Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860816
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-16
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Krdaction und Lrpk-ition Johanncsgasse 8. Aprechstuudru der Nröartrvii: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. l'Ia in SiUSgadr km>,r»ntlkr m-nuicnrle u»cht flg tie iliciacucn nicht vcrblntiich. An«ah«e »er für die «Lchstfolge»»« Nummer »«stimmten -ni ernte an Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittag«, a» Lao»- und Aetttagc» früh dis '/t- Uhr. 2» den Filialen siir 3ns.-2lnaahme: Ott« Klemm, Universitätsstraße 1. Lauts Lüsche, Kälharineaftr. 23, p. »ur bis '/.3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage 19,630. Äbonnrmrnksprris Viertels. 4'/, Mk. i»cl. Bringerloh» a Mt., buech die Post bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nummer 20Pj Belegexemplar 10 Pf. Gebünren >ur Extrabeilagen tin Tageblatt-Format gefalzt) ahne Postbesürderuiig 50 Mt. unk Postbcsördcrung 60 Mt. Inserate Ogcspaltcne Petitzeile 20 Pf. Größere Schrislen laut uns. Preioverzeichniß Tabellarischer u. Ziffernfaß »ach höherm Tarif Nerlamen unter dem Redactionsstrich die 4gespalt. Zeile50Pf., vor den Familieunachrichte n die Ogcfpaltene Zeile 40 Pf. Jnlerate sind stets an die EPpedttio» zu fendcu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumernlnia oder durch Post- nachnahme. 228. Montag ven 16. August 1886. 80. Jahrgang auf dem > Schlag« in Abtheilung 25, Auttucher Thetl. Hch-Lnttioa. Auf d-m Zmenkaner Aorstrrvtere in der Harth ausbereiteie Hölzer »nd zwar: 127 Stück birk. Klötzer von 8—18 om Oberst., 4 m Länge, 88 « kies. » » 16—34 cm Oberst., 4 w Länge, 2 « ficht. » - 23 u. 31 am Mitten» stärke, 6 u. 7 w Länge, 710 - kies. Stangen von 8—14 cm Unlcrstürke in Bbtheb lung 34 aus dem Schlage an de» Prödekr Feldern, 24 km birkene und lindene Arennkuüppel, 1 131 - kieferne dergl., f auf dem 3 - birkenes Reisig, - Schlage iu 134 . kiefernes dergl., I Abtheilung 25, 134 - lindene Langlunisen. f 77 » ficht, dergl. in Abtheilung 25 von der Brandstelle, 464 » harte u. weiche Stöcke iu Abtheilung 24 beziehentlich 37 sollen Montag, den 3V. Anglist dS. JhrS., Vormittag 9 Uhr meistbietend gegen sofortige Bezahlung iu der VahnhosS-Restau ration zu Zwenkau und unter den sonst vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werde». Tammcipla«; auf dem Schlage i» Abtheilung 25 im sogen. Harthwiulel, unweit d s HarthschlößchenS. Köuigl. Forstrcviervcrwaltuu» Zwenkau und König! Aorst- rcntauit Wurzen. am 12. August 1886. Lomler. Bachmann. Nichtamtlicher Theil. Die Alimlnulig im Vatikan. * Die Spannung, welche zwischen Frankreich und dem heiligen Stuhle wegen der Ernennung eines päpstlichen Delc- girlen am Pekinger Hose cingetreten ist, hat sich, trotz der jüngste» Audienz des französischen Botschafters beim Papste, »och keineswegs vermindert, ja es gewinnt vielmehr, nach den Auslassungen der sranzösischen und vaticanischen Blätter zu urtheile», Ven Anschein, daß sich die Beziehungen zwischen der Eurie und der sranzösischen Negierung immer unfreundlicher gestall-n. Mindestens tadelt der „Ostcrvatore Romano" in einein langen Leitartikel neuerdings die Haltung des Pariser CabinetS der Curie gegenüber, weil dieses trotz aller vernünstige» Gründe dagegen protesiirt, daß dem Bertrelcr des PapneS bei der chinesischen Regierung ein diplomalischer Charakter beigclegt werde. Das amtliche Blatt des Baticans betont, inan habe sich wegen dieses unbegreiflichen Berhaltens bis jetzt eine rücksichtsvolle Zurückhaltung auferlegt, die inan aber ansgeben