Konferenz annrhmen würde. Rom, 3. Februar. (W.T.B.) Die Deputierten- kammer hat heute ihre Sitzungen wieder aufge- nommen. ES wurden zahlreiche Interpellationen eingebracht, darunter solche über die Gründung einer afrikanischen Kolonie, über die militärische Aktion in Abessinien, über die Tumulte an den Universitäten, besonders in Neapel rc. Minister ¬ präsident CriSpi nahm sämtliche Interpellationen an. Diejenige über die UniverfitätStumulte wurde auf nächsten Donnerstag anberaumt, alle übrigen auf den nächsten und nötigenfalls die folgenden Sonnabende. — Der Antrag de» radikalen Depu tierten Luigi Ferrari auf Erlassung eine» Dekre- teS beMlich der Gründung einer Kolonie am Roten Meere wird dem Wunsche CriSpiS gemäß nach den Interpellationen über Afrika verhandelt werden. Eine Versammlung von 60V Studenten be schloß, denjenigen Studcnten, welch, die Universität Neapel verlaffen wollten, die Gastfreundschaft der Universität Rom anzubieten Dre-den, 4 Februar. Das russische Heerwesen im Jahre 1889. In verschiedenen deutschen Blättern wurde in letzter Zeit darauf hingewiesen, daß man in Rußland unaus gesetzt mit Sorgfalt und Energie daran arbeitet, daS Heerwesen auf der Höhe der Zeit zu erhalten und sich sür alle Fälle kampfbereit zu machen, und daß mit diesen Rüstungen eine Verschiebung der Truppen nach der Westgrenze Hand in Hand geht. Von gewisser Seite wurden alle diese Nachrichten gewöhnlich als er funden bezeichnet und die russische Presse selbst beobach tete den aus das Heerwesen bezüglichen Fragen gegen über in der Regel Stillschweigen. Wich aber aus nahmsweise ein russisches Blatt einmal von dieser bei der strengen russischen Zensur erklärlichen Haltung ab, so that es dies nur, um die nicht in Abrede zu stellenden Truppenvermehrungen und -Verschiebungen nach der Westgrenze damit zu motivieren, daß Ruß land, um nicht militärisch in Nachteil zu geraten, den Rüstungen seiner Nachbarn gegenüber zur Konzentration seiner Streitkräfte gewissermaßen gezwungen sei. Diese Auffassung wird auch in einem vor kurzem erschienenen Aufsätze der „Nowoje Wremja" vertreten, worin die im verflossenen Jahre in Rußland vollzogenen mili tärischen Maßnahmen besprochen werden. Der Aufsatz ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert, einmal weil die Thatsache der fortgesetzten Truppenkonzentration an der Westgrenze unzweideutig daraus hervorgeht und dann, weil er die seltsamen Anschauungen wiederspiegelt, die in den Köpfen gewisser russischer Politiker über die europäischen Rüstungen spuken. ES dürfte darum nützlich sein, den Wortlaut des Aufsatzes wiederzugeben Er lautet: „Bei uns in Rußland war die Formierung der CorpS schon im vorigen Jahre beendigt und mit Aus nahme von 5 Divisionen waren alle übrigen den meist aus 2 Divisionen bestehenden Corps zugeteilt worden. Die Minderung des Heeres des kaukasischen Militär bezirks durch Überführung einiger Teile in den Be stand der westlichen Bezirkt (!) ist zum Teil durch Neuformieruna einheimischer Schützen- und Reserve- regimenter ersetzt worden Die veränderte Anschau ung über die Bestimmung der Reserve hat dahin ge führt, daß die Reservebataillone, die für die Garni sonen der Festungen bestimmt wurden, die Bezeich nung Festungsbataillone erhielten; außerdem sind die Reservebataiäone 27, 40 und 46 zu Regimentern von je Bataillonen umgebildet worden. Das weist u. a. darauf hin, daß man die Kampffähigkeit der Festungen verstärken