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Dresdner Journal : 12.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187907125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790712
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-07
- Tag 1879-07-12
-
Monat
1879-07
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 12.07.1879
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^ri5S Sonnabend, den 12. Juli. 1879 I« UM»»«» 4««»»^« »«tsUs: ^LUrlioU: . . 18 Z1»r^ -U«kü0kk. Lo»»I»»X»ww«ro. I.?k a«»«rU»ld ässäeuticb« ltsiobv, tritt kost- uoä 8t»n»p«liu»«dl»^ biosa. Inssratonprolssr k« <i«, k»aia «aor ^sipLltsaso k»tit«oil» 20 ks. v»t« äi» L«1« SO kk. Zres-nerIourlml. D»»Ii«^ osit ^aiLLtiro« ä«r 8oau- oos k«i«rt»8» Fbsoä» kür ä«v kolseoäea 1»^. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lo»vr»1«n»»a»km« »nrrrLrl«, H. Lran<L<tetter, LomwissiooLr 6«» Dresäosr ^oorviU»; N»mdarU - I«ril» Vt«o Lstpiix »«»«! - Ir«,i»u rrsnilku, t ». »! Aaasenstern L ^OAier, L«rli» Vi«»-N»mdur8 kr»^-I,«tpii^ ^r»»Iltiirt ». H Uüllcdvu' /titU .Vu„e, »«rU»: §. /»iva/icirnÄan/:, Irem«»: L 8c/t/ott«, Ir«»I»o: />. StanAen » üürsttll; vdswait,: l nAt; krellkkurt ». H.: F ^aeAe^seko u. t,'. //errmann- «cke Uucbk«n<ilim^; VörUt«: tr A/Mer,' L«rmor«r: 0 §c/>Ä««ker,' k«ri» lerliii-^r»lllekurt « H. Stut^«r1: ^aud« L t/v., S«mdvrx' F L7e«^Aen, F«i. Lt«»er. Her»ll«xvder: Xöoiel. krpeäition äo« Dresdner Fourn»t«, Dresden, ^vin^erstrnsse Ho. 2V. Amtlichcr Theil. Dresden, 8. Juli. Se. Majestät der König hat dem Professor am hiesigen Polytechnikum, RegierungS- rath Heinrich Wilhelm Stein, daS Lomthurkreuz II. Llasse vom Albrechtsorden zu verleihen allergnädigst geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Kammerherrn Freiherrn von Burgk auf Roß- thal und Pesterwitz da» Ritterkreuz I. Llasse des Ber- dienstorden» zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freilaa, 11. Juli, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ) Der Reichstag nahm in seiner hentigev Sitzung bei Fortsetzung der dritten Be- rathuug des Zolltarifs die Position 2 (Baumwolle) mit einem unwesentlichen Amendement nach den Beschlüssen der zweiten Lesung an, unter Ableh- nuua des Amendements des Aba. Reichensperger- Crefeld auf Ermäßigung der bezüglichen Zölle. I» Lerlaufe der Debatten erklärte der ReichS- kauzleramtspräfident Hofmann, daß sich der Bun- desrath mit den Beschlüssen der zweiten Lesung i« Wesentlichen einverstanden erklärt habe, den Antrag Reichensperger aber nicht acceptiren könne. In Betreff der übrigen Amendements werden die Regierung-Vertreter fich im Lerlaufe der Debatten erkläre». Versailles, Donnerstag, 10. Juli, Abends. (W. T. B.) Ju der heutigen Sitzung der Depu tirtenkammer verlas der Deputirte Aloquet den Bericht über den vom Senat angenommenen Ge setzentwurf, betreffend die Lerlegung deS Sitzes der Kammern nach Paris. Der Bericht schließt mit dem Anträge aus Annahme der von dem Se nat beschlossenen Fassung der Vorlage mit Aus- schloß des Artikels 5 derselben, welcher den Prä sidenten der Kammern das Recht entzieht, direkt militärische Kräfte zv rrquiriren. Die Berathung der Lorlage wurde bis zum nächsten Sonnabend vertagt, um inzwischen darüber eine Verständigung mit de« Senat aazubahnen. — Sodann begann das Haus die Grneraldiscusfion deS Budgets. Der Deputirte Allain-Targs (radikal) verlangte Herabsetzungen der Steuern und die Convertirung der 5procentigen Rente, um Ersparungen für den Staats schatz herbeizuführen Der Redner hob hervor, die Lonvertirung sei ein Recht des StaateS und müsse sobald als möglich auSgeführt werden. — Der