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82. Jahrgang Dienstag den 24. April 1917 abends Nr. 93 Inserat« werden mit 20 Pf., solche aus unseveH Amtshauptmannschaft mit 1b Pf. die SpaltzeÄ «der deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (ma von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 40 bez, SüPf. — Tabellarisch« undkomplizierteJyserat« mit entsprechenden! Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile KO Pf. Mkißmtz-Mung TMMU M Azeigtt ftr HMvOe, WMrg ll. U. Aml9UE für die königliche AmLshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtselttgem Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die ^veGerltz. Zettung" erscheint täglich mi. Äus- nähme der Sonn» und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausae- aeben. PreisvierteljShv- lich 1 M. 80 Pf., zwei» monatlich 1 M. SO Pf, kinmonatlichSOPs. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten, Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Staatsminister Graf Vitzthum zur politischen Lage. (In unserer letzten Nummer bereit» kurz erwähnt.) Bei der am 22. April stattgefundenen Wethe des neuen Verwaltungsgebäude» der Dresdner Gewerbekammer hielt der Minister de» Innern Graf Vitzthum folgende An sprache: „Zu schlichter Feier, dem Ernst der Zeit gemäß, hat uns die Gewerbekammer in dieses Haus geladen, in dem sie darüber zu beraten haben wird, wie dem Handwerker stand de» Gewerbekammerbezirks Dresden nach schwerer Kriegszeit zu neuem Schassen und neuem Blühen zu ver- helfetr ist. Schlicht und ernst soll auch mein Glückwunsch sein. Die Regierung kennt die Nöte de- Handwerkerstandes, und wie sie bisher geholfen hat, wird sie die« auch in Zukunft noch Kräften tun. Sie wird es umso lieber tun, ol» sie dem sächsischen Handwerkerstand das Vertrauen «ntgegenbringen darf, daß er sich nicht auf fremde Hilse ver- lassen will. Das ist ja auch die Erfahrung diese» Krieges, daß der Mensch in der Not Uebermenschliche« zu leisten ver mag, wenn er sich selbst nicht verloren gibt. Wir stehen voll Bewunderung vor dem, was unser Volk in diesem Kriege geleistet hat in allen seinen Ständen, im Feld und in der Heimat. Nun gilt r« nur noch kurze Zeit duichzuhalten Bon dem Frieden trennt uns keine lange Zeit mehr, aber noch gibt es kein anderes Miitel, den Frieden zu erringen, al» den Kampf mit den Feinden, die ihn abkhnen. Die offensive Macht unserer Feinde im Osten scheint gebrochen, aber bei der Zerrissenheit der inneren Verhältnisse können noch Wochen vergehen, ehe sich der Friedenswille in Ruß- land durchsetzt. Im Westen tedoch haben England und Frankreich in ihrem ungeschwächen Vernichtungswillen neue Massen gegen unser Heer geworfen, das im Begrisf ist, diesen letzten Ansturm unserer Feinde nach schwerem Ringen in bewährtem Heldentum siegreich abzu- schlagen. Mit der Zuverlässigkeit eines Uhrwerk« arbeiten unterdessen unsere O-Booie aus dem Weltmeer. Ihre Er- folge lassen un« den Zeitpunkt voraussehen, wo auch England für den Frieden reif sein wird. In diesen Wochen ist Deutschland« Schicksal sür alle Zetten dem lebenden Geschlecht In die Hand gelegt. Don unserem Pflichtgefühl und unserem Willen hängt das Schicksal unseres Volkes und unserer Kinder ab. Wer in dieser Stunde seine Hand vom Pslug und Schraubstock zurück- zieht, den trifft dieselbe Verantwortung wie den, der seinen Platz im Schützengraben eigenmächtig verläßt und ISd, wie der geldmarschall von Hindenburg sagt, unsühnbare Schuld auf sich. Wer aber einen anderen verleitet, so zu tun, der tiägt noch schwerere Verantwortung, und wer es tut in der Absicht, Deutschland« Widerstandskraft zu schwächen, der sogt sich damit selbst Io» von der Gemein schaft seine« Volke». Denn dieses unser Volk weiß, daß wir den Krieg nicht au» Eroberungslust begannen und nicht aus Eroberungrlust fortsühren. Wir kämpfen um den Frieden, der unter und unserer Kinder Leben und Dasein, Wirken und Schaffen stchein soll. Den notwendigen Vorrat an Nahrungrmiltrln haben wir unter der Dor- aursetzung sparsamer Einteilung bis zur nächsten Ernte gesichert. Sein Bestand ist unabhängig von dem Zelt- punkt de» Friedinsschluss«», denn der Weltmarkt außerhalb Deutchland, steht unter dem Zeichen schwerer Miße,nten. Für un» ist