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HMWWM -M- ^ «7. - « ZchrMg. Abonnementspreis: Der »npatteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TaaeS) "zur Versendung gelangende — Lanscs-Anttiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4633.) Im 4. Quartal erscheint sür Abonnenten Iahresbuch (Weihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Buchdruekcrrt, Lhrmnty. Sächsischer Fmiles.Aiirrigrk Sonntag, 21. März 1886. JnsertiouSpreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile IS Pfg.; — Reklame (Ispaliige Petitzeile) M Pfg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bet Bestellungen von Auswärts wolle ma» JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge» ueoSilbenKorpuSschrlft bilden ca. l Zeile). Annonceuannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnih, Theaterftrahe Rr. L. Telegramm-Adr.: Wiebe'« Anzeiger, Lbenmttz. Fernsprechstelle Nr. M. mtt „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Watten „Tägliches UnlerhsltungsblsN" nnd hmmistisch Mflkieter Simtizsbtiiit „Lustiges Bilderbuchs. Zu Kaiser Wilhelms Geburtstage. Oeffne Dich de, hohe» Jabelklängeu, Deutsches Herz, die diesem Tage gelte». Weihelirdrr sich zum Lichte drängen, Nie erhoffte Freuden «n» zu melden. Westen Brust ein ehrlich Fühlen kennt, Wer in Liebe unser« Kaiser nennt, Dem erscheinet auf dem Lebenspfade Diese Feier als ei. Tag der Gnade. Nrnuundachtzig Winter find entschwunden, Seit sei» Aug' daS Licht der Welt erblickte! Mauchen Kranz hat diese Zeit gewunden, Der sein Eilberhaupt in Ehren schmückte! Aber immer schön« Sterne sehn, Wir an Wilhelms RnhmeShimmel stehn, Reicher, immer reicher strahlt der Segen, Den »in Gott nur spendet, ihm entgegen. Nirgends wird im Buche der Geschichte Uu» die Borzeit solche Kunde geben I Wilhelms SchicksalSbahu wird zum Gedichte, Wunder birgt sein thateureiche» Lebe«! — Aber was Du immer auch erdacht, Was erstrebt Dn hast und kühn vollbracht, Edler Greis, e» wird z, allen Zeiten Ehre und Bewundrung Dir bereiten. Jeder Gruß au» Deine» Volke» Mitte, Den der Liebe Stimmen z« Dir tragen, Komme au» Palast er oder Hütte, Wird von Treue predigen nnd sage«. Mag der Frühling, der uu» wieder naht, Neue Rose« streu'u auf Deine« Pfad, Dich mit neuer Kraft wohlthätig stärke» Zu noch langem Leben, hohe« Werken. ^ <' Frau» Götze. 3«m Geburtstage -es Kaisers. Des Kaiser'» Geburtstag! Lin paar kurze, einfache Worte, aber mit welcher Gewalt ergreifen sie unser Herz und Bemüth? E» läßt sich mit Worten schwer sagen, welche Gefühl«, wieviele Gedanke» unsere Brust durchwogrn am Namenstage de» kaiserlichen Herrn; e» ist der Dank gegen de, mächtigen Herrscher, der weise über Deutsch land'- Frieden und Sicherheit waltet, e» ist die Liebe zu dem schlichten, geraden, wahrhaften Manne, der Deutschland s Kaiser ist, «S ist die Snbänglichkeit an den erprobten tapferen Feldherr«, der Llldeutschland siegreich über so viele blutige Gefilde geführt, eS ist dir Verehrung vor dem sichtlich von Sott gesegneten Greis, dem es im hohen Alter beschieden gewesen, die Hoffnungen und Träume unserer Väter zu erfüllen, der Zwiespalt wandelte in Einigkeit, unter dessen kraft- voller Hand aus der Schwachheit dir ruhmvolle Stärke entstand. Wir erblicken in Kaiser Wilhelm auch daS Vorbild eine» echten deutschen Mannes, einfach und tüchtig, wahrhaft und treu! Der Kaiser begeht sein« 89. Geburtstagsfeier, er wird 89 Jahre alt. Noch ein Jahr, und die drei Mrnscheualter, welche der Dichter an dem alten Nestor rühmt, find auch an Kaiser Wilhelm'- Haupt vorübergezogeu. Wir können schon heut« sagen, daß daS ganze deutsche Volk an dem denkwürdigen 22. März 1887 wie ein Mann z«, bransendeu Jubelfeier sich