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x SWscheNolkMtima IluSaadr t «>t 2 «rilaaen Dkl melden und aan» r> Wen dterteljäbrltch »,IV 2». In I Deutschland Irrt Haus 8 S» in Oeslcrreich > UuSaabe » nur mit Feierabend vierleljLbrlt> Dresden und aanz Deutschland Oesterreich 4.«? ! Liocheniag» erscheint die Zciluu Feierabend vterleljLbrltch 1,8« In niz Deutschland frei Hau» 8,88 li, L — «kinzel.Nummcr 1« ^ ! -tachmittägSstunden; dt« ^onna^eiidnuminer^erscheiiU später I in den ersten Nr. 118 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unt«rhaltr»irs»-eilage Die MrrstrisVle Zeit «ird Sonnt«rg»-eil«rKe Feievabrnd <lnzetarn, Annahme von «clchäilranjetae» dis t« llhr, von Ftimtiien- anzctgen vi» ll Uhr. Brei» sür die Pettt-Tpaltzelle 8« >m tlteklameteil «« 1.1 Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus. I I gegebene Anzeigen könne» wir die BerautworUichkeit sür die I Richtigkeit des LexikS nicht übernehmen. RedaktionS.Sprechstunde: I« dt» II Uhr vormittag». > Für Rückgabe ciugctandier Schriststücke macht sich die Redaktion I nicht verbindlich; Rücksendung eriolgt, wenn Rückporto bei-1 gcsügt ist. Brieflichen Ansragen ist AntwortSvorto beizusügeu. I Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 18, Holbeinftrahe 46 Dienelag, den 27. Mai 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg »n»«tt»»n»»»»«nnnnn»»nnnn»» § Für das Juni-Abonnement 2 5 der Sächsischen Bolkszeitung zahlt man bei allen ^ L Postämtern 60 Pfg., mit Zustellung 74 Pfg., 5 für die illustrierte Beilage sind 10 Pfennige 5 mehr zu entrichten. — Die Bestellung ist sofort ^ 5 Zu bewirken, da sonst die Zeitung ausbleibt. 2k Die braunschweigische Frage Der junge Welfenprinz hat Wilhelm II. einzige Tochter als Gemahlin heimgeführt und wird in absehbarer Zeit den Thron seines berühmten Ahnherrn Heinrichs des Löwen in Braunschweig besteigen. Es ist nicht das erste Mal, daß Hohenzollern mit Welfen sich verbinden, und es wäre für den Biologen kein allzu großes Kunststück, nachzuweisen, wieviel Tropfen Zollernblut in den Adern des zukünftigen regierenden Herzogs von Brannschweig fließt. Aber das hat nicht hindern können, daß vor fast einem halben Jahr- hundert der blinde Welfenkönig Georg V. sich vor der eisernen Härte der Politik des ehernen Kanzlers beugen mußte und als Entthronter ins Exil zog. Die Geschichte ist oft grausam und geht über den einzelnen und über ganze Geschlechter zur Tagesordnung über, wenn die Notwendig, kcit des Augenblicks es gebietet. Aber die Geschichte ist auch der beste Versöhner, denn die Zeit heilt alle Wunden. Es wäre müßig, heute darauf hinzuweisen, daß zu Lebzeiten Bismarcks eine Versöhnung der Hohenzollern mit den Welfen ausgeschlossen gewesen wäre, denn auch der eiserne Kanzler hätte sich, nachdem heute das Primat Preußens in dem föderativen Deutschen Reiche so zweifellos gefestigt ist, gerne zu Kompensationen herbsigclassen, die heute frei giebig unter dem Eindruck der Verbindung zweier Königs- kmder bewilligt werden. Auch der große Wclfenminister Windthorst hätte zweifellos in dieser Verbindung die schönste Lösung des Welfenproblems anerkannt und erblickt. Wenn man sagt. Ehen werden im Himmel geschlossen, so ist das jedenfalls doppelt erfreulich, wenn bet solchen Herzens bündnissen auch die trockene und berechnende Politik auf ihre Kosten kommt. Aber mit dieser dynastischen Ver- bindnng sind wohl dis Wege, die zu dem braunschweigischen Throne führen, für den jungen Welfenprinzen geebnet, aber das Problem der braunschweigischen Thronfolge ist damit noch nicht ohne weiteres gelöst. Wer im Herzogtum Braunschweig regiert, ist eine Rechtsfrage, eine Frage des Staatsrechts, die eine klare und einwandfreie Lösung erfordert. Daß der Sohn des Herzogs von Cumberland der Schwiegersohn des Kaisers geworden ist, bietet noch keine ausreichende Gewähr dafür, daß die vom Bundesrat am 28. Februar 1907 so klar formulierte