will. Überhaupt ist zu bemerken, daß die Truppendislokationen der Großmächte heute mehr durch strategische als durch wirtschaftliche Gesichts punke bestimmt werden: Die Heere stehen gedrängt an den Grenzen." (?) „Außerdem sind in der Artillerie zwei Mörserregimenter zu je 4 Batterien formiert worden. Diese Batterien sind mit 6zölligen Feldmörsern ausgerüstet und haben Gestelle auf Rädern, was für den Dienst im Felde besonders wichtig ist. Eine ähnliche Waffe geringeren Kalibers wird bei unsern Nachbarn eingeführt. In Erwägung des Umstandes, daß die Größe der heutigen Heere die Verproviantierung und Versorgung mit Kriegsmaterial seh» wesentlich kom pliziert, hat unsere Heeresverwaltung für notwendig befunden, schon jetzt 18 neue Trainbataillone zu bilden, was in Summa 90 Kriegstransportkolonnen ausmacht. Durch Befehl vom 8. November sind dem Bestand des Donschen Kosakenheeres zwei Reiterregimenter zweiter Kategorie und zwei dritter Kategorie zugefügt worden. Tie Regimenter aller drei Kategorien sollen fortlaufend von Nr. l bis Nr 51 gezählt werden. A propos Kosakenheer. Aus der „allgemeinen Über sicht über Bestand und Thätigkeit aller Teile des KHegSministeriums" ergiebt sich, daß im Jahre 1888 im aktiven Dienst im Kosakenheer standen: EskadronS und Reitersotnien 287, Jnfanteriesotnien und Kom mandos 41, Geschütze 104 (im ganzen 50 655 Mann); in Kriegszeiten sollen die Kosakenheere formieren: Eskadrons und Reitersotnien 831, Jnfanteriesotnien und Kommandos 81, Geschütze 236 (im ganzen 163 l97 Mann). Diese Zahlen ergeben, daß zum 1. Januar 1888 sich ein Drittel der etatsmäßigen Zahl derGcmeinen und etwa 4 Proz. der männlichen wehrpflichtigen Gesamt bevölkerung (!) im Dieuste befand. Von weiteren Ver fügungen des Kriegsministeriums ist hervorzuheben: die neue Verordnung über den Unterricht im Schießen. Während die Dauer des Schießkursus um fast die Hälfte herabgesetzt wird, giebt die „Anweisung" jedem Kursus einen mehr einheitlichen und abgeschlossenen Charakter, indem alle Abteilungen gleiche Wichtigkeit erhalten und einander ergänzen. Eine der wichtigsten Maßregeln unseres Kriegs ministeriums war der Beschluß, unsere Armee mit einem neuen Gewehr kleinen Kalibers zu bewaffnen Wie das Budget zeigt, sind zu diesem Behuf 10 Millionen Rubel ausgeworfen. Rußland hat in dieser Frage am meisteu Geduld und Kaltblütigkeit bewiesen (?), während das Kriegsrüstungsfieber, von welchem das Abendland ergriffen wurde, dahin führte, daß einige Staaten, wie z. B. Deutschland, in kurzer Frist zwei mal ihre Bewaffnung wechselten Jetzt ist das mit Metallpatronen schließende Gewehr kleinen Kalibers allseitig angenommen. Weniger bestimmt steht es mit der Frage des rauchlosen Pulvers. Während die Frage >er möglichst großen Verwendung vou Torpedo bomben, die mit starken Sprengstoffen geladen sind, im nächsten Festungskriege als entschieden gelten darf, ist die Pulverfrage speziell für die Flinten noch nicht abgeschlossen. Toch haben in Öster reich wie in Preußen einige Truppenteile bei den großen Manövern schon mit diesem Pulver geschossen. In Frankreich dagegen hat man, obgleich dort das rauchlose Pulver besser ist (?), es auf den Manöver« noch nicht verwendet. In betreff der Kriegstechnik ist noch zu bemerken, daß auf den deutschen Manövern» kleine Panzertürme erprobt worden sind, welche schnellschießende Kanonen decken und auf besonderen Fuhren transportiert wer den. Wichtiger noch ist die Erfindung