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Dresdner Journal : 08.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189905080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-08
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 08.05.1899
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vei««»prei»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark S0 Ps., bei den kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer halb de» Deutschen Reiche» Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern. 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Au-nahmc der Sonn- und Feiertage abend». Fernspr.-Anschluß: Nr lL-L ÄMMl. AnkündigungSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. 1LS» O105 Montag, de« 8. Mai abends. 18SS. Amtlicher Teil. Dre-dt«, 8. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal-Ver änderungen in der Armee zu genehmigen: GWere, Fähnriche «.s.w. Im aktiven Heere. Den 4. Mai 189». v. Haugk, Oberst und Kommandeur des 1. Ulan.- Regts Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oester reich, König von Ungarn", zur Vertretung des be urlaubten Kommandeurs der 2. Kav.-Brig. Nr. 24, Frhr. v. Stein zu Lausnitz, Oberst-Ltnt. beim Stabe des 2. Königin Hus.-Regts. Nr. 19, zur Vertretung des Kommandeurs des 1. Ulan.-Regts. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn" — kommandirt. Beamte -er Militär-Verwaltung. Durch Allerhöchsten Beschluß. Ten 39. April 189». Jahrow, Stabshoboist des 10. Jnf-Regts. Nr. 134, der Titel „Königlicher Musikdirigent" verliehen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem kaufmännischen Direktor bei den Freiherr lich von Burgkschen Kohlenwerken im Plauenschen Grund bei Dresden, Friedrich Wilhelm Küttner in Burgk, das Ritterkreuz 1. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Rechnungsrath a. D. Kießling, bisher Topograph vom topographischen Bureau der Zentral- Abth. des Königl. Sächs. Generalstabes, das Ritterkreuz 2. Klasse des Älbrechts-Ordens zu verleihen. Dresden, 3. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bürgerschullehrer und Direktor der Fortbildungsschule in Reichen bach i. V. Karl Otto Arlt und dem Bürgerschul oberlehrer Konstantin Richard Flade daselbst das Verdienstkreuz zu verleihen. Wekanntrnachung, die Auszahlung der am 1. Juni 1899 fälligen Zinsen der Staatsschuld betr. Tie am 1. Juni 1899 fälligen Zinsen der 3^ Partialobligationen der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie von 1839/11 werden vom 15. dieses Monats au gegen Rückgabe der zahlbaren Zinsscheine ausgezahlt. Tie Auszahlung geschieht bei der Staatsschulden kasse in Dresden und der Lotterie-Darlehnskasse in Leipzig, sowie bei den Bezirkssteuereinnahmen in Pirna, Großenhain, Dippoldiswalde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzenberg, Flöha, Auerbach i. V., Marienberg, Oelsnitz i. V. und Kamenz, bei den Hauptzollämtern in Schandau und Eibenstock, bei den Hauptsteuerämtern in Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen in Roßwein (Roßweiner Bank) und Wald heim , WaldHeimer Bank), bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbank zu Frankenberg, bei der Neustädter Bank in Neustadt i. S. und bei der Dresdner Bank in Berlin. Dresden, den 5. Mai 1899. