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Dresdner W Journal. Mniglich Sächsischer Staatscrnzeigcr. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Zeitweise Nebenblätter: LandtagSbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land« und LandeSkulturrentenbanl.Verwaltung, Übersicht der' Einnahmen und Ausgaben der LandeS-Brandversicherunasanstalt, Übersichten de- K S. Statistischen LandeSamtS über Ein- und Rückzahlungen bei den Sparkassen, Grundsätzlich« Entscheidungen de- K. S. LandeSversicherungSamtS, Verkaussliste von Holzpflanzen aus den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 225. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. Donnerstag, 26. September M2. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1», sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint. WerktagS nachmittagS. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1SSK, Redaktion Nr. 4374. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im AnkündigungSteile »0 Pf., die>spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 7» Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) IKO Pf. PreiSermäßigg. aus Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Die offiziöse bayerische „Korrespondenz Hoffmann" stellt eine vliittermeldung richtig, wonach das Befinden des Prinz-Regenten Luitpold zu Befürchtungen Anlaß gebe. Tas Befinden des erlauchten Herrn sei seinem hohen Alter entsprechend zufriedenstellend. Die Leiche der Infantin Maria Theresia von Spanien ist gestern unter militärischen Ehren im König!. Pantheon zu Madrid beigesetzt worden. * Aus Konstantinopel werden neue Beunruhigunaen der türkischen Mittelmeergewässer durch die italienische Flotte gemeldet. In Persien macht sich neuerdings wieder eine Be wegung zugunsten der Rückkehr des früheren Schahs Mo hammed Ali geltend. Präsident Madero von Mexiko hat dem Rebellen Orozco mit seinen Anhängern eme Amnestie angeboten. Bei einem Automobilzusammenstoß in der Räbe von Borghetto di Bara wnrde der Erfinder der drahtlosen Telegraphie Wilhelm Marroni erheblich verletzt. * Ein Taisun hat in Japan große Berheernngen an- gerichtet. Amtlicher Teil. Justizministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, vom 1. Oktober an den Amtsgerichtsrat Hermann Richard Benndorf in Leipzig zum Landgerichtsrate bei dem Landgerichte Leipzig und den Amtsrichter Johannes Ernst Felix Franke in Leipzig zum Landrichter bei dem Land gerichte Leipzig zu ernennen. Die Äusnahmebeftimmunz von Len Vorschriften über die Sonntagsruhe in Säckereien auf Grund von § 105 s der Veichsgewerbeorduung betr. In der Bekanntmachung der Königlichen Kreishaupt mannschaft vom 22. Juni 1901 zu IV 530 — Sächsisches Wochenblatt Seite 141 — ist für Bäckereien und Kon ditoreien die unter Ziffer 3 ersichtliche Ausnahme von den Vorschriften über die Sonntagsruhe auf Grund von 8 105o der Reichsgewerbeordnung zugelassen und für sie die gleichfalls dort ersichtliche Bedingung festgesetzt worden. Auf Antrag beteiligter Gewerbetreibender (Arbeitgeber wie Arbeitnehmer) und in Anerkennung des Bedürfnisses hat die Königliche Kreishauptmannschaft beschlossen, die Bedingung für Bäckereien abzuändern, sodaß sie nun mehr wie folgt zu lauten hat: Bedingung: Wenn die Sonntagsarbeiten länger als drei Stunden dauern, so sind die Arbeitnehmer entweder an jedem zweiten Sonntag mindestens in der Zeit von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends oder an jedem dritten Sonntag volle 36 Stunden oder in jeder Woche während der zweiten Hälfte eines Arbeitstages von mittags 12 Uhr ab von jeder Arbeit freizulassen. Wenn die Arbeitnehmer durch die Sonntagsarbeit am Besuche des Vormittags-Gottesdienstes und eines kür ihre Konfession regelmäßig stattfindenden Nachmittags-Gottes dienstes behindert werden, so ist ihnen mindestens an jedem dritten Sonntage Gelegenheit zum Besuche des Gottesdienstes zu gewähren. - IV1681» Leipzig, den 21. September 1912. 