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sächsische Verkeilung .64. Dresden, Freitag, den 17. März 1905. 67. Jahrgang. Bezugsbedingungen: v» .vskw-»"«. aDcheka 1«»«« w,ch«,ta« Mchiattoa, s Uhr mV dr« Votum d« solgrud«, LM» VU v«jug»arLühr brtrSgt 1^0 Mart «d«r«0 Pf,, sttr j«»«, Monat, vv Mrf^ttung' ist zu lxz^tzrn durch dv Xch«rttch«u pcht«N«Urn, dv candbriostrSg« uud durch M^nvotrn vvfrrvrcfrfrrungkmyauirr-edt » poft noch dt« »u,v0uug^<«U,r »m,« Pf,. Lüe-ramm-kdr.: vorfzettnng Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: »Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Xgl. Llmtshauptmannschasten Vrerden-Kltstsdt und Vresden-Neustadt, für das Ugl. Llmtsgericht Dresden, die Ugl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul Anzeigen-Preise: Telephon: Dresden, Nr. 3916. Da» -Eeuefte. Dem Erfinder der Kehlkopfspiegel-, Manuel Garci a, ist anläßlich feiner 100. Geburtstages vom Deutschen Kaiser die große goldene Medaille für Wissen schaften verliehen worden. Der neue norwegische Ministerpräsident Mich elfen hat sich vor dem Storthing zum Programm der Schaffung eivrS eigenen norwegischen Konsulatswesens bekannt. Der französische Kolonialminister wird dem nächst eine Reise nach Indo-Ehl na unternehmen, wo Frankreich seinen Flottenstützpunkt erheblich ver stärken will. Die Bildung eines neuen italienischen Ministeriums unter Fortis hat sich als unmöglich herauSgestellt. Man spricht von einem Zwischen ministerium Tittoni. Zwischen Mukden und Tieling werden noch fortgesetzt russische Abteilungen von den Japanern gefangen genommen. Fast sämtliche fremden Militärattaches sind bei Mulden in die Hände der Japaner geraten. Die „Times" melden, daß eine größere japa nische Truppenmacht, Infanterie und Artillerie, sich Wladiwostok nähere. Auf der Höhe von Singapore find drei japa nische Kreuzer und ein Kvhlendampfer außerhalb der Territorialgewäsfer vor Anker gegangen. Jahresbericht der Handelskammer Dresden auf das Jahr 1802, Der soeben zur Ausgabe gelangte I. Teil des Jahresberichts der Handelskammer Dresden über das Jahr 1904 behandelt die Tätigkeit der Kammer während des Berichtsjahres. Von den Maßnahmen, Gutachten und Untersuchungen, die der Kammer zur Förderung und zum Schutze von Handel und Gewerbe im allge meinen oblagen, seien die nachstehenden als besonders bemerkenswert hervorgehoben. Wie bereits im Vorjahre, hat sich die Kammer ausführlich mit Vorschlägen behufs Aenderung und Zu sammensetzung der sächsischen Ständeversammlung be schäftigt, die sich auf eine angemessene Vertretung von Handel und Industrie, namentlich in der Ersten Kammer, beziehen. Die Kammer beschloß, an beide Kammern dn Ständeversammlung, sowie an das König!. Mini sterium des Innern Eingaben zu richten, die dahin gingen, „daß Industrie und Handel ein verfassungs mäßiges Recht auf eine angemessene, d. h. derjenigen der Landwirtschaft ähnliche Vertretung in der Ersten Stindekammer erhalten, und zwar so, daß nur der kleinere Teil dieser Vertretung von Sr. Majestät dem Könige ernannt, der größere aber von den Handels kammern auf Zeit gewählt wird." In der Zweiten Kammer wurde von der Minderheit der GesetzgebungS- deputation, deren Berichterstatter der Syndikus der Dresdner Handelskammer war, die Vorlegung einer Regierungsvorlage beantragt, die für Industrie, Handel und Gewerbe gemäß der seit Erlaß der Verfassung völlig veränderten Bedeutung der einzelnen Berufs stände ein verfassungsmäßiges Recht auf eine der land wirtschaftlichen gleichwertige Vertretung in der Ersten Kammer feftfetze. Auch solle die Zahl der in der Ersten Kammer verfassungsmäßig vertretenen großen Städte erhöht werden. Die Kammer lehnte jedoch diesen An trag ab und beschloß, die Regierung zn ersuchen, „in Erwägung darüber einzutreten, in welcher Weise bei der Zusammensetzung der Ersten Kammer den veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen durch eine entsprechendere Berücksichtigung der Industrie, des Handels und Ge hrdes Rechnung getragen werden kann." Die König!. StaatSregierung erklärte sich bereit, einer „angemessenen ^rgänzmig der Ersten Kammer im Sinne de- erwähnten Beschlußes der Zweiten Kammer zuzustimmen, „sobald Euber zunächst eine Entschließung, eine Aussprache auch der Ersten Kammer vorliegt." Die Erste Kammer hat sich ^doch mit der Frage während der letzten btändrversammlung nicht beschäftigt. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm gestern mit der Kaiserin frühmorgens einen Spazier gang. Dann sprach der Monarch beim Reichskanzler vor und hörte eine Reihe Vorträge. Die Mittelmeerreise des Kaisers wird am 23. März nachmittags von Kuxhaven aus auf dem Dampfer „Hamburg" der Hamburg-Amerika-Linie an- aetreten werden. - Die Fahrt geht zunächst ohne Unter brechung bis Lissabon; Vigo wird nicht angelaufen. In Lissabon bleibt der Kaiser bis Ende März. Dann geht die Fahrt weiter nach Neapel. Vorher werden noch einige Häfen besucht. Die Ankunft des deutschen KaiserpaareS in Taormina ist für Anfang April an- geküudigt. Aus Berlin ist bereit- das Mobiliar für die kaiserlichen Appartements im Hotel „TimaeuS" ein getroffen. Zur Hochzeit des deutschen Kronprinzen wird nach einer Meldung aus Tokio der japanische Prinz Arisugawa in Berlin eintreffen. Der Lippische Landtag genehmigte gestern das lippische Thronfolgegesetz in der ihm von der Kommission gegebenen Fassung. Hiernach ist der nach dem SchiedS- vertrag vom 5. November 1904 zwischen dem Fürsten Georg zu Schaumburg-Lippe und dem Grafen Leopold zur Lippe-Biesterfeld, Regenten des Fürstentums Lippe ergehende Schiedsspruch für die Thronfolge im Fürsten tum Lippe maßgebend. Auf die Einsetzung und Füh rung einer bis zur endgültigen Erledigung des zurzeit schwebenden Thronfolgestreites etwa noch weiterhin not wendig werdenden Regentschaft finden die Bestimmungen des Regentschaftsgesetzes vom 24. April 1895 ent sprechende Anwendung. Zum lippischen Thronfolgestreit teilt die „T. R." mit, daß die Verhandlungen vor dem Schieds gericht in vollem Gange sind. Die mündlichen Ver handlungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach im Juni stattfinden; der Urteilsspruch wird dann voraus sichtlich im Juli erfolgen. Der Bund der Industriellen hat, veranlaßt durch den beim Beraarbeiterstreik hervorgetretenen Bruch kontraktlicher Verpflichtungen, eine Kommission zur Er örterung der Idee einer Streikordnung eingesetzt, die bereits zusammengetreten ist. Wohnungsgelder und ServiSklassen. Es ist in Aussicht genommen, die von der Regierung an gekündigte Erhöhung des Wohnungsgeldzuschusses für die unteren Beamten zum 1. April 1906 eintreken zu lassen. Mit diesem Zeitpunkt wird auch eine Neu regelung der ServiSklaHeneinteilang im Reiche stakt- Nachdem die rechtlichen Grundlagen über eine im Anschluß an ein Automobilgesetz eventuell zu bildende Zwangsgenossenschaft der deutschen Atttomobil- vesitzer erwogen worden sind, liegt die Materie nun mehr dem Reichsamt des Innern vor zur Erwägung der Modalitäten, unter denen eine derartige Zwangs genossenschaft zu etablieren wäre. Zur Witwen- und Waisenversicheruna, für deren Inkrafttreten bekanntlich das Jahr 1910 gesetzlich festgelegt ist, hat Gras v. PosadowSky im Reichstage eine Erklärung abgegeben, die erkennen läßt, daß über diese Angelegenheit eingehende Verhandlungen stattge funden haben. Danach sind im Reichsamt des Innern schon die Grundzüge für die Witwen- und Waisenver sicherung ausgearbettet und den verbündeten Regierungen mit der Bitte zugesandt worden, ihre Gutachten hierzu von Schiffahrtsabgaben auf den natürlichen Wasser straßen rc. auS. Der dritte Teil behandelt dir öffentlichen Lasten und Abgaben. Gegen die von der Königlichen Staats regierung vorgeschlagene Einführung von Gewerbe steuern m sächsischen Gemeinden hat die Kammer im Berichtsjahre wiederholt Stellung genommen. Ebenso hat sich die Kammer gegen die nach der Vermahlungs menge gestaffelte Besteuerung der Getreidemühlen in Sachsen ausgesprochen. Dergleichen wurde in be sonderer Sitzung beschlossen, Rat und Stadtverordnete von Dresden um Ablehnung der geplanten Umsatz- und Zweiageschästssteuer zu ersuchen. Der letzte Abschnitt beschäftigt sich mit inneren Angelegenheiten der Kammer. Auf