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Wchklih-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde 51. Jahrgang Dienstag, den 17. März 1885 Nr. 33 Vielleicht finden sich aber auf Seiten des Centrums wie der Freisinnigen noch Männer, die weniger mit Rücksicht auf das über dem Reichstag schwebende Da moklesschwert der Auflösung, als vielmehr aus eigner persönlicher Ueberzeugung für die bedrohte Vorlage eintreten und somit zeigen werden, daß in wichtigen nationalen Fragen das Verhalten ihrer Parteiführer für sie nicht maßgebend ist. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Osterprüfungen an hiesiger Stadtschule beginnen Montag, den 23. März, Nachmittags 3 Uhr, und schließen am Donnerstag, den 26. März. Die Entlassung der Fortbildungs schüler findet Mittwoch, Nachmittags 4 Uhr statt, die öffentliche Entlassung der Katechumenen dagegen Frei tag, den 27. März, Vormittags '/-IO Uhr, und wird hierbei Herr Kantor Hellriegel die Abschiedsrede halten. — Von der Sammlung für die Bismarckspende entfallen auf die Stadt 240 Personen mit 129 Mark 13 Pf., Reinhardtsgrimma 36 mit 18 M. 10 Pf., Hausdorf 23 mit 3 M. 25 Pf., Reinholdshain 18 mit 3 M., Oberhäslich 17 mit 4 M. 50 Pf., Ober carsdorf 5 mit 1 M. und Ruppendorf 2 mit 75 Pf. Hierüber noch 4 M. von einer kleinen Gesellschaft, welche zur Bezahlung der Jnsertionskosten verwendet wurden. — In Löwenhain b. Geising ist in der Familie des dasigen Gutsbesitzers Tittel der Typhus ausge brochen und zwar sind zur Zeit 3 Personen, 2 Er wachsene und ein Kind, von der tückischen Krankheit befallen worden. — Eine edle Wohlthäterin, die ihren Namen ver schwiegen wissen will, hat der Gemeinde Zinnwald bei Altenberg eine Schenkung von 300 M. zugedacht. Possendorf. Für die Bismarckspenve sind vom hiesigen Lokalkomitee von 959 Betheiligten 267 Mark 40 Pf. gesammelt worden , welche Summe sich vertheilt wie folgt: Bergknappschaft des Hänichener Steinkohlenbau-Vereins 550 Beth. 136 M. 85 Pfg.; Possendorf 101 Beth. 26 M. 40 Pf.; Bröschen, Kleba und Theisewitz 21 Beth. 20 M. 35 Pf.; Bärenklause, Kautzsch und Kleinkautzsch 46 Beth. 20 M.; Wilms dorf 54 Beth. 18 M.; Zscheckwitz 10 Beth. 12 M.; Börnichen 27 Beth. 9 M.; Großölsa 54 Beth. 7 M. 10 Pf.; Quohren 45 Beth. 6 M. 45 Pf.; Wendisch- carsdotf 16 Beth. 6 M. 45 Pf.; Hänichen 35 Beth. 4 M. 80 Pf. Dresden. Der geh. Rath Graf Richard von Könneritz, der ältere Bruder des sächsischen Finanz ministers, ist zum sächs. Gesandten in Berlin ernannt worden, an Stelle des verstorbenen geh. Rath von Nostitz-Wallwitz. — Am 9. dieses Monats und folgende Tage hat eine abermalige Auslassung König!. Sächs. Staats papiere stattgefunden, von welcher die 4 Staats- schulden-Kassenscheine vom Jahre 1847, 3«/° Staats- schulden-Kassenscheine vom Jahre 1855, ingleichen die am 1. Juli 1885 mit 8'/» »/» Prämienzuschlag rück zahlbar werdenden 4 °/o sächsisch-schlesischen Eisenbahn aktien betroffen worden sind. Die Inhaber von den genannten Staatspapieren werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Einnahmen und Ge meindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden auch die in früheren Terminen ausgeloosten, aber nicht abge hobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie Viele zu ihrem Schaden die Aus lassung übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthum hinzu- Hnserat«, welche bei der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr nnrk- same Verbreitungfinden, werden nut 10 Psg. die Epaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. geben, baß, so lange sie Coupons haben und diese un beanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Coupons nicht vornehmen und lösen jeden echten Coupon ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Kapitale über deren Fälligkeits termin hinaus in keinem Falle stattfindet, werdM die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Aus lassung zuviel erhobenen Coupons seiner Zeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der ge zogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. — Nachdem nunmehr die strenge Winterszeit vorüber und die Temperatur am Tage regelmäßig einige Wärmegrade enthält, ist auf den Eisenbahnen die Zeit eingelreten, zu welcher die Koupees nicht mehr regelmäßig, sondern nur dann erwärmt wer den, wenn die niedere Temperatur es erfordert. Es bestehen darüber jedoch genaue Vorschriften, und hat Niemand zu befürchten, etwa in kalten Koupees reisen zu müssen. So lange in der Nacht das Thermometer noch auf 0° fällt und die Sonne mehrere Tage hin tereinander nicht mehr als 4 ° R zu erzeugen vermag, findet nach wie vor eine Erwärmung der Eisenbahn- koupees statt. Bei der Dampfheizung ist aber der Reisende in solchen Tagen wenig strenger Kälte mehr als sonst genöthigt, auf die Regulirung der Heizung selbst zu achten, denn wenn versäumt wird, mittelst der in den Koupees (I. und 2. Klaffe) oder an der Außenseite der Wagen (3. Klasse) angebrachten Re- gulirapparate rechtzeitig den Dampf abzustellen, so erzeugen die stetig in die Heizröhren einströmenden Dämpfe in den Koupees sehr bald eine Wärme, die bei der jetzt herrschenden gelinden Temperatur nur zu leicht lästig wird. In den Koupees 1. und 2. Klasse bleibt die Regulirung den Passagieren allein überlassen, während bei den Wagen 3. Klasse die Schaffner, des Zuges den bezüglichen Wünschen der Reisenden nach zukommen haben. Bei der auf verschiedenen Linien der sächsischen Staatsbahnen stattfindenden Briquett- heizung ist eine Regulirung derselben durch die Passa giere nicht möglich, es entwickelt sich aber bei dieser Heizmethode ebenso wie bei den Wärmflaschen keine so erhebliche Wärme wie bei der Dampfheizung. — Es wird beabsichtigt, auch in diesem Jahre am 1. Mai im Großen Garten einen Korso zu veran stalten, falls es irgend die Witterung gestattet. Meißen. In der sächsischen Ofenfabrik haben bereits mehrere Arbeiter die Arbeit wtdder begonnen. Freiberg. Auf Anregung der hiesigen Feuerwehr wird am 22. März eine vorberathende Versammlung zur Gründung eines Bezirks-Feuerwehr-Ver- bandes stattsinden. Chemnitz. Nachdem der Kirchenvorstand von Chemnitz-Schloß darauf verzichtet hat, seinerseits das Schloß, ehemalige Benediktinerkloster, zu erwerben, ist der Rath der Stadt Chemnitz wegen Ankaufs des selben mit dem königl. Finanzministerium in Verhand lungen eingetreten. Dieselben haben dazu geführt, daß, vorbehältlich einerseits der allerhöchsten Be stätigung durch Se. Majestät den König und anderer seits der Stadtverordneten, die immerhin stattlichen Gebäude sammt der Terrasse mit ihrer wundervollen Aussicht um den Preis von 70000 M. in den Besitz der Stadt übergehen sollen. Mittweida. An Stelle des zum Bezirksschulin spektor nach Marienberg berufenen Schuldirektor Lötzsch ist von 23 Bewerbern der derzeitige Schuldirektor in Lausigk, Gust. Enzmann, früher Lehrer in Dippol diswalde, vom Schulausschuß gewählt worden. Leipzig. Nach Ostern werden die Nestaurirungs- arbeiten der Thomaskirche energisch in Angriff ge nommen. Man beabsichtigt eine neue Sakristei nebst Bibliothekraum und Sitzungszimmer für den Kirchen- Die Dampfervorlage. In diesen Tagen wird der Reichstag eine Ent scheidung zu fällen haben, von der möglicherweise sein ferneres Schicksal abhängt — diejenige über die Post dampfer-Vorlage. Wie erinnerlich, ist diese Vorlage in der Kommission trotz wochenlanger Berathungen gescheitert, dä schließlich die Freunde der Vorlage die