müsse, weil halbamtliche Pariser Blätter nicht »ur die Sachlage entstellten, sondern sogar daS Publicum gegen den heiligen Stuhl auszureizen vcrjucblcn. Diesen, Hinweise folgt eine ausführliche Darlegung der mit der Regierung in Peking durch den Engländer Dun» gepflogenen Unterhandlungen, wobei hervorgehobe» wird, daß der chinesische Minister Ll schon »n Jahre l88l den Borschlag habe mache,l lassen, der Papst möge mit China in direcle diplomatische Beziehungen treten, ein Borschlag, welcher indeß damals unberücksichtigt geblieben sei. Die im Bvrjahre im chinesischen Reiche stattgefuiidcnen Christenversolgungen hätten Len heiligen Baker bewogen, an de» Kaiser in Peking ei» eigen- händiacSSchreiben zu richten, dessen Inhalt wahrscheinlich dicIdec ncuerviugS angeregt habe, dirccte diplomatische Beziehungen mit dein Balicau herznstcllen. wie dies vor Zeiten einmal der Fall gewesen sei. Der Borschlag sei angenonimen und die französische Negierung davon benachrichtigt worden mit dem Bemerken, der Vertreter dcS PapsteS in Peking werde nur die Interessen der Christenheit wakrzuiichmcn habe». Die französische Regierung habe verlangt, daß demselben kein divlomatlscher Charakter beigelegl werde und »ftr ein aposto lischer Delegirlec nach China zu senden sei, der sich in dem gleichen Verhällniß wie der päpstliche Bcrlreter in Koustan- linopcl befinden soll. Dem sranzösischen Cabiuet sei nahegelegt worden, daß dem Papste daS Recht zustehe, diplomatische Bertrcter dahin zu senden, wohin cs ihm beliebe und daß sein Bcrlreter in Peking einen diplomatischen Charakter haben müsse, weil ein bloßer Delcgirter am chinesische» Hose nicht daS erforderliche Ansehen genießen, also auch nur wenig Ein fluß haben würbe. Die sranzösiichc Regierung, heißt es im .Ostervatorc Romano" weiter, habe nun zwar dieses Recht des Papstes anelkannt, aber sich sehr bestürzt gezeigt über die angeblichen Gefahren, welche ihr aus der Absenkung eines diplomatische» päpstlichen Vertreters erwachse» könnten. Daraus habe man entgegnet, daß derselbe nur die Ausbreitung des KatholiciSmuS, die Befestigung des Christenlhuins, beS christlichen LcbenS und die Bcrmchruiig der apostolischen Bicariate im Auge haben würde, ohne i» irgend einer Weise an de» zwischen Frankreich und Cbina getroffene» Vereinbarungen oder an dem franzö sischen Protcctoral über die Christen etwa» ändern zu wollen. Damit sei der Zweck der beiden Vertreter und deren Wirkung»- kreis genügend gekennzeichnet, welche, wenn auch von einander verschieden, sich dennoch gegenseitig unterstützen könnten. Ungeachtet dieser Erklärungen, welche ganz geeignet gewesen seien, jedes Mißverfländniß zu beseitigen, bade die französische Regierung wiederum daraus bestanden, daß dem päpstlichen Bertrelcr in China kein diplomatischer Charakter deigrlegt Werve und besten Mission nur als eine außergewöhnlich« und nicht politische aufgesaßt werden soll. Zwischen dem heiligen Stuhl- und Frankreich sei bisher kein Act vollzogen worden, welcher der Curie Beschränkungen auserlege, ja frühere Päpste hätte» Frankreich ebenfalls kein Privilegium über da» weite chinesische Reich ertheilt, aber Vtnnoch bestreite man dem jetzige» Papste da» Recht, seinem Vertreter einen diplomatischen Charakter zu verleihen. Tie ganze Handlungsweise de» heiligen Stuhles in dieser Angelegenheit, schließt der Artikel deS „Ostcrvatore Romano", hälle der französischen Regierung gegenüber weder correcter noch delicater sein können. Rach diesen Aeußerungen de« amtlichen Organs de» Vatikan« darf wohl geschloffen werden, daß sich die Mei- nnngsverschiedenbeiten zwischen