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Amts- iliid Anzeigebllltt für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Abonnement viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. des »Jllustr. UnterhaltungSbl.* u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tktegr.-Adrrffr: Amtsblatt. Erschein» wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspalrige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. —n- 58. Jahrgang. Donnerstag, den 29. Inti Ueber das Vermögen des Kohlenhändlers Ouotnv in Hnndshübel wird heute am 26. Juli 1S0S, vormittags 11 Ayr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt vr. Richter in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 1. September 1909 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 13. August 1009, vormittags 1,11 Ayr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 24. September 1S0S, vormittags 10 Mr — vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dein Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 1. September 1909 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. Donnerstag, den 2S. Juli 1S0S, nachmittags 2 Uhr sollen in der Restauration »Zentralhalle* hier k Stück Leiden-Japan (ü 40—45 m lang) und 1t Rohseide an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 28. Juli 1909. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Tagesgeschichte. — Deutschland. Nachdem der Anfang der Nordland-Reise des Kaisers von dauernd gu tem Wetter begünstigt war, wechselt jetzt die Laune des Wettergottes recht häufig. Einigen Stunden Son nenscheins folgt ergiebiger Regen. An Bord ist alles wohl. Auf Befehl des Kaisers fand ein Wettrudern zwischen den Mannschaften der „Hahenzollern" und der „Hamburg" statt, das den Blaujacken immer viel Spaß macht. — Die Kaiserin weilt mit der Prinzessin Vik toria Luise und den Prinzen Joachim und Oskar auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel. Sie war vordem in Cadinen gewesen. — Das Zarenpaar auf Schloß Hemmel- mark. Die russische Kaiserfamil,ie hatte stürmische See und ungünstiges Wetter auf ihrer Fahrt in die Eckern- förder Bucht, wo sie am Dienstag früh eintras. Da Prinz Heinrich durch die Uebungsf'ahrt im Atlanti schen Ozean fern gehalten ist, so empfingen die Prin zessin Heinrich und die Großherzogin von Hessen die russischen Herrschaften. Diese bleiben bis Donnerstag früh auf Hemmelmark und setzen dann die Reise durch den Kaiser Wilhelm-Kanal fort. Die Sicherheitsmaß- rege^n für den Zaren haben wieder den bekannten ge waltigen Umfang angenommen. Interessant ist es, daß die Prinzessin Heinrich, die Schwester der Kaiserin Alexandra, mit dem Zarenpaar an Bord des „Stan dart" die Reise nach Cherbourg und Cowes mitmachen wird. — Steuerliches. Der Bundesrat beschloß Er hebungen darüber anzustellen, in welchem Umfange die vorzeitige Ausgabe von Dividendenbogen zur Umgeh ung der Talonsteuer stattgqfunden hat, auch soll der etwaige Steuer-Ausfall berechnet werden. Auf Grund dieser Erhebungen soll dem Reichstage sofort nach sei nem Wiederzusammentritt im Herbst eine Novelle zum Reichsstempelgesetz vorgelegt werden, wonach alle Ge winnanteil- und Zinsbogen, die vor dem 1. August 1909 trotz noch nicht abgelaufener Gültigkeitsdauer ge gen neue langfristige umgetansicht worden sind, der Talonsteuer vom Tage der Ausgabe ab unterliegen. — Glühstrümpfe auf Vorrat brauchen von Privaten nach dem 1. Oktober nur dann nicht nachversteuert zu wer den, wenn diese Beleuchtungskörper dem privaten Haus bedarf dienen; werden sie in industriellen Betrieben rc. verwendet, unterliegen sie der Nachbesteuerung. — Aus M i l i t!s ch kommt eine überraschende Mel dung. Dort hat am Sonntag eine konservative Wählervers.ammlung stattgefunden, in der der Vertreter dieses Wahlkreises, der Abgeordnete vr. v. Hey!deb rund undderL as a , seinen Rechenschafts bericht erstattete. Bon dem Kreisvovsitzenden des Bun des der Landwirte, Schmidthals (Militsch), sowie von dem Konservativen vr. Dimilis (Posen) wurde der