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r«. Sah»»«», -k. i«o Arrltao. « Aprll iss« »richiimISrtN: Nachrichten Trelde» gernsprecher-Lammelnummer: »di«t Rur lür NachigeiprLche: Rr. »voll «chrillleitung u. vauvIgeschSIIillr»«: Dreidcn - A. l, Marienftrabe S8/4» Gegrünöet 1KSS «e,ua»ae»ü»r vom I. »t« 1». «prll ISS0 bei lLnUch »wetmaliger Zustellung «re« H-m4 I.?« «N. Poslbejugevret« für Mono! «prll S.40MI einlchl. »s Plg. Poftgebüstr lohne Poll,ustellung»gebühr>. Sin,einummer 10 Big., auherhald Dresdens 1L PI«. «Njeigenvrelle: Die A,„eigen werden nach «oldmarl berechne!: die etnlpaliige so mm breiie Zeile SS Pig„ lür autmSrt» «o Psg. ffamilien- an»eigen und LieNengeiuche ohne Rabaii lt, Psg.. auherhaib iS Psg., die so mm breiie Reklame,eile sno PIg.. auherhaib r»<> Bim c»erlenaebsthr so Pia Au«wilrliae Siu'irLae gegen Borau«be»ahlung Druck n. Verlag: Liepich ck Nelcharb«, Treiben Pollicheil-lilo, lass Drcide» Nachdruck nur mll deuil.Quelienauoab« IDreSdn. Nachr.» zulSilig. Unverlangl« Echriliftücke werden nichl aulbewahri MVUk Sr« 2V Mberg prslisk 8Its8s 10 kmptohls msin onsclcannt vorrüglicho» in csichoc ^us«ahl in grolZsr ^usivsßl Oeksn und tterÄs kaust msn prsiswsrt lm k»ek>g«»«l>itktl LMStzMDWGE lnl, « keii-eck« El. r«lng«r»1>'. 44 ^»> » ^>«1 >»S Isenspe 'SM X»«,« V»,rpl»r, Koc-Nsnlsgsn cklle Seolbb«1el»h>a — XoNisn- unci QssNseci« l2e>„sei,esn<ck-0«e«n — ^esstrlsli» seht Geglückter Start Mit 65 Stimmen Mehrheit hat der Reichstag die Miß trauensanträge der Sozialdemokraten und Kommunisten ab- qelchnt und dem Kabinett Briining die Möglichkeit gegeben, durch erfolgreiche Arbeit sich seine wettere Existenz zu er kämpfen. Diese Entscheidung wurde gefällt nach dramatischen Stunden der Spannung, in denen das Schicksal der Regierung in den Händen der Deutsch nationalen lag. Sie. denen die Linke sooft vorwars. ihre Opposition beruhe nur aus unfruchtbarer Verneinung, haben in dieser NeichstagS- schlacht auf das glänzendste bewiesen, daß sie, wenn es die nationalen Interesse» erheischen, im positiven Sinne unter Zurückstellung schwerster Bedenken zu Handel» willens sind. So ist das Kabinett Briining im Grunde das Ergeb nis des Wtrklichkeitssinnes dreier Männer: des Reichspräsidenten Htndcnburg, des Reichskanzlers Briining selbst und des deutschnationalen Oppositions führers Hugenberg. Zustande gekommen ist die Negie rung, das verdient hier noch einmal sestgehalten zu werden, durch die starke Initiative HindrnburgS, der mit allen ihm versassungSmößig zur Beifügung stehenden Mit teln die widerstrebenden Parteien zwang, sich einer nicht koalilionSmäßig gebundenen Regierung nicht zu versagen. Dieser Negierung halte Hindcnburg die Ausgabe gestellt, die von ihm bet der Unterzeichnung des ?1o»ngpla»cs zugesagten Maßnahmen zur Rettung des Ostens und der vor der Kata strophe stehenden Landwirtschaft durchznsührcn, nötigenfalls mit Hilfe des Diktaturartikels 48 und der Reichstagsans- kösung. Er hatte sich in dem Zcntrnmsführer Briining den geeigneten Mann ausgesucht, der die schwierige Ausgabe im Kampfe mit den Parteien lösen sollte. Briining schien in mehrfacher .Hinsich« geeignet. Er war christlicher Ge werkschaftsführer. also durchaus befähigt, das Gegen gewicht gegen die nntcr dem scharfen sozialpolitischen Druck der freien Gewerkschaften stehende Sozialdemokratie zu bilden. Er ist ein Mann von wiederholt betonter konser vativer Staats« ussassung und deshalb dem Reichs präsidenten nahestehend. Und Briining ist, wie ein großer Teil seines Kabinetts, Frontkämpfer. Die Frontkämpfer generation tritt mit ihm zum erste» Male in den Brennpunkt der politische» Kämpfe, an denen sic solange, nicht gerade znm Vorteil unseres Volkes, nur