dem Papste und dein Pariser Cabinet im Laufe der Iüngstzcit ganz bemcrklich verschärft baden «nd daß, mindestens vorläufig, wenig Au«sicht vor handen scheint, den entstandenen Confliet zu einem endgiltigen AuStrage zu bringen. Die französische Presse, besonders die radikale, scheint auch eine Verständigung mit dem Vatican gar nicht zu wünschen, denn sic strotzt von den gehässigste» Ausfällen gegen den Papst, welchen sie „im Bunde mit dem Fürsten BiSmarck" gegen Frankreich wähnt. Ginge c» nach den« Wunsche der radicalen Pariser Blätter, so hätte die französische Negierung nicht» Eiligeres zu thun, al» ihren Botschafter am Batican abzuberusen und alle Beziehungen mit dem heiligen Stuhle aozubrechen. Einige dem Pariser Cabinet nahestehende Blätter versichern bereits sogar, daß, wie die Dinge gegenwärtig liegen, eine solche Abberufung auch wirklich cintretcn könne. Die ultramontancn Organe Italiens beschäftigen sich auch sehr angelegentlich mit dem bekannten päpstlichen Breve an den General der Jesuiten, welches Schriftstück von dem Cardinal Grafen Levocbowski unterzeichnet ist. Beine, kenSiverlh scheint, daß einige klerikal italienische Blätter, wie;. B. der Mailänder .Oster- vatore Catlolico", dieses Breve auch mit den Beziehungen des BaticanS zu Deutschland in Berbindung bringe. Ta» ge nannte Blatt bemerkt unter Anderem, daß man in Deutsch land den Glauben zu verbreiten suche, der heilige Stuhl sei mit der preußischen Regierung vollständig auSgesöhnt. DaS sei aber nicht richtig, denn gerade daS päpstliche Breve an den Iesuitengcneral beweise, wie schmerzlich der Papst die in Deutschland gegen den Jesuitenorden erlassenen Gesetze be dauere. „Bevor diese nicht aufgehoben seien", sagt daS ge nannte klerikale Organ, „kann von einer wirklichen kirchcn- polilifchen Verständigung mit Deutschland nicht die Rete sein." Der „Ostervalore Caltolico" will auch aus Tcnischland die Rachricht erhalten haben, daß iin nächsten deutsche» Reichstage „ganz sicher" ein Antrag aus Aufhebung der Gesetze gegen den Jesuitenorden seitens der deutschen Kalbo- like» in Aussicht steht. Auf die Annahme eincö solchen An trages dürften aber die italienischen, sowie alle übrigen Ultramontancn jedenfalls sehr lange warten. Leipzig, 16. August 1886. * lieber die Abmachungen von Kissingc» und Gast ei» bringt (wie wir der .National Zeilnng" entnehmen) die in Würzburg erscheinende „Oesterrcichische Cvrre- sponbenz", L,e hier und da zu hvchossiciöse» Mttlhellunge» benutzt wird, eine Zuschrift aus Wien, di« um so bemerkens- wcrlher ist. als sie sich als auS nächster Näh- ter Gasteiner Ereignisse kommend, einsührk Der „Oester reick sichen Corre sponte»;" ric Vertretung ihrer Miuheiluiig überlassend, theilcu wir dieselbe, wie folgt, mit: „Tic Tage der Kaiserbegegnung in Gastein sind vorüber; aber den Ttieilnchmern und Zeuge» des dort erneuerle» Freund- schastsbundcs zwischen de» Herrscher» zweier inächttger Staalen werde» diese Tage nicht so kickt an- drin Gedächtnisse lchwinoen; den» es knüpft sich an diele Enterv:ie eine gioße polnische Be deutung; ja man kann kill», sage», dass die Geschicke ganz Europas an denselben iuteressirt sind. Was iii Kistlnge» durch die Eons- reiize» der beide» leitende» Staatsmänner Oesterreichs und Deutschlands besprochen und cingeleitet wurde, das erhielt in Gasiein Bekräs- tiguiig und Legalisirung durch die Monarchen selbst und io war den» die Enirevue kein bloß.'r dmiastischer Höjlichkcitsact, sondern der äussere Abschluß ei» es »och weit intim er sich gestaltende» Freundschaft obündiiisses zwilchen Deutsch land und Oesterreich und damit eines sür alle Staate» Europas lwchbedeulsamcn Ereignisses. Wir glaube» nicht sedt zu gehe» iu der Annahme, daß es sich bei den Eoiisercnze» zwilchen Bismarck und Kalnoky in Bad Kistingen und bei der unter so außergewöhn liche» Auspicien und der Tdeilnahnie der leitenden Staatsmänner »»d ihres diplomatischen Stabes s.aitgehablc» Kaiserbegegnung in Gastein um die Erneuer uiig des deutsch.