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WWHVsL^SvWZDd 8 U^ A VW^WZWksIII W/HA^I8VV^ß^^ ^^4AHA"8T* v e „^>itLN^,rfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag »nd Sonnabend abend». Bezugsxrei, vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen ,,2V Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahm« »»» Inserat« bi» v»»»tttag i« Nh«. Inserat« werden mit ,o Pf für di« Spaltz«il« b«r«chn«l Ladellarisch«» Satz nach d«sond«r»m Tarif Druck und Vertag von Hermann Rühle in Groß-DkriLa. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 151. Mittwoch, den 18. Dezember 1907. 6. Jahrgang. Bekanntmachung. Im Interesse eine» geordneten Bücherabschlusses wird ersucht, Rechnungen und Belege Über an di« Gemeinde zustehenden Forderungen aus 1907 bis zum 10. Januar 1908 bei der Gemeindekasse vorzulegen. Otteoäork-LlorltLäork, am 17. Dezember 1907. Der Gemeindevorstand. Oertliches und Sächsisches. VttcnLsrf-Vkrilla, den g. Dezember zyo?. — Was nach den Meldungen der letzten Tage über da» Befinden der Königin-Witwe Carola zu erwarten war, ist eingetroffen. Ihr» Majestät ist am Sonntag morgen, 3 Uhr 40 Minuten, im 74. Lebensjahre sanft verschieden. Sanft und friedlich wie ihr Leben gewesen, ist die hohe Frau entschlafen Die anfänglich leichte Erkrankung wurde am Donnerstag ernster, am Freitag trat bei der hohen Patientin Benommenheit ein, die sich allmählich steigerte und sie schließlich sanft und schmerzlos in daü Jenseits hinüberschlummern ließ. Als die Aerzte das baldig« Eintreten des Todes zu konstatieren vermochten, wurden Se. Majestät der König und Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde herbeigerufen. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Johann Georg war bereits anwesend, da sie die ganze Nacht in der Königlichen Villa verbracht halte. Mit den hohen Herrschaften betraten die Hof staaten der entschlafenen Königin, ihre Beamten und Dienerschaften das Sterbezimmer. Herr Hoskaplan MkariatSrat Klein hatte, während Ihre Majestät einschlies, ein Gebet gesprochen und la« nach Eintritt drS Todes eine Messe. Bald wehte von der Villa das umflorte Rautenbanner halbmast und eine verstärkte OsfizierSwache trat auf. Den befreundeten Höfen und den Gesandtschaften wurde die Trauerkunde alsbald telegraphisch übermittelt. Bl« zur Aufbahrung in den Abendstunden blieb die Königin in ihrem in der ersten Etage nach der Palaisstraße gelegenen Schlafzimmer. NlbertinertnneN und grau Schwestern holten die Leichenwacht. Das Antlitz der Ver ewigten atmet Fried«», die Hände find zum Gebet gefaltet. Nach getroffenen Dispositionen findet die feierliche Uebersührung der Leiche Ihrer Majestät der Königin-Wtlwe von der Königliche». Nilla Strehlen noch der ketholischen Höskirche Menstag, den 17. Dezember, abend« 9 Uhr, und die feierliche Beisetzung in dieser Kirche Mittwoch, den 18. Dezember, abend» 8 Uhr statt. Klotzsche- Der in Züchterkreisen bestens bekannte Geflügelzüchterveretn für Klotzsche und Umgegend hält in den Tagen vom 12. bis mit 14. Jannar 1908 seine 13. große allgemeine Geflügel-, Kaninchen- und Kanaricn-Ausstellung in den großen Hellen Sälen des Hotels zur Alberthöh« ab. Der Versand der Programm» und Anmeldebogen hol begonnen und würde es der Verein mit Freuden begrüßen, wenn auch die zahlreich hier und in der Umgegend wohnenden Züchter die Ausstellung recht zahlreich mit ihren besten Tieren beschicken würden. Schluß der Anmeldung ist der 2. Januar. Anmeldebogcn usw. sind bei Herrn Carl Türke, Klotzsche, KönigSbrücker- Ctraße 11, zu haben, woselbst auch Lose zu entnehmen sind. Dresden. Der vergangene „silberne Sonntag" krackte der Geschäftswelt eine arge Enttäuschung. Nicht allein wegen der ein getretenen Landestrauer, sondern noch vie Mehr wegen des von früh bis abend un- aushö:lich herniedergehendcn feuchten Schnecö blieben vor all-M die Landbewohner dem mittggS eröffneten WeihnachtSmorkte, dem sogenannten „Striezelmarkt" fern. Der Ver- k-hc, der sonst an diesem Tage außerordentliche Vorkehrungen erforderte, war durch den all täglichen Di-nst vollauf zu bewältigen. — Hcrabgestürzt Hot sich am Sonnabend früh aus dem dritten Stockwerk der Ge- ^angenenanstalt des Landgerichts am Münchner Platz in den Lichtschacht des Treppenaufganges ein Untersuchungsgefangner. Er wurde schwer verletzt ins StadtkrankcnhauS übergcführt. Loschwitz. Am Sonnabend früh gegen 3 Uhr entstand im Seitenflügel des hiesigen Hotels „Schweizerei" ein Schadenfeuer, das erst nach energischer Tätigkeit der Ortsfeucr- wehr, die mit zwei Schlauchleitungen aus der Hochdruckleitung arbeitete, und der herbei geeilten Wehren vom Weißen Hirsch und aus Blasewitz bekämpft werden konnte. In dem zur Zeit unbewohnten Flügel ist ziemlicher Schaden angerichtet worden. Durch Flugfeuer geriet auch das auf dem Hauptgebäude be findliche Storchnest in Brand, es gelang jedoch, dasselbe zu erhalten. Es wird Brandstiftung vermutet. Eisenberg-Moritzburg. Der letzte Roß-, Vieh- und Krammarkt war recht gut besucht. Auf dem Roßmarkt befanden sich 587 Pferde, eine große Anzahl war in den Ställen ver blieben. Rindvieh waren nur 7 Stück vor handen und Schweine (Läufer und Ferkel) waren 247 gebracht worden. Der Pferdc- handel ging flott von statten und die Schweine sind fast alle für nicht zu hohe Preise ver kauft worden. Aus dem Krammarkte fanden hauptsächlich die Wollwaren und Wintersachen guten Absatz, ebenso auch Spielwaren, Luxus artikel usw. Kamenz. Aus Rittergut Räckelwitz ent stand am Sonnabend abend im Ochsenstalle durch Herabfallen einer an der Wand hängenden Laterne ein Brand, als die Kutscher zum Abendbrot abwesend waren. Trotzdem da« Feuer bemerkt wurde, war doch die Rauch entwicklung in dem geschloffenen Stalle sehr stark und sind dem erstickenden Qualm drei Ochsen und zwei Bullen zum Opfer gefallen während später noch ein Ochse geschlachtet weiden mußte. Auch von den herrschaftlichen Pferden ist eins gefährdet. Mit Hilfe der Ortöfeuerwehr gelang es, die Gefahr voll ständig zu beseitigen, sodaß die später ein treffenden Spritzen aus Crostwitz und Rosen thal nicht mehr in Tätigkeit zu treten brauchten Der Hauptschaden liegt in dem Verlust der wertvollen Tiere. Pirna. Seit einigen Tagen ist ein hiesiger Rechtskonsulent, der wegen Untreue zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war, verschwunden. Großenhain. Ein etwas eigenartiger Fundgegenstand wurde dem Fundbureau der hiesigen Polizei am Sonnabend vormittag ein- geliesert. Es war nämlich ein Rappe mit Stallhalfter wie er leibt und lebt. Den Ausreißer halte ein Soldat des Königlichen Bezirkskommandos auf der Wiidenhainer Straße eingefangm. Pflichtgemäß lieferte der Vaterlandsverteidiger natürlich seinen Fang an behördlicher Stelle ab und brachte dadurch das hiesige Fundbureau, das sür derartige außer gewöhnliche Wertgegenstände keine rechte Unter- kunft hat, in arge Verlegenheit. Aber auch hier wurde Nat geschafft und das Pferd in einen Stalle des Hotels zur goldnen Kuge untergebracht. Der Besitzer hat sich bis jetz noch nicht gemeldet. Wie beobachtet worden ist, soll sich der Ausreißer am Sonnabend Morgen an dem frischen Grün der Wiesen au Kleinthiemiger Flur g-labt haben. Sieben lehn. Hier ist eine „Feuerwehr )er Stadt