selbe in der verstümmelten Gestalt, wie sie aus den Berathungen hervorgegangen war, nicht mehr annehm bar fanden und mit den prinzipiellen Gegnern der Kolonialpolitik gegen dieselbe stimmten. Bekanntlich fand sich in der Kommission eine Mehrheit nur für die ostasiatische Dampferroute, also gerade für die jenige Linie, die bei der Frage der überseeischen Ver bindung Deutschlands mit seinen neuen Kolonien am wenigsten in Betracht kommt, mährend die weit wich tigeren Linien, die afrikanische und die australische, aus den merkwürdigsten Gründen abgelehnt wurden. Dieser Ausgang der Kommissionsverhandlungen über einen Gesetzentwurf, der mit den kolonialpolitischen Bestrebungen der Neichsregierung in innigstem Zu sammenhang steht, da Das, was er erstrebt, erst den eigentlichen Boden für eine gesunde Entwickelung unserer Kolonialpolitik bildet, hat bei allen Freunden der letzteren das tiefste Bedauern erregt. Mit Genug- Ihuung ist es daher von ihnen begrüßt worden, daß im Reichstage nationalliberalerseits Anträge eingebracht worden sind, die im Wesentlichen die Wiederherstellung der Regierungsvorlage bezwecken und selbstverständlich werden die beiden konservativen Fraktionen und die Nationalliberalen in diesem Sinne stimmen. Was dagegen die zwei anderen großen Parteien des Reichs tags anbelangt, das Centrum und die Freisinnigen, so ist ihre Stellung zur Dampfervoclage, wie die Kommissionsberathungen ergeben haben, mindestens eine sehr reservirte und falls sich von ihren Mit gliedern nicht ein beträchtlicher Bruchtheil den Freunden der Vorlage noch zugesellt, so kann das Schicksal dieses hochwichtigen Gesetzentwurfes kaum mehr fraglich sein, da die kleineren Fraktionen, Polen, Welfen, Elsäßer, Volkspartei und Sozialdemokraten, sicherlich so wie so gegen denselben stimmen werden. Die entgegengesetzte Haltung, welche die Reichs tagsmajorität bei der Abstimmung über den Kamerun- Etat und über die verschiedenen neuen deutschen Kon- sulatsposten einnahm, läßt auch durchaus keinen sicheren Schluß auf ihre Haltung gegenüber der Dampfer- Vorlage zu. Während sie einmüthig für Bewilligung des Kamerun-Etats eintrat und somit zum ersten Male durch die That ihre Geneigtheit zur Unterstützung der Kolonialpolitik der Neichsregierung bekundete, fiel sie unmittelbar darauf bei Berathung der Forderungen für die in Kapsmdt, auf Korea und auf Apia zu errichtenden neuen deutschen Konsulate rc. fast gänzlich in ihre alte Oppositionsstellung zurück, indem sie bei den beiden letzteren Positionen ganz erhebliche Streichungen vornahm, und dies beweist, wie ungewiß der Ausgang der weiteren Plenarberathungen über die Dampfer-Vorlage ist. Jedenfalls würde aber eine Ablehnung derselben seitens des Reichstages in den weitesten Kreisen eine tiefe Mißstimmung Hervorrufen, ganz abgesehen davon, welcher lächerlichen Konsequenz sich der Reichstag schuldig machen wollte, wenn er, nachdem er erst den Kamerun-Etat und auch das Generalkonsulat bewilligt, in der Kapstadt nunmehr durch Ablehnung der Dampfer-Vorlage zu seiner Opposition gegen die Kolonialpolitik zurückkehren wollte, und mit dieser Mißstimmung würde der Reichstag ent schieden zu rechnen haben. Sollte die Regierung im Falle einer Ablehnung der Dampfer-Vorlage zur Auf lösung des Reichstags schreiten, so wäre wohl manches Mandat auf Seiten der jetzigen Reichstags-Majorität gefährdet und es ist im Hinblick auf diese nabe liegende Eventualität nicht unwahrscheinlich, daß doch noch eine Mehrheit für den Gesetzentwurf zu Stande kommt. „Wrißeritz-Jeltnnft" «scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners, tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauplmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein