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Pulsnitzer Anzeiger s°» « „„ Ohorner Anzeiger >e ^taot und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. 2 88. Jahrgang Freitag, den 3. Januar 1938 und Zwangsvergleich wirb der für Auftrüge etwa schon bewilligte Nachlaß htnfüllt» Anzeigen sind an den ErscheinungStagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'« Erbe«. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, UnterhaltlrngSteil, Sport u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSuttz. D. A. XI.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr.2 u. Adolf.HitleixStr. 4. Fernruf 518 u. 550 Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Käme», des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Diel» Zeitung erscheini täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. 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In der Schweiz wird der Fall mit besonderem Interesse verfolgt, weil man nun die Folgen eintreten sieht, an die die schweizerische Regierung dachte, als sie seinerzeit gegen die Ausnahme der Sowjetunion in den Völkerbund stimmte. Das „Journal de Geneve" stellt die Frage, ob inan be haupten werd«, daß der Sowjetdiktator Stalin nichts zu tun habe mit dem Stalin, der di« Komintern leite. Die Behaup tung Moskaus, daß kein Zusammenhang zwischen der Komin tern und der Sowjetvegierung best«he, >«i von der Regierung der Vereinigten Staaten erst kürzlich in einer amtlichen Not« zurückgswiesen worden. Glaube man in Genf, so fragt das Wilatt, daß der Völkerbund diese gleiche Behauptung den lateinamerikanischen Staat«n aufzwingen könne? Wolle man auf diese Art Brasilien in seinem Fernbleiben von Gens! bestärken? „Journal d« Geneve" kommt schließlich zu folgenden Feststellungen: „Die Sowjetunion versuche heut«, aus de» offiziellen Anerkennung durch di« anderen Regierungen «inen dauernden Vorteil zu ziehen. Ern Bruch mit ihr soll rechtlrch unmöglich gemacht werden, dagegen sollen di« umstürzlerischen TreibereiM, -j« Propaganda und di« Revolution in all«r Sicherheit in den Sowjetgesandtschaften betrieben werden dür fen. Moskau will Genf als Feigenblatt be nutzen. Aber wird der Völkerbund zulassen, daß man ihn zum Sprungbrett der Revolution macht?" Der stellvertretende Geschäftsträger Uruguays verlätzt Moskau Moskau, 2. Januar. Der stellvertretend« Geschäfts träger Uruguays, Carlos Masanes, hat am Donnerstag Moskau verlassen. Amerika verzichtet auf eigenes Botschafsge- bäude in Moskau Washington, 2. Januar. Das Staatsdepartement gab am Donnerstag die Plän« für einen Neubau des am«rika- nischen Gesandtschaftsgebäudes in Montevideo und des Generalkonsulats in Schanghai bekannt. Gleichzeitig wurde bestätigt, daß der Plan, ein eigenes Botschaftsgebäude in Mos kau zu errichten, aufgegeben worden sei. MM des MMskMNWs Mac MO Eine eigenartige Begründung Anschläge gegen jüdische Geschäfte in Polen Genf, 2. Januar. Der Flüchtlingskommissar des Völker bundes, der Amerikaner Iam«s MacDonald, hat am 31. Dezember v. 3. sein Amt nied«rgel«gt. In einem langen Schreiben an das Völkerbundssekretariat legt Herr MacDonald die Gründe dar, die ihn .zu diesem Entschluß ge bracht haben und für die er die deutsche Rassengesetz gebung verantwortlich macht. MacDonald regt eine neue Prüfung des gesamten Emigrantenprohlems durch Len Völkerbund an. MacDonald spricht dabei von der ständig«» Loyali tät der deutschen Juden während der Kaiserzert und während des Krieg«s. Di« jüdischen Wirtschaftler und Geschäftsleute hätten in hohem Maße dazu beigetragen, daß Deutschland den Kampf fortsehen konnte. Der Völkerbundsbeamte versteigt sich weiter zu der Behauptung, daß unter der Republik die jüdischen Führer einige der schlimmsten Wirkungen der Nieder lage von Deutschland hätten abwenden helfen (!). Nun sei es Zeit, daß das moralische Ansehen des Völkerbundes und der ihm angehörenden Staaten zum Ausdruck komme