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Staatsan?eiger für den Zreiftaat Sachfen Ankündigungen: Die 32 nun breite Grundzeile oder deren Raum SS Pf, die 66 nun breite Bruudzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 70 Pf, unter Ein gesandt 1 RM. Ermäßigung aus GeschästSanzrigen, Familienuachrichten und Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittag- 10 Uhr. Erscheint Werktags nachmittag» mit dem Datum de» Srfchetnung-tage-. »ezug»pret»r Monatlich 3 Mark. Einzelne Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 212S5 — Schriftleitung Nr. 14574, Postscheckkonto Dresden Nr. 2466. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140, Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Verkaufsliste von Holzpslanzen auf den Staatsforstrevieren, verantwortlich für die Redaktion: I. v.r De. Fritz Klauber tn Dresden. Nr. ISS Dresden, Dienstag, 21. August 1S2S ! Heute ist „Graf Zeppelin" nach Lakehurst gestartet. Los Angeles, 27. August. „Graf Zeppelin" ist 12.14 Llhr nachts (heute 9.14 mitteleuro päischer Zeit) nach Lakehurst gestartet. Dir Passagiere des Luftschiffes begabcn sich um 11,10 Uhr adcndS an Bord. Um 1l,1ä Uhr gab vr. Eckener Befehl, Ballast adzuwerseu. Dann wurde die Spitze drS Luftschiffes vom Ankermast gelöst und die Hattemannschaft be wegte sich mit dem Lustschifs über daS Flugfeld etwa eine halbe Stunde hin und her. Während dieser Zeit wnrde noch Post an Bord genommen, und die technischen Eiurichiunge« wurde» einer letzte« Prüfung unterzöge». Schließlich machten die Haltemannschaften inmitten des Flugplatzes halt. Ler Bug deS „ZrpprlinS" war nach Osten gerichtet, alle» war bereit. Es blieb nur noch übrig, den Befehl zum Loslasien der Haltetaue zu erteilen. Auf den Landstraße« in der Um gebung deS Flugfeldes drängt,« sich viele Silo- Meter weit die AuloS derfenig:«, welche die Abfahrt hatte» mitrUeben wollen. Nach dem Ausstieg verschwand der „Zeppelin" sehr bald im Dunkel des östlichen Hoüzoms. Tie Berspälung bei der Abfahrt erklärt sich daraus, daß die Post und die Passagiere erst mit beträcht licher Verspätung den Flugplatz erreichen konnten, da die Landstraßen kilometerweit von den Auto mobilen derer verst.'ps! w.uen, die den Abflug miterleben wollten. Für die Nachsüllung ces Luftschiffes sind von einem Chemiekonzem West- Virginiens 1000 Kubilsuß einer Mischung von Natur- und KunstgaS xestistet worden * (5rtrankung vr. Eckeners. Los Angeles, 27. August Vr. Eckener, der, wie jetzt bekannt wird, wä h- »end dergahrt über den StillenOzean zwei Tage lang ernstlich krank war, wurde nach der Landung des Lusischiffcs in einem Automobil nach einem Hotel im Innern der Skabt gebracht, vr. Eckener muß sich große Schcnung auferlegen. Mil Rücksicht auf Eckeners Befinden wurden die Feierlichkeiten in Los Angeles stark eingeschränkt. Nach der Landung in Lakehurst wird Eckener das Kommando an Kapitän Lehmann abgeben und selbst ein: Zeit in Amerika bluben, um sich zu erholen * Begeisterte Anerkennung der «-Zeppelin"-Passagiere. LoS Angeles. 27. August. Lady Drummond-Hay erklärte, die Fahrt sei interessant, aber nicht so aufregend ge- wesen, wie der Rekordslug New Uort — Friedrichshafen. Tie bemerkenswertesten Er- lebnisse sür die Passagiere seien die Schauspiele gewesen, die sich boten, als das Luftschiff vor gestern abend bei farbenprächtigem Sonnen- untergang San Franzisko überflog und al» eS gestern morgen bei herrlichem klarem Conner.