stiefmütterlichen Anteil hatten. Der dritte Mann, der dem Kabinett in den Sattel verholfen hat, ist der dcutschnationale Parteiführer Hilgen berg mit seiner Partei. Diese Regierung befriedigt ihn, wie seine grundsätzliche Opposiiionsrede im Reichstage zeigte, inj nur sehr spärlichen Punkten. Aber die Not des Ostens und der Landwirtschaft war für ihn der Grund, kein Mittel der Hilfe unversucht zu lassen. Sv haben die Dcutschnationalcn den Mifttraucnsantrag der Sozialdemokratie abgclehnt, dadurch das Kabinett vor dem Sturze gerettet und eine positive Opp o s i t t o » s st e l l u n g bezogen. Sic wollen der Regie rung Gelegenheit zur Bewährung geben! Damit haben sic ohne Zweifel der Landwirtschaft einen sehr grossen Dienst er wiesen, der noch durch die geschickte Taktik, die sie in diesen Tagen verfolgt haben, sich wesentlich verstärkte. Denn durch die ursprüngliche Erklärung, das Kabinett abzulehnen, falls nicht eine Garantie für die gesetzliche Festlegung der Versprechungen Brünings getroffen wurde, haben sie er reicht. dast sich der Kanzler klug nachgebend t» aller Oesfcnt- lichkeit zu den Vorschlägen des ReichSernährungsmiuisterS Schiele bekannte. Hätten die Deulschnationalcn von Anfang an sich ohne Bedingungen zur Ablehnung der Mißtraucns- anträge bcreitgefunden, dann wäre es fraglich gewesen, ob sich die Regierung im Bunde mit den widerstrebenden Mittel- Parteien zu Hilfsmaßnahmen herbcigclasscn hätte, die mehr gewesen wären, als ein Tropfen aus dem Heiken Stein. Wir haben ja in den zehn Jahre» parlamentarischer Geschichte oft genug erlebt, wie die besten Gesetze auf dem Wege des Kompromisses entstellt und ihres Nutzens beraubt werden. Diese Gefahr ist zwar nicht ganz beseitigt, aber doch wesent lich gemildert. Brüning selbst hat jetzt sein Wort ver pfändet. Findet er bei der Durchführung dieser Maknahmen keine Mehrheit, so bleib' ihm immer noch die besondere Er mächtigung durch den Reichspräsidenten. Auf den Dtktatur- ortikel 48 hat Brüning auch in seiner letzten Rede noch einmal ganz vorsichtig angcspiclt Besonders dankbar für die positive OpposittonSstcllung der Deutschnationalen wird natürlich der NeichScrnährnngSminister Schiele sein. Er hat sie ja in erster Linie als nnnmgänglichc Rückenstärkung nötig. Ohne sie wäre er ein Mann, der ans einem verlorenen Posten einen nutzlosen Kampf aussicht Es ist zu begrüsicn, dast bis letzt der Artikel 48 nicht angewendet zu werden braucht. Einmal wäre es sehr zweifelhaft gewesen, ob sich Brüning, der seine Vergangenheit als Führer der politischen Mitte nicht abstretfen kann, ohne das Parlament zu den um fangreichen Hilfsmaßnahmen für den Osten und die Land wirtschaft verstanden hätte. Er selbst hat vor der Abstimmung sich ja g e g e n eine so weitgehende Anwendung des Artikels 48 ausgesprochen. Zum anderen aber darf man nicht vergessen, dast der Tiktaturartikel nun einmal das letzte Mittel ist. Man tut gut. es nicht ohne Not abzunützen und dadurch nur zwecklos Gegensätze zu vertiefen und Misstrauen zu säen. Es ist ja noch keineswegs geklärt, ob das Kabinett alle krisen hafte» Zustände unserer Wirtschaft auf parlamentarischem Wege lösen kann und ob dann nicht ankcrordentliche Nöte noch nicht verbrauchte außerordentliche Maßnahmen er fordern. Das Schicksal des Kabinetts ruht jetzt tn seiner eigenen Hand. Sei» Entstehen verdankt eS der Initiative Hinden- burgs und sein Bestehen dem klugen Entgegenkommen seines Kanzlers und der dcutschnationalcn Opposition. Das Fort bestehen der Regierung hängt davon ab, ob sie die Aufgaben, kste sie sich selbst gestellt hat, zu lösen vermag. Die «Älhivierigkciten sind groß. Nach außen bildet der fort währende Kapitalentzug durch die