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und § I LBIH Jüserote werdl ^fürtiknächs an-wMmey,, Raum mit S Pf, bt«chn«t. Li Erscheint jeden Wochentag früh S U. ' Wen dis Nachm, Z UHr Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämtrr und der Stadträche zu Freiberg Md Brattd. werden die gespaltene Zens oder derm H Raum mit S Pf, berechnet. Donnerstag, den 2. IM 17(1^ >/!! Worms. Die feierliche Enthüllung und Einweihung des Luther-Denk- Ms in Worms im Beisein des Königs von Preußen und anderer protestantischen Fürsten und. Großen ist in eine gar seltsam durch Kirchenfragen erregte Zeit gefallen und hat so eine tiefere Bedeu tung erhalten. War es schon an sich ein erhebendes Fest, welches durch die außerordentliche Betheiligung der herbeigeströmten Frem den einen hervorragenden Platz in der Geschichte ähnlicher Ereig nisse einnimmt, so giebt ihr jener erwähnte Umstand eine für alle Gebildeten und für die wahre Erkenntniß der menschlichen Cultur erhöhte geistige Anregung. Durch dieses Denkmal, einem kühnen Denker und deutschen Kirchenresormator gesetzt, werden wir daran erinnert, welche Ursachen es bewirkten, daß ein schlichter Mann seinen gewaltigen Kampf mit dem damals allmächtigen Papstthum bestehen konnte. Wir werden ferner Haran gemahnt, nachzudenken, wie das Lutherthum in den drei Jahrhunderten in vielen seiner Lehren sich so ganz anders gestaltet hat, als es dessen Gründer gewollt. Als Dr. Martin Luther die Reformation begann, trieb ihn die feste Ueberzeugung von der sittlichen Kraft seines Borhabens. Vor Kaiser und Papst schloß er in WormS seine Vertheidigung Mit den mächtigen und ewig denkwürdigen Worten: „Hie steh' ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen." Und niemals würde das Werk eines schlichten Mönches, den die Bannbullen und Gannstrahlen zum Crzketzer gestempelt, eine so schnelle Anerkennung und Befestigung, namentlich in Nord- und Mitteldeutschland, er langt haben, wenn nicht die Mißbräuche der katholischen Kirche so viele Geister längst im Stillen ihr abwendig gemacht hätten. Die Reformation war eine sittliche Reinigung, die ein großer Theil der christlichen Welt für nothwendig hielt. Das Papstthum verdammte sie als eine Ketzerthat, die daran mahnte, daß es (das Papstthum) als eine menschliche Einrichtung der inneren Läuterung und Reform nicht minder bedürfe, wie alle anderen alten Ordnungen aus Erden. Aber noch heute will das Papstthum dies nicht wahr haben, und wir sehen es immer wieder von Neuem, jetzt gegen Oesterreich, sich in seiner alten Ordnung als unfehlbar hinstellen und —. wie ohnmächtig es auch sei — seine Bannbullen gegen alle Reforma tion, gegen alle Reinigung der staatlichen und kirchlichen Verhält nisse schleudern. Aber auch im Lutherthum haben sich Mißbräuche und herrsch- süchtige Kirchengelüste ausgebildet, von denen die Agitationen der preußischen Orthodoxen, der Knak und Consorten in Berlin, eben jetzt die sittliche Entrüstung der gebildeten Welt aufgerusen haben. Wie Christus wohl, läse er die neuesten Allocutionen des Pap stes, der sich ja seinen Stellvertreter nennt, diese Lehre und die Höhere katholische Geistlichkeit in Vielem anders finden würde, als seine Lehre und die Schaar seiner Apostel — so dürste auch Luther von den jetzigen Orthodoxen nicht sonderlich erbaut werden. Chri stus wie Luther erhielten die große Gewalt über die menschlichen Gemüther durch die sittliche Wahrheit ihrer Lehre, die nicht auf Pie F orm, sondern aus den Inhalt Pes Glaubens Gewicht legte; die nicht zu einem Fanatismus, sondern zu esyxr Übttzeü^etch^, also auch die Vernunft befriedigenden Macht werden