Voraussetzung für die Thronbesteigung eines Mitgliedes des Welfenhauscs erfüllt sei. Es ist staatsrechtlich unmög lich, daß die Thronbesteigung des Prinzen Ernst August in Brannschweig ohne irgendwelche Vsrzichtlcistung des Hauses Cumberland auf Hannover erfolgen kann. Angesichts der verschiedenartigen Beurteilung dieser Frage hauptsächlich in den wölfischen Organen dürfte cs als Wünschenswert er scheinen, wenn der Reichskanzler endlich im Parlamente ge fragt wird, wie es heute mit der braunschweigischen Frage bestellt ist. Soll der Grundsatz, der vor 6 Jahren durch ein stimmigen Beschluß des Bundesrates ausgestellt Wurde, heute nicht mehr gelten? Will man sich etwa, statt auf den formellen Verzicht des Herzogs von Cumberland auf Han nover zu bestehen, niit seinem tatsächlichen Verzicht be» gnügen, der in der Vermählung des Prinzen Ernst August mit der Tochter des Kaisers und in seinem Eintritt in das preußische Heer gefunden werden soll? Wenn etwa eine Einigung auf der Grundlage versucht wird, daß dem Her zog von Cumberland für seine Person der ausdrückliche Ver zicht auf Hannover erlassen wird, aber sein Sohn diesen Verzicht ausspricht, so wäre das jedenfalls die wünschens werteste Lösung der Frage. Allerdings würde darauf be standen werden müssen, daß dieser Verzicht für alle anderen Mitglieder des WelfenhauseS und für alle Zukunft gilt. Klare Rechtsverhältnisse sind die Voraussetzung für das Ge deihen eines Staates. Niemals sind Kompromisse, die auf Halbheiten beruhen, weniger erträglich, als da, wo es sich um die rechtlichen Grundlagen des Staates, um Verfassungs- fragen handelt. Der Bund deS Prinzen Ernst August mit der Prinzessin Viktoria Luise steht unter dem glückver heißenden Zeichen der Versöhnung, er beginnt mit einem Werke deS Friedens. Mögen die Hoffnungen, die nicht nur in politischer, sondern auch in persönlicher Beziehung an diese Ehe geknüpft werden, sich Voll und ganz erfüllen. - Deutsches Reich Dresden, den 27. Mat 1913 — Zum Regierungöjubiläum Kaiser Wilhelms hat der russische Millionär Badewski in Odessa dem Kaiser 500000 Mark für wohltätige Zwecke überwiesen. —Der Kaiser reist am 4. Juni zur Feier der 200jäh- rigen Zugehörigkeit Gelderns zum preußiscl>en Staat nach Geldern. Bei dieser Gelegenheit wird ein Hohenzollern- denkmal enthüllt werden. Königin Wilhelmine der Nieder lande wird eine Sondergcsandtschaft zur Begrüßung des Kaisers nach Geldern entsenden. — Prinz Ernst August von Cumberland ist nach Blät- termeldnngen vom Kaiser zum Rittmeister in seinem Re giment ernannt worden. In der soeben herausgegebenen Rangliste steht der Oberleutnant Prinz Ernst August bei den Ziethcnhnsaren als vierter seiner Charge verzeichnet. — Die Reichsschnlkoiuiuisfiou ist in Hamburg unter dem Vorsitze des Wirkt. Geh. Oberregierungsrats Dr. Kelch zusammengetreten.. Es nahmen daran als Mitglieder teil von Sachsen Geh. Rat Dr. Seeliger. ferner der Großher zogliche Sächsische Oberschnlrat Dr. Krumbhalz. — Die Königin von England beging gestern ihren Ge burtstag. Der Kaiser und die Kaiserin erschiene aeg'ii 9-^j llhr in den Gemächern der englischen HerrsG >'' mr Beglückwünschung, llm lOi/l, llhr sind der König und die Königin von England mit Gefolge und Ehrendienst nach Neustrelitz abgereist'. Die freundliche Residenzstadt ist für den Besuch des englischen Königspaares reich geziert, llm 12 llhr 30 Minuten lief der Hofzng in den Bahnhof ein. Die Begrüßung zwischen dem Großherzogspaar und den könig lichen Gästen war außerordentlich herzlich. Ilm 1 llhr 15 Minuten fand im großherzoglichen Schloß eine Frühstücks- tgfel statt: um 3 Uhr 60 Min. geleiteten die mecklenburgischen Fürstlichkeiten ihre Gäste wieder zum Bahnhof, von wo die Rückreise nach Potsdam angctreten wurde. Der König und die Königin von England sind um 6 Uhr ans dem Stettiner Bahnhofe wieder cingetroffcn und haben sich nach dem Kö niglichen Schlosse begeben. Sie