des franzö sischen Kapitäns Chapel, welche jetzt in Frankreich ge prüft wird. Es handelt sich um ein von hinten treffendes Geschoß, welches von einem TiskuSgeschütz (?) geworfen wird. DaS Ende eines derartigen Geschosses macht eine Wendung und trifft den Feind, gegen den es in der Front gerichtet ist, nicht von vorn oder von oben, sondern von hinten. Die Folgen einer der artigen Erfindung werden höchst bedeutsam sein " Soweit der Verfasser des Aufsatzes der „Nowoje Wremja". Es soll hier nicht näher auf all die Ein zelheiten desselben eingegangen werden Aus dem, was der sonst gut unterrichtete Verfasser über das rauchlose Pulver und über das angeblich in Frankreich Feuilleton. Dresden, 4. Februar. In der am gestrigen Tage unter Vorsitz Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg abgehobenen Sitzung des königlich sächsischen Alter- tnmsvereins wurde nach einigen Mitteilungen dc» Prof. I)r Steche, Hauptmann a. D. LouiS Ferdinand Freiherr v. Eberstein, der dem Vereine wertvolle familiengeschichtliche Werke zum Geschenk gemacht hat, einstimmig zum korrespondierenden Mitgliede gewählt. Eine Erklärung Sr. Exrcllrnz des Hrn. General der Kavallerie v. Carlowitz, daß er bei der bevorstehenden Neuwahl deS Direktoriums von seiner Wiederwahl abzusehrn bitte, da er Dresden zu verlassen gedenke, gab Sr. Könial. Hoheit dem erlauchten Präsidenten Anlaß, dem Bedauern des Vereins über daS Aus scheiden deS langjährigen ersten Direktors in warmen Worten Ausdruck zu verleihen und der hohen Ver dienste, die sich derselbe nm das Gedeihen des Verein» erworben, dankbar zu gedenken Schließlich hielt Hr. De. L. Schwabe einen Vortrag: „Herzog Georg, ewiger Gubernator von Friesland." FrieSland, d. i. die Küstengegend zwischen Zuidersee und Wesermündung, ist im ganzen 17 Jahre, von 1498 bi- 1515, in dem Besitz deS albertinischen Hause» gewesen. ES war eine Erwerbung Herzog Albrecht de« Beherzten, welchem die Lande von Erzherzog Philivp dem Schönen von Burgund gegen Erlaß einer Schuldsumme von etwa 250000 Goldgulden überlassen wurden Nack dem Tod Herzog Albrecht» fiel Fried land an dessen beide Söhne Georg und Hemrick», welche es zunächst in Gemeinschaft regierten, bis Herzog Heinrich seine diesbezüglichen Rechte gegen gewisse Entschädigungen in Sachsen im Jahre 1505 an seinen Bruder Georg abtrot, der von nun ab allein die Würde eines „ewigen Gubernators" in FrieSland bekleidete. FrieSland hat dem albertinischen Hanse keinen Segen gebracht. Während der ersten 15 Reaierungsjahrc des Herzog Georg hat dieser fast ununteriuochen gegen die Unbotmäßigkeil seiner friesischen Untcrthanen die Waffen zu führen gehabt; zuerst gegen die Stadt Gröningen, welche sich mit der mittleren friesischen Landschaft gegen den sächsischen Gubernator zu verbinden suchte, dann gegen den Grafen Edzard I. von Ostfriesland In Verbindung mit den braunschweigischen Herzögen suchte Georg persönlich in dem Feldzug des Jahres I5l4, der sogenannten „sächsischen Fehde", den Grafen zur Unterwerfung zu bringen Anfangs siegreich, mußten jedoch die sächsischen Waffen schließlich einem Bündnis Graf Edzards mit dem Herzog Karl von Geldern weichen. Herzog Georg sah sich gezwungen, die frie sische Gubernation aufzugeben und überließ sie gegen Erlegung von 100000 Gulden den, Erzherzog Karl von Burgund (1515). —b Die Enkel. Erzählung au* dem Emälnnde von L v Dincklage 2 (Fortsetzung) Der Alte wurde nun auch heiterer Laune, als er sah, daß