erheben wird, nm dem Kaiser zu zeigen, wie theurr er ihm ist. Heute, wo wir au der letzten Etappe vor dieser Feier stehen, dringen heißer al» sonst noch die Bitten znm Himmel, den Kaiser, un» Alle diesen Freudentag und fernere weitere „leben zu lassen. Jede» Jahr «ehr, welche» das Haar de» greisen Herrn in ernster Arbeit nnd treuer Pflichterfüllung gebleicht, ist ein neuer fester Wall auch für den Frieden Deutschland», die Ruhe Europa». Ein« ehrfurchtsvolle Scheu hält auch das Ausland ab, zu Lebzeiten de» ehrlichen FriedrnSfürpe» einen allgemeinen Krieg vom Zaune zu drrcheu. Daß wir ruhig arbeiten, die Geschäfte de» Frieden» ohne Sorge vor KriegSgewittern pflegen können, das danken wir vor Allem der Person Kaiser Wilhelms: der Kaiser ist der Friede. Viel Freud', aber auch manche» Leid hat das letztverflofsene Lebensjahr dem Kaiser gebracht; wiederholte» Unwohlsein fesselte ihn an da- Zimmer, und da hat der Monarch anch erfahren, was er dem deutschen Volke ist. Besonder» in den Tagen der vergangenen Jahres, in welchen die Krankenberichte etwas ernster lauteten, ging ei« tiefer Zug des Schmerzes durch da» deutsche Reich, und vor dem KaiserpalaiS in der Reichshauptstadt standen Tausende und blickten angstvoll nach den Fenstern, hinter welche der Kaiser sonst zu treten und sein Volk zu begrüßen pflegte. Und al» er endlich zum ersten Male erschien, da brauste, der Jubel zum Himmel, und bärtige, ergraut« Männer wischten die Thränen an» den »affen Augen. Da» find Weihemomeute, Momente in denen Fürst nnd Volk ans'» Innigste mit einander sich verbinden. De» Kaisers ruhmvoller Reffe, Prinz Friedrich Karl, wurde plötzlich vom Tode ereilt, Personen, welche dem kaiserlichen Herrn außerordent- lich nahe gestanden, wie der Statthalter Feldmarschall von Mantruffel, folgten ihm, und so kam manche Todesbotschast in» Palai», welche die tiefe Trauer in da» Herz de» Kaiser» senkte. Dafür hat er aber auch a» Freudentageu nicht gefehlt, und wir rechnen dahin besonder» die Mauöveriage, welche der Kaiser iw letzten Herbst in Süddeutsch- laud verlebte. Damals zeigte «S sich so recht, daß Alldeutschland einig war in der Liebe und Verehrung sür seinen Kaiser, daß alle Flüstereien und Angriffe, Zwietracht ans» Neue z« säe», vergeblich find, denn einig ist daS deutsche Volk durch seinen Kaiser. Dan« kam da» 25jährige RcgieruugSjubilänm de» Kaiser» als König von Preußen, welche» ebenfalls die innigste Theilnahme fand, wenn anch der einfache Sinn de» Kaiser» all« rauschende« Hnldignngru ablehute. Mit Wort und That wnrde dem unermüdlichen Herrscher der Volksdank dar gebracht. Der Kaiser hat auch jetzt einige Zeit unter Unpäßlichkeit z, leiden gehabt, wie sie in einem solchen Alter sich Wohl häufiger einstellt und die, ohne gefährlich zu sein, doch zur Borficht mahnt. Der kaiserliche He« hat fich auf den Rath der Aerzte geschont, und so steht e» denn z» erwarten, daß er seinen Namenstag auch in diesem Jahre in voller geistiger und körperlicher Frische feiern wird. Der Kaiser weiß, wie sehr Jedermann in Deutschland, ob Arm oder Reich, Alt oder Jung, an ihm hängt, er weiß, wie sehr man ihm vollständige Ge nesung zum 22. März wünscht, und ein solche» Bewußtsein ist auch «in vortreffliche» Kräftigungsmittel. Wie diesen 22. März aber mag der Kaiser noch alle kommende, Namenstage, die ihm beschieden, in Frische und Kraft verleben und stets sich erquicken an dem an» allen deutschen Gaurn schallenden Jubelruf: „Heil und Segen unserem Kaiser!" Leleg*spVifche Rachrichte«. Vom 19. März. Frankfurt a. M. Der „Frankfurter Zeitung" wird au» Wien gemeldet: Die Abrüstung Serbien» und die neueste Haltung Bulgarien» wird von den russischen Blättern auf Jntrigue« Oester- reich» gegen