Finanz minister Loon Say erwiderte hierauf, daß die Con- vertirung eine Frage der Opportunität sei. Der Re gierung, welche dafür verantwortlich sei, müsse die Freiheit bleiben, darüber zu urtheilen, welcher Zeit punkt für eine Lonvertirung geeignet sei. Er werde daher alle Amendement-, welche auf eine Lonvertirung abzielen, zurückwessen. Sodann theilte der Minister mit, daß die Einnahmen deS Staatsschatzes im Monat Juni einen Mehrertrag von 17 Millionen FrcS. aus weisen. Die Weiterberathuvg des Budgets wurde schließ lich auf morgen vertagt. Loudon, Donnerstag, 1v. Juli, Abends. (W. T. B.) In der henligen Sitzung des Unter hauses erwiderte der UnterstaatSsecretär des Aeußerv, Bourke, auf eine Anfrage Otway'», der Regierung sei keinerlei Nachricht darüber zuge- aangen, daß dem früher» ägyptischen Minister Nubar Pascha die Rückkehr nach Aegypten unter sagt worden sei. Im weitern Verlaufe der Sitzung veranlaßte eine Anfrage Tullivan'S einen leb haften Zwischenfall. Sullivan verlangte Auskunft darüber, weShalb ein von ihm bezeichneter Fremder im Unterhause Notizen über die Debatten mache. Der Sprecher erklärte darauf, daß dieser Fremde ein Beamter sei, welcher in seinem (des Sprechers) Auftrage handele. Dieser Erklärung folgten leb hafte Protestationen der irischen Deputirten, welche schließlich ankündigten, daß sie das Verfahren des Sprecher- morgen der Begutachtung deS Unter hauses unterbreiten würden. Der Dampfer „OronteS" ist mit der Leiche deS Prinzen LouiS Napoleon in Portsmouth an- gekommen; der Sarg wurde daselbst auf die Dacht „Enchantreß" übergebracht, welche denselben nach Woolwich führen wird. AuS der Capstadt wird vom 24. vor. M. gemeldet: General Wolsrley ist hier eingetroffen. Der Lieutenant Carey befindet sich in Arrest und wird, wie eS heißt, nach England übergeführt werden. New-Jork, Donnerstag, 1v. Juli, Abends. (W. T. B.) Nach Meldungen aus Memphis (Tennessee), wo gestern das gelbe Fieber zum ersten Male sich gezeigt hat, sind daselbst heute 5 weitere Fälle von gelbem Fieber vorgekommen, von denen 1 einen tödtlichen Ausgang genommen hat. Lagesgeschichte. I-. Berlin, 10. Juli. Der Reichstag beendigte heute die zweite Lesung der Gewerbeordnungsnovelle und lehnte sodann die Vorlage wegen Erwerbung eines Platzes für das Reichstagsgebäude indirekt ab, indem er auf Antrag des Abg. vr. Reichensperger (Lreseld) beschloß, den Reichskanzler um Anstellung von Er mittelungen wegen Erwerbung eines andern, als des vorgejchlagenen Platzes zu ersuchen. Der Gesetzentwurf, betreffend die Steuerfreiheit des Branntweins zu ge werblichen Zwecken, wurde in erster und zweiter, der Gesetzentwurf über die Statistik des auswärtigen WaarenverkehrS in dritter Lesung angenommen, ebenso nach Erledigung einer großen Anzahl von Wahlprü fungen mit großer Majorität der Gesetzentwurf über die Besteuerung deS Tabaks. Zum Schluß begann man die dritte Lesung deS Zolltarifs, kam aber über die Generaldebatte nicht hinaus. ES sprachen die Abgg. vr. Völk, v. Behr-Schmoldow (dieser zugleich im Namen der freihändlerisch gesinnten Conservativen und des Abg. vr. Treitschke), v. Hölder und v. Schorlemer-Alst sür, die Abgg. Vr. Hänel, vr. Schröder (Friedberg), Vahlteich und Kiefer gegen die Vorlage. Die Special- berathung wird morgen stattfinden (vgl. den Sitzungs bericht umstehend). — Heute Nachmittag 2 Uhr hielt der BundeS- rath die Mittwoch vertagte Plenarsitzung, welche mehrere Stunden in Anspruch nahm. Die „Nat.