eine Umfrage des Deutschen HandelstageS befürwortete die Kammer in einem Gutachten die gesetz liche Einführung von gerichtlichen Zwangsvergleichen außerhalb des Konkurses. , Im Berichtsjahr wurde vom Rate der Entwurf von Bestimmungen für vereidigte Bücherrevisoren in Dresden angenommen. Die von der Kammer vorge- schlagenen Revisoren wurden vereidigt, außerdem noch ein von der Kammer nicht vorgeschlagener Revisor. Ein eingehendes Gutachten gab die Kammer auf Veranlassung des Königlichen Ministeriums des Innern zu einem längeren Bericht der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft, in dem sich diese gegen ein schränkende polizeiliche Maßregeln (Verbot von Tank wagen) verwahrte, ihr Geschäft als unabhängige deutsche Unternehmung hinstellte, sowie ihren Geschäftsbetrieb als frei von Monopolbestrebungen und ungerechterweise angefeindet bezeichnete. Die Kammer ermittelte zu nächst die tatsächlichen Verhältnisse im Petroleum geschäfte namentlich des Dresdner Bezirks durch eine Umfrage bei den Beteiligten. Auf Grund der ge schaffenen Unterlagen legte die Kammer in ihrem Be richte an das Ministerium die sehr engen Beziehungen der Deutsch-Amerikanischen Pettoleum-Gesellschaft (v ä. k 6) zum amerikanischen Standard-Oil-Trust dar und verwies gegenüber den Rechtfertigungen der genannten Gesellschaft auf die begründeten Klagen der beteiligten Geschäftsleute über die Unstetigkeit und Ungleichmäßig keit der Petroleumpreise, auf die erhebliche Verteuerung des Petroleums in den Jahren 1893 bis 1903 uno auf gleichzeitig überaus hohe GeschästSgewinne der 0 U O und anderer Tochtergesellschaften des ameri kanischen Petroleumtrusts, die bis vor kurzem das deutsche Petroleumgeschäst fast ausschließlich in den Händen hatten. Weiter wurde darauf hingewiesen, daß die Gesellschaft den unmittelbaren Verkauf an die Kleinhändler an sich zu bringen suche, wodurch der Großhandel seinen bisherigen Petroleumumsatz zum größten Teil verloren habe. Bereits früher hat die Kammer ausführliche Vor schläge zur Beseitigung der vielbeklagten Mißstände im Ausstellungswesen gemacht. Im Berichtsjahr hat nun das Ministerium Anordnungen an die Kreishaupt mannschaft erlassen, die im wesentlichen den seinerzeit von der Kammer gemachten Vorschlägen entsprechen. DaS Gesetz über die Kaufmannsgerichte ist be kanntlich am 1. Januar 1905 in Kraft getreten Bei der Borberatung der Satzungen für das in Dresden errichtete Kaufmannsgericht haben auf Ersuchen des Rate- sechs Vertreter der selbständigen Kaufleute mit- oetvirkt, die von der Handelskammer ernannt worden. Auf Ersuchen der Amtshauptmannschast Dresden-Neu stadt stellte die Kammer durch Umfrage fest, daß zurzeit kein Bedürfnis zur Errichtung eines KoufmannSqerichtS für die Amtshauptmannschast DreSden-Neustadt oder Teile derselben bestehe Die gleiche Frage schwebt be treffs der Amtshauptmannschast DreSk^n-Altstadt. Auf Veranlassung der deutschen HandekStagS stellte die Kammer fest, daß sich im Kammerbezirke teils schon feit Jahren, teils seit dem Ende de- Vorjahrs ein Mangel an Kupfergeld in zunehmendem Maste bemerk bar mache. Infolgedessen befürwortete die Kammer die AuHwäliung von Kupfermünzen und ersuchte auch daS Ministerium, in diesem Sinne auf die Reichsverwaltung hinzuwirken In der Frage der Ausprägung der Dreimarkstücke hat sich die Kammer gegen die Ausprägung solcher ge äußert, aber befürwortet, daß mehr Kronen und die Fünfmarkslücke in einer handlicheren Form ausge prägt werden Uebrr die nunmehr in Kraft getretenen Handels verträge hat sich die Kammer vielfach gutachtlich ge äußert und dre bei ihr hierzu eingegangenen Wünsche weiter vermittelt. Im zweiten Teile des Berichts wird über die Tätigkeit der Kammer auf dem Gebiete des Verkehrs wesens Auskunft erteilt. Er spricht sich über Maß nahmen hinsichtlich des Post-, Telegraphen- und Fern sprechwesens. über Personentarifreform bei den Eisen bahnen, Fahrplanänderungen, neue ZugSverbindungen, Frachtsätze, die Notstandstarife wegen Einstellung der Elbschiffahrt, für Futtermittel und — ablehnend — über die zunächst in Preußen geplante Wiedereinführung