- ausgang LoS Angele» erreichte. Commander Rosendahl meinte: „Es war der schönste Flug, den ich je mitgemacht habe, und ich genoß jeden Augenblick. Wir nützten jeden Rückenwind aus, der sich irgendwie finden ließ, und dies ist der Grund, weshalb der Kur» mehrfach geändert wurde. Die geschickte Ausnützung der Winde und die bemerkenS- werte Geschwindigkeit deS „Zeppelin" machten den Flug zu einem so ungewöhnlichen Erlebnis." Ter japanische Kapitän Kusaka erklärte: Vertreter von vier Nationen verbrachten drei Tage auf dem Luftschiffe, während derer sie sich wie im Himmel fühlten. Diese bemerkenswerte Leistung, die durch den deutschen Erfindergeist ermöglicht wurde, ändert die Weltkarte und macht Japan zu einem wirklichen Nachbarn Amerikas. Ter Flug deS „Graf Zeppelin" wird dazu dienen, die Freundschaft und den guten Willen unter den Böllern zu fördern und eine neue Ära der Verständigung zwischen allen Nationen der Welt herbeizuführen, tesonder» zwischen Amerika, England, Deutschland und Japan. Personen, die mit vr. Eckener gesprochen haben, sagten, daß er sich sehr begeistert über den Erfolg der Fahrt ausgesprochen und der Über zeugung Ausdruck verliehen habe, daß der Be weis für die kommerziellen Möglich keiten der Verwendung von Luftschiffen im OzeanhandelSdienst nunmehr er bracht sei. Ter berühmte Polaiflieger Sir Hubert WilkinS erklärte Pressevertretern gegenüber: ES war eine angenehme und sorgenfreie Fahrt, die mitzumachen ein Vergnügen war. Ehe jedoch ein regelmäßiger Verkehr mit Luftschiffen erfolgreich durch- geführt werden kann. brauchen wir eine bessere und weitgehendere Zusammenarbeit der Wetterbureaus und Meteorologen Vor allem müssen dem Luftschiff Wetterberichte aus viel mehr Gebieten zur Verfügung stehen. Ich beglückwünsche vr. Eckener zu dem Erfolg des Fluges. Wir faken zahlreiche interessante Gegen den der Erde unter einem ungewöhnlichen und neuen Gesichtswinkel. Tie nicht anbaufähigen Steppen Sibiriens, di» regendurchweichten Felder des Orients, die Wolkenbänke deS Stillen Ozeans zählen zu den interessantesten Erscheinungen, die ich je sah * Die neue Aelordleiflung. In 68 Stunden den Pazifik überquert. Mit der lldrrqurrung desPazi. fischen OzeanS hat daS Lnstschisf „«ras Zeppelin" eine nrurRekordleistung vollbracht. Tas Luslschss hat die größte jemals ohne Unterbrechung durch, flogrne Ozean streckt, die von d«r japa- nifchrn btS zur amcrikanijchl« Lüste 8605 km beträgt, rnrückgelcgt. Nur «8 Stunden hat daS Luftschiff zur Fahrt biSSanFranziöko gebraucht, währcnd ein Schiff zur Bewältigung dieser Sntfrrnung iibcr 14 Tage benötigt. W «n auch daS Lust chisf auj einem Teil seine» FtUftS von Rückenwinden begünstigt worden ist, so ist loch über die Hälfte der Strecke in einem riesigen Rebelmeer durch, fahren worden, waS an die Navigation der Sch i f s S b es ah « ng die höchsten Anforderungen stellte. Tank der vorzüglichen Nachrichtenübermittlung der amerikanischen Wetterstationen und der hervorragendin Führung drS Luftschiffes konute der Nebel die Leistung deS „Graf Zeppelin" nicht beeinträchtigen Auch der Gewitter- sturm, in Len das Luflschtsf lurze Zeit nach Verlassen der japanischen Küste geriet, wurde glücklich überstanden, et« Beweis sür die Lusttüchttgkei» drS deutsche» Fahrzeuge». Die Durchfch»11 di gleit aus dem Fluge über de« Großen Ozean wird mit 127 km die Stunde errechnet, während die Höchstgeschwindigkeit, die bei hef tige« Schitbewinden erreicht wurde. 