kein Grund zur Sorge gegeben, vielmehr olle Ursache, mit froher Zuversicht uns dessen bewußt zu sein, daß der größte Augenblick deutscher Geschichte ge- kommen ist, und daß wir berusen sind, un» seiner würdig zu erweisen " Oertliches und Söchsifches. Dippoldiswalde. Endlich scheint sich dar Wetter bessern zu wollen. Bet ziemlich hohem Barometerstände, der ein längere» schöne» Wetter anzeigt, zeigt sich seit langen Regentagen die Sonne unverhüllt am Himmel. Es wurde aber auch nachgerade die höchste Zeit. Vorm Jahre um diese Zeit blühten bald die Bäume. — Ler Lebensmitlelausschuß belchäsikgtr sich in seinen letzten eihungin bereit» mit der Sicherstellung von Früh- und tzerbstgrmüse und beschloß, von der sich bieten- den Gelegenhet zum Ankauf sofort lieferbarer Kohlrübrn Gebrauch zu machen. — Die bereit» früher ang,kündigt, vnlammlurg, die tich mit ter Hebung der Ziegenzucht in Dippoldiswalde beschäftigen so», findet nächsten Sonntag statt. — Abwälzung der Warenumsotzsteuer. Wegen der zahlreichen unerquicklichen Streitigkeiten, die über die Frage der Abwälzung der Warenumsatzsteuer entstanden waren, baten in weiterer Verfolgung früherer Erörterungen und Verhandlungen die sächsischen Handelskammern auf ein stimmigen Beschluß der Vorsitzenden und Syndizi in einer gemeinschaftlichen Eingabe an das Kgl. Ministerium des Innern für die Herbeiführung einer Gesrtzerergänzung ein, wonach die Abwälzung vom Verkäufer auf den Käufer in der Form besonderer Berechnung der Steuer verboten werden soll. — Waldarbeiter Paul Oelschlegel auf Schmiede berger Revier erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Kreischa. Der „Bote vom Wtlisch" schreibt: Bei der Thüringer Gargeselischaft in Leipzig erfuhr die Gasabgabe dcr von den Unternehmern bewirtschafteten Gaswerke 1916 10,4, die Stromabgabe 10,8 Prozent Steigerung. Der vermehrte Umsatz brachte nach dem Vorstandsbericht nur bescheidenen Nutzen wegen der Kohlen-, Roh-, und Hilssstofsoerteuerung, sowie der Gehalterhöhung. Ende 19lb versorgte das Unternehmen 482 Gemeinden mit 1,04 Millionen Einwohnern m t Gas und Elektrizität. Es werden 16 Prozent Dividende vorgeschlagen. — An die Thüringer GasgeseHschaft ist auch unsre Gegend ange- schlossen. Dieser Tage nun wurden wir dadurch unan- genehm überrascht, daß auf der uns vom Mügelner Werk vorgelegten Rechnung die Gasuhr-Miete von M. 1.20 auf M. I 80 für das Vierteljahr heraufgeschraubt war, das sind bei 2 Uhren pro Jahr M. 4 80 mehr. Diese Steigerung hat in hiesigen Abnehmerkreisen allgemeine» Mißfallen hrrvorgerufen, umsomehr als sie ohne jede Be gründung und ohne vorherige Bekanntgabe ersolgte. Eine Begründung dürfte auch kaum möglich sein, da es sich um alte Uhren handelt, die ja zum Teil durch die langjährige Abzahlung schon bezahlt sind, andererseits aber auch eine Bedienung der Uhren nicht in Frage kommt. (Das gleiche trifft voll und ganz auch aus die Dlppoldiswalder Gegend zu.) DktSden. Dos endgült'ge Zeichnungsergebnis der 6. Kriegsanleihe bei der Dresdner Reichsbanthauptstelle und deren Nebenstellen hat sich noch bedeutend günstiger gestaltet. Es sind hier Insgesamt 3Z0 Millionen Mark, davon 33 Millionen gegen Umtausch, gezeichnet worden gegenüber 270 Millionen bei der 5. und 268 Millionen bei der 4. Kriegsanleihe. Kamenz. Ein schwerer Einbruchsdiebstahl wurde im hiesigen Welt-Kino verübt. Als sich die Besitzerin nachmittags in da» Theaterlokal begab, um die Vorberei tungen sür die Vorstellung zu treffen, mußte sie die Wahr- nehmung machen, daß ihr sämtliche Filmstreifen im Werte von mehreren Tausend Mark gestohlen worden waren. Der Dieb, bei dem es sich nur um eine mit den örtlichen Verhältnissen vertraute Person handeln kann, hat sich offenbar in den Theaterraum ein schließen lassen und dann die Filmstreifen von den Spindeln entfernt. Wurzen. Vorvergangene Nacht wurden durch Lin- bruchsdtebstahl im Gold- und Silberwarengeschäst von Strauß Gold- und Silberwaren im Werte von 6000 M. gestohlen. Bon den Dieben hat man keine Spur. Kirchberg. Lin schauriger Fund wurde beim Um graben in dem am Oltenrbrrg gelegenen Garten eines htes'grn Fabrikbesitzer» gemacht. In 1>/4 Meter Tiefe stieß man auf «in noch gut erhaltenes Skelett eine« an- icheirend jüngeren kräftigen