er seine Enkelin verletzt und beunruhigt hatte; er lehnte da» Anerbieten seiner Tochter, ihn ins Wohnhau» zu rollen, ab, da er noch den Abmarsch der Füchse überwachen müsse, und hieß die Damen hineingehen und sich nach der Reise stärken und ans- ruhen „Weiß der Kuckuck," sagte er nach einiger Zeit, als er mit Ralf allein war, „daß ich dem Mädchen, die mein eigen Fleisch und Blut ist, nicht vergeben und vergessen kann, wessen Namen sie trägt und wer ihr zweiter Großvater ist! Wenn sie nur nicht die Aehnlichkeit mit ihm hätte und seine ganze hochmütige Art; aber so, eS kitzelt mich, sie zu demütigen " Inzwischen suchten Mutter und Tochter in dem stattlichen Gut-Hause ihre Zimmer auf. Ter Alte im blauen Leinenhemde hatte wenigstens an seiner häus lichen Einrichtung nicht- gespart: wenn auch die Lebensweise einfach war, so herrschte doch innerhalb dieser Grenze »vahrer Überfluß an guten Tingen Tic Umgebung des Besitzes lvard hübsch nnd angemessen gehalten, wie überhaupt strengste Ordnung in Oberhof maßgebend waltete. Tic junge Dame warf ihren Strohhut auf einen Tisch, stellte sich vor ihre behäbige Schätzerin und sagte: „Mutter, wirst Du leiden, daß ich — einem Schäfer verheiratet werde?" „Meine Schwester Anna weigerte sich, Deinen Vater zu heiraten, und kam im Elende um, wir wissen nicht wann, wie oder wo," entgegnete die Marquise in ihrer gleichmäßigen Art. „Übrigens, er ist ja noch gar nicht da, kommt auch vielleicht nicht — es wird eine von Ralfs Erfindungen sein! Nämlich Ralf, al» wir jung waren, hätte mich gen, geheiratet, weil es nicht geschah, ist er jetzt neidisch und spinnefeind gegen un» und bleibt bis an sein LedenSendc, was er von je war, ein Knecht und eia Habenicht», indes ich ihn« ein Vermögen zugebracht hätte — etwas, begreifst Tu, verwindet sich schwer!" erfundene Diskusgeschütz sagt, leuchtet sehr deutlich das Bestreben hervor, den Russen das Bündnis mit den Herren Franzosen möglichst verlockend er scheinen zu lassen. Nur so ist das reizende Mär- lein von den, Diskusgeschütz zu verstehen, welches den Feind von hinten trifft und ihn so zu sagen zwingt, sich den Schutzpanzer auf den Rücken zu schnallen. Im übrigen aber geht aus dem Aufsatze aufs klarste hervor, daß Deutschland alle Ursache hat, die militärischen Vorgänge in Rußland mit wach samen Auge zu verfolgen. Tagesgeschichte. * Berlin, 3. Februar. Se. Majestät der Kaiser erledigte heute vormittag zunächst Regierungsgeschäfte, gewährte sodann einigen Künstlern eine längere Por trätsitzung und erteilte später mehrere Audienzen. — In seiner heutigen Plenarsitzung setzte da» preußische Abgeordnetenhaus die zweite Beratung des Etats beim Spezialetat der direkten Steuern fort. Abg Rickert betonte die Gefährlichkeit einer Ver quickung der Überweisung der Realsteucrn mit einer Reform der Klassen- und Einkommensteuer und fratzte bei dem Minister v Scholz an, ob es beabsichtigt würde, die angekündigtc Reform der Klassen- und Ein kommensteuer mit der Verabschiedung einer Land- gemeindeordnung zu verbinden. Finanzminister l)r. v. Scholz erklärte, daß es für die königliche Staats regierung unmöglich sei, sich an einer Steuerdebatte, wie sie gegenwärtig in Fluß gekommen, aktiv zu be teiligen. Ta, wie cs offiziell verkündet worden, das betreffende Steuerresormgesetz in der Ausarbeitung be griffen sei, so könne er als einzelnes Mitglied der Regierung sich auf verfrühte Fragen nach dem Stande dieser Angelegenheit natürlich