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. vr. Mehnert. D. Die Feuerversicherungs-Gesellschaft Thuringia zu Erfurt hat an Stelle ihres bisherigen hierländischen Vertreters, Alexander Camillo Töpfer in Leipzig, den Versicherungsbeamten Herrn Franz Hermann Grimm, und zum Stellvertreter desselben den Versicherungs beamten Herrn Karl Adolf Schwartzbeck, beide in Leipzig, bestimmt. Die Genannten sind von der unterzeichneten König lichen BrandversicherungS-Kammer bestätigt und vom Stadtrathe zu Leipzig für das ihnen übertragene Amt in Pflicht genommen worden. Dresden, den 5. Mai 1899. Königliche Brandversicherungs-Kammer. 4382 Or Haberkorn. Leonhardi. Graeonaage», versetz«»»«» rc. im öffentliche» Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Beim Finanzministerium. Pensioniert: Sekretär WolterSdors unter Verleihung des Prävikals „Rechnungs inspektor" und Sekretär Nitzsche. — Befördert: Krug und Schneider, zeither Burcauassistenten, als Sekretäre. Im GeschäftsbereichedeSMinifterinmSdesKulta» und öffentliche» Unterricht». Erledigt: die Nebenschulstclle an der zweiklassigrn Volksschule zu Herrenhaide b. Burgstädt. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: neben freier Amtswohnung 1400 M. Gehalt einschließlich 170 M. persön liche Zulage, 3 M. vom Küchendienst, 38 M. für Erteilung des Turnunterrichts und event. 60 M. der Frau des Lehrers für Handarbeitsunterricht. Gesuche sind unter Beifügung sämt licher Zeugnisse bis in die neueste Zeil bis zum 31. Mai bei dem Königl. Bezirksjchulinspektor Schulrat Or. Böhme in Rochlitz einzureichen — Zu besetzen: I. die vierte ständige Lehrcrstelle in Hartenstein. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen: 1000 M. Grundgehalt, 2S0M. unwider rufliche persönliche Zulage, SO M. für den Fortbildungsschul unterricht und 210 M. WohnungSgelb für einen verheiraietrn, ISO M. für einen unverheirateten Lehrer; II. die Nebcnschul- stelle in Niederhohndorf. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung mit Gartennutzung 1200 Mark Gehalt, 36 M für den Turn- und 72 M. für den Fort- bildungSschulunterricht; außerdem 72 M. an die Frau des Lehrers für den Handarbeitsunterricht, falls sie diesen erteilen kann. Bewerbungsgesuche um diese beiden Stellen sind unter Beifügung sämtlicher Prüfungs- und AmtSsührungszrugnisse bis in die neueste Zeit bei dem Königl BezirkSschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau bis zum 22. Mai einzureichen: — am 1 Oktober die ständige Lehrerstelle an der neugegründeten katholischen Volksschule zu Löbau. Kollator: das Königl. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterricht- DaS Minimalcinkommen von 1200 M erhöht sich vom erfüllten 25. bis zum 50. Lebensjahre des Stelleninhabers durch 8 Zu lagen aus 2700 M. Ueberdies wird freie Wohnung im neuen Schulhause und eine Entschädigung von 150 M. jährlich sür den Kirchendienst gewährt Bei Auswahl der Bewerber werden erfahrene Lehrer in mittleren Lebensjahren berücksichtigt. Ge suche um diese Stelle sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis zum 20. Mai bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Bach in Löbau einzureichen. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Krieges. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Len l. Mai IIS«. Gerlach, Bureaudiätar bei der Intendantur der I. Div. Nr. 23, zur probeweisen Wahrnehmung einer Sekretärstelle beim Kriegszahlamt befehligt. Nichtamtlicher Teil. Die Stellunft der Konservativen znr Sozialresorm. 6. 