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WeißeritH-Ieilung .'U 10. November 1854. Änseratr mit' 8 Pf." fLr dk Ztikk berechne« in allen Ex peditionen an genommen. Freitag. Erscheint Dsenstagd und Freitage. Au beziehen durch alle Postanstal ten. Preis prd Quart. IvNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger «nd Landmann. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. , . . >7 i. i . > - ' .isi Noch ein Wort über die Sonntagsschule. In Nr. 87 der Weißeritz-Zeitung finden wir in einem Artikel die bittere, aber gerechtfertigte Klage, daß das herrliche Institut der Sonntagsschule, welches sich zum Anfänge seiner Begründung eines lebhaften Interesses er freute und deshalb zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, in der neuesten Zeit so unverantwortlich vernachlässigt werde. Bon tiefem Kummer darüber erfüllt, schließt der Verfas ser jenes Artikels mit der Mahnung sowohl an die Lehr linge, die dargebotenr Gelegenheit wahrzunehmen, als auch an die Meister, die Lehrlinge anzuhalten, daß das In stitut sich wieder belebe. . Leider wird mit einer bloßen Mahnung wenig oder gar nichts ausgerichtet sein ; sie wird verhallen und die Sonntagsschule noch wie vor leer bleiben. Zwang ist das einzige Mittel zur Wiederbelebung der Sonntagsfchult! Aber, wir ist dieser Zwang in Ausführung zu brin gen, ohne dem freien Willen des Einzelnen eine Schranke anzulegen? In dieser Beziehung ist eine kleine Stadt unseres Vaterlandes, viel kleiner als Dippoldiswalde, die man im Uebrigen nicht immer als Muster hinstellen möchte, mit einem trefflichen Beispiele vorangegangen. Dieselbe hatte ebenfalls eine Sonntagsschule in's Leben gerufen «nd zwar anfänglich mit dem besten Erfolge. Als jedoch das Institut den Reiz der Neuheit verloren hatte, da blie ben die jungen Leute weg und die Sonntagsschule drohte ihrem Untergang entgegen zu gehen. Der Stadtrath zerbrach sich den Kopf, wie demsel ben vorzubeugen, das Institut selbst zu heben sei. Da halfen ihm die Innungen aus dieser Verlegen heit. Dieselben hatten sich nämlich aus freien Stücken untereinander dahin geeinigt, bei Aufnahme von Lehrlin- gen den fleißigen Besuch der Sonntagsschule zur haupt sächlichsten Bedingung zu machen und keinen zum Ge sellen zu sprechen, der nicht den regelmäßigen Besuch der Sonntagsschule nachzuweisen ver möchte. Seitdem ist die dortige Sonntagsschule gefüllt, der Besuch derselben mit staunenSwerthen Fortschritten ge krönt, und eS ist eine wahre Lust, die trefflich ausgesührten Arbeiten zu sehen, mittelst welcher sich die jungen Zöglinge um die halbjährlich zur Vertheilung kommenden Prämien und Belobungsschreiben — letztere vom Ministerium er- Sheilt — bewerben, mit denen auch jedesmal ein gut Theil der Bewerber für ihren Eifer belohnt wird, Wie, wenn sich der hiesige Stadtrath ebenfalls mit den Innungen wegen der Sonntagsschule in Vernehmen sttzte und eine gleiche Vereinigung zu Stande brächte? Es ist freilich kein allzu gutes. Zeichen, wenn bei dergleichen segensreichen Instituten Zwang angewendet werden muß; aber er ist in der Lhat nöthig da die Er fahrung lehrt, daß ein Theil der junge» Lehrlinge, er freut, der Schule entwachsen zu sein, zu leichtsinnig ist, den Werth und Nutzen eines solchen Jnstitiutes zu er kennen, oder auch denselben nicht erkennen will; ein an drer Theil aber durch falsche Schaam voM Gebrauch dieses Institutes abgehalten wird. Zwingt sie nur erst zum suche der Sonntagsschule, — später, den großen Segen derselben anerkennend, werden sie euch'S danken! Tagesgeschichte. Glashütte, 7. Nov. 1854 Wenn Sie jetzt erst über den schon am 16. vor. Mon. hierorts abgehal- tenen Jahrmarkt einige Bemerkungen erhalten, so dürfte damit eben nichts versäumt sein. Derselbe war unbedeutend, und somit ist wenig von ihm zu be dichten. Es scheint Vie in diese«» Jahr« wieder vor genommene Verlegung der hiesigen Mqrtte auf andre, als die frühem Zeiten, nachdem vor wenigen Jahren bereits ein derartiger Wechsel versucht wurde, eben auch kein großes Glück zu machen; denn eö blieben sowohl an dem ersten, jetzt auf den Dienstag nach Pfingsten angesetzien, wie auch am obenerwähnten letz ten Jahrmärkte, sogar mehrere Vetkaufsstätten leer. Wenn aber selbst die Verkäufer das Zutrauen verlieren und weableiben, woher sollen dann die Käufer kom men? Freilich war am 16. Oft. Pie Witterung un günstig; man sprach sich aber auch über die sehr ver- späiigte Wiederholung der Bekanntmachung, die aber malige Verlegung des Marktes^ betreffend., eben so häufig mit Mißmuth aus, als über die Verlegung selbst. Zufriedener scheint man mit der Veränderung zu sein, Vie in der Person des zweiten Lehrers an hiesiger Stadtschule vor Kurzem in aller Stille erfolgt ist. Und allerdings konnte dieselbe nur zuin Heile der Schule dienen, weshalb sie von allen unparthei- ischen und nicht verballhornten Schulfreunden längst schon sehnlichst herbeigewünscht wurde. Am letzten Freitage war ein hoher Postbeamter hier, um sich Behufs einer hier zu errichtenden Post anstalt die nöthigen Lokal- und Personal-Kenntnisse zu verschaffen. Dem Vernehmen nach sollen schon zu Neujahr 185- eine Post-Erpedition und eine Posthalterei hierorts eingerichtet und durch Post wagen eine tägliche Verbindung, einerseits mit Lauen stein, andererseits mit Dohna und dem Haltepunkte Mügeln, vrrmittelt werden. Bis diese Anstalten wer den inS Leben treten, werden viele Gemüther in Span nung sein, da vielleicht erst kurz vorher kund werden wird, welche von den Bewerbern damit werben betraut werden. Die GesanMtheit begrüßt dieselben aber u«n