Siebenlehn" gebildet worden, die aus der Freiwilligen und der Pflichtfeuerwehr resteht. Vorsitzender der Feuerwehr ist der etzige Bürgermeister. Grimma. Auf Antrag der Staats anwaltschaft wurde am Sonnabend in Brandis )er Kaufmann Bese verhaftet und durch einen Schutzmann nach hier transportiert. Der Häftling bat seinem Begleiter, vor Ein- li ferung ins Amtsgerichtsgesängnis seinen Hunger stillen zu dürfen, worauf Transporteur und Gefangener im Ratskeller Einkehr hielten. Hier verschwand Bese und war bis jetzt trotz eifriger Nachforschungen der Polizei und Gendarmerie noch nicht wieder auszugreifen. Chemnitz. Ein 50 Jahre alter Maurer von hier, der Vorstand eines hiesigen Spar vereins war und am Sonntag die Spargelder an die Vereinsmitglieder auszahlen sollte, verschwand vorher unter Mitnahme der ge samten, 2000 Mark betragenden Spareinlagen. — In der Nacht stieg ein 17 Jahre alter Handarbeiter in eine Parterrewohnung der Jakobstraße ein, um einen Gelddiebstahl aus- uführen. Ais die Wohnungsinhaberin, die im Bette lag, um Hilfe schrie, versetzte ihr der Einbrecher mehrere Schläge auf den Kopf und ergriff die Flucht. Die Frau erlitt indes nur eichte Verletzungen. Der Einbrecher wurde von der Kriminalpolizei festgenommen. Zwickau. Sonnabend abend wollte auf dem Bahnhofe des Nachbarortes Stenn ein hiesiger Herr den nach hier gehenden Personen zug besteigen, als dieser schon im Gange war. Ec glitt auf dem Trittbrett aus, kam unter den Zug und erlitt Verlust beider Beine. Der Unglückliche kam in eine hiesige Kranken anstalt. Sein Zustand ist lebensgefährlich. Plauen. Auf dem Wege von der Halte telle Bergen nach der Talsperre ist ein chwerer Verbrecher, der wegen Straßenraubs und EinbruchödtcbstahlS in Untertuchungshaft genommen war, seinen Transporteur ent- prungen, obwohl er gefesselt war. Im Bergeiner Walde sprang der Verbrecher, ein 28 jähriger Kroat, plötzlich einen Abhang -munter und riß den Transporteur, der ihn est an der Leine hielt, zu Boden. Dabei tieß der Gerichtsdiener mit dem Kopfe heftig an einen Baum und mußte die ;Leins loS- affen. Der Wald wurde sofort umstellt, der Entflohene konnte aber nicht ergriffen werden. — Wie der „Vogtl. Anz." meldet, ist am Montag nachmittag bei der Jagd auf dem nahen Gansgrüner Jagdrevier der Geschirr- sührer Heinrich Freundel von hier tödlich ver unglückt- Er wollte einem angeschoffenen Reh mit dem Kolben den Gnadenstoß geben, als sich das doppelläufige Gewehr, in dem sich noch ein Schuß befand, entlud und den Mann so unglücklich in den Unterleib traf, daß die Eingeweide blosgelegt wurden. Er starb bald nach der Uebersührung ins Krankenhaus. Rus der Woche. Kaiser Wilhelm hat Englands gastliche Ge stade verlaffen. Die Ergebnisse seiner Reise werden in mehr als einer Beziehung ver schiedenartig bewertet. Der politische Erfolg wird besonders in Deutschland maßlos über schätzt, wie er ungerechterweise in England unterschätzt wird. In bezug auf die Gesundheit des Kasters sind die tollsten Gerüchte besonders im Auslande verbreitet. Während noch vor wenigen Tagen aus England berichtet wurde, der Monarch sei in der milden Luft an den südenglischen Gestaden von seinem Halsleiden völlig wiederhergestellt, verbreitet der Pariser „TempS" eine Alarmnachricht, die Beun ruhigung in die weitesten Kreise zu tragen ge eignet wäre, wenn man nicht wüßte, daß die Zeitung häufig über Deutschland und seinem Herrscher Nachrichten verbreitet, die als grobe Erfindungen bezeichnet werden müssen. Der „TempS" schreibt, daß der König von Spanien, der mit dem Kaiser Wilhelm in London zusammen frühstückte, zu seiner Um gebung sich