6. In der gegnerischen Presse ist wieder an läßlich der sozialpolitischen Erörterungen in den letzten Tagen vielerlei über die Stellung der konservativen Partei zur Sozialreform zusammengefabelt worden. Besonders diejenigen Richtungen, die es sich sehr lange überlegt halten, ehe sie in den sozialen Kurs eintenkten, den die Konservativen schon längst steuern, wollten nun die Meinung verbreiten, die Kon servativen seien überhaupt Gegner der Sozialreform, sie seien „GewaltpoUtiker", die nur in KonfliktS- plänen und in Flinten und Kanonen ihr Heil er blickten. Solchen Verdunkelungen gegenüber war es an gebracht, daß die konservative ReichStagsfraktion zur Sozialreform wieder einmal Stellung nahm, obwohl die« angesichts der klaren Aussprache auf dem Dresdner Parteitage bei einigermaßen loyaler Haltung der Gegner nicht nötig gewesen wäre. Hrn. Kropatscheck war die Aufgabe zugefallen, die Stellung der konser vativen Partei zur Sozialreform und insonderheit zu den verschiedenen sozialpolitischen Initiativanträgen zu zeichnen. Obwohl dies unseres Erachtens in sehr klarer und unzweideutiger Weise geschehen ist, haben die Darlegungen des konservativen Redners doch schon wieder zu Mißverständnissen Anlaß gegeben. So wird von einzelnen Seiten behauptet, durch diese Rede sei eine sozialpolitische Schwenkung der Kon servativen nach dem Standpunkte des Hrn. vr. Hitze eingeleitet worden. Das Gegenteil ist richtig. Wenn seit den Jahren, wo das ÖrganisationSprojekt, von welchem hier die Rede ist, zum ersten Male erörtert wurde, eine Meinungsänderung stattgefunden hat, so nicht bei den Konservativen, sondern beim Zentrum. Damals wurden von Hrn. vr. Hitze Arbeiterkammern, also einseitige, nur für Arbeiter berechnete Gebilde, vorgeschlagen, heute wird die Errichtung von ArbeitS kammern beantragt und der Antragsteller interpretiert diesen Antrag ausdrücklich dahin, daß damit gemein same Organisationen für Arbeiter und Arbeitgeber geschaffen werden sollen. Ferner hat Or. Hitze im Gegensatz zu seiner frü heren Ansicht, ausdrücklich zugestanden, daß die Be zeichnung dieser Gebilde statt Arbeitskammern auch Jndustriekammern lauten könnte, womit in der That der Befürchtung, diese Organisationen würden später auch auf die Landarbeiter ausgedehnt werden können, jeder Boden entzogen ist. Zudem ist grundsätzlich von konservativer Seite — auch von Hrn. vr Kro- patscheck — daran festgehalten worden, daß der Aufbau dieser Kammern von unten herauf, also ähnlich den Handwerkskammern und Knappschaftsorganisatwnen, berufsweise erfolgen müßte, um überhaupt lebens fähig zu sein, und daß bei solchen organisatorischen Unternehmungen in erster Linie zu prüfen sei, ob dadurch der Sozialdemokratie Förderung angedeihen könnte. Die Worte, die der frühere Abg. vr Klasing als Referent auf dem Dresdener Parteitag über die Sozialpolitik der konservativen Partei gesprochen hat, bezeichnen noch heute die Richtlinie der konservativen Sozialpolitik und diese Linie ist auch von Hrn. vr. Kropatscheck, als er dem Arbeitskammerplane freundlich sich gegenüberstellte, innegehalten worden. Hr. vr. Klasing äußerte damals: „Über eine Organi sation des gesammten Gewerbestandes läßt sich reden, aber nun und nimmermehr kann die konservative Partei ihre Hand bieten zu einer Organisation der Arbeiter, abgesondert von den Arbeitgebern. Die Industrie als Erwerbsgruppe organisieren, ist ein Gedanke, dessen Erörterung wir zugänglich sind; aber die getrennte Organisation muß in der konservativen Partei einen entschlossenen und entschiedenen Gegner finden. ES ist überhaupt vom konservativen Stand punkte auS als ein Fehler zu bezeichnen, die Arbeiter loLzulösen von der Erwerbsgruppe, zu der sie ge hören Sie müssen zusammengehalten werden, zu sammengehalten bleiben mit der Erwerbsgruppe als Ganzes." Als