-Ztg." berichtet hierüber: Den Vorsitz führte der Fürst Bis marck. Die Formalien, Feststellung deS Protokolls und Ueberweisung der neuen nicht eben erheblichen Vor lagen an die Ausschüsse waren schnell erledigt. Den wichtigsten Gegenstand der Verhandlung bildete die Besprechung über die vom Reichstage bei der zweiten Berathung des ZolltarifentwurfS gefaßten Beschlüsse. Sind wir recht berichtet, so wird fich der BundeSrath überall den Beschlüssen der zweiten Lesung anschließen und auch der für die dritte Lesung beantragten Er höhung der Korn-, Eisen- und Garnzölle nicht entgegen treten. ES darf ermattet werden, daß bei dem dringen den allseitigen Wunsch auf einen raschen Schluß der Session der BundeSrath nicht anstehen wird, durch Darlegung seiner Beschlüsse die Debatten möglichst ab zukürzen. — Mehreren auswärtigen Zeitungen wird gemel det, Fürst Bismarck werde in der Zeit zwischen dem 12. und 15. d. sich zu seiner gewöhnlichen Badecur nach Kisstngen begeben. — Nach der „N. A. Z." ist der geh. Oberregie- rungsrath Starke vom Reichskanzleramt (an Bitter'S Stelle) zum UnterstaatSsecretär im preußischen Ministerium deS Innern ernannt worden. Derselbe gehörte bis zum Eintritte in den Reichsdienst der all gemeinen Verwaltung an, zuletzt als Oberpräsidialrath in Hannover. Hannover, 8. Juli. Wie der „Hann. Cour." meldet, wurde gestern auf Requisition der königl. Kronanwaltschaft der Redacteur der „Deutschen Volkszeitung", Luthart, unter Anklage der durch einen Artikel begangenen Majestätsbeleidigung verhaftet. München, 10. Juli. Wie die „A. Z." vernimmt, wird am nächsten Montag eine Sitzung deS Staats raths abgehalten. In derselben werden die an den Landtag zu bringenden Vorlagen, sowie eine Verord nung über die künftige Gestaltung des StaatSraths zur Berathung kommen. Wien, 10 Juli. Die „Boh." schreibt bezüglich der Wahlen für das Abgeordnetenhaus: Von den 353 Mitgliedern, die das Abgeordnetenhaus zählt, waren mit dem heutigen Tage bereits 352 gewählt. Von den gewählten 352 Abgeordneten zählen, so weit sich annehmen läßt, 175 zur VersassungSpartei (dar unter die Ruthenen und Italiener), während 169 den anderen Parteien angehören (und zwar 56 Polen, 44 Tschechen, 16 Feudale, 26 Llericale, 27 Nationalcleri- cale); bei 8 der Gewählten endlich läßt sich nicht sagen, welcher Partei sie sich anschließen werden. Von der Haltung dieser Abgeordneten hängt gleichsam die Majorität deS künftigen Abgeordnetenhauses ab. Prag, 10. Juli. Der Gedenktag der Ver brennung des klag-Johannes Huß wurde auch Heuer, trotz behördlichen Verbotes, an vielen Otten Böhmens demonstrativ begangen. Hier war es namentlich die studirende tschechische Jugend, welche es sich nicht neh men ließ, in Hellen Haufen nach einer nahen Anhöhe zu ziehen, woselbst hussitische Lieder gesungen und dem Andenken deS Reformators ein donnerndes „8Iava" gewidmet wurde. Die Polizeiorgane suchten die De monstration zu verhindern, was ihnen jedoch nicht gelang. Erst später wurden 2 Theilnehmer derselben verhaftet. In der Raudnitzer Gegend, dann in Przi- bram und an anderen Orten wurde der Vorabend deS HubtageS durch das Anzünden von Bergfeuern und Ausstecken schwarzer Fahnen mit dem Hussitenkelche gefeiert. Meistens sind eS die Anhänger der Jung tschechenpattei, von denen diese Kundgebungen aus- aehen, während man auf alttschechischer Seite aus Rücksicht für den verbündeten feudalen Adel und den katholischen LleruS sich ängstlich davor hütet, dem HußcultuS Vorschub zu leisten. — In den letzten Tagen wurden in Podiebrad zahlreiche Hausdurch- suchungen vorgenommen, wobei eine Anzahl social demokratischer Schriften und Briesschaften mit Beschlag belegt wurde. Aus Grund der hierbei den Behörden in die Hände gefallenen Beweise von stattgefundenen socialistischen