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Sächsische Amts- und Anzeigeblatt für Schandau und Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition tn Schandau, sowie durch alle Postanstalten für 10 Ngr. vicrtcljährl. zu beziehen. — Inserate für auswärts nehmen an: 'Hx. Kämmerer Hesse iu Hohnstein, sowie die Annoncenbureaus von H. Engler und F. Fort in Leipzig, welche man an erwähnten Geschäftsstelle» spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. BI. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugebcn bittet. N U. Freitag, den 16. Mär) M«. Der wahre Brunnquell alles Uebels für Deutschland. (Ans Niedersachsen.) Thatsachen, die Jedermann klar vor Augen liegen, beweisen, daß Graf Bismarck wohl im Stande wäre, wegen der Elbhcrzogthümrr Deutschland in einen mörde rischen Bruderkrieg zu stürzen. Oesterreich und Preußen zusammen haben die Hcrzogthümcr für Deutschland ge wonnen, und zwar Hai Oesterreich dabei das beste gcthan; Preußen aber verlangt für sich Alics. Daß Oesterreich das nicht gewährt, was cö weder kann noch darf, legt Graf Bismarck als eine Feindseligkeit gegen Preußen aus. Darum möchte er den Krieg, und sucht nach Vorwänden, denselben zu beginnen. Aber ist cs blos Graf BiSmarck, dcr das will? Blicken wir zurück. Seit 130 Jahren ist aller Kriegs- jammer über Deutschland gekommen, direct oder ilidircct, von derselben Politik her, deren Träger jetzt Graf Bis marck ist. Im Jahre 1740 wäre Maria Theresia friedlich und ruhig ihrem Vater Carl VI. gefolgt, wenn nicht die preu ßische Politik, um Schlesien zu erlangen, das ihr nicht ge hörte, den österreichischen Erbfolgckrieg entzündet hätte. Um nur mit den Franzosen allein zu thun zu haben, gewährte Maria Theresia Schlesien. Die Franzosen ka men in Bcdrängniß. Als sic in Gcfahr waren, die Beute früherer Zeiten,' das Elsaß wieder hcrauögeben zu müssen, zahlten sie dem Preußenkönig Subsidicn. Um für die Franzosen das Elsaß zu retten, wie derselbe selbst cs nennt, um für sich Böhmen zu erobern, brach er aufö neue los. Er leistete nun den Franzosen den gewünschten Dienst. Sie behielten Elsaß, er Schlesien. Im Jahre 1756 begann cr aufö neue. Man hat gesagt, er habe zu seiner Vertbcidigung gegen eine Coali- tion die Waffen ergriffen. Das ist ein Jrnhum. Das kürzlich erschienene Werk: „Die Geheimnisse des sächsischen Cabincls von 1756", thut actenmäßig dar, daß eine solche Coalition zum Angriffe vorher nicht existirt hat, daß erst der Unwille über den ruhelosen Friedensstörer nachher sie hervorrief. Der Plan des Prcußcnkönigs war nach die sen Acten die Eroberung von Sachsen. Um dieses Plancö willen erduldete Deutschland den schrecklichen siebenjährigen Krieg. Abermals wurde Friede. Der Preußenkönig ver mehrte sein Heer. Die Neuzeit murrt, daß 18 Millionen Menschen, die jetzt unter dem preußischen Sccpter stehen, ein Heer von etwa 200,000 Mann ernähren sollen. Die fünf Millionen Uuterthanen Friedrichs II. mußten ein Heer von 180,000 Mann im Frieden ernähren, auf 27 Menschen einen Soldaten, damit dcr Herr derselben für jede Gelegenheit zu neuer Eroberung steiö bereit sein könne. Dcr Plan dcr Thcilung Polcnö mit allem Jammer, der daran sich knüpfte für Deutschland und für Polen, ging auS von ihm. Polen war die Vormauer von Deutsch land gegen Rußland; die preußische Politik zerstörte sie. Preußen wurde von da an der Schildknappe Rußlands, weil nur diese Macht allein ein Interesse dabei hatte, die preußische Gier nach Vergrößerung zu nähren. ES entbrannte die sranzösischc'Nevoluiion. Sie warf sich erobernd nach Außen. Denn nicht Deutschland suchte den Krieg, sondern Frankreich. Damals war einmal die Hoffnung, daß Oesterreich und Preußen zusammen für Deutschland cinstchen würden. Die Hoffnung war kurz, Im Februar 1792 wurde ein Schutz- und Trutzbündniß zwischen den beiden Mächten geschlossen für die Erhaltung Deutschlands und Polens; im März 1792 verlangte Preu ßen, um daS Bündniß zu halten, ein Stück von Polen für sich. DaS Bündniß war durch diese preußische Gier in seinem Wesen geschädigt. Dcr Vorgang liefert den bündigen Beweis, daß Preußen seiner Vergrößerungslust jede Pflicht und jede Rücksicht nachsetzt, eine Erfahrung, die sich seitdem oft wiederholt hat, 1815 wie 1865, zur heilsamen Lehre, daß Oesterreich und Deutschland sich auf die preußische Politik nie verlassen können. — Im April 1795 fiel Preußen durch seinen Separatfrieden mit Frank reich offen von der gemeinsamen Sache ab. Diese That war für Deutschland von den unglück lichsten Folgen. Sic ist dcr Ursprung allcö Jammers bis zum Jahre 18^3, und darum fällt dcr preußischen Politik indirekt die französische Zwinghcrrschaft über uns zur Last. Denn die preußische Politik zog nicht blos sich selber vom Kampfe für die deutschen Interessen zurück, sondern sie zwang auch das übrige Norddcutschland zur Neutralität. Daher kämpfte Oesterreich allein gegen den überlegenen Feind, und unterlag. Die preußische Politik handelte so in der Hoffnung, daß Frankreich sie für diesen Vcrrath durch das Geschenk eines anderen deutschen Landes belohnen würde. Dcr Grundzug ist immcr derselbe: die Habgier nach fremdcm Eigenthume. Er nimmt eine andere Gestaltung nur an nach dcr Stärke oder dcr Schwäche dcr Indivi duen, welche diese Politik vertreten. Im Jahre 1813 endlich erscholl das Losungswort dcr deutschen Erhebung. Es ward nicht von der preußischen Politik gesprochen; aber die preußische Politik nutzte cS