üsterretchi- scheu Bündnisses gehandelt hat und daß diese Erneuerung diesmal in viel concreterer und aus bestimmt- politische Ber- hältnisse Bezug nehmender Form ersolgt ist. W r haben dies- mal nicht blos eine» mündliche» Jdeenauslauich der leitende» Staats männer und eine sichtbare Bekräftigung der intime» Beziehungen zwischen Deuijchland und Lesterreichdurch die herzliche Begrüßung ihrer Herrscher vor »ins, jo »der» den Abschluß gegenseitig bindender Abmachungen» die sich aus die politische Lage in der nächste» Zeit beziehen und die auch die Uuterschrist der beiden Monarchen tragen. In welcher Weise sich diese Abmachnngen erstrecke», entzieht sich unserer Beuriheilnng, nber wir erblicken in denieibe» jedenfalls ein« noch engere Aiinähcrung Deutsch lands und Oesterreichs und ihrer Politik, die bisher vorzugsweise aus Erhaltung de» Friedens in Europa gerichtet »vor und auch in Zukunft sich daraus erstreckt. Dar», liegt aber auch dos Erfreuliche für die Völker de» Habsburger Reiches wie DculschlaudS und dcS- halb begrüßten sie auch die jüngste Entrevue Mit solider ans- richiigen Freude und Sympathie, wr.l sie in derselben ein Symbol des Friedens erblickten." Ter Berliner Correspondent dcS .Standard" be richtet seinem Blatte über eine Unterredung, welche er mit eine», hervorragenden Diplomaten Halle. Die diesjährige Zusammenkunft der beiden Kaiser und ihrer leitende» Minister überlrisst nach der Ansicht desselben ulle vorangegangeuen, mit Ausnahme der des IahreS 1870. Zweck der Begegnung sei gewesen, aller Welt zu zeigen, daß das Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich so unerschüllert vastebe, wie je zuvor. WaS aber die Wirkung angehe. so werde Rußland wieder encfen Anschluß an die beiden Mächte suchen, während Frankreichs Intriguen gegen Deutschland der Voten ent zogen würbe. Außerdem wären in Gastei» gewisse Puncle, welche in Kissingc» beschlossen wurden, ratisicirt. Es wären namentlich drei. Tie Gereiztheit Rußland- über den Verlaus der bulgarischen Frage habe sich hinlänglich in der Batu»:- Angelegenhcit gezeigt und sie fei besonders gegen Oesterreich so groß, daß die panslawistischen Zeitungen oste» Krieg gegen das Nachbarrcich predigten. ES sei freilich wahr, daß sowohl der Zar. wie Herr von GicrS, sich wiederholt gegen einen Krieg ausgesprochen hätten und sie seien mächlig genug, die kriegerische Neigung der Panslawistenpartei zu unter drücken. Der deutschen Diplomatie sei es gelungen, wieder gute Beziehungen zwischen Oesterreich und Rußland herzu- stellen, was durch den Besuch des österreichischen Erzherzogs in Peterhos offen besiegelt wurde.. Die ossicielle» Beziehungen zwischen ven drei Reichen seien jetzt in der That vortrefflich, aber man dürfe nicht vergessen, daß die Volksstimmung sowohl in Rußland, wie in Frankreich fortdauernd anli-österreichisch und anti-deutsch wäre und ei» Bündniß zwischen dem Zaren und der französischen Republik verlange. „Diese Ausbrüche der Volksftimmung in Rußland und Frank reich bilden den zweiten Punkt der Kissinger Besprechungen. Die geaeuwärtiae Lage in Frankreich, sowohl in mitnairiicher wie finan zieller Hinsicht, icheinl einen Krieg gegen Teuttckiland nnlhuiilich zu machen. Aus