besonderes Ziel seiner bemerkenswerten Rede hat Vr. Kropatscheck den Wunsch bezeichnet, die Zen trumsanregungen aus der bloßen akademischen Er örterung im Reichstage auszuscheiden, also der sozial demokratischen Fruktifizierung zu entwinden und sie einer Kommission zu überweisen, wo eS darauf an kommen wird, den Sachen praktisch ins Gesicht zu schauen. So wie die Anträge eingebracht waren und behandelt wurden, konnte deren ausgedehnte parlamen tarische Erörterung nur Wasser auf die sozialdemo kratischen Mühlen liefern; es war daher dankenswert von dem konservativen Redner, daß er gerade diese Ausgabe der Kommission, praktisch und nicht agitato risch zu arbeiten, in den Vordergrund gerückt hat. Freilich stimmte Hr. vr. Kropatscheck darin dem Hrn. v Kardorff zu: einen großartigen Erfolg von der Errichtung der Arbeitskammern verspreche auch er sich nicht. Ten Sozialdemokraten, die sich wieder tinmal in der Behauptung gefielen, alles das, was bis jetzt zum Wohle und zum Vorteile der Arbeiterschaft ge leistet sei, sei aus Angst vor der Sozialdemokratie geleistet worden, sagte der konservative Wortführer einige sehr derbe Wahrheiten; er hielt ihnen vor, daß alles, was bis jetzt zu Gunsten ber Arbeiter geleistet worden, gegen die Sozialdemokratie erreicht worden ist. Ferner wies er zutreffend darauf hin, daß, lange ehe die Sozialdemokratie noch eine Partei war, vor der überhaupt man Angst hätte haben können, schon im Reichstage die Konservativen gemeinsam mit dem Zentrum bemüht gewesen sind, zum Wohle und im Interesse der Arbeiter gesetzgeberische Anregungen zu geben. In dieser Weise wird die konservative Partei un beirrt weiterarbeiten, getreu ihrem Programm und auf dem Boden der Allerhöchsten Botschaft vom Jahre 1881. Auch der Staat in seiner Gesetzgebung und Verwaltung, die Schule und auch die Kirche mit ihrer gewaltigen, die Gemüter beherrschenden Macht haben alle gemeinsam zu arbeiten an dem versöhnenden Werke. Aber die Versöhnung ist nicht denkbar ohne den Kampf gegen alle diejenigen, die unseren Staat, unsere Gesellschaft, unsere Kirche in der Weise be kämpfen, wie es die Sozialdemokratie thut. „Darum können wir", so schloß der konservative Wortführer seine Rede, „zu einer besseren Gestaltung unserer sozialen Verhältnisse nur dann kommen, wenn wir in der einen Hand das Schwert und in der anderen die Kelle haben, um abzuwehren und zu arbeiten. Ich hoffe, daß dazu unsere Bestrebungen, friedliche Organi sationen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu schaffen, auch etwas beitragen werden." Tie Reichstagswahle« von 1898. Vor einigen Tagen ist der zweite Teil der Statistik der Reichstagswahlen von 1898, der im Kaiser!. Statistischen Amte bearbeitet worden ist, dem Reichstage übersandt worden. Er enthält eine Zu sammenstellung der Wahlergebnisse nach der Größe der Orte. Die Orte werden zu diesem Zwecke in drei Klassen geschieden, in solche, die nicht mehr als Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 6. d. Mt».: „Orpheus und Eurydike." Müsikdrama in drei Akten. Nach dem Französischen des Moliöre von I. D. Sander. Musik von C. W. v Gluck. In der Reihe der Vorführungen Gluckscher Opern, mit denen die Hoftheaterleitung den Wünschen nicht der schlechtesten Musikfreunde entgegenkommt, ist auf die beiden „Iphigenien" am Sonnabend der „Orpheus" gefolgt: auf die beiden Werke des Meister», in denen seine Reformen zur Vollendung gelangt sind, dasjenige Werk, in dem er diese mit kräftigem Anlauf eingeleitet hat. Hier leuchtet sein Ideal einer