wollte. .Me hohe Bedeutung des Luther-Denkmals zu Worms siegt daher heute zum Theil darin mit, daß es uns mahnt, wie auch in der Kirche von Zeit zu Zeit eine Läuterung, eine Reform im Sinne der all gemeinen Bildung Noth thut. Lagesgeschichte. Freiberg, I. Juli. Trotz der neulichen Erklärung des „Staatsanzeigers für Württemberg," die süddeutschen Regierungen seien nicht gewillt, einen „Südbund" zu schließe«, beabsichtigen nie Unterzeichner der Erklärung süddeutscher Abgeordneter zum Zoll parlament vom 22. Mai d. I. eine Zusammenkunft. Sie wollen da über die Maßregeln zur Herstellung des von ihnen projectirten Bundes der süddeutschen Staaten berathen. Die verschiedenen Momente, welche die Unmöglichkeit der Bildung eines SüdbundeS ergeben, faßt die „Kl. Z." in Folgendem zusammen: In geographischer Beziehung bildet das Gesammtgebiet der vier Staaten Süddeutsch lands keine selbstständige Einheit. Durch Neckar und Main sind sie mit dem gesammten Stromgebiete des Rheins, also mit Nord deutschland, welches dieser Hauptfluß in seinem Lause von der Ein mündung des Mains an durchströmt, zu einer untrennbaren Ein heit verbunden, von der sie nur eine durch ihre Nordgreoze nicht einmal scharf markirte unselbstständige Unterabteilung bilden. Nur Süd-Bayern gehört zum Donaugebiete; indessen ist die frühere Scheidung von dem Flußgebiete des Rheins durch den Donau- Main(LudwigS)-Canal aufgehoben. Durch die geographische ist Je wirthschastliche Unselbstständigkeit Süddeutschlands und seine ÄWe- hörigkeit zu Norddeutschland bestimmt. Die Geschichte des ZollverMS liefert hierfür den Beweis. Das anzuerkennende Bedürfuiß Bayern- nach einer durch keine Zolllinie gehemmten Handelsverbindung mit dem Osten aus der Donau wird auch durch einen Südbund nicht befriedigt. An die formell jetzt zwar nur provisorische, thatsächlich aber definitive Einheit des wirthschaftlichen Lebens mit dem Norden schließt sich die militärische Einheit. Wie auf keiner Stufe eine dauernde Production möglich ist ohne den entsprechenden Schutz nach außen, so bedarf Je Einheit der wirthschaftlichen Production eines Staatenvereins auch der Einheit der Wehrkräfte dieses Verein- zu ihrer Beschützung. Aber selbst hiervon abgesehen, ist Süddeutsch land nach seinen natürlichen Verhältnissen militärisch in einem so hohen Grade unselbstständig, daß man sich Wundern muß, wie politische Männer je an die Möglichkeit einer absoluten Selbststän digkeit Süddeutschlands haben denken können. Mit seiner an Heer verschiedene Staaten vertheilten Bevölkerung von nur 8'/, Mill, zwischen drei militärisch concentrirte Einheiten von 30, bez. 33 und 38 Millionen Einwohnern gestellt, ist Süddeutschland von jeder dieser Einheiten im Westen, Norden, Osten und Süden militärisch durchaus beherrscht. Der einen von diesen dreien — oder zweien, wenn diese verbindet sind, muß Süddeutschland sich unbedingt anschließen; welcher? darüber entscheidet sein Lebensinteresse. Sprachlich, d. h. mit Bezug auf den Unterschied zwischen Ober- und Niederdeutsch, bildet Süddeutschland nur eine, und zwar numerisch und dem Areal nach nicht einmal die größere Hälfte des Gebiets der oberdeutschen Sprache; denn die Grenzlinie zwischen Ober- und Niederdeutsch geht vom Ahrthal (Bonn) nordwärts von Kassel am Südfüß des Harzes vorbei, nach der brandenbur gisch-schlesischen Grenze auf dem rechten Oderuser, scheidet also eme Oberdeut ch redende Volkszahl, stärker als diejenige M ganzen Süddeutschland, von diesem aus. Historisch waren der Süden und Norden von Hause ans nicht getrennt; denn Ke Mgen nqch dem Vertrage v-n Verdun als eine staatliche Ernheitan- der