Umtrieben wurden vorgestern 4 Handwerker (1 Uhrmacher, 1 Kürschner und 2 Kamin feger) aus Podiebrad und dem ganzen Bezirke ausge wiesen. — Gestern ist im Bade Wartenberg auf Groß- skal der Oberhofmeister der Kaiserin Maria Anna, Gras Bissingen, infolge eine- Schlagflusses plötzlich verschieden. Er war schon seit längerer Zeit kränklich und hatte sich erst 2 Tage vorher zu seiner Erholung nach Wartenberg begeben. Paris, 9. Juli. Endlich kann die Depu tirtenkammer von ihrer ermüdenden Discussion deS Ferry'schen Unterrichtsgesetzes aufathmen. Der Artikel 7 ist heute mit 330 gegen 185 Stimmen an genommen worden, und hierauf konnte der Ausgang der Debatte nicht mehr lange auf sich warten lassen. In der That wurde H Stunde später daS Schluß resultat verkündet: 362 Stimmen für, 159 gegen daS Unterrichtsgesetz. In dieser letzten Sitzung sind nur eine Rede des älteren Granier de Lassagnac, die Ant wort des Deputirten Marquo von der äußersten Linken, endlich eine Erklärung Louis Blanc's hervor zuheben. Granier de Cassagnac, welcher, der alten bonapar- tistischen Theorie gemäß, als Vertheidiger der Demokratie und der Freiheit austrat, suchte die Jesuiten im Namen der Men schenrechte zu vertheidigen, und behauptete, daß man sich mit den königlichen Privilegien Ludwig s XIV. und Ludwig s XV. ausrüsten müßte, um dieselben zu bekämpfen. Der Redner be diente sich auch diesmal einer Sprache, die sehr zu ihrem Bor- theil von der seine- Sohnes abweicht. Marqud antwortete nicht sowohl auf die Rede Casfagnac's, als aus diejenige, welche Löon Renault TagS zuvor gehalten. Er zeigte, wie unpassend es wäre, die religiösen Genossen schaften mit den Genosfenschasten freier Bürger auf Eine Linie stellen zu wollen, denn jene Congregationen haben keine bürger liche Persönlichkeit und unterscheiden sich dadurch auf'- Wesent lichste von den regelrechten Genossenschaften. Louis Blanc gab im Ramen seiner Freundt eine Erklä rung ab, welche im Wesentlichen Folgende« besagt: Wir sind Anhänger der Freiheit, wir wünschen dieselbe sür unsere Geg ner, wie für uns absolut und ohne Einschränkung. Aber diese Gegner sind gegenwärtig zu gewaltig gerüstet, als daß der Kamps aus dem Gebiete der Freiheit ein gleicher genannt wer den könnte Wir müssen uns vertheidigen, und als ein Gesetz der socialen Berlheidigung nehmen wir das Ferry'jch« Gesetz an. Es ist nicht hinreichend, es wird nicht so wirksam sein, wie die Regierung glaubt, aber immerhin ist es derAu-gangS- punkt eines Kampfe-, der hoffentlich nicht zum BorthtUe des Syllabus enden wird. Der Rest der Debatte war ohne Bedeutung. So schließt also diese Verhandlung, die mehr, als 3 Wochen in Anspruch genommen hatte. Die Kammer hat es nicht an Geduld dabei fehlen lassen, obgleich die Elericalen der Mehrheit vorwersen, die Discussion erstickt zu haben. Jetzt wird die ultramontane Partei natürlich alle Hoffnung auf den Senat richten. Wenn sie weiß, daß sie denselben schwerlich dahin bringen wird, den Beschluß der Kammer wieder umzustoßen, so rechnet sie doch darauf, die Entscheidung des Senats bis zur nächsten Session hinauszuschieben, und damit hätte sie ungefähr 1 Jahr gewonnen. — Der General Forgemol ist nach Unterdrückung des Aufstandes in Algerien mit seinem Stabe wieder in Constantine eingerückt. Er hat nur eine fliegende Colonne im Bezirk von AuröS zurückgelassen. Paris, 10. Juli. (Tel.) Das Journal „Payr" veröffentlicht einen Brief von Robert Mitchell zu Gunsten des Prinzen Jerüme Napoleon, welcher als Haupt der kaiserlichen Familie und demzufolge auch als Führer der bonapattistischen Pattei anzuer kennen sei. Paul de Cassagnac