sehr ungünstig über den Gesundheits zustand des deutschen Kaisers ausgesprochen >abe. Hoffentlich handelt es sich auch diesmal nur, wie schon so oft, um eine Erfindung de« Pariser Sensationsblattes, als was die Nachricht a auch in amtlichen deutschen Kreisen be zeichnet wird. — Die Lage in Portugal pitzt sich immer mehr zu. In mehreren wrtugiesischen Städten fanden von Anhängern des Königötums einberufene Versammlungen 'tatt, in denen aus das entschiedenste gegen die Willkürherrschaft des Kabinetts Franco Einspruch erhoben wurde. Die Gerüchte, wonach der König sich bereit erklärt habe, die Verfassung wieder in Kraft zu setzen und das Parlament zu berufen, haben sich zum Schaden de« Landes nicht bestätigt. In eingeweihten Kreisen ist man der Ansicht, daß das Land unbedingt der Revolution entgegentreibt, wenn )er König sein dem Volke gegebenes Ver- prechcn nicht einlöst. — Auch in Spanien tehen die Dinge nicht zum besten. In Madrid ist man einer weitverzweigten Ver- chwörung gegen das Königshaus auf die Spur gekommen, d r bedeutende Männer an- ehören sollen. Inwieweit die Gerüchte von inem beabsichtigten Attentat zutreffen wird erst die eingeleitete Untersuchung ergeben. — In Frankreich steht jetzt, nachdem das Budget von >er Kammer bewilligt und damit einer erneuten Vermehrung der Soldaten zugestimmt worden ist, im Vordergrund des Interesses die Ver mehrung der Artillerie. In aller Stille ist in dec Nähe von Versailles mit der Probe eines neuen Schnellfeuergeschützes begonnen worden, das allen bisherigen Geschützkonstruktionen weit überlegen sein soll. Trotz aller Friedens versicherungen weiß man, gegen wen diese Rüstungen gerichtet sind, man hört eS ja mmcr wieder bei den Kammerverhandlungen. Alles kommt darauf an, „Deutschland über- egen zu sein." Darauf laufen schließlich alle HeereSdcbatten am Seinestrande hinaus. — luch in England wendet man sich mit Eifer neuen Rüstungen zu, obwohl man an amtlicher Stelle erklärt, alle Schritte in dieser Richtung vürden nur widerwillig getan und seien un bedingt notwendig, nachdem die deutsche Re gierung die Verhandlung der Abrüstungsfrag» m Haag verweigert habe. Das war vorau«- zusehen! — Auf dem Balkan stehen die Dinge gegenwärtig schlimmer denn je. Ein Führer der mazedonischen Bewegung, Sarafow, st in Sofia mit seinem Genoffen just in dem Augenblick ermordet worden, als er daran war, den Plan einer allgemeinen Erhebung in Mazedonien auszuarbeiten. Demnach wollte er in Mazedonien eine Revolution anzetteln, um sie Mächte, die seit Jahren über die Lösung der mazedonischen Frage streiten, endlich zu einem ernsten Eingreifen zu zwingen. Daß sie Mordtat im ganzen Balkangebiet großes Aufsehen hervorgerufen hat, ist erklärlich. Gerüchtweise verlautet, der Mörder Pauitza, ebenfalls ein Bulgare, sei von der Pforte ge dungen gewesen, di- auf Sarafows Kops 2000 Pfund Belohnung ausgesetzt hatte. — In Marokko streitet man zurzeit noch immer um die Entschädigung der Europäer in Casablanca. Es scheint jedoch, als sei durch tatkräftiges Eingreifen der deutschen Regierung auch diese Angelegenheit ihrer Erledigung nahe — Die Blicke der Kulturwelt sind in diesen Tugen voll Sorge nach China gerichtet, wo sich die Anzeichen mehren, daß die fremdcn- seindlichen Elemente eine Erhebung beab sichtigen. In der Provinz Kwangsie ist eS schon zu Gefechten gekommen. Amerika, Frankreich und Deutschland halten Kriegsschiffe bereit, aber niemand vermag zu sagen, ob alle diese Vorsichtsmaßregeln ausreichend sind, schweres Blutvergießen im fernen Ostasien zu verhindern. Dort schallt der Kampfruf täglich lauter: China den Chinesen.