wahrhaftig dramatischen Musik zum ersten Male durch; hier ist der Kampf gegen die Aus wüchse der italienischen Oper entschieden ausgenommen, wenn auch noch nicht so konsequent durchgeführt wie in dm späteren Schöpfungen. Die Strenge de» dramatischen Ausdrucks, die Schärfe der deklamatorischen Ausprägung wird hier öfter al« in einem der nachher entstandenen Werke von einer Freude an der Melodie durchbrochen, die neben jenem bewußten Widerstand de« Komponisten gegen den italienischen Opernstil noch einen Rest unbewußter Ver bindung mit demselben bezeugt. „Trat die Gewalt de« dramatischen Moment«, repräsentiert in dem Chor der Höllengeister, al« ein völlig neues, unerhörte« in die da malige Opernmufik ein, so klangen hingegen au« Orpheu«' Munde noch die süßen, weichen Töne der neapolitanischen Schule." lieber die vorgestrige Aufführung, die Hr. Hagen mit großer Frische leitete, ist bei der bekannten Besetzung der drei Gesangsrollen wenig zu sagen. Frl. v. Chavanne bekundet ein sichere« Gefühl sür den edlen Stil und die wechselreichen Gefühlterregungen der Gluckschen Musik. Ihre Leistung, ausgezeichnet durch verständnisvoll« De klamation und musterhafte Aussprache, verbindet Streben nach Wahrheit und künstlerische Steigerung der Ausdrucks mit wirksamem Spiel. Der sehr lebhafte Beifall, den sie fand, war wohlverdient. Als Eurydike that Frl Bossen- berger in gesanglicher Beziehung ihre Schuldigkeit; al« Eros erschien Frl. Wuschke, die in der nämlichen Hin sicht befriedigte, abgesehen von der nicht gleichmäßigen Festigkeit der Tongebung. Der Chor und besonders das Orchester stützten in beisallSwürdiger Weise die Auf führung, zu der sich leider kein große« Publikum ein gefunden hatte. Für den Schluß de» ersten Akte» dürfte es sich empfehlen, daß Orpheus zu seiner Fahrt in die Unterwelt nicht in die linke Kulisse eilt, sondern unter Donner und Blitz auf nächstem Wege versinkt. P. Königl. Schauspielhaus. — Am 6. d. Mts.: „Der Veilchenfresser". Lustspiel in vier Akten von G. v M o s e r. — Am 7. d. Mt« : „Die Journalisten". Lustspiel in vier Akten von Gustav Freytag Wenn man den, wie der lebhafte Beifall deS gut gefüllten Hause« am Sonnabend bewies, noch immer wohlgelittenen „Veilchenfresser" im Zusammenhänge mit einem Gastspiel« aufgeführt sieht, so ist e« zumeist die Rolle de« schüchternen Liebhaber«, des ReferendariuS v. Feld, die hierzu Veranlassung giebt; diejenige de« Bonvivant, de» Husarenosfizier» Viktor v Berndt, bietet im Grunde genommen ebensowenig Gelegenheit zur Be- thätigung von Bonvivantqualitäten wie «ine andere, von gastierenden Künstlern gern gespielte Rolle: die de» Leut nant« Erich v. Felsen in Schönthan-Kadelburg» Lustspiel „Goldfische" Wenn Hr. Stahl vom Berliner Theater, für dessen hiesige» Gastspiel von Berliner Blättern aus in recht vernehmlicher Weise Stimmung gemacht worden war, sich vornahm, die Rolle de« Viktor v Berndt zu spielen, so geschah die« wohl in der Absicht, Publikum und Kritik zunächst davon zu überzeugen, daß er ein Künstler von vor teilhaftem Leußrren, von weltmännisch gewandten Allüren sei, der sich in d-r manchem Schauspieler recht unbequemen Uniform ebenso ungezwungen und sicher auf der Bühne zu bewegen weiß wie im freiere Bewegung gestattenden Zivillleid. Zur Entfaltung eines Naturells bietet die Rolle nur in bescheidenem Maße Gelegenheit. Man mußte daher die zweite Gastrolle des Hrn. Stahl, die des Konrad Bolz, abwarten, ehe man zu einem sichereren Urteile über seine Befähigung zur Nachfolgerschaft des Hrn. Paul gelangen