bemerkt zu diesem Briese, daß von dem Prinzen Jerüme Napoleon zu vörderst gewisse Garantien zu verlangen seien, da ein Kaiserreich in der Art, wie es der Prinz Jerüme Napo leon bis jetzt repräsentirt habe, um keinen Preis wünschenSwerth erscheine. — Das Journal „Estafette" will wissen, daß Prinz Jerüme Napoleon sich auf die Forderungen Paul de Cassagnac'- nicht einlassen werde. — Die von einigen Journalen gebrachte Mittheilung über eine kürzlich im Ministerrathe vorgenommene Schätzung der Ernte, welche ergeben habe, daß die Getreideernte in Frankreich unzureichend sein werde, entbehrt, der „ Agence Havas " zufolge, der Begründung. Brüssel, 8. Juli. (Fr. Journ.) Gestern wurde neuerdings, dieses Mal am Justizpalast zu Brüssel an der Fronte in der Rue-de-la-Paille ein in vlämischer Sprache geschriebener und angeklebter Drohzettel ge funden, welcher folgendermaßen lautet: „Das Schul- Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Die Leipziger KunstgewerbeauSstelluag. Alle Lulturbewegungen und Reformen, die sich mit nachhaltiger Kraft vollziehen, hatten und haben niemal» einen materiellen oder zufälligen, sondern stets einen geistigen und durch Erkenntmh beabsichtigten Impuls. Materieller Natur ist nur der JndifferentiSmuS, der zu Stillstand und Rückgana führt, oder die auf das vottheilhafte „Heute" berechnete und gegen jede» stra fende „Morgen" unempfindliche Spekulation, welche blo» nach Geldgewinn, dem in der modernen Zeit so häufigen Ersatz für Ehre und Tüchtigkeit, krampfhaft yinarveitet Ein Streben, welche« nach höheren Zielen ringt, ging und geht, weil e- eben ein geistiges ist, niemal» von den Massen, von den Gemeinden, von den Cor- vorationen und Vereinen, sondern immer im letzten Urgrund vom Einzelnen au«. Die Lorporationen und Vereine, da» heißt -rast- und Principverein- barungen auf irgend einem bestimmten Gebiete, sind nicht» weiter, al» die Gestaltungen und breiten Thätia- keit»basen erleuchteter und lichtgebender Köpfe. E» ist von den Umständen abhängend und nicht maßgebend, ob diese innerhalb odet außerhalb der verbundenen Gliederung stehen, ob sie al» noch Lebend« oder al» berrit» Verstorbene durch die Anreguna hinterlassener Ideen »um Wohl der Lulturbeweaung sottwirten. Dieser Verlauf der Dinge vollzog sich auch stet» «ff de» Gebiete de» Handwerk» und der Kunfttechnik, sobald eS sich um eine Reform gehandelt hat. Nur einige Andeutungen zur leichteren Verständigung. ES ist oft ausgesprochen worden, und auch an dieser Stelle, daß Kunst und Handwerk sich besser be fanden, ehe sich zwischen beiden eine systematische und principielle Trennung vollzog. Sie führte bei den Künstlern zum Verlu te praktischer Technik, zur luxu riösen, vom Leben oSgelösten Jsolirung de- Kunst werke- und zum per önlichen Hochmuth. Den Hand werkern brachte diese Trennung Entgeistigung, Geschmacks mangel und materielle Genügsamkeit, diese wohlbestallte Heimbürgin für jede- ideale Streben Nur Bescheidenheit und Talent retteten ihr LebenS- schiff innerhalb jener Klippen; doch bekam eS manchen herben Stoß und manches Leck. Hinwegräumen läßt sich eine Trennung zwischen Kunst und Handwerk nicht; sie ist mehr oder minder so alt, wie die feinere Weltcultur selbst. Aber e- kommt darauf an, die erwähnten Gefahren durch die Vermeidung einer schroffen absoluten Trennung, sowohl in der Arbeit-sphäre, wie in der gesellschaftlichen Stel lung, zu verringern und die Thätigkeiten beider, auf gegenseitige Ergänzung angewiesenen Stände wieder mit einander in jene direkte und indirekte fruchtbringende Verbindung zu setzen, die Kunst und Handwerk Jahr hunderte lana so menschlich