Ab geordnete unter Mimischem Beifall aufs heftigste we gen der Ablehnung der Erbanfallsteuer, des Sturzes von Bülow und des Bündnisses mit den Polen ange griffen. Die Vertsammlüng verlief, ohne daß eine Entschließung zugunsten des Abgeordneten von Heyde- brand gefaßt worden wäre. — Das erste Luftschiff-Manöver bei 'Köln. Wie ,Heer und Politik" von militärischer Seite erfährt, wird dem ,^Zeppel,in", der in wenigen Tagen nach der LuftschiffHahle bei Köln überführt wird, schon in kurzer Zeit Gelegenheit gegeben werden, in größeren Man'övern seine Leistungsfähigkeit für den Kriegsdienst zu erweisen. Bei Halle finden nämlich in der zweiten Augustwoche, voraussichtlich vom 12. bis 18. August, größere Festungskriegsübungen statt. Da nun die hauptsächlichste Leistung der Luftschiffe in ihrem Dienste im Fesvungswesen zu Aufklärungen rc. bestechen dürfte, so ist hier eine günstige Gelegen heit gegeben, auch praktisch die, bisher reist theoretisch erörterten Verwendungsmöglichkeiten eines lenkbaren Luftschiffes im Kriege zu erproben. Der günstige Zeit punkt der Ueberführung des „Zeppelist" nach Köln fördert diese Bestrebungen besonders. Es ist zu er warten, daß bei den' Krkogsübustgen das Luftschiff, sobald seine Verwendung sich schon zu der betreffenden Zeit ermögjlschen läßt, aine ausschlaggebende Rolle spielt. — Von Offizieren des spanischen Jugenieurkorps, den Hauptleuten Ortega und Castano, sind am 26. Juli zwei von der deutschen Telefunken-Gesellschaft zu Berlin gelieferte fahrbare Militärstationen für drahtlose Telegraphie abgenommen und wer den jetzt nach der Peninsula befördert, von wo aus sie sofort nach dem Kriegsschauplatz von Melilla weitergehen sollen. Die Stationen sind nach dem Protz syste,m auf je zwei Fahrzeugen, mit Vor- und Hinter wagen, aufgebaut und haben eine Reichweite von 100 Kilometer für Schreibempfang, von 150 Kilometer für den Empfang durch Telephonhörer. Zwei weitere trag bare Stationen sind der Telefunken-Gesellschaft von der Madrider Heeresverwaltung bereits wieder in Auf trag gegeben. — Oesterreich-Ungarn. Zur Tschechisie - rung. der böhmischen Bahnen wird wieder ein be zeichnender Beitrag berichtet. Auf der Eisenbahnlinie Asch- Roßbach-Adorf werden leit einigen Tagen Fahrkarten auS- gegeben, auf denen der tschechische Text an erster Stelle steht. Diese SlawisterungSmaßnahmen empfindet man in Böhmen als eine geradezu unerhörte Herausforderung, um so mehr, als z. B. im ganzen Aicher Bezirk, durch welchen die Strecke fährt, nach der letzten Volkszählung unter 43000 Einwohnern nur 3 Tschechen lebten. Man hat nun die nötigen Schritte eingeleitet, um die weitere Ausgabe dieser tschechischen Fahr karten im deutschen Gebiete zu verhindern. . — Frankreich. Blsriot, der am 25. Juli mit seinem Aeroplan als erster den Kanal überflog, ist »um Ritter der Ehrenlegion ernannt worden. Die Pariser Blätter feiern in warmen Worten den Flug Bloriots als eine der glänzendsten und kühnsten Fahrten. Der „Temps" sagt: Der Tag, an welchem ein Aeronaut zum ersten Mal den Aermelkanal überquert hat, ist ein geschichtliches Datum, das unauslöschliche Spuren in «den Annalen der" Wissenschaft und der Zivilisation zurücklassen wird. Blöviot hat beschlossen, sich auch uM den für den Flug von London nach Manchester aus geschriebenen 25000 Francs-sPveis zu bewerben. Der englische Aeroklub hat beschlossen, an der Stelle, wo Bleriot landete, ein Denkmal zu errichten. — Italien. In den piemontesischen Alpen an der französischen' Grenze nahe dem Mont Cenis wer den im Laufe der nächsten Wochen überaus interessante artilleristische Experimente stattfmden. Das vor -30 Jahren erbaute starke Sperrfort Bersiello, das heute für wertlos gilt, wird von Geschützen der Nachbarforts und von Belagerungsgeschützen zusammengeschossen werden. Die Räumung des Forts hat bereits be gonnen. — Spanien. Auf dem marokkanischen Kriegsschauplätze haben wieder blutige Kämpfe zwischen Spaniern und Kabylen bei Melilla stattzefun- hep, bei denen die Spanien schwere Verluste erlitten