Mannes Lin Im Schädel befindliches Loch läßt auf einen Mord schließen. Näheres wurde noch nicht ermittelt. Pkaurn i. B. Da Holzdl,Wähle und Waldfrevel, be- sonder» durch ältere Kinder, immer mehr üb«Hand nehmen, erläßt der Stadlrat Anordnungen zum Schutze der Siadt- Waldungen, nach denen vor ollem da» Sammeln von Leseholz nur an bestimmten Wochentagen und nur bi» zum Eintritt der Dunkelheit gestattet ist. Die schärssten Abwehrmoßregeln werden angedroh«. Sebnitz. Zwischen dem hiesigen Bahnhofsgebäude und dem Güterschuppen wurde von der Militärverwaltung eine Entlruchungrboracke errichtet. Bautzen, 22 April Spät zu Vermögen gekommen ist die 72 Jahre alle, ledig« Almosenempfängerln Anna Böhmer, die sich ein Menschenleben hindurch schlecht und techt al» Weißnäherin durchgeschlagen hatte. Bon ihrem Bruder, der al» kchfsrkapitän weit in der Welt herum- gekommen war und in allen Herren Ländern Schütz, ge sammelt hatte, hat sie jetzt einen Betrag von 42000 » geerbt. . Vermischtes. ' Die Städterin auf dem Lande. „Wie alt ist Ihr« Kuh?" — Bauer: „Zwei Jahre." — Die Städterin: „An was sehen Eie da»?" — Bauer: „An de» Hörnern." — Städterin: „Ach ja, richtig, sie hat ja zwei Hörner." Kirchen-Nachrichten. Donnerstag den 26. April 1917. Hennersdorf. Nachmittag» 4 Uhr Kriegsbetstunde. Kreischa. Abends 8 Uhr: 121. Kriegsbetstunde. Possendorf. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde: Pfarrer Nadler. Sparkasse zu Reinhardtsgrimma. Nächst« Lrpedttionstag: Mittwoch den 25. April nachmittag» von 2—5 Ubr. Letzte Nachrichte«. Balfours „delikate" Aufgabe. Haag. Der Washingtoner Berichterstatter der „Times" drahtet: Die Entsendung Balfours wird von der ameri kanischen Presse als wichtigste» Ereignis de» Tages be trachtet. Die Ankündigung von Balfour» Reise ist be geistert ausgenommen worden. Der Washington« Be richterstatter der „New York Times" weist darauf hin, datz die Regierung, die di« delikate Natur von Balfours Mission kenne, sehr erfreut sei, mit einem Staatsmann von seinen Fähigkeiten verhandeln zu können. Niemand kenne besser die Empfindlichkeit des amerikanischen Volke» bezüglich ausländischer Verträge. Man erwarte deshalb, daß Balfour keinen einzigen Vorschlag machen werde, der der ameri kanischen Regierung in der einen oder anderen Welse Schwierigkeiten machen könnte. Man glaubt, daß in einem aussührlichen mündlichen Gedankenaustausch die beste Ge währ für «ine Uebereinstimmung in allen wichtigen Fragen, die jetzt zu entscheiden sind, liegt. 'Die militärische Aushebung lm Staate New Vork. London, 23. April. Die Auehebungslistrn für d« Staat New York umfassen allein 50000 Mann. Zunächst werden nur die Männer zwischen 19 und 25 Jahren eia- gezogen. — Die englischen milltärdienstpsllchtigen Staats- bü ger in Amerika, die nicht entweder sür die amerika nische Armee oder die in Amerika zu rekrutierende Brigade eintreten, werden veranlaßt, da« Land zu verlassen, wöbet sie aus jeden Fall in die Gewalt der englischen Schisse geraten müssen. , Der Hoffnung'volle, aber wenig zahlreiche Jahrgang 1918. Basel. Zum Abgang der Jahresklasse 1918 an die Front schreibt Gustave Herve in der „Vietoire": Wir haben nur «in Bedauern, wenn wir diese Jugend für di« schwere und große Prüfung abgehen sehen: daß sie nicht zahlreicher ist! Kaum 200000 Jünglinge, währind die deutschen Jahresklassen mehr als das zweifache mar- machen. Maifeier in Rußland. Der Rat der Arbeiter- und Soldatrndelegierten beschloß in ganz Rußland den l. Mai neuen Stil» zu sein«. Für diesen Tag sind große Arbeitrrkundgebungen, wie sie in Rußland noch nie erlebt wurden, im ganzen Laud« vorgesehen. Lenin spricht gegen England und Frankreich. Petersburg, 22. April. Lenin sucht die Nutzlosigkeit da, Kriege» zu beweisen und die VolksmasstN gegen England und Frankreich aufzuwirgeln.'s Die Ukraine fordert Autonomie. Kiew, 20. April. (Meldung der Petersburger Tso- graphen-Agentur.) Der ukrainische Natlonalkongretz hat sich für die russische söderative Republik sowie für die Autonomie der Ukiaine ausgesprochen. ^Der neue englische Ansturm blutig zusammengebrochenl Berlin, 23 April (Amtl'ch) Auf dem Schlachtfeld VW» Arras ist heule der neue englisch, Aniturm unter schwerst« Verlusten ergebnislos zusammengebrochen.