Rußland zurückgesührt. Lüttich. Gestern Abend kam e» zu weitere« ernstlichen Ruhe störungen. Ein Haufe a,S der niederen VolkSklasse hatte fich de« Socialisteu angeschloffen; dieselben plünderten «ud verwüsteten viele Casöhänser, zertrümmerten die Fenster vieler Häuser nnd zerstörte, sämmtliche Läden der Leopoldstraße. Ganze Banden durchzogen die Straßen mit dem Ruf«: „Nieder mit den Lapitaliste«! Nieder mit de, Bourgeois I" Polizei, GenSdarmen und Bürgergardr machten mehrfachen Gebranch von den Waffe«; r» gab viele Verwundete und etwa 100 Verhaftungen wurden vorgeuommen. Lüttich. Erst gegen Mitternacht wnrde die Ruhe einiger maßen wirderhergestellt; doch durchziehen noch Patrouillen die Stadt. Unter den Verhafteten befindet fich rin Manu Namens Wagner, welcher die Menge durch Reden zur Plünderung aufforderte. Der angerichtete Schaden wird auf mehrere hunderttausend Frauken ge schätzt. Bei dem Zusammenstoß find zahlreiche Polizeicommiffare und auch der Eommaudant der Bürgergarde durch Steinwürf« verletzt worden. London. Im Unterhause theilte Hibbert anläßkich der Bud- getberathnng mit, daß gegenwärtig 103 verschieden« Schiffe im Bau begriffen seien, darunter 20 gepanzerteDSchiffe und 54 Torpedoboote. Die Kosten betragen im Ganzen 13,100,000 Lstr. und vorläufig seien keine weiteren neuen Schiffe in Aussicht genommen. Die Position Löhnung (2,900,000 Lstr.) wird «ach mehrstündiger Debatte angenommen. Petersburg. Ein Circular der Ministe,» de» Innern «eist die Gouverneure an» darauf zu achten, daß anch bei Beerdigungen Andersgläubiger — Protestanten und Katholiken — keine Kränze oder andere Zeichen ohne kirchliche oder officiell staatliche Bedeutung an- gewendrt würden. Politische Rundschau. Chemnitz» den 20. März. Deutsches Reich. Die PetitionScomwisfion de» Reichstage» hat beschlossen, eine Petition gegen das Duell dem Reichstage zur Erörterung zu überweisen. E» wird fich daraus eine große Debatte über da» Duellwesen entspinnen, um eine moralische Verurtheilüug de» Duell» herbeiznführe«.; — Der Reichstag wird also, was wir gleich auch den dies- wöchentlichen Erklärungen des Finanzministers v. Scholz in der Monopolcommission des Reichstages als in hohem Maße wahrschein lich erachteten, eine zweite Branntweinsteuervorlage noch in dieser Session zu berathen haben. Es handelt fich um eine Branntwein- consumsteuer, die wahrscheinlich von den Schanklocalen erhoben werden soll. Die Vorbereitungen dafür find bereits lebhaft im Gange, und der Entwurf wird möglicherweise schon vor Ostern dem BundeSrath zu- gehen. Vielleicht tritt auch eine Reform de» bestehenden Spiritus- steuergesetzeS ein. — Nachdem dieser Plan so weit gediehen, ist vielleicht auch das Gerücht von dem Steuerministerium de» Herrn Miquel nicht so ganz Lust, wenngleich behauptet wird, er denke gar nicht daran, Frankfurt a. M. zu verlassen. Herr Miquel ist ein äußerst eifriger Befürworter der Branntweinsteuerreform, das steht fest, nnd nicht minder, daß er im Reichskanzlerpalais ein sehr häufiger Gast ist. Wer weiß also, wa» bevorsteht? Ob eS dem Reichstag gelingen wird, nach Oster» noch, das dies Jahr so sehr spät fällt, die bedeutende Branntweinsteuerfrage zu lösen, mag allerdings dahinge stellt bleiben. So schnell geht die Sache nicht, wie jetzt beim Monopol. — In der Berliner Socialdemokratie und Arbeiterwelt herrscht augenblicklich rege» Leben. Es finden täglich Volksversammlungen statt, die von Tausenden von Arbeitern besucht find. In Folge des Tagens des Reichstage» befinden fich die Leiter der Berliner Social demokratie in der günstigen Lage, in der Reihenfolge der Redner bunte Abwechselung eintreten lassen zu können. Im vorigen Jahre gestattete die Polizei