Tribute ein schweres Hernmnis für die angestrebte Sanierung der Wirtschaft. Nach tnnvn belastet die Arbeit der Negierung die Schlüssel- steklung der Sozialdemokratie tn Preußen, die sich namentlich bei der Durchführung des Htlssprogramms für den Osten störend bemerkbar machen kan» Eine harte Nuß itz auch die Sanierung der Finanzen, zumal das Kabinett das Firianzkompromtß der gestürzten Regierung übernom men hat. Wird die Regierung den Mut finden, ohne Angst vor der von sachlichen Bedenken unbeschwerten Agitation der Sozialdemokratie an die Ausgabenresvrm und an eine ge sunde Reform unserer sozialen Einrichtungen heranzugehen? Die Lösung dieser Ausgaben wird für das Schicksal des Kabi netts entscheidend sein. An Schwierigkeiten, wie die Ent scheidung über den polnischen Handelsvertrag und den Bau des Panzerkrcupers 8. sei in diesem Zusammenhang nur erinnert. Eine weitere Gefahr für das Kabinett Rrüntng bildet die politische Mitte s e l b st. Starke Kräfte drängen in ihr trotz aller Enttäuschungen bereits jetzt wieder zur Großen Koalition, in der die Parteien im Gegensatz zu dem gegen wärtigen Zustand die eigentlich Negierenden waren. Diese Sehnsüchte der Parlamentarier sind nur zu gut bekannt. Und so ist es kein Wunder, daß nach den Lockungen Breitscheids diese Kreise die scharfe Rede Hilgenbergs benutzen »m zu er klären, es sei ein unhaltbarer Zustand, daß das Schicksal der Negierung in den Händen der Deutschnationalen liege. Wird Brüning ohne Rücksicht aus diele Intrigen die ihm gestellten Ausgaben meistern? Wird er die neuen Wege, die Hindenburg wies, ohne nach rückwärts zu blicken, gehen? Von der Lösung dieser Probleme häng« nicht nur das Schicksal seines Kabinetts ab. sondern auch die größere Frage, ob der Versuch, die deutsche Staatskunst aus den Niederungen der Partcipolttik zu lichteren Höhen zu führen, ein allzu kühnes Unterfangen war. WkstMrerMreidiimtii beim RelMM« Vradtmvlckung unserer LerUuor Lolrrlktloltuug Berlin, K. April. Am Donnerstagnachmittag hat eine Verhandlung kerjeiiigen Fraktionsführer, die durch einen Minister im Kchbinett Brüning vertreten sind, stattgcsundcn. In dieser Sitzung wurde das Fiutiizprogramm der Neichsregierung beraten. Der Stenerausschuh des Reichstages soll sich schon am Frei tag mit diesem Programm beschäftigen. Wie eS heißt, bestehen gewisse Bcstrcbungc.'»,. ein Kompromiß zur Biersteuer und Umsatzsteuer herbeizirsühren. Die Regierung will, daß die TcckungSvvrlagen als Gesamtheit mit größter Beschleuni gung vom Parlament verabschiedet werden, möglichst noch tn der kommenden Woche. Die Fraktivnssührer der in der Re gierung vertretenen Parteien waren nun heute nachmittag zunächst zum R e ich s s i a n z m i n i st c r eingeladen, nach her zu einer Besprechung hinter dem Vorsitz des Reichskanz lers Brüning. Dabei unirde der Arbeitsplan eingehend besprochen. Die DeckungsUD'rlagen sollen sofort im Stcuer- ausschnß beraten werden, da»nit sie schon Anfang der nächst»'» Woche an das Plenum gelangen können. Das gleiche gilt von der Arbeits losenversicherung. die -rtzt im Sinne des unter dem früheren Kabinett von dem jetzigen Kanzler und dem demo kratischen Abgeordneten Meyer vorgcschlagenen Kom promisses geregelt werdet soll. Die Vorlagen über das A g r a r p r o g r a m m und t>ic Osthilfc solle» unver züglich an den Rcichsrat gelanget und innerhalb der vom Explosion in einer amerikanischen Az uerwerkssabrik 15 Lote und 80 Schwerverletzte Neuyork, 8. April. In der Fad rik für Fcuerwerks- körper in Devon (Pennsylvania^ ereignete sich ans unbekannter Ursache ein furchtbares Explosionsunglück. Fünfzehn Personen wurden getötet, achtzig schwer verletzt. Die Explosion war in einem Umkreis von löst