6552 Königliche Kreishanptmannfchafi. Nichtamtlicher Teil. Deutsches Reich. Da» Befinden de» Prinz Regenten Luitpold von Bayern. München, 25. September. Die „Korrespondenz Hoff mann" meldet vom Hoflager des greisen Prinz-Regenten Luitpold in Berchtesgaden: Die verschiedenartigen Ge rüchte, die in den letzten Tagen über das Befinden Sr. König!. Hoheit des Regenten kursieren, geben Anlaß zu? Veröffentlichung des folgenden ärztlichen Berichtes: „Tie Beschwerden des Alters machen sich bei Sr. König!. Hoheit dem Regenten in den letzten Monate» in höherem Maße bemerk bar. Das Befinden ist infolgedessen Schwankungen unterworfen, die den Regenten nötigen, sich mehr Schonung aufzuerlegen. Zu einer ernsten Besorgnis besteht jedoch kein Anlaß. Ter Regent er ledigt vormittags Regiernngsgeschäste und macht täglich vor- und nachmittags größere Ausfahrten bis zur Tauer von zwei Stunden, muß es sich aber versagen, größere Einladungen zur Tafel ergehen zu lassen. (gez.) vr. v. Angerer, (gez.) v. Castner." Zum Hinscheiden de» Frhrn. Marschall v. Bieberstein. Berlin, 25. September. Der Präsident des Deut schen Reichstags vr. Kaempf hat an die Witwe des Frhrn. Marschall v. Bieberstein folgendes Telegramm ge richtet: „Ew. Exzellenz spreche ich namens des Reichs tages anläßlich des Heimganges Ihres hochverehrten Hrn. Gemahls, der als Bundesratsbevollmächtigter und als Staatssekretär des Auswärtigen Amts eine Reihe von Jahren dem Reichstage nahegestanden hat, das aller- herzlichste Mitgefühl aus." Außerdem übersandte der Präsident einen Kranz. München, 25. September. Der Prinzregent hat Sr. Majestät dem Kaiser aus Anlaß des Hinscheidens des Frhrn. v. Marschall telegraphisch seine herzliche Anteil nahme ausgesprochen. London, 25. September. Der deutsche Botschafter vr. v. Kühlmann flattere heute nachmittag dem Auswär tigen Amte einen Besuch ab und übermittelte den Dank der deutschen Regierung für die Beileidskundgebung aus Anlaß des Todes des Frhrn. v. Marschall. Frankfurt a. M., 25. September. Der Konstantino peler Korrespondent der „Frkf. Ztg", der sich gegenwärtig auf einer Urlaubsreife in Deutschland befindet, hat noch vor wenigen Tagen den verstorbenen Frhrn. v. Marschall in Badenweiler besucht. Der Botschafter hat ihm über seine Aussichten in die politische Zukunft und seine Ab sichten in bezug auf die ihm gestellte große Aufgabe ge sprochen. Der Korrespondent gibt der „Frkf. Ztg." darüber folgende Mitteilungen: Frhr. v. Marschall berichtete ein gehend von den Eindrücken, die er in den ersten drei Tagen seines Londoner Aufenthaltes gewonnen hatte. Er schilderte dabei die Fülle des Erlebten, wobei der Grund ton in der festen Zuversicht gipfelte, daß die Beziehungen zwischen England und Deutschland einer entschiedenen Besserung entgegengehen werden. Es war sein höchstes Ziel, dabei gewissermaßen tonangebend mitzuwirkcn, und er betrachtete es als erste patriotische Pflicht, seine Kräfte bis zum letzten Atemzuge dieser Aufgabe zu widmen. Das Entgegenkommen, das der englische Hof, die Regierung, aber auch die in der Opposition befindlichen konservativen Kreise ihm bezeigten, und die loyalen Gesinnungen, von denen es begleitet war, bereiteten ihm die aufrichtigste Freude. Es bestärkte ihn in der Annahme, daß seine schwierige Mission Aussicht auf Erfolg haben würde. Zur Frage der Milderung der Fleischteuerung. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt hierzu: Auf Veranlassung und unter Leitung des Reichs kanzlers sind in den letzten Wochen die Mittel zur Mil derung der gegenwärtigen Fleischteuerung und der durch sie herbeigefüyrten schweren Belastung weiter Bolkskreise nach allen Richtungen hin geprüft worden. In seiner gestrigen Sitzung hat sich das preußische Staatsministerium über die Hauptpunkte der sofort einzuleitenden Regierungs aktion geeinigt. Einzelheiten werden heute noch durch eine von den beteiligten Ressorts zusammengesetzte Kom mission geklärt. Darauf wird Preußen sofort mit den anderen Bundesregierungen in Verbindung treten. Eine Veröffentlichung der geplanten Schritte ist in den nächsten Tagen zu erwarten. — Die in Berlin am 25. September ausgegebene Nr. 52 des Reichsgesetzblattes enthält die Übereinkunft zwischen dem Deutschen Reiche und der Französischen Republik vom 2. Februar 1912, betreffend die Staatsangehörigkeit der Personen, die sich in den zwischen Deutschland und Frankreich ausgetauschten Gebieten in Äquatorialafrika befinden, sowie Bekanntmachung vom 15. Sep tember 1912, betreffend die Ratifikation der vorgenannten Über- einkunft. Ausland. Bon der La-un- der österreichisch'ungarischen Delegationen. Die HeereSausschüsse. Wien, 25. September. Der Heeresausschuß der österreichischen Delegation hat das Budget für die Kriegs marine angenommen. Im Lause der Debatte betonten die meisten Redner die Notwendigkeit einer starken Flotte zum Schutze der Küste, zur Wahrung der Gleichberechti gung der österreichisch-ungarischen Monarchie im Mittel ländischen Meere und zum Schutze des Handels. Marinc- kommandant Admiral Montecuccoli