meistens nur die Volksversammlungen, in denen der Abg. Singer als Referent auftrat und daS wurde mit der Zeit selbst den eifrigsten Besuchern zu eintönig. In diesem Jahre läßt die Polizei den Socialdemokraten die vollste Versammlungsfreiheit, alle socimdemolratischen Abgeordneten können ungehindert als Redner auftreten. — Der neuerdings in Kiel verhaftete Werft-Maschinenmeister Schwarz ist von dort nach Berlin übergeführt worden. Die auf ihm lastenden Verdachtsmomente wegen LandeSverrath» sollen ziemlich schwerer Natur sein. — An» Oberschlesien wird gemeldet, daß di« Ausweisungen dort ihren Fortgang nehmen. Aus Zabrze wurden dieser Tage 69 Personen aukgewiesen. Zur Ordnung ihrer Angelegenheiten wurde denselben «ine letzt, Frist bis 1. April cr. gewährt. KönigShütte verließen zu Anfang diese» Monats 1b Personen, welchen die Äus- weisungSordre zugegangen war. Dieselben begaben fich nach Galizien. Aehnlich lauten die Nachrichten aus Ober-Glogau, kattowitz, Tost, Gleiwitz. In Golkowitz bei Pitschen erhängte fich ein Ziegelarbeiter auS Russisch-Polen» angeblich infolge der ihm zugegangenen Aus weisung»-Ordre. Oesterreich-Ungar«. Im österreichischen «bgeordnetruhause beschäftigt mau fich jetzt ebenfalls mit der Frage der Einführung ein« Börsensteurr. Eine Commission wird wohl «inen Entwurf au»- arbeiten. — I« Zalaegerßeg find antisemitische Unruhen anSgebrochen Militär ist dahin abgegangeu. Frankreich. Donnerstag war der Jahrestag der Pariser Commune. Am Tag« blieb Alles ruhig, Nachts kamen einige Hauereien vor, dazu wurde viel gelärmt und gebrüllt, und damit war die Feier de» Tage» zu Ende. — Die Kammer hat bekanntlich ein Gesetz angenommen, «ach welchem in der BolkSschnle kein Geistlicher unterrichte« darf. Im Senat macht fich gegen diese Bestimmung eine sehr starke Strömung geltend und eS ist nicht unwahrscheinlich, daß di« Vorlage verworfen wird. Belgien. In Lüttich hat «» Donnerstag einen Arbeitrrskandol ersten Range» gegeben. Eine Schaar beschästigSloser Arbeit« gedachte de» Tag der Pariser Commune zu feiern nnd begann damit, die Fenster einzuwerfen. Der Lärm wurde immer toll«, je «ehr der Abend vorrückte, wo fich zu de» Lommnniste» Hansen niederen Ge» finde!» gesellten. Die Menge plünderte und verwüstete zahlreiche Kaffeehäuser und schlug Fenster und Läden tu ein« großen Zahl von Häusern entzwei. Alle Kaufläden in der Leopoldstraße in Lüttich wurde« zerstört. Die Banden durchzogen die Straßen «nt« de« Rufe: „Nied« mit den Lapitaliste», nieder mit den Bourgeois!" Die Polizei erwie» fich anfänglich al» viel zu schwach, e» »übte Gendarmerie nnd Bürgergarde herbeigeholt werden. Verschiedene heftige Zusammenstöße fanden statt, bei denen zahlreiche Verwundungen vorkamen. Gegen 100 Excedeuteu wmde« verhaftet. — Wie ma» sieht, haben die Londoner Plündersrenen gut« Schule gemacht. Brrgl. die heutigen Telegramm«. England. Donnerstag fand in Manchester ein größer« Arbeiterkrawall statt. Di« Stadtbehördr» «klärte« de« Arbeitslosen, sie könnten augenblicklich keine Arbeit geben. D« Haufe warf darauf in einem große« Modewaarrugeschäft die Fenster ein und wollt» dasselbe, sowie andne Läden, plündern. Polizei trat aber dazwischen und verhaftet« drei Personen. — DaS alte Cabinet Gladstou« kracht zusammen, Gladstour muß fich nach neuen Elementen «mseheu, da ihm seine alten Lollegeu die Heeresfolge in d« irischen Politik ver weigern. Alle Versuche, mit Chambnlaiu und Trevelyan «ine Ver ständigung herbeizusühren, find erfolglos geblieben, und diese werde» also au» dem Ministerium auSscheiden. Rußland. Die Petersburg« Presse schimpft gegen den Fürsten von Bulgarien nach bekannt« Melodie lustig weiter. DaS „PeterSb. Journal", dar RegiernngSorgan, meint, dn