Kilometer hörbar. Zahlreiche Villen in der Nachbarschaft der Fabrik sind schwer beschädigt worden. Die S^ergungsarbcitcn sind noch im Gange. Neun Tote sind bereits ans den Trümmern geborgen. Reichskanzler heute zugesagten Frist, nämlich noch vor den Osterferien, Gesetzeskraft erlangen. Der Reichskanzler hat den Parteiführer» gcgnübcr »och einmal daraus hingewicien, daß die Verabschiedung des G e s a m t p r o g r a m m S von der Negierung für selbstverständlich angesehen wird, daß also nicht einzelne Vorlagen verabschiedet, andere ver tagt ober verworfen werden könnte». In einem solche» Falle würde die Regierung gezwungen sein, doch von der Auf- lösungsordcr Gebrauch zu machen. Für den Fall, daß die parlamentarische Erledigung des Finanzprogramms nicht möglich ist. muß damit ge rechnet werden, daß aus Grnnd des Artikels 48 durch Notverordnung die Bierstcner und die Bcnzinstcuer in Kraft gesetzt werden. Nach dem bisherige» Programm soll der Reichstag bis zum 12. April zusammcubleiben. Er wird, falls nicht doch vorher eine Auslösung stattfindeu sollte, alsdann Anfang Mai seine Beratungen wieder aufnehmen. Die Reichsregierung wird von der Versicherungsanstalt für Arbeitslosenversicherung ein Gutachten über die Möglich keit von Einsparungen cinsordern. Es steht aber schon jetzt fest, daß eine Verminderung der Leistungen nicht eintreten wird. Man glaubt vielmehr, durch Reformen in der Verwaltung und durch größere Bewegungsfrei heit für die Arbeitsämter die Dcckungsschwierigkeiten zu ver mindern. EtnzMitm -um AbsltmimmskMbiils Berlin, 8. April. Das Ergebnis der Abstimmung über die Mißtrauensanträgc ist nach seiner endgültigen Fest stellung dahin zu berichtigen, daß nicht 252, sondern 253 Ab geordnete gegen die Mißtrauensanträge gestimmt haben. Als beurlaubt fehlten bei den Sozialdemokraten neun Abge ordnete. bei den Deutschnationalen zwei und bei den Demo kraten ebenfalls zwei Abgeordnete. Darüber hinaus haben sich an der Abstimmung nicht beteiligt bet den Sozialdemokraten 15 Abgeordnete, und zwar die Ab geordneten Beims, der preußische Minister Braun. Frölich- Thüringen, Graf, Graßmann. Hermann, Dr. HIlfcrding» Jäcker, Lübbring, der bisherige Reichskanzler Müller- Franken, Frau Pfttlf, Remmelc Baden, Schlicke, der bis herige NeichSwirtschaftSminister Schmidt-Berlin und Schreck- Bielefeld. Bei den Dcutschnationalcn haben sich an der Abstimmung nicht beteiligt die Abgeordnete» Dr. Bang, Haag und Soth. Bei den Demokraten blieb der Abge ordnete Le mm er der Abstimmung fern. Drei 0pstt«iner Explosion in Schweden bayrische «olk-vmt-i gratuliert Stockholm, 3. April. In der Stadt Skellestea erfolgte heute nachmittag eine schwere Explosion. Aus bisher un bekannter Ursache flog ein einer KanalisationSackllschast ge höriger Behälter mit Azetylengas tn die Luft. Drei Arbeiter wurden getütet, der Materialschaden ist bedeutend. «- Folgenschwere Explosion aus Java. Wie ans Tjevoc lOst-Java» gemeldet wird, erfolgte auf einem Pctrokumseld der Batavia-Petroleum-Mij eine heftige Explosion, diirch die sieben Arbeiter getütet und 11 schwer verletzt wurden. München. 3. Avril. Die Bayrische Volksparteikorrcipon- denz schreibt zur Entscheidung im Reichstage: Als Ganzes genommen, hat sich der Reichstag auf seine Aufgabe besonnen, indem er durch sein Votum der Negierung den Weg zu nor maler, verfassungsmäßiger Arbeit freigemackt hat. Das Waq- nis Dr Brünings ist geglückt. Dem kühnen Mut einer tat kräftigen Besinnung ist der verdiente Erfolg beschicken ge wesen, zu dem man den neuen Kanzler herzlichst beglück- wünschen muß Zum ersten Male seit langer Zeit ist wieder so etwas wie ein mitreißender Führerwtlte in »er deutschen Politik fühlbar geworden.