werden heute nachmittag um 6s^ Uhr vom Lehrter Bahnhof über Vlissingen nach London abreiscn. — Der Reichstag nimmt heute Dienstag den 27. d. M. seine Arbeiten nach einer vicrwöchentlichen Pfingstpcmse wieder ans. In der ersten uni 2 Uhr beginnenden Sitzung werden nur Bittschriften nach altem Brauch beraten. — Nach den vorläufigen Geschäftsdispositionen wird, nach Blätterineldnngen, die sozialdemokratische Anfrage über die rcichsländischen Diktatnrgesctzc am Mittwoch beraten wer den. Die Aussprache wird voraussichtlich zwei Tage währen Die zweite Lesung der Wehrvorlage dürfte erst am nächsten Montag beginnen. Die Beratung der Decknngsgesetze wird der Haushaltungsansschnß erst in der nächsten Woche in Angriff nehmen, da über ihre Behandlung zwischen Regie rung und Fraktion in dieser Woche noch Besprechungen stattfinden werden. — Die Meldung, daß zwischen dein Zen trum und den Nationalliberalen eine Einigung über die Reichsvermögenssteuer bereits erzielt sei, und daß die Herren Erzberger und Basserniann schon miteinander beim Reichskanzler gewesen seien, mn ihm die Reichsvermögens- steucr in aller Form anznbieten, wird durch das Wolffsche Bureail als „freie Erfindung" bezeichnet. Der „Tägl. Rundschau" (Nr. 240) wird im Zusammenhang hier mit versichert, daß die Regierung unter keinen Umständen gewillt sei, die Forderung und das Angebot einer Neichsver- möqensstcucr als Grundlage für die Erledigung der DeckungSsrage anznerkennen. — In der Budgetkommissio» des Reichstages wurde folgender Zentrumsantrag angenommen: „Familien, von denen mehr als drei Söhne ihrer aktiven Dienstpflicht im Reichsheer oder der Marine genügt haben, erbalten während der Dienstzeit eines jeden weiteren Sohnes pro Jahr 240 Mark Aufwendungsentschädigung." Der Kriegsminister stand der Frage sympathisch gegenüber, erklärte aber, die Frage gehöre in den Etat des Neichsamtes des Innern. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter war der Ansicht, die Land bewohner würden den Hauptvortsil von der Bestimmung haben. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter widersprach nachmals dem Antrag, weil keim: Einigkeit über den Wort- laut vorliege, worauf der Antragsteller erwiderte, alle Par teien stimmten zu, nur die Sozialdemokraten hätten Be denken. Es wurden dann für diesen Antrag ausdrücklich zwei Lesungen beschlossen und der Antrag in erster Lesung gegen die Sozialdemokraten angenommen. Darauf lehnte die Budgetkommission die angeforderten 670 000 Mark als Löhnungszuschüsse für Unteroffiziere usw. bei den Truppen in Elsaß-Lothringen (Westmarkenzulage) mit 18 gegen 10 Stimmen der Konservativen, der National- liberalen und einiger Fortschrittler ab. — Der BundeSrat und die Ausuahmegesctze für das ReichSkaud. Da» „Journal d'Alsace-Lorrain" hat sich aus Berlin melden lassen, daß die Ausnahmegesetze für Elsaß- Lothringen im Bundesrate nicht angenommen werden wür den. Nach diesem Blatte sei cs sogar fraglich, ob es im Vun- desrate überhaupt zu einer Sitzung über diese Frage kom men wird. — Die „Tägl. Rundschau" will dem Blatte die Beruhigung geben und ihm mitteilen, daß der Bundesrot sich schon in dieser Woche mit der Vorlage beschäftigen wird, und es ist auch zweifellos, daß er sie annehmen wird. Ob dies so feststeht, ist doch eine andere Frage. Jedenfalls ist im Reichstage ungemein wenig Neigung, diese Vorlage vor der Vertagung überhaupt in Beratung zu ziehen. — Dir Sicherheit unserer Kolonien im Kriegsfälle ist, »ach Berliner Blättern, zurzeit Gegenstand einer Kom- missionsprüfnng, die der Präsident der deutschen Kolonial- gesellschaft, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, ver anlaßt hat. Bei den Beratungen dürfte cs sich weniger nm den Schutz der Kolonien von außen her handeln als nm das Verhalten der Eingeborenen bei kriegerischen Verwicklungen des Mutterlandes. Seinerzeit wurde n. a. bekannt, daß die intelligenten Snahelineger