gesund und unbefangen und deshalb so schöpferisch mächtig wirken ließ. Daß Erfindung, Geschmack und Technik, mit einem Worte, die Gesammtfähigkeit der Production innerhalb der verschiedenen Handwerke nicht lediglick durch die radikalere Trennung derselben von den Künsten, sondern vielmehr nur vermöge derselbe» und au- noch vielen andern Gründen tiefer und tiefer sanken, kann hier nur als Thatsache angeführt, aber nicht in seinem breiten, unerfreulichen, mit politischen Zerrüttungen und Stag nationen des 17. und 18. Jahrhunderts Hand in Hand gehenden Verlauf erörtert werden. Der unheilvolle Niedergang der Gewerke, in Deutschland in kläglicherem Umfang, als bei unsern großen Culturnachbarn vorhanden, trat nicht etwa in schreckhafter Gestalt aus — er war viel gefährlicher, kleidete er sich doch in die Formen des Behagens, diesen bequemen Schlafrock, den jeder Zeit der Jndifferentis- muS der Selbstzufriedenheit verabreicht. Hier sind einige Fragen interessant, die wieder auf unser Hauptthema zurückleiten: Wie verhielt man sich zu diesem Zustand von Seiten deS Publikums und der Schaffenden? Bon welcher Seite kam der Anstoß zur Reform? In wieweit haben die öffentlichen Aus stellungen ihren Zweck und ihre Pflicht, diese endliche Reform zu unterstützen, erfüllt oder nicht erfüllt? Der Verlauf war folgender. Das Publicum und die Mitglieder der Gewerke lebten dahin, ohne sich be wußt zu werden, was sie entbehrten. Die Gewohnheit hatte e» mit beiden Theilen so weit gebracht, daß die Handwerker nicht fühlten und wußten, wie weit sie auf dem Pfade der Alltäglichkeit und der gemeinen Noth- dürstigkeit de- Können» hinter ihren eigentlichen Zie len, hinter ihren großen, gar nicht mehr mit Nack- eiserung und Ambition betrachteten Vorbildern au» früheren Glanzrpochen zurückgeblieben waren. Die Erringung de» Gewöhnlichen war ihnen Aufgabe ge nug . Da» Publicum aber hatte da» Uttheil für da» Außergewöhnliche, die Wrtthschätzung de» Außerordent lichen verloren. Man betrachtete eben das vollendetere Product ehe maliger Zeiten nicht als das Mustergilttge, sondern als die abnorme extravagante Errungenschaft, deren Fleißverschwendung und übermüthiger Schönheitsschmuck dem „soliden", „bescheidenen" (d. h. in diesem trau rigen Fall dem unfähigen und selbstzufriedenen) Hand- werksmanne eigentlich gar nichts angehen. So gewöhnte man sich an die Zustände, wie sie waren, und vernach lässigte die nöihigste aller Culturaufgaben: ernste An sprüche an die menschliche Arbeit zu erheben und zu befriedigen. Auf diese Weise ging die Freud« de» Schaffens und Genießens, fast unbemerkt von den Be- theiligten, für diese mehr und mehr verloren. Wir werden sehen, wie lange auch die Anregung zur Reform verloren ging. Ich habe schon in meinen vorhergehenden drei Artikeln unter der gleichen Ueberschrist dieses hart näckige Verharren in der Decadence angedeuttt. Otto Banck. Die Polyckromie al» praktischer Lersuch. Jüngst war, so schreibt die „N. ft. Pr." au» Wien, an einem, dem großen Verkehr der Ringstraße entlege nen Flügel des neuen Parlament-gebäude» eine Probe von Polychromie angebracht, die allgemein Gefallen erregte. Inzwischen hat der Baucomitv den Architekten v. Hansen beauftragt, an einer von der ersten Probe ganz entfernten Stelle eine zweite mit einigen Abän derungen au-führen zu lassen. Die» geschah vornehm lich, weil behauptet worden war, daß der von Terra cotta au-gefühtte Frie» zwischen den Lapitälern entbehrt und durch Malere, ersetzt werden könnte. Hansen hat in der Urberzeugung, die Unhaftbarkeit dieser Ansicht
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