in einem Appell an die deutsch« Regierung, im Namen der Menschheit und der Grundsätze des internationalen Rechts zu handeln. Wo die Wirkung innerpolitischer Maß» Nahmen Hunderttausende von Menschen zu demoralisieren, drohe, da müßte:: di« Erwägungen diplomatischer Maßnahmen verschwinden, um der einfachen Menschlichkeit Platz zu machen. * l Siebzehn Jahre nach Abschluß des Weltkrieges besinnt sich eine maßgebende Stelle im Völkerbundssekretariat auf die Pflichten der Menschlichkeit. Die Hunderttausends von Ange hörigen der im Weltkrieg unterlegenen Staaten, die nach Kriegsende teilweise unter brutalen Umständen heimatlos oder exist«rzlos gemacht worden sind, haben trotz des Bekenntnisses aller Völker zu den Wilsonschen Grundsätzen kein Mit leid in der Welt zu erregen vermocht. Weil Deutsch land endlich einen inneren Ausgleich gegenüber Mißbrauch und Ueberfremdung zu schaffen, sucht, glaubt man mancherorts in der Welt, deswegen zu einer abfälligen Kritik und ent sprechenden Ratschlägen Deutschland gegenüber befugt zu sein, während die gleiche Welt geschwiegen hat und noch schweigt zu all jenen mit ausdrücklichen internationalen Verpflichtungen nicht zu vereinbarenden Verfolgungen deut scher Menschen von Versailles an bis zu der kürzlichen Aus weisung und Ausbürgerung von Lup«n-?Mrlm«dy aus ihrer angestammten Heimat. In Deutschland ist man überdies der Auffassung, daß der Völkerbund zunächst einmal allen Anlaß hätte, sich darum zu kümmern, wie innerhalb der Völ- kerbundsstaateu selbst die Minderheiten und Konfessio nen behandelt werden, bevor er eine Aktivlegitimation für sich in Anspruch nehmen kann, sich darum zu kümmern, wie Deutschland aus den materiellen und moralischen Erfahrungen seines Zusammenbruchs heraus den inneren Aufbau seines Volkes vollzieht. Warschau, 2. Januar. In Kielce wurden von un erkannt entkommenen Tätern in einer Reihe jüdischer Lebens mittelgeschäfte Bomben mit einer übelriechenden Flüssigkeit geworfen, die di« ausgestellten Lebensmittel unbrauchbar machten Die Juden als völkische Minderheit Grundsätzliche Ausführungen zur Judenfrage. In dem offiziellen Kommentar der Referenten des Reichsinnenministeriums zu den Nürnberger Gesetzen (Ver lag Franz Vahlen, Berlin) sind auch einige grundsätzliche Ausführungen über die Iudenfrage enthalten. Es wird darauf hingewiesen, daß die Nürnberger Gesetze nach dem Willen des Führers gerade nicht Maßnahmen sind, die den Rassenhaß züchten und verewigen sollen, sondern solche, die den Beginn einer Befriedung der Beziehungen des deutschen und des jüdischen Volkes bedeuten. Hätten die Juden bereits einen eigenen Staat, in dem die Masse ihres Volkes zu Hause wäre, so könnte die Judenfrage schon heute als gelöst gelten. Gerade von den überzeugten Zio nisten sei deshalb am wenigsten Widerspruch gegen die Grundgedanken der Nürnberger Gesetze erhoben worden, weil sie einmal wüßten, daß diese Gesetze auch für das jü dische Volk die einzig richtige Lösung darstellten, und weil sie ferner wüßten, daß sich das wieder zum Bewußtsein seiner selbst erwachte deutsche Volk damit eben nur die Ge setze gegeben habe, die sich das jüdische Volk schon vor Jahr tausenden gab und die es stark gemacht hätten zu dem völ kischen Wunder, sein Blut unverfälscht und rein zu erhal ten, obwohl alle seine Glieder unzählige Generationen hin durch inmitten fremden Volkstums gelebt hätten. Für die Juden in Deutschland bedeute die gesetzliche Absonderung auch gesetzlichen Schuh. Sie würden künftig im deutschen Staatsraum innerhalb der Grenzen, die ihnen der Staat gezogen habe, nach ihrer Art leben können. Eine nationale Minderheit im Sinne des Völkerrechts würden sie dadurch freilich nicht. Denn zu einer Nation gehöre auch ein Staat als die äußere Er scheinungsform eines bestimmten Volkstums. Wenn auch in Palästina aussichtsreiche Anfänge zu einem Staat des jüdischen Volkes vorhanden seien, so liege doch