erklärte, daß das Werfen von Bomben aus Flngfahrzeugen wohl nur durch ein internationales Abkommen beseitigt werden könnte. Er bezweifle jedoch, daß einzelne Staaten einwilligen würden, sich deS Rechtes auf eine solche Verwendung der Flugzeuge zu begeben. Der Delegierte Nemec beantragte eine Resolution, in der die Regierung aufgcfordert wird, sich im Sinne der Genfer Konvention mit den anderen Negierungen ins Einvernehmen zn setzen, um das Werfen von Bomben aus Luftschiffen im Kriege zu ver bieten. Delegierter Frhr. Glanz v. Eicha sagte über die Verschiebung der Seestreitkräfte im Mittelincere, wenn das englische Projekt, einen maritimen Stützpunkt in Alexandria einzurichten, verwirklicht werde, so würden sich die Verhältnisse im Mittelmeere, wo bisher das maritime Gleichgewicht zwischen den beteiligten Staaten ziemlich stabil habe aufrechtcrhalten werden können, schwieriger gestalten. Redner griff dann auf die Debatte im englischen Untcrhause zurück und bezeichnete Balfours Ausführungen, Österreich-Ungarn sei im Begriffe, eine der starken Seemächte der Welt zn werden, als offen kundige Übertreibung. Wie für England die Aufrecht erhaltung seiner Seeherrschaft, so sei für Österreich- Ungarn die Verteidigung seiner Küsten und der Schutz seiner Scehandelsschisfe geradezu ein Lebcnsinteresse seiner Handclsseeschiffahrt. Der Heeresausschuß der Ungarischen Delegation be gann heute die Verhandlungen über das Krieasbudget. Reichskriegsminister v. Auffenberg leitete die Verhand lungen mit einen: längeren Expnss ein, in dem er be tonte, daß die Kriegsverwaltung unter Berücksichtigung der finanziellen Leistungsfähigkeit die Bedürfnisse des Staates genau auf ein mit beiden Regierungen fest gestelltes Programm beschränkt habe. Bei verschiedenen Anforderungen, so im Befestigungswesen, sei selbst unter das unbedingt notwendige Maß hinuntergcgangen worden. Mehrere Delegierte wünschten Aufklärung über die Gerüchte zu erhalten, nach denen eine Neubewaffnung der Artillerie beabsichtigt sei. Der Kriegsminister gab daraufhin Auf klärungen, die vom Ausschuß mit Befriedigung zur Kenntnis genommen wurden. Besprechung des Exposüs Berchtold im ungarischen Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten. Wien, 25. September. Im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten der ungarischen Delegation stellte heute nachmittag der Referent Nagy mit Bedauern fest, daß die auswärtige Lage sich seit Schluß des Jahres verschlechtert habe. Er erklärte weiterhin, daß das Ministerium des Äußern bei strikter Wahrung der Neutralität im türkisch, italienischen Konflikt eine Gefährdung der österreichisch ungarischen Schiffahrts- und Handelsinteressen zu vermeiden wußte. Redner begrüßte es freudig, daß ebenso wie die österreichisch-ungarische Monarchie, auch das russische Reich zur Erhaltung des Friedens mitwirke. Dies zeige, daß die Monarchie in der Orientfrage nicht isoliert stehe. Die Delegation nehme das Ergebnis der Buchlauer Zu sammenkunft mit Befriedigung auf und sehe auch mit warmem Interesse dem Besuch des Ministers des Äußern in Rom entgegen, der zur Klärung aller zu Miß verständnissen Anlaß gebenden Fragen Gelegenheit bieten werde. Schließlich gab der Redner dem Vertrauen der ungarischen Delegation zu dem Minister des Äußeren, zu seiner reichen diplomatischen Erfahrung und seinen hervorragenden Fähigkeiten Ausdruck und beantragte zum Zeichen dieses Vertrauens die Annahme deS Budgets des Ministeriums des Äußeren. Im weiteren Verlaufe der Sitzung trat der Delegierte Szüllö für ein freundschaft liches Verhältnis mit Rußland ein, durch das am besten der Friede im Orient gesichert werden könne. Der Dele gierte Lanczy besprach eingehend die Dardanellenfrage und sagte, wenn die russische Kriegsmarine durch Öffnung der Dardanellen für die russischen Kriegsschiffe ein selbst- ständiger Faktor im Mittelmeere werden würde, dann müßte auch die österreichische Kriegsmarine ergänzt werden. Er stehe dem Bestreben, ein freundschaftliches Verhältnis zu Rußland zustande zu bringen, sympathisch gegenüber, doch müsse tue Frage der Öffnung der Darda nellen ein noli ms t»nzvrs bleiben. Die Debatte wurde hierauf geschlossen. Der Minister deS Äußeren gab dann vertrauliche Aus künfte auf die von dem Berichterstatter und einzelnen Delegierten gestellten Fragen, insbesondere über das Ver hältnis der europäischen Mächtegruppen und damit im Zusammenhänge über die maritimen Verhältnisse im Mittelmeer und die Ministerentrevuen der jüngsten Zeit,