reges Interesse für die deutsch-französischen Marokkovcrhandlnngen gezeigt haben. Eine besondere Bedeutung gewinnt diese Frage, wenn man mit der Möglichkeit von Unbotmäßigkeiten und Aufständen der Eingeborenen in den Kolonien rechnet, falls größere, kriegerische Aktionen die Streitkräfte des Mutterlandes vollkommen in Anspruch nehmen, so daß eine wesentliche Unterstützung der Schutzgebiete durch einheimische Truppen nicht in Betracht kommen kann. Man hat auch darauf hin-^ gewiesen, daß die Gefahren von Aufständen der Ginge- borenen sämtlichen Kolonialstaaten drohen, die in einest Krieg verwickelt werden. Und ans diesem Grunde wird der? Gedanke erwogen, internationale Vereinbarungen zu tref fen, nach denen die Kolonien grundsätzlich als Kriegsschau platz für die kriegführenden Mächte ausgeschlossen werden sollen. Ob derartige Vereinbarungen Aussicht auf Erfolg haben würden, scheint immerhin recht zweifelhaft. — Ter Geburtenrückgang in Deutschland. Gerade die protestantische Presse weist in letzter Zeit immer deutlicher, ans die nationale Gefahr hin, die in dem Geburtenrückgänge liegt. Nicht nur in den großen Städten, auch ans dem Lande macht sich dieses Uebel bemerkbar, und gerade ;N protestantischen Gegenden in erhöhtercm Maße als in rein katholischen. Die protestantische Presse beschwört ihre Reli-^ gionsgenossen, dieser Gefahr im Interesse des Protestantis mus in Deutschland entgcgenznarbeiten. Wenn es so weitest geht, wird die Zahl der Protestantischen Schulkinder im Jahre 1926 der Zahl der katholischen Schulkinder gleich sein, während sie diese letztere heute noch um eine Milliost übertrifft. — Ein deutscher ZeitnngStrust. August Scherl, der be kannte Berliner Z'itnngsmann, hat 8 Millionen Ma>k Stammaküen seiner Gesellschaft an ein Konsortium verkauft, dem außer einer Berliner Großbank in erster Linie der Ver leger des „Berliner Tageblattes", Rudolf Mosse, angehörft Dieser gewinnt damit einen entscheidenden Einfluß ans die Gestaltung des „Berl. Lokalanzeigers", während August Scherl sich verpflichtet hat, noch drei Jahre lang die Geschäfte dieses Blattes und des gesamten Konzerns nach außen hin zu führen. Ergänzend sei hierzu bemerkt, daß es bei der G. m. b. H. August Scherl im ganzen 10 Millionen Mark Stammaktien gibt, die stimmberechtigt sind. Davon verfügt Herr Rudolf Mosse nunmehr über acht Millionen. Außer dem hat er für mehrere Millionen Mark Vorzugsaktien, die nicht stimmberechtigt sind, und die den Wert von Obligatio- neu haben. Durch die jetzige Transaktion hat Rudolf Mosse seinen Machtbereich nunmehr ans die gesamte Berliner Groß presse ausgedehnt. Denn außer dem „Berl. Tagcbl." mit seinen etwa 226 000 Abonnenten umspannte dieser bisher, schon durch Beziehungen znm Ullstein-Konzern die „Berl. Morgcnpost" mit 386l>00 Abonnenten, die enorm gelesene „B. Z. am Mittag" und die „Berl. Illustrierte Zcitg." mit etwa 700 000 Abonnenten. Hierzu kommt jetzt auch der „Berl. Lokalanz." mit etwa 230 000 Abonnenten, ebenso dest „Tag", die „Woche", die „Gartenlaube" und die sonstigen Scherlschen Blätter. So entsteht das Bild eines ungeheuren Zeitungstrnsts, der in Europa nicht seinesgleichen hat. Auch die Laufbahn des Mannes, der als sein Leiter erscheint, hat nach der „Deutschen Wirtsihaftszeitg." etwas Amerikanisches. Rudolf Mosse, der gerade in diesen Tagen 70 Jahre alt ge worden ist, war von Hans aus vollkommen arm und lebte vor etwa 60 Jahren als gewöhnlicher Jnscratenagcnt in Leipzig. Später gründete er dann von Berlin aus zahl- reiche JnseratenbureauS und rief Anfang der 70er Jahrs mit kleinen Geldmitteln daS „Berl. Tagcbl." ins Leben. Etwa zehn Jahre später, Anfang der 80er Jahre, pachtete Mosse daS Jnseratengeschäft der „Fliegenden Blätter", daS. ihm jährlich eine halbe Million Mark eintrug. Mosscs Ver mögen wird heute auf 50 Millionen Mark geschäht: sein Jahreseinkommen soll drei Millionen Mark übersteigen. -TGi