bester Quelle weiß ich, daß Fürst Bismarck erst »euer- drngs gesagt hat, daß er niemals Frankreich den Krug erkläre» würde, selbst wen» der fraaz-fische EtzannüttlmuS sich »ach wilder gekehrte» sollte, als jetzt. Im Gegentheil würde er Alles ausbieteu, um eine» Krieg so lange als möglich zu vermeiden. Der brüte Punct iu der Besprechung der beiden Kanzler bezog sich aus den Mniisterwcchlel in England. Ls ist vollkommen wahr, daß fedes Tory- mlnistcrium dem Fürsten Bismarck genehmer ist. als das beste Whig- Cabinel. Ich glaube nicht, daß ein formeller Vertrag mit England abgelchloste» werben wird, aber die Beziehungen zwischen kun mel Mächten werde» einen so intimen Eharakter tragen, daß Rußland es gerathe» finden wird, überall Frieden zu halten. Zn dem Ende wünscht Fürst Bismarck gleichfalls die Beziehungen zwischen den verjchiedeiie» Balkanstaate» enger zu gestalten. Auch ein englisch- türkischcs Abkommen hält Fürst Bismarck für höchst erwünscht. Der Sultan besitzt nach immer eine halbe Million tapferer Soldaten, aber er braucht Geld, um dieselben den Armeen der anderen Mächte ebenbürtig ausznrüste». Würde England die nöldige Äeldnnler- stützung liefern, so würde es sich dadurch eine Armee von einer bolbc» Million Mau» oeischasfe», so daß Nußlond eS nicht wagen würde, sich in gesährlickie Kri g.ziige gegen die asiatischen Besitzungen Englands oder der Türkei einzulassen." Es mag nicht alles gieichwerlhig sein, was der hervor ragende Diplomat dein Berichterstatter gesagt hat. Wir gebe» aber diese Mi!lhcil»»gc» zur weitere» Kennzeichnung der Lage. . * * * Die österreichische» Pilger haben ans ihrer Fahrt nach ter Giollc von LourdcS. wie die bclgi'chen kalholisehe» Blätter bedauernd berichten, i.i Frankreich keine wohl wollende Ausnahme gesunden. Ans dem Bahnhose von Pcrrache wiuden sie bei ihrer Ankunft mit den Rusen: .Nieder mit Len Oesierreicher»! Schafft die Deutsche» fort!" em pfangen. Die Pilger, die meist VeS Französische» nicht mächtig sind, gerielhei, in volle Verwirrung. La die Notksmasse immer drohender wurde. Erst als die Polizei sich cnlschtoß, drei Schreier sestzunehme», trat Ruhe ein und die Pilger konnten die HclclS i» Lyon anjsnchcii. * Die ungarische historische Gesellschaft hat der mit der Veranstaltung der Ofener Jubelfeier betrauten städtischen Eoninnssio» »utgclheilt, daß auch ein Porsahr deS Fürsten BiSmarck an den Kämpfe», die zur Wieocrervberung OscnS slihrtcii, theilgenoiiiiucn habe. ES war dies ein Major v. Bismarck, welcher ii» kursürstlich Branbenbnrgischen Regiment, Commanbalit Oberst Belting, diente und am 3. Aligust veriounvel wurde. Da der hauplsiäblischc Mnnicipal- Ansschuß angrcrvnel hat, daß alle jene Familien, deren Vor fahren den geschichtlichen Quellen zufolge au den Kämpfen tb,-ilgenomuleil hatten, zu der bevorstehenden EcinnerungL- - «!.*:, »'„geladen '.re,de> sotlcitz wird nun auch a, den Reichskanzler Fürsten BiSmarck em EittlaSungSschreibeu ge richtet werden. * Der „Rheinische Kurier" tritt sür eine internatio nale Bekämpfung beü Anarchismus ein und schreibt: „Schon hat ta-S Amsterdamer „Dagblad", durch die dortigen blutigen Straß-,ikämpse erschreckt, wahrscheinlich ans Inspiration des Ministerinins Heeinskerk, die Forderung einer internationale» Gesetzgebung gegen den SecialisiiinS ausgestellt. Unseres Dafürhaltens kann c-S auch nicht anübteiben, daß i» Kürz« sich die Eulturslaateu zu einer gemeinsamen Erweite rung ihrer Strafgesetzgebung i» dem Einne verständigen, wie er dem vierten Abschnitte deS zweiten TheilcS unseres ReicdS- SlrasgcsetzbucheS („feindliche Handlungen gegen