konnte. Es ist gewiß kein Zweifel darüber, daß Hr. Stahl ein ungemein sicherer, flotter und vielseitig begabter Schauspieler ist; aber die un gewöhnliche künstlerische Erscheinung, die er nach allem, was man in diesen Tagen über ihn las und von ihm hörte, sein sollte, stellt er, nach der vorgestrigen und gestrigen Leistung beurteilt, nicht dar. Sein Bolz, der abermals große Gewandtheit und Beweglichkeit zeigte, litt beträchtlich unter der für diese Figur typisch ge wordenen Darstellungsweise, hinter weltmännischer Sicher heit, Eleganz und geistiger Ueberlegenheit die herzlichen und humoristischen Elemente, die der Dichter in Fülle und mit bezwingender Kraft in diese Gestalt gelegt hat, zurücktreten zu lassen. Dazu gesellte sich al« weitere« Zeichen dafür, daß Hr. Stahl den Geist der Rolle nicht bi« in Einzelheiten erschöpft, die outrierte Art seine« Sarka«mu«, die namentlich in der Scene mit dem Obersten Berg, nach Beendigung der Wahlschlacht, ver letzend wirkte; auch die feine Stimmungsmalerei bei der ersten Wiederbegegnung mit Adelheid Runeck kam nicht zu voller, warmer Wirkung, sie war theatralisch gefärbt, in« Weichlich-Sentimentale gezogen, was zu der ganzen Anlage der Figur im grundsätzlichen Widerspruche stebt Mit Lob zu bedenken ist die sichere Art, mit der sich der Künstler in dem fremdcn Ensemble bewegte; da« Zusammenspiel mit unseren einheimischen Kräften war am ersten wie am zweiten Abend tadellos. ES ist an dieser Stelle de« öfteren betont worden, daß wir an unserer Hofbühne rin hervorragend tüchtige« Lastspielensemble besitzen Beide Vorstellungen legten hiervon erneut Zeugm« ab AuS der Reihe der in ihnen beschäftigten Künstler verdienen besondere Erwähnung Hr. Gebühr, der al« ReferendariuS v. Berndt (im „Leilchenfresser") wie als Bellmau« (in den „Journalisten") wieoerum gleich beifällige Probe seine« entwickelungsreichen Talente« ablegte. Auch Frl. Gasny bot an beiden Abenden liebenswürdige Leistungen dar: insbesondere zeichnete sie die Gestalt der Valeska v. Rembach mit feinen Linien und in großer Lebendigkeit. Wie immer be zaubernd war Frau Bast« als Adelheid Runeck Hr. Müller al« Oberst v Rembach wippte allzusehr in den Hüften; seine sonst gute militärische Erscheinung erhielt dadurch etwa« Unsoldatisches Zu tadeln ist die gutturale Sprache de« Hrn. Gunz (Prof. Oldendorf) Man ver stand den Künstler öfter« kaum, so störend machte sich diese üble Angewöhnung geltend W Dg«. Prüfungskonzert. Mit ihren zahlreichen Privat schülerinnen veranstaltete Frau Nina Falkenberg im Saale des Musenhause« zwei Tesang«prüsungen, die sich zu einem überraschend günstigen Bilde sür die umfang reiche künstlerische Thätigkeit der bewährten Lehrerin ge staltete. Von den Darbietungen der Sonnabend.Ausführung sind an erster Stelle die völlig konzertreifen Vorträge der Damen Ada Jahn und Jäger zu nennen lieber die schöne, klangvolle Sopranstimme und den echt musikalischen Vortrag de« Frl. Jahn, einer Nichte de« ausgezeichneten früheren Wiener Hofoperndirektors, ist gelegentlich de« letzten Konzerte« in der reformierten Kirche übereinstimmend günstig berichtet worden Die junge sympathische Künstlerin sang unter großem, allgemeinem Beifall die Arie der Marie „Wehe mir"' au« „Han« Heiling" und vereinigte sich mit Frl. Lohmann, die sich auch mit Einzclgesängen von Schumann und Piutti glücklich einführte, zu dem schwungvollen Dortrag einiger köstlicher Duette von Brahm« Frl Jäger, der man gleichfall« bei früheren
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