180 km tn der Stunde betrug. * Französische Anerkennung für den Zeppelinflug. Tie Heldentat des „Gras Zeppelin" findet die begeisterte Anerkennung der gesamten französischen Presse. Ta» „Journal" schreibt: In els Tagen, von denen nur während siebeneinhalb wirklich geflogen wurde, hat der „Graf Zeppelin" Amerika erreicht und damit fast 25000 km zurückgelegt. Nach den eisigen sibirischen Steppen hat er den Kampf mit den Stürmen und den Nebeln des Pazifischen Ozeans in einem Fluge von 9000 km überstanden, ohne auch nur mit ter geringsten Hilse im Falle einer schweren Gefahr rechnen zu können. Tiefer herrlrche Flug ist ein hohe» Zeichen ve-Mute« und de» festen Willen», den vr. Eckener uvd seine Männer besitzen. Der „Ami du Peuvle" nermt den Flug de« „Grafen Zeppelin" die bedeutendste Lufttat. Ähnlich sprechen sich auch die andern Blätter au». Glückwunschtelegramm des Reichs verkehrsministers. Berlin, 27. August. AuS Anlaß der Landung des Luftschiffes „Graf Zeppelin" in Lo» Angeles sandte ReichrverkehrS- Minister vr. Etegerwalo folgendes Telegramm an vr. Eckener: Nach Überwindung der größten über Asien führenden ersten Teilstrecke haben Sie mit Ihrem Lustschifs nun auch als erstes Luftfahrzeug den nörd- Uchen Stillen Ozean in ununlerb.ochcner Fahrt über quert. Ten weitaus schwierigsten Teil der Weltrundsahrt haben Sie somit be- zwungen. Zugleich im Namen des Henn Reichs- Präsidenten und der Reichsregierung spreche ich Kapitän und Besatzung die herzlichsten Glückwünsche zu dieser für unser ganzes Vaterland hoch bedeut- «amen Fahrt aus. Die Heimat ist voller Zuversicht auf die glückliche Beendigung Ihrer Fahrt und voller Stolz auf Sie und Ihr Weik. Begeisterung der amerikanischen Presse. Von der gesamten amerikanischen Presse wird auch diesmal wieder der Flug deS Luftschiffes als das größte Tagesereignis bezeichnet. All seitig wird heroorgehoben, daß die Leistung des „Gras Zeppelin" ohne jeden Ver gleich sei. Tie großen Zeitungen bringen aus führliche Leitartikel über den Wellflug deS Luft schiffes, sowie B'loer vr. Eckeners und de« Luft schiffes. „Graf Zeppelin" ist da» Tagesgespräch geworden. Die Araberausstände in Palästina. Wieder 4S Juden gelötet. Loudon, 27 A»g«st. DaS «olonialamt veröfsrntlicht einen Bericht des stellvertretende« ObrrkommijjarS für Palästi«« über die Lage am Sonntag morgen; da«» heißt eS: I» Ler Altstadt von Jer»jalrn» herrschte zu der anzegebenrn Zett Ruhe, aber i» den neuen Viertel« fiele» geleg.ntltch Schüfje und r» kamen Fälle von Brandstiftung vor. I« de» jüdischen Außenviertel« und Vorstädten vo» Jerusalem ereignete« sich «och Plünderungen und Gewalttätigkeit«» Die jüdische Gartenstadt Dalptoth nah« der Wi«Ukah«f>atto» ist vo« den Einwohnern zeilwetttg gerämnt worden. In Hebron griff am Sonnabend ein arabischer PSdelhaufen da» kleine Judenvierte» an. Soweit bisher bekannt, wurden 45 Inden getötet, 5S schwer verwundet. Die Araber verloren 8 Dote und 1« Verwundete. 45» Juden sind zurzeit in Polizetkaserne« «utergebracht. Jetzt wird gemeldet, daß in der Stgdt Ruhe herrscht. In Jaffa, Nablus, Safad, Gaza, Berseba uud Telaviv herrscht große Auf regung doch kam es nicht zu Rnhrstörnngen. Kriegszustand über Palästina, Unruhe im ganzen Lande, Aiaberaufstände, Judenpogrome, eS ist wie ein Blitz aus heilerem Himmel gekommen. Und doch war daS Gewitter schon lange im Anzuge, denn die Art und Weise, in der die englische Mandalsverwaltung das Land regierte, konnte auf die Tauer nicht ohne Folgen bleiben. Immer wieder wurde von Eingeweihten die warnende Stimme erhoben, daß England den Bogen nicht überspannen möge, doch man wollte nickt hören und nun muß man es sühlcn! Englands zweite Schlüsselstellung im Orient, die zur Beherrschung des Suezkanals gebraucht wird, ist bedroht! Nicht durch eine fremde Großmacht, sondern durch die Eingeborenen des Landes, die nicht weiter im Elend verkommen wollen. Ter Kampf gilt ja in Wirklichkeit nickt den eingewandelten Juden, sondern den Engländern, die es nicht verstanden haben, eine Kolonisalions- Politik zu treiben, die als fruchtbar bezeichnet werden könnte. Worum ceht eS den Ausständischen? Man