Fürst werde ans seine Forderung, auf unbestimmte Zeit Generalgouvrrneur von Rumelien zu werden, verzichten müssen. Er sei ans dem Holzwege, wenn « meine, irgend eine Großmacht werde ihn untechützen. Natürlich wird da Fürst »achgebe» müsse», ab« nicht Rußland» wegen und »eil die» fich ärgert. Würde Fürst Alexander Rußland Gehorsam geloben» so würden die Raffen nicht» dawider haben, selbst wenn er fich Konstautinopel nähme; aber ohne Rußland » Erlaubuiß ist da» eine Todsünde! Di« gute» Leute in Petersburg mache« fich mit ihre» Deklamationen einfach lächerlich. Orient. Wie e» scheint, wolle« di« Großmächte e» uunmrhr der Türkei überlassen, Griechenland zur Raison zu bringeu, wenn die» absolut nicht hören will. Da in Serbien und Bulgarien wieder völlige Ruhe herrscht, sogar bereits die FriedenSratificationeu aus- getauscht worden find, bietet ein etwaig« türkisch-griechischer Krieg keine Gefahr mehr. Gehen die Griechen, daß sie wirklich nicht» ge winnen können, so wird ihnen da» am eheste« die tollen Ideen vertreibe». Amerika. Da» Mitglied d« New-Korker Gemeindeverwaltung, Zähne, ist »nt« der Anschuldigung, Geschenke genommen zu habe«, um die Forderungen einer Straßenbahn zu begünstigen, verhaftet worden. Zähne soll 20000 Dollar» «halten und noch andere Mit glieder der städtischen Behörden bezeichnet haben, welche fich haben bestechen lassen. Etwa» Nene» ist da» in Amerika gerade nicht. HkrrS dem Reichstag. —UN. Berlin, den 19. März. Vor Eintritt in die Tagesordnung verliest Abg. Rickert (sreis.) eine Reihe von Briefen, in welche« die Behauptung de» Abg. Grasen Behr, der verstorbene Abg. Hüter habe auf seinen Wahlkreise» in den Gasthäuser» 100 Mark hiuterlaflen, für falsch erklärt wird Abg. GrafB « hr (freikous.) zieht daraufhin seine Arußiruugr» zurück und bedanert, den Namen de» Abg. Hüter in di« Debatte ge zogen zu haben. Der Gesetzentwurf betr. die Erhebung ein« Schiff- fahrtSabgabe auf d« Unterwes« wird definitiv «ach kurz« Debatte angenommen nnd dann die zweite Berathnng der Zncknsteuervorlag« fortgesetzt. In der Debatte darüber dreht es fich adermal» nm die Melaffrsteuer, die von den Rednern au» dem Hause vertheidigt, von der Regierung für unannehmbar erklärt wird. Bei der Abstimmung über 8Z 1 und 2 de» Entwurfs (Höhe der Rübenpener und Höhe der Exportvergütuug) werden die Regierungsvorlage, der LommisfiouS- antrag «ud sämmtliche Anträge au» dem Hause abgelehnt, so daß also vorerst über diese Punkte gar kein Resnltat erzielt ist. Sächsischer Landtag. Aus der Tagesordnung der Ersten Kammer standen gestern: der mündliche Bericht der zweiten Deputation über Cap. 6 und 7 deS Etat- der Ueberschüffe, Elsterbad, und Leipziger Zeitung betreffend, und der Bericht derselben Deputation über den Berg-, Hütten- nnd Münz-Etat, Cap. 8 bis 15 de» Etat» der Ueberschüffe. In beide» Punkten beschloß die Kammer de« DepntationSvotrn grmäß nach d« Vorlage und Kat den Beschlüssen der Zweiten Kammer bei. Die Sitzung der Zweiten Kammer begann um 10 Uhr Vorm. Zunächst giebt Abg. vr. Schill als Referent dn Besetz« gebungideputation den Bericht der Deputation über die Vorlage be treff» der eventuellen Ermächtigung der Regierung zu provisorische« Erlaß einer Verordnung üb« die Heranziehung der Militärpersoue» zn Gemeiudeabgaben. Die Deputation beantragt hierzu: Die Lamm« «olle beschließe«, die beantragte eventuelle Ermächtigung zu «rtheile», wa» gegen 4 Stimmen geschah. — ES folgt die Schlnßberathung über den Bericht der Finanzdeputation ^ über den Etat dn Zölle; Stenern nnd Matricularbeiträge, wozu Abg. Hartwig da» Referat führt. Die Deputation beantragt, die Einnahmen bei Zöllen und GtbrauchSprueru mit 15.599,160 Mk statt 14.757.600 MI. nach