besreunvcte Staaten") zu Grunde liegt und daß sie zugleich die Auö- liei'erungsvflicht weiter ansdebne». AIS vor f'üns Jahren in unseren, Reichstage über die Auslirjerungsverträge dcbattirl und dabei auch der Erinvrdniig deS russischen Kaiser» gedacht wurde, erkannte inan allseitig a», baß die geltende» internatio nalen Vereinbarungen der genügenden Sicherheit entbehren und daß vor Allein gegen Fürsteniuörder daS Asylrecht anshören müsse u»o es stellte damals der Abg. Winblhorst de» vv» allen Parteien »»terstützlcn Antrag: Der Reichskanzler möge aus eine Ver einbarung mit Vc» Regierungen anderer Staate» hinwirke», wodurch diese Staaten sich verpflichten, de» Mord oder Mord versuch an dem Oberlianple eines der Vertragsslaale», sowie die Verabredung und öffentliche Aussonderung zu diesem Ver brechen sowohl gegen ihre eigene» Angehörigen, al- auch gegen die in ihrem Gebiete sich aushalkeneen Fremde» mit Strafe ,» bedrohen und Ausländer, welche das bezeichnete Verbrechen begangen haben, a» de» Staat, in welchem dasselbe verübt worden, auszulicsern. Mit Vieser engen Begrenzung aus den Fürstenniord allein wäre aber dem dringenden Bedürfnisse nicht genügt; es müßten vielmehr den schweren Gefahren dcS Anarchismus gegenüber in eine solche Vereinbarung alle revo lutionären Bedrohungen dieser Partei »>it Insurreclion, Er mordung der Beamten und dergleichen mehr milinbegriffen sei», da gegen die rvlhe Internationale auch »ur internatio nale Verständigungen der europäischen Staalsregierungen Abhilfe zu schaffe» vermöge». Wir zweifeln keine» Augen blick daran, daß wir baldigst von Verhandlungen der Cabinele in diesem Sinne hören werden." * DaS Organ de» rumänischen Ministerpräsidenten Bratiano erklärte dieser Tage, daß die Kriegsgefahr sür eine geraume Zeit beseitigt sei. nachdem sich Deutsch land, Oesterreich, England und Italien in dem Gedanke» begegnen, die kriegerischen Sendenzen Rußland» und Frank reich« abzuwehren. Diese ossiciöse Bukarest-r Meldung erhält eine gewisse Bedeutung durch einen ossiciöse» römi schen Brief, in der Wiener „Politischen Eorrcspondenz", wonach die italienische Regierung über Alle-, was i» Gastein verhandelt und beschlossen wurde, genau unterrichtet ist und fich damit in voller Uebercinstimmung befindet. * Die Erfahrungen, welche man in Griechenland an läßlich ver jüngsten Kriegsbereitschaft gemacht hat. habe» die Allsinerksainkeit der competente» Kreise auf die Nothwendig- keit verschiedener Resornic» gelenkt. Wiener Blättern zufolge soll eine vollständige Ilingestaltung der Reserve der aclive» Armee und der Territorial Armee erfolge», und zwar in der Richtung, daß einige Tage nach der Mob>lisiru»gS-Ordre die gefaminle Armee zur Verfügung liehe» sell. Um die Armee von zahlreichen ihr zugewiesenen Dienstleistungen zu enthebe», soll der Effectivstand der Gendarmerie verkoppelt werden. Die betreffenden Auslagen sollen zur Halst« von den Ge meinden bestritten werten. * Ja Stzanie» machen sich wieder Umtriebe der Zoril- listen und Carlisten bemerkbar. Zorilla hat sich von Paris »ach der Pyreaäengrenzr begeben, um einer Emigrantender« sainmlung z» präsitürc». unv au- Catalonien. wo ohnedies die Gemüthcr gegen die Handelspolitik deS CabinetS erregt find, wird fetzt eine cartinische KunSgedung gemeldet. daS erste Lebenszeichen der Carlifteu seit dem letzten Bürgerkriege. In Sampedor und in ver altra BischosSstadt Mauresa, wo ein katholische» Casino besteht, welches siir die Sache deS Don Carlo» schon früher erfolgreich lhätig gewesen, sind Mitglieder de- Casinos durch die Gaffen gezogen und haben „Carl VII." hochleben lasten. * Der Generalverwalter de» CongostaateS, Jansten» hat ein Decret erlassen, durch welches die Competenz und da» Verfahren der dortigen Gerichte in bürgerlichen und com- merziellen Sachen geregelt wird. Dasselbe ist mit dem 1. Juni in Kraft getreten. — Mit Zustimmung deS PapsteS wird am l. Oclober an der katholische» Universität Löwen ein Seminar zur Ausbildung von Missionaircn für die belgischen Congostationen eröffnet. * Einer vom .Newyork Herold" veröffentlichten Depesche aus der Bundeshauptstadt der Bereinigten Staaten zu folge bat die mexikanische Regierung die geplante Errichtung eines Legationsgebäudes in Washington bis zur Beilegung der durch den Fall Cutting entstandenen Schwierigkeiten ver schoben. — UcbrigenS bestreiten die amerikanischen Bunde»« militairbehörden, daß im Zusammenhänge mit der Affaire C »lliiig Truppenbewegungen stattgefunden haben. Es heißt, daß viele in Mexiko ansässige' amerikanische Bürger nach TexaS übersiedcln. Eine Depesche auS El Paso besagt, daß die Aufregung im Nachlassen zu sein scheine, dagegen wirb vom Avlcrpaß in TexaS gemeldet, daß im Distrikt Pie dras NearaS mexikanische Truppe» zusammciigezogen werden. Einem Telegramm auS Laredo. TexaS. zufolge stehen in Monterey und Sattillo fünf Cavallerie- und dre« Infanterie- regimentcr. Ällgtincine Altenburger Landesausstellung. —^— Alte »bürg, 14. August. In Würdigung de» Umstandes, daß Ausstellungen von Erzeugnissen der Kunst und deS Gewerbes ei» vorzügliches Mittel zur Hebung und Förderung von Kunst und Gewerbe sind, haben sich die Mitglieder des Gewerbe-, sowie deS itunstgewerbcvereins in oorpur« an der Landesausstellung be- theiligt und haben — ein jeder Verein für sich — sogenannte Eolllciivausstellungen geschaffen, die so umfangreich sind, daß sie di« Seitencojen de- linken Flügels der großen Industriehalle säst ganz sür sich beanspruchen. Die Ausstellung deS KunstgewerbeveretaS mnsaßt einen Salon, ei» Bad, eine Küche, ein Herren-, ein Damen-, ein Wohn-, ein Speise- und zwei Schlafzimmer. Ter Gewerbeveretn, der zu der gegenwärtige» Landesausstellung die erste Anregung gegeben» bat es sür seine Pflicht gehalten, ans seine Kosten von seinen Mit glieder» eine berrschastüche Zimmereinrichtung ansertigen zu lassen und diese als „llolleetioanSstellung des Gewerbevereins der große» Industriehalle zu überweisen. Zu ihr gehört ein Herren-, ein Speise-, ein Dame»-, ein Schlafzimmer und ein Salon. Man weiß nicht, welcher von diesen Huus- und Zimmereinrichtungen der Vorzug zu gebe» ist. Kommt ein jung verliebtes Pärchen und be trachtet die schönen Rüiimr, so wnnschei! sie sich wohl das freundliche Wohnzimmer» wirthschas.'lich gesinnten jungen Hausfrauen gefällt die Küche am beste», wührend verzogene Puppchen sür das Damen- zimincr oder gar für de» Salon schwärmen, alten Hagestolzen dagegen geht das Herrenzimmer über Alle-. Wer auch in der Nachtzeit eine» anheimclnden Raum bewohnen und nicht blos mit einem Alkoven sürlieb nehmen möchte, besten Wunsch geht dahin, in einem dieser Schlafzimmer die Zeit verträumen, vielleicht auch stille Sorgen seines Herzens leichter hier verschlafen zu können. Und warum führen wir alle diese Beobachtungen, di« sich täglich häufig wiederholen, an dieser Stelle an? Doch nur, um damit zu beweisen, daß die Herren, welche durch ihrer Hände Arbeit diese Haus- und Zimmereinrichtungen schufen, in jedem einzelnen Falle das Richtige getroste» haben Nicht unser eigenes Unheil stellen wir daher obenan, sonder» die Kritik Derjenigen, in deren Ties- iuncrstem das BeLürfniß »ach Dem oder Jenem festgewurzelt ist und deren größter