ver- anschauliche sich einmal die Lage, in der sich Land und Volk befinden. Ta ist die große Masse deS Volkes, daS Araberium, das nur in den großen Städten schwächer vertreten ist. Tiese Volksschicht lebt in de« ttaurigsten soziale« Verhältnissen, sie lebt ein Helotendasein, wie man es sich in Europa gar nicht mehr vorstellen könnte. Tieser Zustand hat unter der großbritannischen Ära ein AuSmaß angenommen, daß eS früher oder später eben zu einem Aufstand kommen mußte. Tazu kommen noch die eingeborenen orthodoxen Juden, denen cs nicht minder schlecht geht. Auch sie sühlen sich furchtbar bedrü't und sind daher auf die einzigen Bevorzugten deS Landes, aus die ei «gewanderten zionistischen Juden, auch nicht gut zu sprechen. Haupi Prellbock der arabi schen Rebellion bilden nun die letzleren, von wel- cten man weiß, daß sie unter kem besonderen Schutz der engliscken Herrschaft stehen. So ist eS gekommen, daß sich arabische Banden daran mach ten, zionistische Ansiedlungen auf dem flachen Lande zu überfallen, wo sie in wenigen Stunden ein blutiges Gemetzel veranstalteten und alles was ihnen in den Weg kam, kurz und klein schlugen. Auch jetzt dauern diese Araberaklionen noch an, ohne daß es den Behörden der Mandarsoerwaliung im Augenblick möglich wäre, vem Wüten der Aus- ständischen Einhalt zu gebieten. In Jerusalem selbst soll zwar Ruhe herrschen, da sich do>t der Prozen satz der arabischen und jüdischen Bevöl kerung die Waage hält, während in der Provinz, wo auf einen Juden durchschnittlich 50 Araber kommen, die Mischen Kolonien dem Treiben der Araberbanden schutzlos preisgegeben sinv. Tie englischen Truppen sind zahlenmäßig viel zu schwach, um hier einigermaßen wirkungsvoll ein greisen zu können. Allerdings sind starke englische Verstärkungen aus Kairo und auch von der See her unterwegs, die den Auftrag haben, so rasch als möglich die Ordnung wieder herzupellen. Tamit wird eS aber nicht getan sein, wenn sich England seine Position in Palästina erhalten will E» gilt, das Übel an der Wurzel anzupacken, und das kann nur durch einen sozial gerechteren Kur» der eng lischen VerwaltungSpolilik geschehen. England wird die einheimische Bevölkerung (Araber und orlhoboxe Juden) mehr als bisher zur Mitarbeit he: anziehen müssen, andernfalls wird es unmöglich sein, den Ausbruch einer britischen Palästinakatastrophe zu verhindern. Über die Unruhen in Palästina erfahren wir noch, daß die Zahl der Opfer grö'er ist, al» ursprünglich gemeldet wurde. Tie Lebens- miltelpretse ziehen stark an und werden bald die Höhe der Hungersnotzeiten erreichen. Nach einem amtlichen Bericht sind neuerdings 12 jüdisch-amerikanische Student«« vom Sobodva-College in Hebron getötet und mehrere verwundet worden. Auf Grund dieser Meldung hat daS ameri kanische Staatsdepartement die drahtlose Instruktion an Datoe» gesandt, bet ker brutschen Regierung die dringende Hoffnung auSzusprechen, daß England alsbald die erforderlichen Schritte zur Verhütung weiterer An- griffe auf umertkanifche» Lebe» und Eigentum er ¬ greifen werde. Eine Entsendung amerilanijcher Kriegsschiffe sei nicht beabsichtig». Man vertraue vielmehr darauf, daß die britische Regierung der Lage bald Herr sein werde. Tie englische Regierung hat inzwischen auch einschneidende Maßnahmen ergriffen, um Herr der Lage zu bleiben. ES sind zunächst rnglische Kriegsschiffe nach Palästina unterwegs. Ter Kreuzer „Sussex" ist bereit- eingetroffen, daS Schlachtschiff „Barham" wird heute erwartet. Daneben befinden sich ein Flug zeugmutterschiff und zwei Zerstörer auf dem Wege nach dem Nahen Osten. An Landungstruppen sind bereit- zwei Bataillone Infanterie in Palästina eingetroffe», die durch Lä^dungS^xH»