in diesem Augenblicke in keiner Weise einlassen. ES handle sich bezüglich der Beantwortung derartiger Fragen nicht darum, ob, wie der Abg Rickert gemeint, er (der Minister) einen guten Tag habe oder nicht, sondern er sei prinzipiell nicht in der Lage, derartige Fragen zu beantworten, da ein praktisches Moment für irgendwelche Aufklärungen zur Zeit schlechterdings nicht vorliege. Nach längerer Tebatte wurden die Einnahmen aus der Klassen- und Einkommensteuer genehmigt. Die nächste Sitzung findet am Dienstag statt — An den Wechsel im preußischen Ministe rium für Handel und Gewerbe knüpfen die Blätter vielfach Konjekturen und Vermutungen, welche, wie die „Nordd Allg Ztg." heute an leitender Stelle schreibt, jeder Grundlage entbehren. Tie Wahr heit ist, daß Fürst Bismarck seit Jahr und Tag da» Bedürfnis gehabt hat, seinen Wirkungskreis einzu schränken. Üm diesem Bedürfnisse Rechnung zu tragen, hat er zunächst versucht, die Möglichkeit zu gewinnen, in den Kolonialsachen verantwortlich vertreten zu werden, weil deren Umfang in den letzten Jahren über das ursprüngliche Programm hinausgegangen ist. Eine solche Vertretung würde aber nur durch die Herstellung eines nach den Grundsätzen des Stellvertretungsgesetzes selbständigen Kolonial amtes zu erlangen sein und ist also heute noch nicht erreichbar. Um so näher mußte dem Fürsten der Gedanke treten, die Entbindung vou dem Posten eines Minister- für Handel und Gewerbe nachzusuchen, nachdem die Aufgaben desselben durch die Streikbe wegungen des vorigen Sommers und durch die sich an deren Behandlung knüpfenden Fragen einen Umfang erreicht haben, bei welchem der Fürst nicht glaubt^ dieser Behörde ferner, wie bisher im Nebenamte vor stehen zu können. Fürst Bismarck hat daher sofort am Tage seiner Rückkehr hierher bei der ersten Audienz Se. Majestät den Kaiser gebeten, den Kreis seiner „Aber, Mama," ries Erna fast in Tbrüncn, „müsse» denn Kurt und ich dieser alten Geschichten wcgcn um alle Lebensfreuden kommen? Armer Kurt, der neue Enkelsohn wird gewiß dem Großvater sympathischer sein, als der Marquis de Lance!" „Nun," meinte die Mutter, „es ist bis hierher ge gangen, eS wird auch weiter gehen. Meine selige Schwester Anna hat die kurze Freude schwer büßen müssen, den noch habe ich sie manchmal beneidet um diese Ehe, denn ihr Mann nahm sie gern, obgleich sie arm und verstoßen war!" „Und mein verstorbener Vater — war er hart argen Tich?" forschte mit angehaltenem Atem die ! ochter „Nein, nicht hart, mein Kind, er wußte, daß ich gezwungen wurde, ihn zu heiraten, wie er au» Not mich heiratete; ich habe mich mein Lebtag vor Armut und Unfrieden gefürchtet, deshalb that ich, was mein Vater verlangte Nun, e» hätte schlimmer kommen können. Ich bin zufrieden!" Tie junge Gräfin verstand diese heitere Resignation nicht, ihr schauderte vor den Verhältnissen, welche ihrer Mutter so wenig auffallend erschienen Von klein ans hatte ihr väterlicher Großvater, der alte feine Hofmann, Marquis de Lance, ihr seine reizbare AuffassungSart der äußeren und geistigen Stande-unterschiede einge prägt, so war sie unglücklicherweise ihrer rechtschaffenen Mutter innerlich fremd, und nur der außerordentlich behaglichen Friedfertigkeit der letzteren war e» zu danken, wenn sie in ihrer schwierigen Stellung zwischen ihrem herrschsüchtigen Vater, ihrem aristokratischen Schwiegervater und ihren Kindern, welche gleichsam
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