haben. Tausende von Kabylen stürmten ans die Pro viantmagazine und die Vorposten der Spanier ein. Amtlich verlautet, ein Oberst und sechs weitere Offiziere seien tos, 13 verwundet. Zwei Offiziere sind verschwun den und vielleicht gefangengenommen worden. Von den Mannschaften find 250 Mann verwundet. Die Zahl der toten Soldaten wird verschwiegen. Der.Eindruck dieser Hiobsbotschaft in Spanien ist ungeheuer. Die Kundgebungen gegen den Krieg werden immer bedroh licher; König Alfons ist beim Besuch einer Kaserne be schimpft worden. In Sabadell, Provinz Barcelona, drangen Arbeiter in den Bahnhof und verhinderten einen Militärzug an der Abfahrt nach Barcelona. Die Eisenbahnschwellen wurden aufgerissen und die Tele graphen- und Telephondrähte durchschnitten. Bürger garde machte später den Weg frei, so daß der Zug ab gehen konnte. Bald jedoch mußte er umkehren, da aua) weiterhin die Schienen aufgerissen waren. Jetzt hat die Madrider Regierung den Nachrichtendienst nahe zu eingestellt. — Londoiner Blätter lassen sich aus Tanger berichten, daß spanische Soldaten auf der Ueber- fahrt nach Afrika ihre Waffen ins Meer warfen. Ein Korporal und 9 Mann der betreffenden Abteilung wur den gleich nach ihrer Ankunft in Melilla kriegsrecht lich erschossen. In vielen Fällen begingen die Soldaten Majestätsbeleidigungen schlimmster, Art. Aus verschie denen Gegenden Spaniens kommen einstweilen un kontrollierbare Nachrichten von bedenklichen Gärungen. In Barcelona erneuerten such aufrührerische Kund gebungen. Ein Soldat, der sich geweigert hatte, mit nach Melilla zu gehen, und der seinem Oberst eine Ohrfeige gab, wurde hingerichtet. — England. In London macht sich eine Be wegung bemerkbar, die die Begnadigung Dinghras, des Mörders des Obersten Wyllia zu lebenslänglicher Ker kerhaft zum Ziel hat. Sollte die auf den 17. August festgesetzte Hinrichtung stattfinden, so wird allgemein eine Masscnerhebung der Indier befürchtet. Es herrscht sowieso eine recht schwüle Spannung zwischen Eng land und der indischen Bevölkerung. Seit dem über Dinghva gefällten Todesurteil erhalten die Mitglieder des Gerichtshofes täglich zahlreiche Drohbriefe von Mitgliedern der revolutionären Parteien in Indien. — Bleriot ist am 26. Juli nachm. in Lon don eingetroffen, wo ihm von der Bevölkerung ein begeisterter Empfang bereitet wurde. Lord North- cliffe gab ihm zu Ehren ein Gabelfrühstück, zu dem zahlreiche Gäste eingeladen waren. Kriegsminister Haldane, der den Aviatiker beglückwünschte, sagte, die ser große Erfolg würde ihm seinen Platz in der Ge schichte sichern. Lord Northcliffe verkündete, daß der Aeroklub beschlossen habe, Blerkot die goldene Medaille zu verleihen. Außerdem händigte Lord Northcliffe Bleriot einen Scheck über 1000 Pfund Sterling als Preis aus, der von der „Daily Mail" ausgesetzt war. — Kreta. Die Trüpven der Schutzmächte in Kreta sind nunmehr zurückgezogen worden, und die englischen, französischen, italienischen und russischen Truppen haben Kreta bereits verlassen. — Japan. Auf einem japanischen Linien schiff explodierte beim Geschützexerzieren ein Geschoß Vier Mann wurden getötet, fünf verwundet. Lokale und sächsische Nachrichten. — Carlsfeld, 24. Juli. Das Landgericht zu Zwickau verurteilte den^dreimal wegen Eigentumsver gehen,s, darunter einmal vom 'Kriegsgericht zu Leip zig mit 6 JMren, Zuchthaus bestraften Ziegeleiarbei ter Th. M Müller gen. K'älbskopf, wegen des 1. Z. ge meldeten in Blechhammer bei Carlsfeld verübten Ein- bruchsdiebstahls unter Anrechnung von 3 Monaten Untersuchungshaft und Ausschluß mildernder Umstän de zu 2 Jahren, 3 Monaten Zuchthaus 5 Jahren Ehren rechtsverlust ,un,d Tragung der Kosten. Leipzig, 25. Juli. Aus einer öffentlichen Mit teilung des Lokal Verbandes der vereinigten Gast wirt s v e r c i ne zu Leipzig geht hervor, daß die Leip ziger Gastwirte die Beschlüsse der Brauer und Gast wirte in Berlin — Hektoliteraufschlag von 5 Mark für Leipzig absolut nicht als maßgebend betrachten. Es wird ausdrücklich bedauert, daß Gastwirtskorpora-