die tatsäch liche Staatsgewalt voraussichtlich noch auf lange Zeit in den Händen einer anderen Nationj ganz abgesehen von dem zahlenmäßigen Ueberwiegen de« arabischen Volkes. Die Juden seien also in Deutschland eine völkische 2Mu- derkeit, nicht eine nationale im völkerrechtlichen Sinne. Da» jüdische Gastvolk, dessen Angehörige wenig über ein Hun dertstel des deutschen Wirtsvolkes ausmachen, würden fort an politisch, kulturell und vor allem biologisch vom deut schen Volke geschieden. Wenn Deutschland heute durch gesetzlichen Zwang di« Juden auf ein arteigenes Leben hindränge, so werde der Rassenhaß schwinden, und es werde an seine Stelle allmäh lich auf beiden Seiten das gesunde, von leidenschaftlichen Affekten freie Gefühl des gegenseitigen Fremdseins treten. Diese klare und kühle beiderseitige Erkenntnis allein könne eine Gewähr bieten für ein erträgliches Zusammenleben der beiden Völker in demselben Staatsraum. Enteignung deutscher Gilden Einschneidende lellländische wirtschaftegesehe. Das lettländische Kabinett hat einschneidende Gesetze zur Regelung des lettischen Wirtschaftslebens beschlossen. Danach ist u. a. nur noch die Handels- und Jndustriekammer berech tigt, die Interessen von Handel und Industrie zu fördern. Alle bisherigen gemeinnützig arbeitenden Handels- und In dustrievereine müssen ihre Tätigkeit bis zum 31. März ein stellen. Die Gebäude und das sonstige Eigentum dieser Ver eine gehen, ohne daß bisher eine Entschädigung vorgesehen ist, in das Eigentum der neuen Kammern über. Besonders hart wird von diesen Bestimmungen da» Deutschtum in Lettland betroffen. Aus Grund des neuen Gesetzes muh auch die St. Marien-Gilde in Riga, die soge nannte Große Gilde, ausgelöst werden, die von den deutschen Kaufleuten im 14. Jahrhundert zur Zeit der Hanse gegründet wurde. Ihr gesamtes Eigentum, auch das Gildehaus, dessen wert durch die in ihren aufbewahrten Sunstschähen auf zwei Millionen Goldsranken geschäht wird, wird von der neuen Handelskammer und der Rigaer Stadtverwaltung übernom men. Auch die St. Iohannes-Gilde, die sogenannte Kleine Gilde, das Haus der zünftigen Handwerker, geht in das Eigentum einer neugegründeten Handwerkskammer' über. Für beide Gilden hat der Staat bereits Liquidatoren ernannt. 65000 neue Kleinsiedlerstellen Reserven für das Baujahr 19ZS. In einem Ueberblick über die Entwicklung der Woh nungswirtschaft im Jahre 1935 stellt Oberregierungsrat Dr. Fischer-Dieskau vom Reichs- und preußischen Arbeitsmini sterium im „Grundeigentum" fest, daß wir in das Baujahr 1936 mit guten Reserven hineingehen. Schon jetzt stehe fest, daß wir einen großen Ueberhang an begonnenen, aber nicht fertiggestellten Bauvorhaben in das neue Jahr Hinüberney- men, die im Frühjahr fertiggestellt werden können. Auch die 185 Millionen, die dem Reichsarbeitsminister im letzten Frühjahr zur Förderung des Wohnungsbaues zur Verfü gung gestellt wurden, seien in diesem Jahre erst zum Teil verbraucht worden, so daß hier für das Jahr 1936 noch ein gewisser finanzieller Rückhalt gegeben sei. Gleichwohl werde es aber großer Kraftanstrengungen bedürfen, um im Jahre 1936 ein Bauprogramm von etwa 300 000 Einheiten durch zuführen, wie es erforderlich sei, um wenigstens den Groß teil des Wohnbedarfs der neuen jungen Ehen decken zu können. Der Referent weist darauf hin, daß insbesondere durch die Jnstandsetzungsaktion des Reiches der Zustand des deutschen Hausbesitzes beträchtlich verbessert worden sei. Darüber hinaus seien etwa 130 000 bis dahin schwer ver- mietbare Großwohnungen in kleine Wohnungen aufgeteilt und etwa 250 000 Wohnungen durch Umbau oder Teilung gewonnen worden. Ueber die Kleinsiedlung wird ausgeführt, daß al» ihr« Standorte jetzt nicht mehr die Großstädte im Vordergrund stehen, sondern mittlere und kleinere Gemeinden, in denen die Lebensverhältnisse gesünder sind. Die Arbeiten zur Durchführung de» neuen Siedluagsabschnittes, der mit dem