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Mchmtz-ZeitW lgenten neymer stellungen an. Nr. 17 Donnerstag, den 7. Februar 1895 61. Jahrgang Tagesqelchichte. Berlin. Die „Post" hört: Es ist alle Aussicht vorhanden, daß bezüglich der am l. April in Kraft tretenden Bestimuungen über die Sonntagsruhe für die Industrie auf dem Wege der Vereinbarung zwischen den verbündeten Regierungen möglichst eine Gleichförmigkeit der Ausführungsanweisungen erzielt wird. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Hllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- and hanSwirthschaftlicher MonatSbeilage. Kaninchen beschickten dritten Verbandsausstellung der vogtländischen Geflügel- und Kaninchenzuchtvereine kam u. A. auch zur Sprache, wie gefährlich das gleichzeitige Halten von Kaninchen und Hunden werden kann. Der Hund eines Mitgliedes des hies. Geflügelzuchtvereins hatte sein Nachtlager in einem Schuppen, woselbst auch die Kaninchen ihre Unterkunfts stätte hatten. Dieselben fraßen dann und wann das Brod, das der Hund in seinem Futternapfe übrig ge lassen, erkrankten plötzlich und starben eines nach dem anderen. Du die raffeechten, werthvollen Thiere dem Besitzer leid thaten und er keinen Grund für die Todesursache fand, so sandte er zwei Kaninchenkadaver an die Veterinärklinik zu Leipzig zur Untersuchung. In den Lebern der Thiere befanden sich zahlreiche Hundeblasenwürmer; jedenfalls hatten die Kaninchen die Eier dieses Schmarotzers beim Verzehren des Hundefutters mit verschluckt und die schnell wachsenden Blasenwürmer brachten die Thiere um. Es sei bei dieser Gelegenheit davor gewarnt, die Kinder mit de» Hunden spielen oder gar diese liebkosen zu lassen. Die Uebertragbarkeit des HundeblasenwurmS auf den Menschen ist leider schon ost festgestellt worden und hat schwere Leiden, ja den Tod herbeigeführt. Wermsdorf. Auf dem Naunhofer Forstrevier be fand sich seit längerer Zeit ein weißes Reh, welches dieser Tage verendet ausgesunden wurde. Daffelbe ist der Mgen kgl. ObersötstmeistererMMiM tvordSss und wird wahrscheinlich, nachdem es ausgestopft ist, im hiesigen kgl. Jagdschlösse aufgestellt werden. Zittau. Wie der „Zittauer Morgenzeitung" aus Reichenberg gemeldet wird, sei der Raubmörder Kögler als Fremdenlegionär in Algier entdeckt worven. Die „Reichenberger Zeitung" weiß hierüber Folgendes zu berichten: „Im Dezember 1894 erhielt ein Häusler im Bezirke Gablonz einen Brief von seinem Sohne, der wegen eines leichtsinnigen Streiches flüchtig geworden und sich bei der französischen Fremdenlegion hat anwerben lassen. Der Bries, ab gesandt von Saida in Algier, lautete dahin, daß im Oktober oder Anfang November zu der Legion ein 30 Jahre alter Mann gekommen sei, der sich gleich falls hatte anwerben lassen; er sei mit diesem Manne, dec sich Anton Gimpe nannte und vorgab, aus Tirol zu sein, bekannt geworden. Derselbe habe ihm erzählt, er sei in der Gablonzer Gegend nicht unbekannt und wegen eines Forstdiebstahls von dort geflohen, nach dem er zuvor dem Gablonzer Polizeikommissär ange- schosfin habe. Gimpe habe sich u. A. auch erkundigt, ob Frankreich Raubmörder ausliefere und als er dies in Erfahrung gebracht, sei er sehr bestürzt gewesen und von der Legion geflohen. Nach einigen Tagen sei der angebliche Gimpe jedoch eingeholt und in Haft gesetzt worden; seine Strafe büße er in Saida ab. Dieser Brief gelangte zur Kenntniß der Behörde, die sofort vermnthete, daß unter dem Namen Gimpe sich Kögler, eventuell ein anderer Verbrecher aus hiesiger Gegend verberge. Die Behörde veranlaßte die Ein- sckickung einer Photographie Küglers an den eben er wähnten jungen Mann. Die Antwort besagt nun, daß vas eingesandte Bild und die Personenbeschreibung vollkommen auf jenen Jnhaftirten paffe, der unter dem Namen Gimpe in der Fremdenlegion diene." Dem Ergebniß der weiteren behördlichen Erörterungen in dieser Angelegenheit darf man jedenfalls mit einiger Spannung entgegensehen. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) „WeifferitzfZektung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- Jnserate, welche del de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wir», same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen den» Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Dem Vernehmen nach wird uuch in unserer Stadt beabsichtigt, den 80. Geburts tag des Altreichskanzlers Fürsten Bismarck in fest licher Weise zu begehen. In nächster Zeit werden Seiten deS Stadtrathes an die Vorsitzenden der hies. Vereine Einladungen zu einer Besprechung ergehen, um sich zunächst über die Ausstellung eines Programmes zu der Feier schlüssig zu machen. — Das 3. Abonnements-Concert der hies. Stadtkapelle, das am Dienstag im Rathhaussaale stattfand, war wiederum sehr zahlreich besucht und fanden die Aufführungen ungetheilten Beifall. Als Solistin trat diesmal die Concert- und Opernsängerin Frl. Margareta Knothe aus Dresden auf, die sich schon im vorigen Jahre in günstigster Weise bei den hiesigen Concertbesuchern eingeführl hat und sich auch jetzt wieder durch ihre klare, reine, in allen Tonlagen gleichmäßig kräftige Stimme, durch deutliche, verständ liche Aussprache und nicht minder auch durch sicheres und doch von aller Affektion freies Auftreten allgemein Gefallen erwarb. — So niedrig, wie jetzt die Getreidepreise stehen, standen sie in Sachsen in den letzten Jahr zehnten wohl nie. Der Scheffel Roggen (60 Kilo) gilt 9 Mk., der Zentner Hafer baare 4 Mk. 80 Pf. Hauödorf. Der 15jährige Dienstknecht des hies. Gutsbesitzers Walter, Willy Fischer aus Dresden, war am 2. d. M. zur Aushilfe beim Gutsbesitzer Richter hier mit der Wegnahme des Strohes von der im Gange befindlichen Dreschmaschine beauftragt worden. Fischer aber beschränkte sich nicht auf die ihm an gewiesene Arbeit, sondern legte selbst Getreide ein, wobei derselbe in die Maschine kam, welche ihm die mittlen 3 Finger an der rechten Hand dermaßen ver letzte, daß dieselben von dem herbeigerufenen Arzt, Herrn 0r. Breitbach aus Kreischa, abgenommen werden mußten. Possendorf. Auf Anregung und unter dem Vor sitze des Herrn Semeindevorstand Sommerschuh findet am 13. d. M., abends 6 Uhr, im Schumann'schen Gasthofe eine Versammlung statt, in welcher das so oft in Frage gezogene Eisenbahnprojekt Deuben— Niederhäßlich—Wilmsdorf—Poffendorf—Kleinkarsdorf —Kreischa—Lockwitz—Niedersedlitz eingehend berathen werden soll. Es wird gewünscht, daß sich die Herren Vertreter der betheiligtenund angrenzenden Gemeinden, die betr. Herren Industriellen, sowie alle, welche In teresse an einer Eisenbahn für unsere Gegend haben, zu dieser Versammlung recht zahlreich einfinden. Dre-de«. In Betreff des Ankaufs der Weimar- Geraer Eisenbahn durch Sachsen erfährt man von wohlunterrichteter Seite, daß bei den von der königl. sächsischen Kommission mit dem Aufstchtsrathe der Ge sellschaft gepflogenen Verhandlungen vollständiges Ein- verständniß über die der General-Versammlung vor zuschlagenden Kaufsbedingungen erzielt worden ist. — Mit großem Interesse sieht man in der Dresdner Bewohnerschaft der am Donnerstag Abend stattfindenden Wahl des Oberbürgermeisters durch die städtischen Kollegien entgegen. Allgemein nimmt man an, daß Bürgermeister Geh. Finanzrath Beutler zum Oberbürgermeister und Bürgermeister vr. Nake zum zweiten Bürgermeister gewählt werden. Anders steht es um die Stelle des dritten Bürgermeisters, da, wie man uns meldet, für diese Stelle mehrere Kan didaten in Frage kommen. Riesa. Unsere Schützengesellschast feiert Heuer, und zwar vom 11. bis 14. August, ihr fünfzig jähriges Bestehen. Die Gesellschaft erläßt an eine größere Anzahl befreundeter Schützengesellschasten Ein ladungen zu der Feier, die in hervorragender Weise begangen werden soll. Borna. Sicherem Vernehmen nach wird, wenn nicht unüberwindliche Hindernisse entgegenstehen, in unserer Stadt eine Gewerbeausstellung ab gehalten werden. Wenn man bedenkt, daß seit ca. 25 Jahren keine Ausstellung hier stattgefunden hat, so wird ein derartiges Unternehmen nicht nur den Beifall der Gewerbetreibenden, sondern auch der Behörden finden. Der hiesige Gewerbeverein wird die Angele genheit energisch in die Hand nehmen. Rochlitz. In der letzten Stadtverordnetensitzung stand u. A. der Rathsbeschluß, „die Einführung einer allgemeinen Polizeistunde für die Schankwirthschasten hiesiger Stadt betreffend", wiederholt zur Berathung. Nach längerer Debatte gab das Kollegium einstimmig sein ablehnendes Gutachten ab, weil man 1. die Ein führung einer allgemeinen Polizeistunde in hiesiger Stadt überhaupt nicht für nöthig hält, 2. weil man sich nicht davon überzeugen kann, daß die vom Rathe vorgebrachten Gründe die geplante Maßregel recht fertigen und 3. weil die Steuerrestanten rc., d. h. die jenigen Personen, welche durch die Einführung der Polizeistunde getroffen werden sollen, wirksamer als durch diese, durch die Bestimmungen des Gesetzes vom 21. April 1884 getroffen werden können. Siebenlehn. In unserer Stadt, welche 172 Schuhmachermeister und eine noch gröbere Zahl Schuh machergesellen beherbergt, werden Ende Februar, bezw. Anfang März zu Ehren des Altmeisters HanS Sachs, einige FestauffMLN^ und Bürgerinnen der Slam veranstaltet. Las Hans Sachs- Festspiel wird folgende Stücke umfassen: „Hans Sachs", Episode aus des Meisters Leben von Burchard ; „Frau Wahrheit will Niemand beherbergen" von Hans Sachs; „Lisbetha", Tragödie von Hans Sachs; „Der fahrende Schüler", Lustspiel von HanS Sachs. Chemnitz. Der Schulausschuß hier hat be schlossen, eine Vertheilung von Zuckerdüten in der Schule und durch die Lehrer für die Zukunft zu ver bieten. — Am 2. Februar Abends fand in der Poststrabe vor der Hauptpost ein größerer Zusammenlaus von Menschen statt. Die Veranlassung dazu war folgende. Ein Unbekannter hatte am Eingänge zur Briefannahme des Hauptpostamtes einem mit der Einlieferung von Werthsendungen beauftragten Lehrling einen Ein- hundertmarkschein entrissen und sich dann eiligst aus die Flucht begeben. Auf den Hülferuf des Lehr- lings> begann sogleich eine eifrige Verfolgung des frechen Menschen, die auch bald von Erfolg begleitet war. Der Dieb, der den Kassenschein schon in seiner Tasche verborgen hatte, wuhde von einem Schutzmann sestgenommen und, von einer großen Menschenmenge begleitet, zur Polizeiwache geführt. Buchholz. In unserer Stadt, in welcher sich das Rathhaus schon längst nicht mehr als ausreichend erweist, wird in maßgebenden Kreisen jetzt erwogen, wie der Raummangel am besten zu beseitigen ist. Zunächst soll das Rathhaus auf seine Tragfähigkeit untersucht werden, um ev. ein Stockwerk aufzusetzen. Sollte sich dieses als unzulänglich erweisen, so würoe man sich über kurz oder lang vor die Nothwendigkeit gestellt sehen, einen Neubau vorzunehmen. Dann würden jedenfalls auch die Diensträume des kaiserlichen Postamtes darin untergebracht werden. Schönheide. Die Baukosten für den vom hiesigen Erzgebirgs-Zweigverein auf dem Kuhberge errichteten Prinz-Georg-Thurm betragen 134l0 Mk., wo von 9933 Mk. gedeckt sind. Im Ganzen werden noch 3596 Mk. zu begleichen sein. Einige nothwendige Ergänzungsbauten (Anbringung von Läden rc.) werden außerdem noch 600 Mk. beanspruchen. Der Verein hat ein mit 5 Proz. zu verzinsendes Darlehen zur vorläufigen Deckung der Bauschuld ausgenommen. Im vorigen Jahre wurden 7800 Einlaßkarten verkauft. OelSuitz i. V. Bei Gelegenheit der hier eröff neten, mit ca. 300 Paar Tauben, 160 Stämmen Hühnern, Enten und Gänsen und etwa 20 Stämmen