Herzenswunsch aus eines sich erstreckt, was dem Auge hier geboten ist. Aber was das Beste bei Alledem ist, da- ist die Thatsache, daß hier nicht allein sür da- Auge gearbeitet worden ist. Reuleaux' ge rechtes Unheil von der Philadelphia«!: Ausstellung: „Wir Deutsche arbeiten billig und schlecht!" Das findet hier keine Anwendung, wenigstens nicht in seiner letzte» Hälsle. Denn soliden, dauerhostea Einrichtungsstücken begegnet man in diesen Räumen; trotzdem kann man von den meiste» behaupten, daß sie zu Hauptobjecten künst lerischer Gestaltung geworden sind. Man braucht nur die Tischler». Holzbildhauer-, Drechsler-, und Schtosserarbeiten zu prüfen, und man wird vergeblich nach den überkrästigen Formen der Barock zeit, wie auch »ach den überzierliche», gewundenen und geschnörkelten Forme» des Rococo suche». Die Fournirung ist, wo es geboten war, überall verdrängt; das Massive, hin und wieder mit Holzintarsien versehen, herrscht durchgehend- vor, and bei aller Einfachheit macht sich doch nirgends Schmucklosigkeit breit. Wir wünschten, daß der unjeri» Berichte zur Verfügung stehende Raum uns gestattete, an jedem Tische, jedem Schranke, jedem Spiegel, jeder Thüruiiirahmung, jedem Buffet, jeder Decken--oder Wandvertäjelung, jedem Sessel oder jeder Bettstelle die ausgestellten Behauptung» speciell beweisen zu können; zur Ehre des Altenburger Gewerbe- und Knnstgcwcrbc- standeS würden wir das mit Freuden thun, aber aus naheliegenden Gründen müssen wir uns begnügen, die Namen der Männer zu nennen, welche hier thatkräslig mitgeholsca haben, zwei solche TolleclivauSstelluiigkii zu Stande zu bringen. Von den Tischlern sind dies die Herren Etzold, IunghannS, Kresse, Werner, Müller. Jaip-r, Hesse, Knall, Hahmann, Schmidt, Keilich, Gleißner, Heinicke, Kühn, Reuter, Salzbrenncr, Adam und Walter-Ronneburg. „Das Werk ehrt de» Meister." llitterstutzt sind sie geworden von de» Sattlern und Tapezierern: Krahnert sou. und zuv" Kurze. Misselwitz, Karl Müller und Hermann Müller. In, Gewerbevercin ist die herrschaftliche Zimmereinrichtung »ach dem Entwurf und nach Zeichnungen des Architekten Arwed Roß bach in Firma Bauer L Roßbach, Leipzig-Alter barg, ausgesührl; im Kunstgcwerbevecei» ist dagegen meist nach eigenem Entwürfe oder nach Zeichnungen des Baumeisters Frenzel-Altenburg ge arbeitet worden. Ton sind als Leiter sür Ausführung und Anord- nuiig der Eollcctivausstrlliiiig Baumcistcr Knall und Hossattler Kurze tkätig gewesen, und im Kttnstgewerbeverein sind als Leiter und An ordner der letztere Herr, wie anck^ Professor Löbe zu nennen. Ta auch der prächtigste Hausrath allein nicht vermag, einen Raum angenehm zu gestalten, wenn nicht Decken und Wände ent sprechende Gewandung tragen, so wurden die Bildhauer Sünder und Lucke mit de» Stuckaturarbeitcn und die Maler Kratzsch, Wittber L Jacob, Enke, Herniann Heiland und B. Gustav Heiland mit der DccorationS- und Fenstermalerei beaustragl. Alle übrigen AusstattungSqegenstände, die zu einer vollständigen Zimmer- oder Hauseinrichtnng unbedingt gehören, übergehen wir, weil wir darunter nur vereinzelt eigene», Fabrikat begegnen, und gedenken am Schlüsse des heutig'» RescrotS nur noch des Herrn K. A. Seifert-Wurzen, au- dessen Fabrik die Kronen, Kronleuchter und Anipelo stammen, »oelche dielen Zimmern zur größten Zierde gereiche». Der Fabrikant hat sich mit ihnen auf der Altenburger Landesausstellung «inen guten Namen gemacht, indem unter Anderm auch Sc. Hoheit der regiclcnde Herzog zu wiederholten Mole» der betreffende» Gegenstände lobend Erwähnung that.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite